Tuesday, July 14, 2009

BLOG: Georgien-Tagebuch (blog.zdf.de/3sat.Kulturtube)

Stefan Braunshausen und Matthias Bölinger sind im Juli auf Drehreise für "Kulturzeit" (3sat). Binsenweisheiten und oberflächliche Alltagsbeobachtungen findet man in ihrem Blog. Distanzierte Beschreibungen ihre Reise, wo sie die Lage Georgiens herausfinden wollen, veröffentlichen sie dort online. Und dabei meine ich nicht die skeptische Distanz, die für eine Analyse notwendig ist. Keine Fragen, keine Interviews, keine geopolitischen Recherchen. Aber gängige Klischees kann man nachlesen, dass zum Beispiel Taxifahrer Straßen nicht kennen. Soll das bedeuten, dass man sich im Kaukasus grundsätzlich dumm anstellt?
Normalerweise hätte ich von diesem Format, für welches diese Journalisten arbeiten, mehr erwartet.

Hier geht es zu dem Blog >>>

Mein Komentar dazu: Ich finde, dass man sich schon etwas mehr Mühe geben könnte. Von Journalisten erwarte ich etwas mehr Recherche, etwas mehr Tiefgang etc. ... Für mich ist das eine banale Berichterstattung ... und das von "Kulturredakteuren" !!! Ich erwarte mehr Gewissenhaftigkeit!
Für den landläufigen Leser, der sich nicht auskennt, entsteht hier ein ziemlich dubioses und oberflächliches Bild!! Keine Mentalität wird beschrieben, kaum Geschichte, nichts wird versucht irgendwie zu erklären. Als Leser will ich doch wissen, was dort wirklich los ist? Es findet kaum eine Annäherung statt. Kein Einfühlungsvermögen, geschweige, dass die Autoren irgendeine Ahnung von der Region haben.
Was soll das? Kann denn jeder irgendwie einen Reisebericht zum besten geben. Von Redakteuren erwarte ich etwas mehr. Das was hier abgeliefert wird, kann jeder! Ich bin enttäuscht! Das ganze klingt, um mal von dem Klang dieses Tagebuches zu sprechen, also es klingt ..., als ob 14-Jährige irgendwie berichten und nacherzählen was sie so unmittelbar während ihres ersten Auslandsaufenthalt so erleben, gehört und gesehen haben ... Normalerweise möchte ich nichts abwerten. Aber dieses Tagebuch ist weniger als durchschnittlich ...
Ich kann mir nicht vorstellen, was am Ende dabei herauskommen soll - nach der Drehreise! Ich glaube da werden wieder einmal nur Klischees bestätigt. Blabla ... keine Fragen, nichts wird gewagt ... geschweige denn Persönlichkeiten, die etwas vom Thema verstehen, befragt ... Wo bleibt die Analyse oder das Statement, oder irgendeine kenntnisreiche Darstellung der Situation und des Konfliktes in der Region selbst und natürlich ist die geopolitische Lage nicht zu unterschätzen ...
Und dass die Taxifahrer Straßen nicht kennen ... ist ebenso banal ... mich interessiert doch, wie die Umstände der Menschen dort sind, wie sie sich derzeit fühlen und warum es Probleme gibt? Ich weiß nicht, aber irgendwie vermute ich eine gewisse Arroganz ... Es geht eben wieder einmal nicht über einen unterbewußten Vergleich hinaus.
Immer dasselbe: mittlerweile weiß jeder, dass weltweit zum Beispiel die Straßen in einem schlechteren Zustand sind, als hier bei uns (und das ist zum gähnen) ...
So ein Tagebuch finde ich letztendlich ziemlich anmaßend!
Oft vermisse ich Autoren, die ein Urteilsvermögen haben, ohne einem Gleichklang zu verfallen, und natürlich auch kritsch sind, nachdem sie in verschiedene Richtungen recherchiert haben. Dabei sollten sie natürlich ihr Einfühlungsverhalten nicht vor die Hunde gehen zu lassen. Das respektvoll geurteilt wird, sollte wohl eine Voraussetzung sein. Und wenn man sich schon darüber hinwegsetzt, würde ich zumindest einen gewissen gewinnenden Humor erwarten ... aber so trocken mit mit der Situation anderer umzugehen, ist einfach krude.

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