Interview mit Georgiens Präsidenten Mikhail Saakaschwili:
"Das würde zum Wahnsinn führen" Interview mit Daniel Brössler
Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung spricht Georgiens Präsident Mikhail Saakaschwili vor allem über die Beziehungen zu Russland. Er kritisiert den russischen Einfluß in den separatistischen Gebieten äußerst scharf. Er setzt auf die internationale Einflußnahme der UN bei der Untersuchung des Raketenangriffs in Ober-Abchasien.
Hinsichtlich der Embargopolitik Russlands gegenüber Georgien ist er beinahe hämisch, ohne auf die Probleme, die auch dadurch für die Bevölkerung entstanden sind, einzugehen. Das Embargo hätte zur Stärkung der Identität und zur Öffnung anderer Märkte geführt. Georgien sei nun mehr westlich orientiert.
Andererseits kündigt er weiterhin eine Konfrontation an, falls der Unabhängigkeitsstatus des Kosovo von Russland als Präzedenzfall genutzt wird, um damit Abchasien zur Unabhängigkeit zu verhelfen. Saakashvili wertet dies als eine klare Aggression (!) von seiten Russlands, ohne auf internationale Problematik einzugehen. Die politische Rhetorik ist sehr scharfzüngig und trägt nicht gerade dazu bei, die komplexe Sachlage angemessen zu beurteilen. Emotional ist das sicher etwas zu verstehen, da aus dem Kreml nicht gerade andere Töne zu verlauten waren. Doch auch Saakashvili verlangt an diesem Punkt weniger eine internationale Einflußnahme und Konfliktlösungsstrategie. Er spricht zwar diesbezüglich nicht von Krieg, jedoch von einer Situation, die in den Wahnsinn führen würde. Was soll das bedeuten?
Einerseits zeigt Georgien der Welt mit seiner verstärkten Kampfbereitschaft im Irak, dass es militärischen Aktionen nicht aus dem Weg geht. Andererseits spricht sich Saakashvili in dem Interview deutlich für die EU aus und bekennt sich klar als Europäer. Doch gerade in Europa gab es Kriege und Gewalt, die rückblickend befragt werden. Das zeigt auch, wie schwierig sich Europäer gebärden, wenn es um Kampfeinsätze geht. Man ist mehr um die Nachbarschaft bemüht, möchte Konfrontationen aus dem Weg gehen. Zumindest formuliert es der gemeine Europäer in diesem Sinne.
Meines Erachtens sollte der Präsident auch die historische Nachbarschaft zu Russland nicht in Frage stellen - und mehr das Gespräch zu Russland suchen, Verhandlungen anstreben und weniger die Zuspitzung von Konflikten durch rhetorischen Winkelzüge nachvollziehbar zu machen. Eine Spur mehr Diplomatie und Aufmerksamkeit für die Problematik im Kaukasus vermisste ich in dem Interview.
Das ganze Interview - hier >>>
Thursday, April 05, 2007
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