Wednesday, August 31, 2005

Levan Ramishvili: A letter From The Liberty Institute

Dear Sir/Madam,

I am writing to inform you that two Georgian pro-democracy activists are being held illegally by Belarusian government authorities in the capital Minsk.
Luka Tsuladze and Giorgi Kandelaki, both members of the Georgian youth movement "Kmara" traveled to Belarus to meet with representatives of a similar movement, Zubr. Mr. Tsuladze and Mr.Kandelaki, along with Zubr coordinator Uladzimir Kobets, were detained without legal grounds on August 24 in Minsk by officers of a criminal investigation department.
The activists of the youth movements were put in different cars and first taken to Police Department Number 1 of the Maskouski district of Minsk, and in an hour they were transferred to the Internal Affairs department of the Maskouski district of Minsk.
Nearly a week later, the two Kmara activists are still being held in the criminal investigation department without being charged with any crime or legal violation. Their mobile phones are switched off, and we have not been able to contact them or receive any sort of information about their condition. Food parcels and legal counsel have also been denied to them by the Belarusian authorities.
Representatives of the Georgian diplomatic corps have tried repeatedly to visit the detainees, but have so far been refused access to them -- thus violating international norms and basic human rights standards. Family and relatives of the arrested also cannot get any information about their condition.
The detainees have been neither charged nor deported, which is a violation of Belarus's own legislation according to which deportation should happen no later then the third day after arrest.
Belarusian authorities continue to refuse to comment on the arrest.

There has been only one TV report on Belarusian State controlled television according to which Mr.Kandelaki and Mr. Tsuladze "arrived to the country with the aim of destabilizing the situation and would be deported".
Kmara is a non-violent, pro-democracy movement which played a crucial role in the so-called Rose Revolution that peacefully ousted Georgia's former President Eduard Shevardnadze in 2003. Ever since then Kmara has been involved in many civil society and pro-democracy
projects.

We ask you for your support to defend the fundamental civil rights of Giorgi Kandelaki and Luka Tsuladze and to help us in any way possible to disseminate, publicize and communicate this information with media and relevant international organizations which can be of assistance
in this process.


Liberty Institute
Levan Ramishvili
Chairman

levanrami@liberty.ge
liberty@liberty.ge

23, Griboedov St. 0108, Tbilisi, Georgia
tel: +995 (32) 93 66 15
tel2:+995 (32) 93 91 54
fax: +995 (32) 93 67 84
mobile: +995 (77) 477725


www.liberty.ge

Siehe auch: BELARUS: TWO GEORGIAN YOUTH ACTIVISTS REMAIN JAILED IN MINSK (Jan Maksymiuk 8/29/05 A EurasiaNet Partner Post from RFE/RL )
KULTUR:


Einladung zur Finissage der Fotoausstellung
"Wir Waisenkinder aus Martkopi"
mit Fotos und Film von Giorgi Dundua
und Georgischer Abend.

Lassen Sie sich von georgischer Musik verzaubern, trinken Sie georgischen Wein und kommen Sie ins Gespräch mit Georgiern. Der Reinerlös des Abends geht an den gemeinnützigen Verein STAGES.
Kooperation: STAGES
www.itic.org.ge/stages
Subportal(e):
Interkultur

Kontakt:
Zinnschmelze
Maurienstraße 19
22305 Hamburg
Fon: 040 / 299 20 21
Fax: 040 / 299 24 61
info@zinnschmelze.de
http://www.zinnschmelze.de/

Am Mittwoch, 31. August 2005 um 20 Uhr
Ort:
Zinnschmelze
Maurienstr. 19 in HH-Barmbek,
auf dem Hof des Museums der Arbeit.

Eintritt: frei / Spende erwünscht

Die Spende kommt dem Waisenhaus Martkopi und des
Krankenhauses No.2 in Tbilissi zugute.


Der ehemaligen Sowjetrepublik Georgien geht es schlecht. Der Staat hat kein Geld, die sozialen und humanitären Verhältnisse sind miserabel. Um den Bedürftigsten Georgiern helfen zu können, wurde 1998 der gemeinnützige Verein STAGES (STUFEN) als ‚Insel der Hoffnung für hilfsbedürftige Menschen’ gegründet. Mit freiwilligem Engagement und in Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen, Spendern und Botschaften hat STAGES bereits mehrere Projekte auf die Beine gestellt, um vor allem Kindern aus dem Waisenhaus Martkopi, Obdachlosen und dem Krankenhaus No.2 in Tbilissi zu helfen. So wurden zum Beispiel im Waisenhaus Martkopi bereits der Sanitärtrakt und die Sporthalle renoviert und es wurde ein wöchentlicher Kunstunterricht für die Waisenkinder organisiert. Im Krankenhaus No.2 in Tbilissi wurde die gesundheitliche Versorgung von Waisenkindern aufgebaut, die allerdings auf vermehrte Spenden angewiesen ist.Die Zinnschmelze hat Kontakt zu Mitgliedern des Vereins in Deutschland und veranstaltet nun zu Gunsten des gemeinnützigen Vereins STAGES, Tbilissi, Georgien eine Ausstellung mit Märchenabend und im August ein Georgisches Fest. Der Reinerlös dieser Veranstaltungen geht an STAGES zur Unterstützung ihrer Arbeit im Kinderheim Martkopi und im Krankenhaus No.2 in Tbilissi.

Der Georgier Giorgi Dundua arbeitet als Fotograph, Regisseur, Kunstlehrer für Waisenkinder und Künstler in ganz Europa, seinen Schwerpunkt sieht er aber in Georgien und Deutschland. Giorgi Dundua ist Gründungsmitglied des gemeinnützigen, georgischen Vereins STAGES. Im Rahmen seiner Tätigkeit für STAGES fotografiert Giorgi Dundua immer wieder die Kinder aus dem Waisenhaus Martkopi. Die Fotos dieser Kinder lassen den Betrachter nicht mehr los. Auf großformatigen schwarz/weiß Fotos sind einerseits lächelnde Kinder zu sehen, deren Armut oft nur aus dem Hintergrund erkennbar ist, andererseits stehen dem Betrachter aber auch offensichtlich traumatisierte Kinder gegenüber. Aus den Augen dieser Kinder lässt sich ihr Schicksal ablesen. Die Ausstellung läuft bis zum 31. August während der Öffnungszeiten des Cafés, montags bis donnerstags ab 16.00 Uhr, freitags und samstags ab 19.00 Uhr. Zur Finissage am Mi., 31. August 05, wird es einen georgischen Abend geben.

Eurasisches Magazin: In Zentralasien läuft China Rußland den Rang ab


"Im Zentrum von Asien sieht Alexander Rahr ein neues strategisches Bündnis entstehen, das sich gegen den Westen richten könnte. Die bislang belächelte Allianz Moskau/Peking/Neu-Delhi werde klammheimlich aufgerichtet."

Von Johann von Arnsberg
EM 08-05 · 30.08.2005

Der ganze Text: In Zentralasien läuft China Rußland den Rang ab

Baku-Ceyhan: Geopolitik des Öls

von Chris Smith
17 - 8 - 2005
in www.opendemocracy.net

Nach Jahren des Protests ist die Öl-Pipeline, die Aserbaidschan und die Türkei über Georgien verbindet in Betrieb genommen worden. Chris Smith fragt, ob dieses Projekt die entsprechenden Länder zusammenführen wird, oder ob der Konflikt im südlichen Caucasus sich verstärkt.

Es ist früh am Morgen im Borjomi Tal in Geogien. Der Nebel ist unversöhnlich, ein reiner, grauer Schleier über felsige Hügel. Oben auf einer steilen unbefestigten Straße geht eine einsame Figur in einer schwarzen Uniform durch den Nebel. Er bewacht die Pipeline Baku-Tbilisi-Ceyhan (
BTC), welche sich am Berghang entlangwindet und in die Erde neben seinem notdürftigen Bretterverschlag verschwindet.

Der Mann heißt Aleko. Ein untersetzter Typ, der einem nie in die Augen sieht. Dennoch ist er glücklich, Besucher zu haben. Er erzählt uns, dass er die Sonne zwei Tagen lang nicht gesehen hat.

"Neben der Rohrleitung bewache ich die Ausrüstungen und das Benzin vor Diebstahl", sagt er. Dabei zeigte er auf die Konstruktionen und Ausrüstungen im Schlamm entlang der Pipeline. "Ich bin hier von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. In der Nacht übernimmt die Sicherung die Spezialeinheit Spetsnaz ".

Männer wie Aleko trifft man an einsamen Stellen wie dieser in der ehemaligen Sowjetrebublik im südlichen
Kaukasus. Hohe Priorität hat hier die Sicherheit: Georgien ist – selbst nach der “Rosenrevolution” 2003 – ein unsicherer Ort, umgeben von Armut, Korruption und hin und wieder von sezessionistischen Auseinandersetzungen in Süd-Ossetien und Abchasien.

Die 3,6 Milliarden Dollar teure, 1.768 Kilometer lange
Pipeline – wird seit dem 25. Mai 2005 in Aserbaidschan mit Öl gefüllt – welches gerade durch die Hügel hier, von den Azeri Ölfeldern im Kaspischen Meer zum türkischen Mittelmeer-Hafen von Ceyhan, zur Auslieferung in den Westen, transportiert wird.

Betrieben wird das Ganze durch den amerikanisch-britischen Öl-Giganten BP, durch ein Konsortiums von Ölfirmen (genannt
BTC Pipeline Company) und teilweise finanziert wird das durch die Weltbank. Die Pipeline könnte täglich ca. eine Million Fässer Rohöl bewältigen. Es ist das größte Projekt, dass Georgien je gesehen hat - man hofft, dass die Erlöse aus der Ölwirtschaft das Land aus der Mangelwirtschaft herausführen wird.

Die Pipeline könnte aber auch Katastrophen hervorrufen. Sie führt durch die Randgebiete des einzigen Nationalparkes im Kaukasus, sechzehn Kilometer entfernt von den Borjomi-Quellen, der Quelle des berühmten Borjomi-Mineralwasser, das Evian der ehemaligen Sowjetunion. Das Borjomi-Wasser ist Georgiens größter Exportschlager. Aber es gibt hier Erdrutsche und Erdbeben, technische Schwierigkeiten und die Korruption hat die Entwicklung des Projektes stetig behindert.

"Wenn es ein Ölleck gibt", sagt
Manana Kochladze, Gründer der Grünen Alternative und Preisträger des angesehenen Goldman Preis 2004 für Umweltaktivismus, "können wir nur sagen, dass wir dann auf ewig eine ökologisch verschmutztes Gebiet hätten". Wenn die Pipeline 40 Jahre in Betrieb sein soll, dann ist das Risiko für eine derartige Katastrophe sehr hoch. Die Präzedenzfälle sind zudem entmudigend: 2003 verursachte ein Sabotage-Anschlag an einer kleineren Pipeline, die durch Georgien führt, einen 100-Tonnen Ölteppich.

Die Georgische Regierung trieb dieses
Projekt massiv voran - sie sieht darin eine äußerste Notwendigkeit. Denn seit der Unabhängigkeit von der Sowjetunion im Jahre 1991, brach die Wirtschaft des Landes zusammen, die Korruption nahm gewaltig zu und das Bandenwesen enstand in dem Maße, wie Politiker ihre Macht immer mehr manifestierten. Die Anzahl der Entführungen und der Morde stieg an, die Zentral-Regierung verlor ihre Gebiete Süd-Ossetien und Abchasien, viele verließen das Land. Georgien war zerteilt und instabil.

Zwanzig Monate nach dem
gewaltlosen Sturz (unterstützt durch die Vereinigten Staaten) des Regimes des ehemaligen sowjetischen Regierungs-Chefs Eduard Shevardnadze, sind die Probleme immer noch kritisch. Die Kriminalität ist noch hoch und das Elektrizitätsproblem belastet weiterhin das Land. Zwar hat Tbilisi die Kontrolle über die südwestliche Provinz Adscharien wiedererlangt, aber Russland garantiert die sogenannte "Unabhängigkeit" Süd-Ossetiens und Abchasiens durch Geld, Waffen und diplomatischen Schutz.

DIE POLITIK MIT PIPELINES

Die Vereinigten Staaten sehen in dieser Pipeline einen Schlüsselprojekt ihrer Sicherheitsstrategie um Energieressourcen: Geschätzt wird, dass das Kaspische Meer 3-4% der Ölversorgung der Welt enthält – genug, um eine Unterbrechung nahöstlicher Öllieferungen auszuhalten – zudem kann man mittels dieser Pipeline Russland oder dem Iran ausweichen; das Öl käme auf diese Art ungehindert nach Europa und Amerika.

Und so ist trotz der Probleme Georgiens diese Pipeline eine politisch annehmbare Alternative. "Unsere gemeinsamen Sicherheitinteressen, unsere geschäftlichen Interessen, und unsere Interessen an Frieden und Wohlstand werden mit jeder Länge des Rohrs, dass installiert wurde, gestärkt." kann man einer Aussage George W Busch 2002 entnehmen. Bald folgte sein
Besuch Georgiens - zwei Wochen, vor der Eröffnung der Pipeline Baku-Ceyhan.

Aufgrund der höchsten Ölpreise aller Zeiten, dem
Chaos im Irak und der Lage in Saudi-Arabien, das ihre Kapazitäten der Ölförderung ausgelast hat, könnte das Timing der Fertigstellung der Pipeline nicht besser sein. Für die Vereinigten Staaten ist "jegliche neu erschlossene Öl-Quelle auf dem Markt gut", sagt Laurent Ruseckas, ein Fellow am World Policy Institute und ehemaliger Direktor der kaspischen Forschung an den Cambridge Energy Research Associates.

Kurzfristig wird die Pipeline wohl kaum viel Geld in die Kassen Georgiens spülen, dennoch gibt es die Hoffnung, dass westliche Investitionen der Welt das Signal geben, dass Georgien offen für die Wirtschaft ist.
Natalia Antelava, die Journalistin, meint, wenn alles gut geht, dann wird die Pipeline ein Symbol für die Rückkehr Georgiens sein. "dann ist es eine Tatsache, dass jemand nach Georgien gekommen ist und etwas gebaut hat, dass Georgien wirklich etwas gebracht hat", sagt sie. "Die Bedeutsamkeit für Investoren könnte vor allem dieses Projekt sein. Nichts wirkt so überzeugend."

Georgien glaubt auch, dass die Pipeline strategische Vorteile hat. Laut der Aussage von
Alexander Rondeli, Leiter der Georgian Foundation for Strategic and International Studies, ist gerade die Pipeline "für die Unabhängigkeit von Russalnd von ernstzunehmender Bedeutung."

Die amerikanisch-militärische Beteiligung ist zudem entscheidend für die Unabhängigkeit. Außerhalb der
Hauptstadt Tbilisi hatten die Vereinigten Staaten 2002 Truppen in einer alten sowjetischen Kaserne stationiert. Ganz offiziell sind Marines dort, die die Armee von Georgien im Kampf gegen den Terrorismus ausbilden, also gegen tschetschenische Guerillakämpfer, die das entfernte Pankisi Tal als Ausgangspunkt für Angriffe auf russische Truppen nutzen, und die Regierung Bushs behauptete zudem (obgleich keine Beweise vorlagen), dass sich internationale Terroristen in diesem Tal verbergen.

Allgemein bekannt ist, dass die us-amerikanischen Marines in Georgien deswegen stationiert sind, um spezielle Truppen auszubilden, für was auch immer – und das betrifft natürlich auch die Sicherung der Pipeline (jedoch dienen mittlerweile auch hunderte von neu ausgebildeten georgischen Soldaten im Irak). Zusätzlich haben die Vereinigten Staaten Millionen von Dollar in hochentwickelten Ausrüstungen in Georgien investiert. Diese Freigibigkeit, sagt Rondeli, "wird die Sicherheit des ganzen südlichen Kaukasus verändern".

DER GEORGISCHE CHARM

Jedoch ist die Pipeline nur ein Aspekt der zentralasiatischen
Strategie der Vereinigten Staaten, meint John Spieß, Direktor von GlobalSecurity.org, ein strategisches Forschungsinstitut in Washington. "Ein wesentliches Prinzip der US-Sicherheits-Politik ist, sich um die Sicherheit in den ehemaligen Sowjetrepubliken zu bemühen - und die Russen, die gleichzeitig etwas in dieser Richtung unternehmen könnten, zu entmutigen", sagt er. Beachten Sie die Ölpolitik und den globalen Krieg gegen den Terrorismus, setzt er fort, dann sehen Sie ein starkes Gebräu.

Für die Beziehung zum Westen ist Georgen bereit, alles zu riskieren. Die Pipeline hatte für sie oberste Priorität. Die Regierung kam der BP in jeder Hinsicht entgegen. Washington pushte das Projekt - es sollte so schnell wie möglich in Betrieb genommen werden. Im letzten Jahr kamen dann auch höchste Regierungsbeamte der Bush-Regierung den neuen Präsidenten Georgiens
Mikhail Saakashvili besuchen, um ihn diesbezüglich Instruktionen zu erteilen. Es ging darum, sagen Kritiker, dass nichts die Fertigstellung der Pipeline aufhalten sollte – weder eine schlechte Planung noch eine schludrige Realisierung. Auch sollte keine Korruption den Fortgang der Arbeit behindert. "Wir werden sehr glücklich sein, wenn nichts geschieht", sagt Kochladze.

BP unterstreicht, dass alles entsprechend der Pläne umgesetzt wurde, und dass das empfindliche Borjomi-Tal in keinster Weise gefährdet ist. Auf die Frage, ob die Firma die gleiche Pipeline im Westen bauen würde, sagte der abtretende Generaldirektor des Projektes in Georgien, Ed Johnson: "Warum nicht? Diese Pipeline ist nach den höchsten technischen Standards gebaut. Zweifellos könnte diese Pipeline auch in Europa realisiert werden, wenn es einen Markt für sie gäbe."

BORJOMIS VERLUSTE

Die Probleme waren jedoch bald offensichtlich. Eine Anzahl holländischer Studien, die das Georgische Umwelt-Ministerium von Georgien in Auftrag gab, kritisierte die Einschätzungen der BP hinsichtlich der Folgen für Umwelt und des sozialen Lebens, auch waren alternative Routen nicht in Betracht gezogen worden, und eine potenzielle Gefahr für Borjomi wurde nicht angemessen analysiert.

Die georgische Regierung und das Ölkonsortium mißachteten viele Einwände dieser Kommission - aufgrund von Zeitproblemen, war ihre Antwort. "Das Prozedere wird den internationalen Standards folgen", jedoch was die Routenauswahl betrifft, wurde "aufgrund der strengen Planung kurzfristig entschieden, dass die kürzeste Route genommen werden sollte".

Anders gesagt, Zeit ist Geld. "Es wurden keine Alternativen diskutiert. Sie haben nur gesagt, 'Wir werden das auf diese Weise durchfühen", sagt Nana Janashia, Geschäftsführerin des
Caucasus Environmental Network, einer der führenden unabhängigen NGOs in Georgien.

Georgier berichten von einer besonders beachtenswerten Geschichte um das Genehmigunsverfahren der Pipeline. Ende 2002, Aserbaidschan und die Türkei waren fertig mit der Pipeline, hatte die Umweltministerin Georgiens Nino Chkhobadze es abgelehnt, die Pipeline durchs Borjomi-Tal abzusegnen. Druck wurde aufgebaut: einen Monat früher, drängte David Woodward, Präsident von BP Aserbaidschan, Eduard Shevardnadze sich dieser Sache anzunehmen.

Eines Abends im November, die Umweltministerin sagte im Fernsehen, dass sie nie zur vorgeschlagenen Route ihre Übereinstimmung geben würde. Offensichtlich reichte es dann: 3.00 Uhr nachts wurde Chkhobadze aufgefordert ins Büro des Präsidenten zu kommen. Ein paar Stunden später wurde sie entlassen - in Tränen aufgelöst, sagten Zeugen. Im Radio hielt Shevardnadze ein paar Tage später eine Rede, in der er die meisten Einwendungen zur Pipeline "übermäßigen Gefühlen (und) selbstsüchtigen Einstellungen" zuschrieb.

Bald darauf wurde natürlich die Route durch Borjomi genehmigt.
Natalia Antelava sagte: "Die Shevardnadze-Regierung ging so entschlossen vor, dass viele nicht teilten was geschehen war, solange bis es passierte".

Zaal Lomtadze, stellvertretender Umweltminister hatte dann sehr eng mit BP zusammengerabeitet, gesteht er ein. "Die Route ist nicht die Beste," gibt er zu. "Aber es wurde vor sechs Jahren so entschieden". Außerdem hat sein Ministerium nie wirklich viel zu sagen gehabt: "Die Entscheidungen wurden beschlossen, bevor die Aspekte für die Umwelt in Betracht gezogen wurden".

Dennoch hatte es ernste
Konstruktionenprobleme gegeben. Gemäß einer Studie, ausgeführt für BP 2004, hatten 26% der Gelenke der Pipeline in Georgien Risse. BP gab das zwar zu, doch für sie wäre es lein Problem Reparaturen durchzuführen. Bald tauchten weitere Fragen hinsichtlich der langfristigen Sicherheit des Schutz-Anstrichs auf. Derek Mortimore, ein ehemalig BP Berater und Korrosionsfachmann, hatte den Anstrich untersucht. Er kritisierte in einem Bericht die BP scharf, "Das Material und die Anwendungen sind nicht einmal 'beste Industrienpraxis' oder 'normale Industrienpraxis'; eine einzige Katastrophe für die region". Mortimore hörte jedoch bald damit auf.

Zudem war auch die Korruption ein immenses Problem. BP hat Millionen für die Infrastruktur-Projekte und Entschädigungen für verlorenes Land durch die Pipeline eingesetzt, aber die Korruption ist endemisch – letztes Jahr hatte die
Transparency International Georgien als eine der korruptesten Länder, gleich hinter Nigeria eingeordnet – zudem ist es umstritten, wie viel von diesem Geld je zu den beabsichtigten Empfängern kam. Lokale Beamte verschwanden mit mehreren tausend Dollar Entschädigungsgeld, Unterhändler stellten Pipeline-Workers für "Anstellungsgebühren" ein und Mafia-Typen hatten Geld von Grundbesitzern erpresst.

Die Richtlinien der Weltbank forderten zwar von der BP, verschiedene Projekte zum Wohle der Gemeinschaft – zum Beispiel den Straßenbau, die Verbesserung der Bewässerung oder der ärztliche Behandlung – entlang der Pipeline zu realisieren. Aber zum Beispiel, Tadzrisi, einer Ansammlung von verwitterten Hütten in den Bergen über Borjomi, eine Meile entfernt von der Pipeline, versprach BP, eine neue Straße zu bauen und das marode Wassersystem der Stadt zu reparieren. Doch nichts passierte.

Viele Dorfbewohner sind enttäuscht. "Es ist eine große Farce", sagt Guliko Arevadze, der 57 Jahre alte Eigentümer eines Geschäftes, eines winzigen Gebäudes - zusammengezimmert aus rohen Sperrholzplatten. "Sie halten ihre Versprechen nicht. Sie machen gar nichts für uns".

David Gogoladze, ein schlaksiger, kettenrauchender Landwirt, machte dafür jedoch die georgischen Zwischenhändler verantwortlich. "Es sind tatsächlich Georgier, die uns betrügen", und gab seinen Worten mit einer energischen Geste Nachdruck. "Es tut mir Leid, das zu sagen, aber es ist wahr".

Der potenzielle wirtschaftliche Schaden für das einzige größere Export-Geschäft des Landes ist enorm.
Borjomi mineral water hat Probleme. Georgian Glas und Mineralwasser Co., die Hersteller von dem Borjomi Mineralwasser, sind der größte Arbeitgeber in dieser bergigen und waldreichen Region. Mit einem jährlichen Wachstum von 35% ist es der erfolgreichste Privatbetrieb, der aus der ehemaligen Sowjetrepublik hervorging.

Eine der Fabriken der Firma, die sich am Ende einer Straße gesäumt von rostigen Lampen und belaubten Bäumen am Stadtrand von Borjomi befindet, war 1990 nur ein maroder verstaatlichter Betrieb, als die Firma es kaufte. Jetzt bedienen dort Arbeiter in weißen Mänteln hochentwickelten Maschinen, die in schneller Folge das für uns fremd-schmeckende salzige Wasser in Flaschen abfüllen, die 2003 7% des gesamten Exports Georgiens erwirtschaften.

DER DEAL

Badri Japaridze, der Vizepräsident der Firma, nennt die Entscheidung, die Pipeline durch das Borjomi-Tal zu führen einen "großen Fehler", aber wir konnten nichts dagegen tun. Japaridze sorgt sich, dass das Gerede von einemr Umweltkatastrophe – was niemand bedenkt – den Nettoprofit seiner Firma gefährden kann. "Das Mineralwassergeschäft ist ein sehr empfindliches Geschäft," sagt er. "Wenn Sie ständig im Fernsehen sehen, dass die Pipeline das Gebiet gefährden wird, ist es nicht nett [für das Geschäft]."

Und er hat allen Grund, sich Sorgen zu machen. 2002 hat die französische Wasser-Firma Danone seine potenzielle Investition in Borjomi erst mal ausgesetzt - mit der Erklärung, "wir können die Bedrohung des Projektes nicht genau abschätzen ... sie haben sich zurückgezogen".

Was passiert ist, ist passiert, und alle sollen sehen, wie es ist, wenn die Katastrophe kommt. dazu Zaal Lomtadze: "Leider kann man nichts dagegen unternehmen. Wir können beschlossene Verträge nicht ändern".

Zurück bei der Baustelle in den Wolken, erzählt Aleko uns dann von seiner Arbeit. Ihm ist nicht erlaubt zu lesen oder Musik zuzuhören, erklärt er uns, denn dies könnte ihn von seinen Pflichten ablenken. Er denkt über diese Vorschriften nicht mehr nach, wirklich nicht: denn er hat immerhin einen Job.

"Manchmal" fügt er hinzu, "mache ich ein kleines Schläfchen".

Ein paar Minuten später, der Nebel beginnt sich aufzulösen, rollen wir zurück über den Berg, das Tal hinunter. Das Land ist üppig und größtenteils ländlich, am Straßenrand gibt es Landwirtschaftsprodukte und marode Tankstellen; kyrillische Buchstaben zeugen von glänzenderen Zeiten. Von hier können sie den
Fortlauf der Pipeline den Berg hinunter und durch ein grünes Tal folgen, bevor sie ins nächste Tal verschwindet - immer weiter auf der Reise in den Westen.

The Full Text:
Baku-Ceyhan: the geopolitics of oil

III. Weltkrieg-Manöver

Von Alexander Golts in: TheMoscowTimes.com

Präsident Vladimir Putin hatet Mitte August an Bord des Marine-Kreuzer Pyotr Veliky stolz angekündigt "Manöver dieser Art hat es in diesem Land seit mehr als 20 Jahre nicht gegeben". Putin besuchte die Flottenmanöver in der Barent-See, zu der hingeflogen war. Aber er könnte genauso gut all die beispiellosen Manöver in diesem Sommer dementsprechend beschrieben.
Im Hochsommer haben Tausende Militärs an Manövern im Nord-Kaukasus und im Fernen Osten teilgenommen. Dann fand das Manöver statt, bei die Nord-Flotte und weite Teile der Luftwaffe teilnahmen. Putin kam zu diesem Manöver mit einem Tu-160 Überschallbomber, der einen Marschflugkörper unterwegs abfeuerte. Die Pyotr Veliky hat einen Luftangriff inszeniert, und das Atom-U-Boot Yekaterinburg hat erfolgreich ein Rakete abgeschossen.

Dann gab es ein gemeinsames Russisch-Chinesisches Manöver im Fernen Osten, bei derLuft-Truppen einbezogen wurden.

Der Präsiden konnten sich davon überzeugen, dass die strategischen Bomber einsatzbereit sind, dass die Kreuzer auf See ihrer Aufgabe gerecht werden, und dass die Marschflugkörper in ihre Ziele einschlagen. Aber wir müssen fragen, wie bedrohlich Russland in Wirklichkeit agieren wird.

Die Generäle Russlands erklärten, dass es ihre Absicht ist, Terroristen mit weitreichenden Bombern und mit Marschflugkörpern, bestückt mit atomfreien Sprengköpfen bekämpfen können. [...] Der Plan, Marschflugkörper gegen Terroristen zu einzusetzen, ist neu. Marschflugkörper wurden hauptsächlich entworfen, raffinierte Verteidigungssysteme zu vernichten. Und es scheint äußerst unwahrscheinlich, dass internationale Terror-Organisationen solch System besitzen werden, genauso wie es unwahrscheinlich ist, dass sie militärische Flugzeuge oder Raketen besitzen werden.

Dieses Jahr hat das Militär wirklichdas Szenario des letzten Jahres perfektioniert, das annimmt, Russland wird angegriffen. In der ersten Phase wird der Feind im Nord-Kaukasus und im Fernen aufgehalten. Mit Hilfe seiner Alliierten wehrt Russland den überlegenen Feind von der Luft aus (Manöver in Ashuluk), während gleichzeitig Militär diverse Manöver ausführet ( gemeinschaftliches Russisch-Chinesisches Manöver). Dabei werden Bomber eingesetzt, die Atombomben in spärlich bevölkertes feindliches Gebiet einsetzen. Das war die Phase, an der Putin teilgenommen hatte. Wenn die Atomwarnung unbeachtet bleibt, droht Russland mit vollen atomarer Kraft, die in diesem Jahr durch den Start eines Raketengeschosses vom Atom-U-Boat Yekaterinburg in Szene gesetzt wurde. Der Generalstab entwickelte keine Pläne über diesen Punkt hinaus, weil so ein Angriff am Ende der Welt bedeuten würde. Russische Militärberater kennen einfach keinen anderen Weg, das Land zu verteidigen.

Andere Manöver würden gerade die Unzulänglichkeiten der militärischen Ausbildung aufzeigen. Die logistischen Herausforderungen würden sie schlichtweg überfordern. Der einzige Weg, den das Militär in diesem Land gehen kann, ist, mit dem wenigen Geld realistische militärische Ziele zu setzen. Aber Putin hat den "Experten" dieses Feld überlassen. Dass heißt allerhöchstwahrsceinlich, dass diese Experten alles daran setzen werden, das Militär für III. Weltkrieg vorzubereiten.

Alexander Golts ist stellvertretender Redakteur von der Online-Zeitung Yezhednevny Zhurnal.

Full Text: Still Fighting World War III

NORWEGEN GIBT GELD FÜR PROGRAMME IM SÜD-KAUKASUS

Von 2005-2007 wird Norwegen $10 Millionen für die Finanzierung von Enntwicklungsprogrammen in Armenien, Georgien und Aserbaidschan ausgeben. Die Programme bedecken größtenteils die Bereichen der Energieversorgung und der Ökologie. {BR} Heute hat sich der armenische Außenminister Vartan Oskanian mit dem norwegischen Staatssekretär Kim Traavik getroffen.

Full Text: weiter>>>

Washington Post: Ein heilloser Krieg

"Russische und unabhängige Experten warnen vor einem Ausbruch eines neuen großen Krieges im Kaukasus. Nicht wie die zwei Kriege, die in Tschetschenien während der vergangenen 11 Jahre stattfinden, würden dieser sich über das gesamte Gebiet explizit mehr im Namen des Islams geführt werden."

Full Text: weiter>>>

* Russia: Ivan Rybkin Discusses Prospects For Peace In Chechnya RadioFreeEurope/RadioLiberty
* The number of abductions in conflict-torn Chechnya has dropped ... Pravda
* Insurgency in North Caucasus spreads out from Chechnyal Financial Times

Monday, August 29, 2005

Russland und die postsowjetischen Länder treffen sich in Kasan

MOSKAU, 29. August (Alexej Makarkin, stellvertretender Generaldirektor des Zentrums für Polittechnologien, für RIA Nowosti).

"Natürlich konnte die äußere Wohlanständigkeit und Schicklichkeit nicht die wesentlichen Meinungsverschiedenheiten zwischen den GUS-Mitgliedern verbergen. Sie hängen mit der Konkurrenz zwischen zwei Einflusszentren zusammen: dem russischen (dazu gehören Strukturen wie die Organisation des Vertrages über kollektive Sicherheit, Eurasische Wirtschaftsgemeinschaft, Einheitlicher Wirtschaftsraum und auch die Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit, in der Russland und China führend sind) und dem prowestlichen ukrainisch-georgischen (der in Entstehung begriffenen "Gemeinschaft der demokratischen Wahl")."

Der ganze Text: Jubiläumstreffen auf höchster Ebene und russischer Pragmatismus

Sunday, August 28, 2005

MANöVER-FESTIVAL: 2005 - Kartuli Suli

MIT GEORGISCHEN KÜNSTLERN IN LEIPZIG VOM 09. BIS 16. OKTOBER 2005
(WITH GEORGIAN ARTISTS FROM THE CAUCASUS IN LEIPZIG VOM 09. BIS 16. OKTOBER 2005)



Saturday, August 27, 2005

Caucasus: "Georgia On My Mind": Many Photos - This One Is From Omalo In Tusheti / Kaukasus (Georgien)

Here can you see the fabulous photos about the Caucasus (Georgia). weiter>>>
Klick on to start:
slideshow>>>
Created by
Justin DC.

Photos from Georgia (the country, not the state).
Use the slideshow, as there are a lot of photos.
Photos are from between 14 Aug 05 & 24 Aug 05


An inscription in a Georgian church (the country, not the state...). Also on
digitalobscura.net

Tags:
*
http://www.flickr.com/photos/search/tags:tbilisi/
*
http://www.flickr.com/photos/search/tags:georgia/
*
http://www.flickr.com/photos/search/tags:caucasus/

See:
www.flickr.com



Deutsches Orient-InstitutHamburg - ein Artikel von Rainer Freitag-Wirminghaus:

Die Politik der USA im Südkaukasus (pdf)
DOI-Focus
Nr. 21, April 2005
Deutsches Orient-Institut im Verbund Deutsches Übersee-Institut

"Suliko" - "Inoffizielle Georgische Hymne"




Ya mogilu miloi iskal, no yeyo naiti nye lekhko. Dolgo ya tomilsja i stradal. Gdye zhe tý, maya Suliko?
Ich suchte das Grab meiner Liebsten aber es war nicht leicht, es zu finden. Lange litt ich Qual und Leid. Wo bist du bloss, meine Suliko?

Rozu po puti vstretil ya f poiskakh uidya daleko. "Roza pozhaley, utyesh minya, nyet li u tibya Suliko."
Ich traf eine Rose unterwegs auf meiner Suche weit entfernt. "Bitte, liebe Rose, tröste mich: Ist Suliko nicht vielleicht bei dir?"


Roza naklonivshis slekhka, svoi buton paskrýv shiroko. Tikho prosheptala mnye tagda: "Nye naiti tibye Suliko."
Die Rose neigte sich leicht herab und öffnete ihre Knospe breit. Leise flüsterte sie mir dann zu: "Du musst Suliko nicht länger suchen."

Sredi roz dushistýkh, f teni zvonko pyesnyu pel solovyey. Ya u solovya tagda sprasil Suliko gdye on pritail.
Zwischen den duftenden Rosen, im Schatten, sang eine Nachtigall so klangvoll ihr Lied. Da fragte ich die Nachtigall, wo sie Suliko verborgen hielt.

Soloveyka vdrug zamoltshal, rozu klyuvom tronul lekhko: "Tý nashol, shto ishtshesh", on skazal, "vyetshným snom zdyes spit Suliko."
Die kleine Nachtigall verstummte plötzlich, berührte leicht die Rose mit dem Schnabel: "Du hast gefunden, was du suchst", sagte sie. "Suliko schläft hier in ewigem Schlaf."


Siehe: www.kaikracht.de
Subotex gilt in Europa als Medikament und wird ähnlich wie Methadon als Mittel zur Drogentherapie eingesetzt. Während der Wert einer Tabelle Subotex in Europa bei 2 bis 7 Dollar liege, steige dieser in Georgien auf bis zu 120 Dollar. näheres zu solchen dubiosen Geschäften>>>

News

>>> Violence builds in Caucasus Chicago Tribune, United States
... of Ingushetia was injured Thursday and his bodyguard was killed in a brazen midday bombing, the latest in a widening wave of violence in the North Caucasus. ...
>>> Bombing in Ingushetia Injures Prime Minister, Kills Bodyguard Los Angeles Times
>>> Driver dies in Russian road bombing Boston Globe
>>> Regional premier wounded in blasts in southern Russia China Daily

Musik: Kaukasisches Orchester für den Frieden

By Meline Toumani (texte from her: here>>>)
The New York Times
FRIDAY, AUGUST 26, 2005

BATUMI, Georgia
In Georgien hatte vor zwei Jahren der deutsche Dirigent Uwe Berkemer, der in der Georgischen Hauptstadt Tbilisi arbeitete, die Idee gehabt, einfach ein Kammerorchester zu schaffen - mit Musikern vor allem aus dem Kaukasus, also aus der Region zwischen dem Schwarzem und den Kaspischem Meer, welches Europa von Asien trennt, in der viele Ethnien, mit über 40 Sprachen leben.

Durch das Orchester, so stellte er sich vor, würde die Musik eine Kraft der Identität hervorbringen. Das Orchester würde das Potential für Frieden unter den verschiedenen Völkern symbolisieren, die sich bisher in Konflikten zwischen ihren Land und ihre Souveränität auseinandersetzten: Russen und Tschetschenen, Georgier und Abchasier, Armenier und Aserbaidschaner - um nur einige zu nennen.


Berkemer war begeistert von den Veränderungen in Georgien, - der "Rosenrevolution" 2003 - durch die der ehemalige Regierungschef Eduard Shevardnadze abdanken musste. Berkemer träumte daraufhin von einer gegenseitigen Durchdringung von Musik und Politik. Sein Kaukasisches Kammerorchester sollte die besten Musiker Georgiens, Armeniens, Aserbaidschans und die des Nördlichen Kaukasus in Russland zusammenbringen.

Als Berkemer Unterstützung in den verschiedenen Ministerien der Länder suchte, machte er die Erfahrung, dass nicht jeder mit ihm darüber übereinstimmte, dass die Musik auf die ethnischen Debatten Einfluss nehmen sollte. Georgien war sofort bereit zu unterzeichnen. Armenien folgte Georgien bald, trotz anfänglicher Zweifel, da zwischen Georgiern und ethnischen Armeniern in der Region Javakheti in Georgien Spannungen herrschen. Jedoch gab es keine Reaktion aus Aserbaidschan. Nach fünf Monaten und etlichen Bemühungen von Berkemer, von der Europaïsche Union und von Diplomaten, kam endlich ein Antwort. Der aserbaidschanische Kultur-Minister Polad Bulbuloglu, ein ehemaliger Popstar der Sowjetunion, äußerte, dass aserbaidschanische Musiker nicht teilnehmen können. "Es wäre unbegreiflich, sie mit armenischen Musikern auftreten zu lassen", schrieb er; zudem haben armenische Kräfte die Enklave von Nagorno-Karabakh besetzt.

Berkemer hat schließlich fünf Musiker aus Armenien, 10 aus Georgien und einen aus Dagestan eingestellt. Dagestan ist eine größtenteils muslimisch bevölkerte Region in Russland, an der Grenze zu Tschetschenien. Ein Kammerorchester sollte 16 bis 19 Musikern haben, "so sparen wir drei Sitze - für die Aserbaidschaner", sagte Berkemer, " wenn sie bereit sind, sich uns anzuschließen".

Das nächste Problem für das Orchester war, wie dieses sein Debut gestalten sollte. Berkemer und sein Personal entschieden, eine Feier in Batumi - der adscharischen Hauptstadt am Schwarzen Meer - zu organisieren. Warum Batumi? Die Stadt liegt an der Küste, Palmen säumen die Straßen und ein mildes, nasses Klima schafft ein entspanntes, tropisches Gefühl. Zudem ragen immer noch große Wohnblöcke aus der Sowjetzeit über die Strandcafés hinaus, die auf eine gemeinsame Geschichte auch in den anderen Regionen verweißt. Die Besucher werden daran erinnert, dass dieser einst legendäre Kur- und Erholungsort auch ein Ort schwerwiegender Veränderungen im letzten Jahrhundert gewesen war - vor allem die letzten Jahre hinterließen auch ihre Spuren.

Es ist gerade etwas mehr als ein Jahr her, als Aslan Abashidze, der Adscharien, wie es im Kaukasus nicht selten vorkommt, für 13 Jahre sezessionistisch regierte, als ob es sein privates Königreiche wäre. Als der neue Präsident Georgiens, Mikhail Saakashvili die nationale Souveränität über Adscharien wiedererlangte, musste Abashidze das Land verlassen. Als Adscharien den neuen Kultur-Minister Alexandre Gegenava ins Amt brachte, wurde das örtliche kulturelle Leben umgestaltet. "13 Jahre lang hatte Abashidze alles kontrolliert, um es seinen eigenen Interessen unterzuordnen", sagte Gegenava. "Normale Leute konnten Konzerte nicht besuchen. Es waren immer nur die gleichen Leute: seine Minister, seine Bodyguards und seine Vasallen". Gegenava, der während der Sowjetzeit in der kulturellen Verwaltung tätig war, sagte, dass er in der Amtszeit Abashidze nicht fähig war, das Theater zu besuchen." Daraufhin hatte sich Berkemer sehr gewundert, dass das Erscheinen seines Orchesters und das Festival in Batumi insgesamt verurteilt wurde. Er rechnete damit, in leeren Hallen zu spielen.

Der 11. August ermutigte ihn jedoch. Das Batumi-Theater, das ungefähr 500 Zuschauer faßt, war zu zwei Dritteln gefüllt. Und die Unterschiedlichkeit des Publikums wäre überall in der Welt aufgefallen: eine Melange aus Kindern und Erwachsenen, aus den offiziellen Persönlichkeiten aus Tbilisi, aus Deutschland und aus Großbritannien, aus einem lokalen Priester; und dazwischen die vielen sonnengebräunten Touristen. Das Orchester spielte die "Vier Jahreszeiten" von Vivaldi und die "Serenade für Streichorchester" von Tchaikovsky. Marina Iashvili, eine prominente Violinen-Solistin der Sowjetzeit trat zusammen mit dem Orchester auf. Die jungen Orchestermitglieder - viele von ihnen kamen frisch vom Konservatorium aus Tbilisi und aus Jerevan in Armenien - waren begeistert, als das Publikum vier Zugaben verlangte.

Daraufhin gewann Berkemer viele Anhänger. Ein Europäer mit weißblondem Haar war umringt von schwarzhaarigen und dunkeläugigen Kaukasiern, die die unoffizielle Hymne Georgiens (
"Suliko" ) sangen. Für ein "Konzert für den Frieden", wählte Berkemer dann die "Lachrymae" von Britten und die "Trauermusik" von Hindemith (Beerdigungsmusik). Hindemith sollte deshalb gespielt werden, da der Komponist aus dem Nazi-Deutschland verbannt wurde, denn Goebbels hatte ihn als einen "atonalen Krachmacher" denunziert. Die Erfahrungen des Komponisten als Flüchtling führten zu einer melancholischen Qualität seiner Komposition, die Berkemer den kaukasischen Kriegenleidenden respektvoll widmete.

Das Vocal-Ensemble Largo präsentierte ebenfalls in dieser Nacht bei Kerzenschein im Kunstmuseum Lieder aus Tschetschenien, aus Ossetien und anderen Regionen Georgiens. Das staatliche Vocal-Ensemble von Batumi führte die charakteristische a cappella-Tradition eines georgischen Männerchores auf.


Batumis Einwohner waren begeistert über das Kaukasische Kammerorchester, jedoch haben sie weiterhin gemischte Gefühle, was die Lösung der ethnische Konflikte in der Region angeht. Giorgi Masalkin, Stellvertreter im Obersten Rat Adschariens und Professor für Philosophie an Staatlichen Universität von Batumi, hatte seine junge Tochter zu den Konzerten mitgenommen. "Ich will, dass sie die Ähnlichkeiten zwischen Leuten sieht," sagte er. "Sie soll die Gemeinsamkeiten zwischen den Nachbarn kennenlernen - in 50 Prozent der Fälle sind es gute Beziehungen."

Full Text: Music: Caucasus' orchestra for peace (International Herald Tribune)
Other Article by Meline Toumanie: Hoping Music Is the Food of Peace, an Orchestra Plays On

Deutsche Welle: Annäherung zwischen Georgien und Armenien

"Präsident Micheil Saakaschwili hat Armenien besucht. Warb er dort für die ukrainisch-georgische Initiative "Koalition der Demokratischen Wahl"? Moskau reagierte auf die Gespräche mit Misstrauen. [...] In Moskau wurde buchstäblich erklärt, die Annäherung zwischen Armenien und dem gegen Russland offen feindlich gesinnten Georgien sei ein Schlag gegen die russischen Interessen in der Region. Kotscharjan, der einzige verlässliche strategische Partner Russlands im Südkaukasus, verrate Russland, meint man in Moskau. [...] In einem Gespräch mit der Deutschen Welle sagte Sogomonjan, es gebe keinen Grund davon auszugehen, dass die Annäherung zwischen Jerewan und Tiflis eine Änderung der armenisch-russischen Beziehungen bedeute. Es handele sich um bilaterale Beziehungen, die das Verhältnis Armeniens zu Drittstaaten bisher nicht beeinflusst hätten, so Sogomonjan."

Der ganze Text von Aschot Gasasjan, Jerewan, DW-RADIO/Russisch, 22.8.2005, Fokus Ost-Südost: Annäherung zwischen Georgien und Armenien

Siehe auch: Russischer Waffentransfer nach Armenien
Russland bereitet die Schließung seiner Militärstützpunkte in Georgien vor. Von dort verlegt Moskau Militärtechnik und Waffen nach Armenien. Das benachbarte Aserbaidschan ist beunruhigt. (4.6.2005)

Siehe auch: "Düstere Meere" (eine Übersetzung auf http://georgien.blogspot.com)

Thursday, August 25, 2005

Das georgische Liebesmärchen "Wolfsschlucht" im MDR (Sa 27.08. / 01:15 Uhr)

Der arme Kinovorführer Abesalom aus dem georgischen Dorf Lile ist in die schöne Lisa verliebt. Doch die ist dem reichen Büstenhalterfabrikanten Ilja aus dem Nachbardorf versprochen. Als Abesalom eines Tages im Lotto gewinnt, scheint der Weg zu seiner Geliebten geebnet.

Doch auf dem Weg zur Stadt, wo er den Gewinn abholen will, weht ihm der Wind den Hut und mit ihm den darin eingenähten Tippschein in eine Schlucht. Tagelang sucht er in der Schlucht nach seinem Hut und verliert darüber den Verstand. Nur die Liebe wird ihn aus seinem Wahn retten können ...







Buch: Irakly Kvirikadze
Musik: Stefan Schulzki
Kamera: Matthias Fleischer
Regie: Anja Jacobs

Abesalom - Sven Simon
Lisa - Soraya Gomaa
1.Bruder - Stefan Lehman
2.Bruder - Duta Skirtladze
Willi - Mark Zak
Willis Frau - Nino Tarchan-Mouavi
Globus - Vasha Djalagania

Mehr Information: weiter>>>

Wednesday, August 24, 2005

"Abchasiens Zukunft" von Andrew Mueller

von Andrew Mueller
23 - 8 - 2005
in www.opendemocracy.net

Eine kleine, kaum bekannte Ecke im Süd Kaukasus widersteht Georgien, verlässt sich auf Russland, und tritt entschlossen für ihre Unabhängigkeit ein.


Andrew Mueller berichtet von Abchasien.

Der internationale Flughafen von Sukhumi muss der verlassenste Flugplatzt auf Erden sein. Es gibt nur ein paar Düsenmaschinen, die auf der Rollbahn geparkt worden sind, aufgegebene Aeroflot-Flugzeuge, die aussehen wie damals, als sie in der Luft gewesen sind, als noch Leonid Brezhnev an der Macht war. Es gibt keine Zollformalitäten, nur einen gelangweilten Sicherheitsbeamten, der die wenigen Ankommenden einfach durchwinkt. Und außerhalb des Flugplatzes gibt es keine Taxis, keine Busse, halten keine uniformierten Chauffeure die Namen von ihren Passagieren auf Pappschildern hoch.

Die Morbidität des internationalen Flughafens von Sukhumi ist ein Nebenprodukt der Tatsache, dass hier sowieso niemand mehr an einen internationaler Flughafen denkt. Sukhumi ist zwar die Hauptstadt von Abchasien, einem Gebiet im Nordwesten Georgiens. Hier kämpfte man für mehr als ein Jahrzehnt für die Anerkennung eines unabhängigen und souveränen Staates . Die Kosten und der Aderlaß menschlichen Lebens sind enorm: um geschätzte 10.000 Leute sind laut Berichten 1992-93 im Krieg mit Georgien umgekommen und ermordet worden; viele von ihnen waren Abchasen. Die gesamte abchasische Bevölkerung beträgt nur 90.000.

Den meisten Ausländer ist es nur möglich hierherzukommen, wenn sie die notwendigen Genehmigungen haben, und indem sie die sporadischen UN-Hubschrauber-Flüge vom georgischen Militär-Flughafen in der Nähe von Senaki nutzen. Die schwerfälligen russischen Mi 8s fliegen geradewegs zur Küste, dann ein paar Meilen hinaus aufs Schwarze Meer und kehren dann bald wieder um nach Sukhumi. Der Bogen wird seit Oktober 2001 geflogen, nachdem ein UN-Hubschrauber über Abchasien abgeschossen wurde und alle neun an Bord befindlichen Personen umkamen.

EIN SCHATTENSTAAT

Abchasien hat die Absicht, trotz der offenen Feindschaft mit Georgien und der Gleichgültigkeit der restlichen Staaten, seinen eigenen Weg zu gehen. An den öffentlichen Gebäuden in Abchasien, an den Läden und in den Straßen sieht man die Flagge von Abchasien, die eine reiche mit Symbolik darstellt: die grünen und die weißen Streifen vertreten das christliche und das islamische Erbe Abchasiens, ein rotes Quadrat geschmückt mit einer offenen Handfläche kennzeichnet die Freundschaft, und die sieben weiße Sterne bedeuten die sieben Provinzen Abchasiens.

Darüber hinaus sind die Formalitäten der Unabhängigkeit allgegenwärtig. Abchasien hat seine eigene Regierung, die seine eigenen Steuern eintreibt, und schließlich sein eigenes Außenministerium (selbst wenn es so merkwürdig aussieht, wie in der Schweiz, die einen Marinenminister oder wie in der Niederlande, die einen Bergrettungsdienst hat). Zudem hat Abchasien seine eigene Polizei, die die eigenen Gesetze von Abchasien durchsetzt, sein eigenes Militär, in dem für alle Männer ein zweijähriger obligatorischer Dienst vorgesehen ist und eigene Briefmarken (obwohl die Chancen, dass die Postkarten auch wirklich ankommen, wohl mit gemischten Gefühlen zu betrachten wäre).

Gleichzeitig ist die Realität der Abhängigkeit present. Abchasien plant zwar, eigene Reisepässe auszugeben. Doch die Abchasien leben seit 2002 das Recht auf die russische Staatsbürgerschaft, woraufhin die Staatsbildung in einem russischen Sinne beeinflusst wird. Russische Truppen garantieren auch die Genze zu Georgien (Inguri-Fluss) im Osten, und sind zudem in Sukhumi stationiert– beneidenswert untergebracht in von Bäumen eingehüllten Dachas - neben dem Strand, einem der ersten Urlaubsorte der alten sowjetischen Nomenklatur. Abchasien vermeidet zwar die Georgische Währung (lari) , aber es benutzt den russischen Rubel anstatt irgendeiner einer eigenen Währung. Russisch ist auch die meistgehörte Sprache, obwohl es in den letzten Jahren eine Wiederbelebung der nordwestlich kaukasischen Sprache von Abchasien gegeben hat, die sich vom südlich kaukasischem Georgisch (kartvelebi) und Mingrelisch (megruli) unterscheidet.

Die Abchasier weisen darauf hin, dass die modernen Schwierigkeiten des Landes von einem Erlass Josef Stalins herrühren. Nach der Konsolidierung sowjetischer Kräfte 1921 hatte Abchasien den gleichen verfassungsmäßigen Status innerhalb der Sowjetunion wie Georgien – es genoß die Autonomie als Sowjetische Sozialistische Republik.

Die regelmäßigen Ferien von Stalin in Abchasien stießen nicht auf die Begeisterung der Leute, denn mit seinem obersten Handlanger Lavrenti Beria – einem Mingrelier – wurde Nestor Lakoba und der Rest der politische Führung Abchasiens in den 1930er Jahren umgebracht. 1931 entschied Stalin, den Status Abchasiens durch die Vereinigung mit Georgien zu schwächen. Georgisch wurde zur offiziellen Amtssprache in Abchasien erklärt, und Tausende von Georgier wurden ermutigt, dorthin überzusiedeln. 1991 waren nur noch 20% der Bevölkerung von Abchasien ethnische Abchasier.

Der Krieg in Abchasien war im August 1992 beendet. Das postsowjetische Georgien taumelte von der wahnsinnigen Fehlentscheidung des Chauvinisten Zviad Gamsakhurdia zur Oberherrschaft des ehemaligen Sowjetischen Außenministers Eduard Shevardnadze, der – im Angesicht der abchasischen Unabhängigkeitsbewegung– eine brutale Invasion in der aufsässigen Provinz heraufbeschwor.

Der dreizehn Monate währende Krieg wurde größtenteils von einer Welt ignoriert, die ihr Interesse auf das Blutbad in dem sich auflösenden ehemaligen Jugoslawien richtete. Noch gibt es tiefe Parallelen zwischen beiden Konflikten – die “ethnische Säuberung” von Bevölkerungen, die nationalistische Intoleranz in Staat und Medien und der Impuls zu kultureller Vernichtung sowie des militärischen Sieges. Genauso wie die Bosnischen Serben versucht haben, Bosniens nationale Identität durch die Zerstörung der nationalen Bibliothek in Sarajevo auszulöschen, so bombardierte Georgien das Institut Abchasiens für Sprache, Literatur und Geschichte , und hat die Denkmäler von Sukhumi für Schießübungen genutzt (die Einschüsse sind noch sichtbar und der Statue des Dichters Dmitri Gulias wurde der Kopf weggesprengt).

Kaum ist ein Abchasier zu finden, der nicht Freunde oder Familienmitglieder im Konflikt mit Georgien verloren hat. Schließlich hat Abchasien verschiedene Kräfte einberufen – unterstützt durch Russen, Tschetschenen und andere “nördliche Kaukasier", die das Georgische Militär von dem abchasischen Gebiet vertrieben hat. Ca. 250.000 Georgier wurden daraufhin zu Flüchtlingen. Viele von ihnen fristen eine langfristige Existenz in den Ruinen vom Hotel Iveria von Tbilisi.

Abchasien hat daraufhin 1994 seine Unabhängigkeit erklärt. Jedoch gibt es noch keine formellen Transporteverbindungen mit dem Rest von Georgien, obwohl Diskussionen um die Wiederherstellung der Eisenbahnlinie stattfinden. Schiffe der Türkei laufen zwar in Sukhumi ein, obwohl sie dabei riskieren, festgesetzt oder durch die Georgische Flotte beschossen zu werden. Einzig eine wachsende Anzahl russischer Touristen überqueren die Grenze in der Nähe zu Sotchi, um die Strände und die Hotels von Gagra und Pitsunda zu besuchen - bekannte Urlaubsorte während der Sowjetzeit.

KEIN KOMPROMISS

Der potenzielle Reichtum, der vom Tourismus erzeugt wird und die fruchtbaren Gebiete könnten, wenn die Region dort sicher wäre Abchasiens Wirtschaft stützen. Doch bei den derzeitigen geopolitischen Umständen ist es schwierig sich vorzustellen, wie die Träume Abchasiens wahr werden könnten.

Es ist unvorstellbar, dass irgendeine Georgische Regierung Abchasien die Unabhängigkeit anbieten wird – dass sie möglicherweise Abstand nimmt von dem profitablen Küstenstreifen, denn das könnte in den anderen unruhigen Gebiete dazu führen, dass die eingefrorenen Konflikte sich wieder erhitzen (gemeint ist das Adjarische Problem, aber auch Süd-Ossetien wird von Tbilisi gesteuert; zudem wächst die Unzufriedenheit unter der armenischen Minderheit im Süden des Landes).

Außerdem haben die Vereinigten Staaten kein denkbares Interesse an einem Abchasischen Staat. Amerika geht es um militärische und strategische Beziehungen mit Georgien, die auf ihren Interessen am Kaspischem Öl beruhen, daher unterstützen sie das Baku-Ceyhan-Projekt (Erdölleitung), das über das georgische Territorium führt. Die USA haben klar Positition bezogen, indem sie die “Rosenrevolution” und den darauffolgenden jungen Präsidenten Mikhail Saakashvili unterstützt haben. Ihm wurde sogar die Ehre zuteil von George W Busch im Mai 2005 besucht zu werden.

Mittlerweile passt sich Russland der Ungewissheit und Zukunft über den Status von Abchasien ziemlich gut an. Während Tbilisi sich dem Westen annähert, kann Moskau an dieser Flanke Georgiens bedrohlich aufragen. Es kann seine strategischen Optionen im "besetzten Gebiet" bewahren, der zudem die Ängste in Georgien schürt, dass Abchasien eines Tages, ähnlich wie das Sudetenland in der Tschechoslowakei in den 1930er Jahren, als ein Vorwand für ein militärisches Eingreifen genutzt werden kann.

Trotz dieser offensichtlichen Hoffnungslosigkeit für einen diplomatischen Durchbruch in der Anerkennung Abchasiens durch die internationale Gemeinschaft, gibt es seitens der abchasischen Regierung kein Entgegenkommen hinsichtlich eines Kompromisses. Tatsächlich herrschen in der abchasischen Regierung persönliche Rivalitäten, wie das gewalttätige Wahlverfahren zwischen dem Oktober 2004 und dem Januar 2005 beweist (die sehr gefährlich werden können). Wenn Beispiele für einen mittleren Weg vorgeschlagen werden, wie zum Beispiel die Autonomie vom Baskenland innerhalb Spaniens oder Schottland und Wales innerhalb des vereinigten Königreich, werden die Machthaber wohl rasch entfernt werden ...

“Es gibt”, erklärt der Außenminister Sergei Shamba, “keine Modelle, die uns mit dem Georgischen Staat zusammen bringen könnten. Auf Grund der Geschichte und auf Grund der öffentlichen Meinung, haben wir das Recht zur Unabhängigkeit”

“Jetzt liegt es an uns”, bestätigt Vizepräsidenten Raul Khadjimba. “Wir müssen die Bedingungen schaffen, dass die Welt uns hört. Wir müssen Fernsehen, Zeitungen, das Internet benutzen, den Leuten mehr über Abchasien zu erzählen. Vielleicht wird das dann das Herz von jemandem berühren, und die Welt wird uns eine Chance geben.”

"Düstere Meere"

by TOL
22. August 2005

Könnte eine neue Sicht für das Schwarz-Meer-Gebiet neue Ideen von Demokratie entwickeln, um auch die Ränder Russlands zu fördern?

Es scheint, dass Europa bald eine neue Organisation, eine "Demokratische Allianz" bekommt, die vom Baltischen Meer zum Schwarzen Meer bis hin zur Kaspischen See reicht. Diese Organisation soll “ein starkes Werkzeug" sein, die das "Gebiet von allem befreit: von Abgrenzungen, von Übertretungen der Menschenrechte, von politischen Spannungen, von gefrorenen Konflikten.” Das ist die perspektive für eine "Gemeinschaft für Demokratische Wahl", die sich die Präsidenten Viktor Juschenko aus der Ukraine und Präsident Mikheil Saakashvili von Georgien am 12. August vorstellten. Selbstverständlich ist das in einer gewissen Weise attraktiv. Diese Bemühungen stehen jedoch in Konkurrenz zu anderen Staaten des Schwarz-Meer-Gebiets.

Seit 1992 hat die Türkei größten Einfluß im Gebiet des Schwarzen Meeres. Durch diese Situation und natürlich auch durch die Erdölleitungen, hat die Türkei eine eigene Vorstellung von einem friedlichen und wohlhabenden Schwarzen Meer. Es hat die Wirtschaftliche Zusammenarbeit der BSEC - Organization of the Black Sea Economic Cooperation gruppiert, eine Vereinigung der Länder des Schwarzen Meeres mit ihren unmittelbaren Nachbarn gefördert.

Zudem hat der Westen seit dem Ende des Kalten Krieg seine eigene Vorstellung von einem sicheren Schwarzem Meer - mit der Türkei als ein Eckstein gebildet. Die Türkei ist ein Vorposten der NATO geworden. Nicht nur für die Sicherheit des Schwarzen Meeres auch für eine stabilisierende Kraft im Nahen Osten soll die Türkei stehen. Deswegen unterstützt auch die USA die Mitgliedschaft der Türkei in der Europäischen Union. Eine andere Variante ist, dass die Türkei eine bedeutende Rolle in einem Bündnis demokratischer muslimischer Staaten haben soll. Dieses Bündnis soll sich von den Golfufern des Irak bis zum Bosporus erstrecken .

DER SCHWUNG DER TÜRKEI NACH RUSSLAND

Dieser Anspruch George Bushs wird momentan von der Instabilität des Iraks unterlaufen. Zudem kann die Türkei selbst neue Entwicklungen verfolgen. Die Türkei kann verschiedene Vorstellungen entwickeln, wen sie als Partner im Schwarzen Meer betrachtet– und welche Änderungen für sie wünschenswert sind.

Erstmal bemerkte man wechselvolle Strategien, als die Vereinigten Staaten als Beobachter des BSEC abgelehnt wurden. Diese Entscheidung gegen die Vereinigten Staaten wurde beispielweise von der Slowakei unterstützt, die einen Beobachterstatus darin genießt. Russland wird vorgeworfen, den Vorgang ebenfalls mit einem Veto gehemmt zu haben, obwohl die acht post-kommunistischen Schwarz-Meer-Staaten sich öffentlich dafür einsetzten, dass den Vereinigten Staaten erlaubt werden soll, ihre Versammlung der BSEC zu besuchen. Die Türkei hat sich dazu gar nicht geäußert– was wohl diplomatisch gesehen nicht gerade angemessen ist, einem Land gegenüber, dass ein großer Befürworter für seinen EU-Eintritt ist. Betrachtet man auch, dass die Türkei der Ideengeber für den BSEC war, hätte sicherlich die Türkei den Vereinigten Staaten die Türen öffnen können. Die Hintergründe der ganzen Affäre sind wohl in den schnellen und dramatischen Aufschwüngen der Verhältnisse und Beziehungen mit Russland zu suchen. Indizien dafür sind vor allem der erste Besuch in Ankara durch ein russisches Staatsoberhaupt (im Dezember 2004), danach gab es in nur sieben Monaten vier Versammlungen zwischen dem Präsidenten Vladimir Putin (Russland) und dem Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan (Türkei). Zudem stieg der Handel zwischen beiden Staaten enorm an: immer mehr Gas wurde von Russland durch das Schwarze Meer in die Türkei geliefert. Die Rede ist von mehr Elektrizität und mehr Rohrleitungen.

Zudem haben Russland und die Türkei nicht einfach ihre Beziehung verbessert; sondern sie scheinen ein neuen Weg gefunden zu haben, denn es gibt keine Konflikte hinsichtlich ihrer Interessen. Auf einer Versammlung mit Putin im Juli, hat Erdogan überraschend der Öffentlichkeit übermittelt, dass “unsere Gesichtspunkte zur Lage in der Region sowie zu den Aufgaben, betreffend der Bewahrung der Stabilität in der Welt, völlig zusammenfallen”. Beachtenswert ist auch, dass hinsichtlich der Vorfälle in Usbekistan sich Erdogan kaum geäußert hat. Wie konnte das möglich sein? Türkische Analytiker glauben, und ihre Antwort scheint plausibel zu sein, dass im wesentlichen Ankara sehr zurückhaltend hinsichtlich irgendeiner Kritik gegen Präsident Islam Karimov von Usbekistan gewesen war.

Es sieht so aus, dass die bisherigen Kontrahenten jetzt zusammengehen. Zudem hat zur Überraschung Putins, die Türkei ihr Interesse ausgedrückt, sich der Zusammenarbeit mit Zentralasien zu stellen - also zusammen mit Russland, China, Kazakhstan, Kirgistan, Tadschikistan und Usbekistan etwas auf die Beine zu stellen. Bisher war die Türkei hinsichtlich des Abchasien-Konfliktes in Georgien ein Konkurrent Russland, doch zunehmend übernimmt sie die Rolle als ein Vermittler in der Debatte über Abchasien. Erdogan und Putin haben wohl entschieden, sowohl im Schwarzen Meer und in Zentral-Asien zusammenzuarbeiten.

Wie ist die neue Freundschaft von Ankara mit Moskau zu bewerten? Sicherlich kann man sehen, dass die Beziehungen zwischen Russland und der Türkei sich aufwärmen, daran gibt es keinen Zweifel. Die Beziehung zwischen der EU und der Türkei sind jedoch keineswegs zu unterschätzen, hinsichtlich der Bändeleien mit Russland. Ankara kann sich mehr zu Moskau hinwenden als Brüssel, aber es wird immer unabhängig von Russland bleiben wollen. Zudem haben zumindest alle größeren europäischen Länder von Europa – Frankreich, Deutschland, und Großbritannien – ganz gute Beziehungen mit Russland, die auch von der zunehmend skeptischen Position der Europäer abweichen. (Zwar können die Beziehungen von Ankara mit Washington schwächer werden, jedoch ist es hauptsächlich die EU, die die Türkei mehr zum Westen bindet.) Darüber hinaus erscheint es günstig, dass die Türkei daran interessiert ist, dass Zentral-Asien stabil bleibt; auch die Vereinigten Staaten hielten sich zurück, hinsichtlich der Ereignisse in Andijan.

Auf jeden Fall gibt es einige Gründe, die Auswirkungen der neuen Beziehungen zwischen Russland und der Türkei in Zentral-Asien für gut zu heißen. Eine Annäherung zwischen Armenien – Russland – und dem Hauptsponsor von Aserbaidschan – der Türkei – könnte den eingefrorenen Konflikt Nagorno-Karabakh auflösen und in wirtschaftliche Beziehungen hineinführen. Eine Verbesserung würde jedem helfen, womöglich auch was die EU-Mitgliedschaft der Türkei betrifft. Und wenn die Türkei eine Lösung zum Abchasien-Konflikt in Georgien liefern könnte, hätte es etwas erreicht, was sonst niemand für möglich hielt.

FÖRDERUNG DER DEMOKRATIE

Die Frage ist nun, wie sich der Gegensatz zwischen den türkischen Bemühungen für Stabilität und denen von Jushchenko und Saakashvili entwickelt. Die Demokratischen Bewegungen sollen einerseits angeschoben werden; die Türkei steht jedoch mehr für eine Verlangsamung dieses Prozesses, denn die Türkei hat seine eigenen, schon lange bestehenden Interessen im Kaukasus und in Zentral-Asien und ist– wie die dornige und neuralgische Beziehung zu Armenien zeigt – durchaus fähig ihren Kurs beizubehalten, die Unbeständigkeit und den Fortschritt im Kaukasus hinsichtlich ihrer Interessen zu verlangsamen. Zwar gibt es einige positiven neuen Bewegungen im Verhältniß zwischen der Türkei und Armenien, aber ein Durchbruch in ihren Beziehungen steht noch in weiter Ferne.

Bezogen darauf werden wir sehen, wie hart es wieder sein wird, bei dem Gipfel zwischen den Azeri und dem armenischen Präsidenten am 26. August, bei der Entscheidung über Nagorno-Karabakh zu vermitteln. Auf jeden Fall werden alle Länder in dieser Region, einschließlich Georgien und Aserbaidschan, Vorsichtig walten lassen hinsichtlich dieser zwei mächtigen Nachbarn, die plötzlich zusammenarbeiten.

Ein anderer Aspekt ist, dass eine demokratische Türkei, eingebettet in die EU, noch lange nicht ein Förderer von demokratischen Veränderungen ist. Tatsächlich glauben Analytiker, dass die Türkei sehr zurückhaltend sein wird, zum Beispiel hinsichtlich des potenziellen Durcheinanders nach parlamentarischen Wahlen in Aserbaidschan in diesem November. Wenn Großbritannien und die Vereinigten Staaten von der Türkei erwarten, in diesem Gebiet tätig zu werden, dann können sie auch gut falsch liegen. Wenigstens vorläufig scheint es, dass der Beitrag der Türkei hinsichtlich politischer Veränderungen passiv sein wird. Dass Jushchenko und Saakashvili jetzt hervorheben, die Demokratie in der Region zu fördern, ist für die Türkei nicht gerade bequem. Die Türkei scheint wohl mehr am Status quo interessiert zu sein als an Veränderungen.

Die Annäherungen an die EU – vorgeführt zwischen Belarus und Polen – sind derzeit schwierig. Die sogenannten "step-by-step" Annäherungen sind sogenannte passive Positionen, bei der sich die EU auf ihre magnetische Anziehung zu seinen Nachbarn verlässt. Das kann gut gehen, wenn seine Nachbarn – beispielweise die Länder des westlichen Balkans – sich zur EU hingezogen fühlen, jedoch bei Belarus – die kein Interesse an der EU hat - wird es problematisch. Die EU, wenn sie politische Entwicklung in Zentral-Asien oder im Kaukasus fördern will, braucht etwas besseres als eine gedämpfte Antwort auf Ereignisse in Andijan. In diesem Fall hat die USA auch versagt, jedoch in der Nachbarschaft zur Türkei hat es (drei) Anziehungskräfte genutzt. Gegen die Regierung in Georgien um Eduard Shevardnadze und dem"weichen Autoritarismus" eines Leonid Kuchma in der Ukraine und der des Askar Akaev von Kirgistan, hat die USA weiche Kräfte, hauptsächlich durch die Unterstützung Bürgerlicher Gesellschaftengruppen eingesetzt.

Gegen den "harten Autoritarismus" im Irak ist es gewalttätig einmarschiert, hat den unsicheren langfristigen Ausgang gewählt. In Usbekistan hat sie ihr Anliegen selbst unterlaufen, indem sie nichts unternahmen, obwohl ihre Truppen im Land waren. Welche praktische Form die Gemeinschaft für Demokratische Wahl hinsichtlich der Förderung der Demokratie übernimmt, werden wir sehen. Gegen die Unzulänglichkeiten von "Modellen" der großen Kräfte (der EU, der Türkei, und den Vereinigten Staaten) – einer Konkurrenz der Ideen zu bilden, wäre doch eine interessante und willkommene Angelegenheit.

Full Text In English (TOL): Murky Seas

Other Textes:
* Ukraine, Georgia Propose "Democratic Alliance" (Civil Georgia / 2005-08-12)
Related articles:
* Full Text: Borjomi Declaration
* Yushchenko Visits Georgia
* Saakashvili: Georgia, Ukraine Coordinate Regional Cooperation
* Saakashvili, Yushchenko Sign Declaration on Strategic Cooperation
* Saakashvili, Yushchenko Sign Joint Declaration