Tuesday, January 10, 2006

Das Georgische Thema in ...

Das georgische Thema zeigt sich in der deutschen Literatur schon im 13. Jahrhundert. Wolfram von Eschenbachs »Parzival«, Albrechts »Ortnit«, »Reinfrid von Braunschweig« und » Jüngerer Titurel« liefern erste Angaben über den Kaukasus, hauptsächlich über die Gewinnungsverfahren der Edelmetalle. Die »Historia von Dr. Johann Fausten« aus dem 16. Jahrhundert berichtet über den Aufenthalt von Faust und Mephisto in Kaukasien (»Vom Paradies«).

Viele prominente deutsche Persönlichkeiten haben über Georgien geschrieben: Oswald von Wolkenstein (Minnesänger aus dem 14. Jahrhundert) - Johann Schiltberger: Seine nach zwei Reisen durch Georgien Anfang des 15. Jahrhundert entstandene Schrift »Reise durch Europa, Asia und Afrika« gibt aufschlußreiche Informationen über Georgien im Zeitraum zwischen 1397 und 1427 - Salomon Schweiger (1551 -1622): »Die neuen Schriften über die Reise von Deutschland bis Konstantinopel und Jerusalem« - Adam Olearius (1599 -1671): »Ausführliche Beschreibung der kundbaren Reise nach Moscow und Persien« (über die in Persien lebenden Georgier) - Eberhardt Werner Hapel (1647 - 1690): »Thesaurus Exodikorum, oder eine kurze Vorstellung aller Nationen und Königreiche in Asia, Africa und America« (Hamburg, 1688).

Ein unbekannter deutscher Autor verfaßte 1755 die Schrift »Die Nachricht über die Auseinandersetzung zwischen Persien und Georgien, mit der Genealogiedarstellung und Lebensschilderung des Königs Erekle II« (Frankfurt a. M.). Gotthold Ephraim Lessing läßt in »Minna von Barnhelm« den deutschen Kaiser den georgischen König Erekle II. beschreiben als »den großen Helden im Morgenland«, »den braven Mann«. Diese Einschätzung zeigt das Echo, welches die militärische und politische Tätigkeit Erekles in Europa hatte.
Johann Anton Güldenstedt (Mitglied der Wissenschaftlichen Akademïe zu St. Petersburg, 1745 - 1781), stellte während einer Reise durch den Kaukasus das typologische Wörterbuch kaukasischer Völker zusammen: »In Rußland und kaukasischem Gebirge« (in 2 Bänden).

Die Sage von den Argonauten wurde im 18. Jahrhundert von Maximilian Klinger geschildert (»Medea in Korinth«, »Medea auf dem Kaukasos«). Aus einem Brief Friedrich Schillers an Goethe vom 28. August 1798 wird ersichtlich, daß Schiller die Geschichte von Medea zu bearbeiten beabsichtigte. Dem Argonauten-Thema hat sich im 19. Jahrhundert auch Franz Grillparzer zugewandt (»Das Goldene Vlies«).


Georgier und alte Germanen

Der älteste Beleg einer ersten Kontaktaufnahme zwischen Georgiern und alten Germanen wird auf das 3. Jahrhundert n. Chr. datiert. Zu dieser Zeit gelangten die gotischen Stämme bis zum Schwarzen Meer und eroberten etwa im Jahre 250 das Territorium um die heutige Krim. Griechischen Überlieferungen zufolge kamen die alten Germanen in Kontakt mit der Kolchis. Die ersten Handelskontakte waren von Anfang an für beide Seiten vorteilhaft. Doch Konflikte blieben nicht aus. Laut den Berichten der »Neuen Geschichte« des Geschichtsschreibers Sosim (5. Jahrhundert) sind die Goten im Jahre 252 aus dem Bosporus mit den Schiffen in den Kaukasus gekommen und haben die Hafenstadt Potiunt erobert. Später wurden sie von den Römern vertrieben.

Der nächste Angriff der Goten in der Nähe von Fasis (alte Bezeichnung des Flußes Rioni) wurde von der einheimischen Bevölkerung erfolgreich erwidert und abgewehrt. Die Kolchis, unter der Herrschaft der Lasen (georgische Abstammung, heute in der Türkei lebend), war imstande, die Offensive der Goten abzuwehren, wonach sich die Germanen gezwungen sahen, nach Trabson weiterzusegeln. Es gelang ihnen, diese herrliche Stadt in ihren Besitz zu bringen.


Mentalität

Begriffe wie Ausländerfeindlichkeit, Fremdenhaß etc. sind in Georgien bis heute fremd, da die alte Volksweisheit zur Lebensmaxime geworden ist: » Der Gast ist von Gott gesandt. « Der christliche Glaube hat sich in der georgischen Mentalität verwurzelt. Im sechsten Jahrhundert vermehren sich in Georgien christliche Gotteshäuser. Die ganze plastische und malerische Fantasie des Volkes wird aufgewandt, um Kirchenbauten als Symbol ihrer Eigenständigkeit gegenüber der mohamedanischen Welt mächtig und reich in die Landschaft zu stellen. Dessenungeachtet oder gerade deswegen lebte das georgische Volk unter einer ständigen Bedrohung von Osten, ist das letzte westliche [christliche] Bollwerk gegenüber den orientalischen [mohammedanischen] Ländern und wird wegen seines immensen Bodenreichtums begehrtes Eroberungsobjekt der » anderen Welt « .

Das Interesse des Europäers

Das Interesse des »glorreichen« Reichs an dem kleinen Land jenseits des Kaukasus war auf militärische Ambitionen zurückzuführen. In der Epoche der Kreuzzüge war Europa daran interessiert, in Georgien eine antimoslemische Koalition zu gründen, um einen militärischen Stützpunkt an der Grenze zum Orient zu haben. Die Suche nach christlichen Allierten war die eigentlich bewegende Kraft des Interesses der Deutschen in Georgien. Durch die Bemühungen von Friedrich Barbarossa hatten die Georgier in der Zeit der Königin Thamar wechselseitige Beziehungen mit verschiedenen deutschen Stämmen. Es sollen ca. 3.000 Tempelritter als Kämpfer im Dienste der georgischen Königin gestanden haben. Diese Tatsache kann auch als Zeichen der Furcht des Westens vor dem Vorwärtsdringen der Mongol-Tataren betrachtet werden. Die ersten überfälle dieser damaligen Supermacht wurden von den Georgiern abgewehrt. Nach dem Jahr 1230 jedoch wurde der hartnäckige Widerstand der georgischen Bevölkerung von den Unterdrückern überwunden und die Mongol-Tataren marschierten durch Georgien in Rußland ein.

Jahrhundertelange erbitterte Kämpfe ließen das ruinierte Land in mehrere Königreiche zerfallen, die darauf noch leichter von den Feinden zerschlagen werden konnten. Doch die harten Kämpfe gegen Eroberer aus dem damaligen goldenen Reich, die Goldene Horde, machten den Einzug der mongolischen Horden nach Europa unmöglich.

Auch diese Umstände gilt es zu beachten, wenn man die heutigen Unterschiede zwischen Ost und West untersucht.

Im 16. Jahrhundert bekamen Perser und Türken das Land fest in ihre Hand. Die Bevölkerung war beinahe zur Hälfte dezimiert. Schutt und Asche überall. Um eine antipersische Koalition zu schaffen, pflegte Deutschland weiterhin Kontakte mit Georgien.

Zu dieser Zeit entstand in Deutschland das Trauerspiel »Catharina von Georgien« von Andreas Gryphius (1616 -1664). Catharina, Königin von Georgien, beschützt ihr Land gegen den großen König von Persien, Schah Abas, wird aber doch von den überlegenen Persern überfallen. Sie begibt sich in das feindliche Lager und bittet um Frieden. Sie wird gefangengenommen, Schah Abas verliebt sich in sie. Als sie dem in unkeuscher Liebe entbrannten König die Ehe abschlägt und ihren christlichen Glauben nicht aufgeben will, wird sie mit glühenden Zangen gemartert. Sie steht die schreckliche Marter standhaft durch und vollendet ihr jammervolles Leben voll freudiger Geduld auf dem feurigen Holzstoß. Dieses Werk wurde von Prof. Hermann Wedekind für die heutige Zeit bearbeitet und in vielen Ländern aufgeführt, als Friedens-Appell für die ganze Welt.

(Quelle und weitere Informationen: http://members.fortunecity.com/zviad/Anfang_2.htm)

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