Thursday, April 27, 2023

Wein in Georgien: Gleich zweimal im Mai - Zero Compromise & New Wine Festival im Mtatsminda Park in Tbilisi

Von Ralph Hälbig

Die Georgier sind wirkliche Kenner des Weins: "Guter Wein bringt das Beste in guten Menschen zum Vorschein", hört man es immer wieder, wenn man durch die Weingegenden im Kaukasus vagabundiert und im Marani (Weinkeller) hängenbleibt. Das größte Naturweinfest des Jahres in Georgien rückt immer näher. Am 05. und 6. Mai diesen Jahres präsentieren die renommiertesten Winzer aus unterschiedlichsten Regionen Georgiens ihre Naturweine (biologisch und zum Teil auch biodynamisch angebaut). Diese vielfältigen Aromen, gekeltert in den berühmten Qvevris (Tonamphoren) werden in der ehemaligen Seidenfabrik – N59 Kostava Street kredenzt. Wenn Sie einen unglaublichen Bio-Wein in Tbilisi probieren möchten, dann besuchen das Event Zero Compromise, das von der Natural Wine Association veranstaltet wird. Auswahlkriterium ist, dass die Trauben biologisch angebaut wurden und im Wein-Keller keine Hefen oder Sulfite hinzugefügt werden. Herauskommt ein reiner, unverfälschter Saft mit einem einzigartigen und teils ungewöhnlichem Geschmack. Ihr Geschmackshorizont wird erheblich erweitert - davon können sie ausgehen. Für die Georgier ist ihr Wein ein göttliches Getränk: 'unverfälscht und wahrhaftig und das seit 8 Jahrtausenden'.

Das "Zero Compromise" ist vor allem auch eine Naturweinmesse. Seit Jahren ist sie einer der wichtigsten Termine für diejenigen, die mit der spirituellsten und natürlichsten Seite des Weins in Verbindung bleiben möchten. Diese Messe ist auch die Gelegenheit für Fachleute, Sommeliers und Winzer aus aller Welt, sich mit den Menschen, Traditionen und Aromen eines authentischen Georgiens vertraut zu machen. Die wichtigsten und kompromisslosesten Winzer und Schöpfer spezieller Aromen - meist aus den knapp über 500 autochthonen und sehr alte Rebsorten - sind beinahe alle vor Ort. Hier trifft man die Seele Georgien. Die Stimmung ist einzigartig und sehr familiär! Wein wird hier zum lebendigen Trost. Mit dem Geschmack wird unverhohlen experimentiert!

Das New Wine Festival im Mtatsminda Park am 13. Mai ist ein großartiger Tagesausflug mit einer Mischung aus großen und kleinen Weingütern. Große Industrieweine bleiben jedoch außen vor. Wenn Sie im Mtatsminda Park sind, kommen Sie früh dorthin, um den Wahnsinn der Menschen zu vermeiden, die versuchen, den Park zu erreichen. Die Teilnahme für alle ist hier kostenlos und verspricht eine Fülle von Möglichkeiten, Hunderte von neuartigen Weinen aus der letzten Ernte (2022) zu probieren und zu genießen. Seit seiner Gründung im Jahr 2010 wurde das Festival größer und populärer. Aufstrebende Familienweingüter und Weinunternehmen stehen im Mittelpunkt, um den Gästen einen verlockenden Einblick in ihre neuesten Jahrgangsweine zu bieten.

Georgien ist in seiner Weinkultur beinahe ausschließlich autochthon. Das heißt, dass die verwendeten Trauben bzw. die Rebsorten in diesem Gebiet heimisch sind und dort ihren Ursprung haben. Über Jahrhunderte wurden in Georgien diese Reben kultiviert und sind daher optimal an das jeweilige regionale Klima angepasst. 

Bei der Verkostung sollte man diszipliniert vorgehen, nur einen kleine Schluck nehmen und den Wein kauen, um die Geschmacksnerven voll zu beanspruchen. Scheuen sie sich nicht, den edlen Tropfen, in die Schwerstarbeit geflossen ist, ruhig in den Napf zu spucken. Nicht alles herunterschlucken, denn desto mehr können sie probieren! Und ja, lassen sie sich von den Menschen in ihrer unmittelbaren Umgebung beraten. Und keine Sorge, die Verkostung hält niemand prätentiös durch. Im Verlauf werden sie trinken und feiern, denn die georgischen Winzer sind keine Hippster oder Szene-Typen. Sie sind eher "Beatniks, Außenseiter des Mainstream-Weinbaus", so formulierte es prägnant der Amerikaner Paul Rimple. Zudem gehen die Winzer meist auch noch anderen Berufen nach - in diesem Sinne kann man von einem vielfältigen Lebenswerk sprechen. Ohne zu übertreiben kann man sagen, die Georgier haben einen tieferen Zugang zum Wein - in einem gewissen Sinn philosophisch, umfassend und spirituell zugleich. 

Und der Wein ist längst nicht mehr die Domäne der Männer und ihrer harten Arbeit in dieser Region auf unserer Erde. Junge Winzerinnen, wie die "Baia Sisters", Keto Ninidze, Miranda Chxetiani und andere mischen sich ein. Ja der Wein ist auch ein Wettstreit des Geschmacks und der Entdeckerfreude - von Labels hält man hier in der Community nicht viel. Zwei Frauen aus dem Ausland, die das erkannt haben, schrieben die besten Bücher über diese magische Welt, bei ihren Recherchen traten sie ein in außergewöhnliche Winkel dieser Weinwelt. Sie haben sich echt herumgetrieben und genießen den höchsten Respekt. Lesen Sie Alice Feiring "For the Love of Wine: My Odyssey Through the World's Most Ancient Wine Culture" und das dicke Ding von Lisa Granik MW - "The wines of Georgia" und machen sie sich dann auf eine Reise, bei der sie womöglich nicht mehr heimkehren werden.

Wenn es Anfang Mai an diesen Terminen nicht klappt, dann bestehen noch weitere Möglichkeiten:

🍷 7. Mai, "Samur"
🍷 9. Mai, "Sherekilebi"
🍷 2. - 4. Juni, WineExpo
🍷 17. Juni, "Super natural"

Für Reisepläne, Übernachtungen und weiteres zu Georgien, kontaktieren Sie Hans Heiner Buhr von www.kaukasus-reisen.de 

Wenn sie aus "unverzeihlichen Gründen" eine Reise dorthin nicht antreten können - für einen ersten Kontakt mit dieser Welt empfehle ich im deutschsprachigen Raum, sich hier einen Eindruck zu machen: Paata Bolotashvili ist mit seinem Unternehmen "Weinland Georgien" der erste Georgier, der in den Neunzigern begann, im großen Stil und beachtlichem Durchhaltevermögen ausschließlich georgische Weine nach Deutschland zu bringen. Man braucht es nicht zu erwähnen, er kennt sich wahrlich aus und hat nicht nur Spezialwissen, anekdotisch weiß er von vielerlei zu berichten. Man kann ihn auch buchen für Vorträge und Events. Eine andere großartige "Quelle" im sprichwörltichen Sinne ist der Ungar Zoltán Kovács, der sich mit seiner Berliner Firma "Naturwein Georgien" auf die Naturweine konzentriert! Auch er ist derzeit ein Einzelkämpfer; beide sind für mich profunde Botschafter Georgiens. Nicht nur Restaurants und Köche haben ein Auge auf sie geworfen. Greifen sie zu! Es schmeckt! 


Friday, April 21, 2023

VIDEO: Virtual Tour in Tbilisi with Urban Planner Zurab Bakradze. Via Heinrich Boell Foundation South Caucasus (2020)



Zurab Bakradze, Architect, Urban Planner highlights several problems in his Virtual Tour in Tbilisi.

First is the problem of losing the uniqueness of the city. Bakradze says, that Tbilisi has lost much of its uniqueness in the last 30 years and it hardly resembles Tbilisi from the past.

The second critical point is the relation between the private and the public. Bakradze observes how Tbilisi dealt with this challenges.

This video is prepared within the frameworks of Green Academy

Zurab graduated from Tbilisi University with a degree in architecture in the mid-1970s, became an urban planner from 1995 to 2012 and worked at the Institute for Art History in Georgia. Bakradze was also very active as an architect in Germany - worked for the architectural office aid in Kerfeld, MB-Meisterbau in Bonn, the design institute Kulturlandschaft-Stadt. In addition he was a co-initiator of the action “Guerrilla Gardening” and of the “Tbilisi Architectural Forum”.