Friday, August 01, 2014

FILMSTART: Die langen hellen Tage (Grzeli Nateli Dgeebi / In Bloom). Ein Film von Nana Ekvtimishvili & Simon Groß am 21. August in Deutschland

Kinostart: 21. August 2014 



Der georgische Film "Die langen hellen Tage" kommt am 21. August in die deutschen Kinos. Er war sensationell erfolgreich auf den Filmfestivals der ganzen Welt und auch der georgische Beitrag für die Oscars 2014. 


Auf dielangenhellentage.wordpress.com gibt es den Trailer und Informationen.


DielangenhellenTage1


Deutschland/Frankreich/Georgien 2013 – 102 Minuten – georgisch mit dt. oder engl. Untertiteln / dt. Synchronfassung
Aspect ratio: 2.35:1/ Sound: 5.1 Dolby SRD
Georgischer Beitrag zu den Academy Awards (Oscars) 2014
C.I.C.A.E. Art Cinema Award – Berlinale 2013
Best Film/Best Actress – Sarajevo Film Festival
FIPRESCI Prize/Golden Firebird – Hong Kong Intl. Film Festival
New Auteurs Award for Personal Storytelling – AFI Fest
Special Jury Prize – Montreal Film Festival
Grand Prize – TOKYO FILMeX
Der Festival Renner des Jahres 2013 – international ausgezeichnet mit 28 Preisen.

Pressekontakt
Greenhouse PR, Berlin
Silke Lehmann / Almut Wilmes
Tel. 0151-68100088 / 0170-6899768
lehmann@greenhouse-pr.com / wilmes@greenhouse-pr.com

Verleihkontakt
BeMovie Medienproduktion und VertriebGmbH
Burkhard Voiges / Verena von Stackelberg
Zeughofstraße 20 • 10997 Berlin
Tel. 030 85 61 88 51
E–Mail voiges@be-movie.de / verenavonstackelberg@gmail.com
www.dielangenhellentage.wordpress.com


Die langen hellen Tage

Vor der Kulisse des postsowjetischen Georgiens beschreibt der Film mit virtuoser Erzählkraft, starken Bildern des Kameramanns Oleg Mutu und musikalischem Rhythmus die prägenden Veränderungen im Leben zweier Mädchen im Teenageralter.

Die besten Freundinnen Eka und Natia werden zu jungen Frauen während der langen, hellen Sommertage 1992 in der Stadt Tiflis. Sie leben in einer Welt, in der eine geschenkte Pistole als ein Zeichen der Zuneigung verstanden wird, ein Heiratsantrag mehr wie eine Entführung wirkt und in der Liebe und Lebensgefahr nicht weit voneinander entfernt sind. Inmitten einer vom Bürgerkrieg gebeutelten patriarchalischen Gesellschaft, in der selbst die eigenen Eltern als Vorbild kläglich versagen, wissen sie sich zu behaupten und schließlich die Kette der Gewalt ganz ohne fremde Hilfe zu durchbrechen.

Autorin und Ko-Regisseurin Nana Ekvtimishvili basierte Ekas und Natias Geschichte auf den Erinnerungen an ihre eigene frühe Jugend im Tiflis der 90er Jahre und stellt in ihrem fesselnd erzählten Film weibliche Identität und den Bruch mit veralteten Werten in den Mittelpunkt, wobei sie zusammen mit Ko-Regisseur Simon Groß einen klaren Blick für fein nuancierten Witz und selbstbewusste Darstellungen behält.

Die Regisseure greifen ernste Themen auf, die sie mit emotionaler Wucht, aber auch mit ruhiger Zurückhaltung darstellen. Gleichzeitig haben sie gekonnt die besondere, bezaubernde Atmosphäre der heißen, langen, hellen Sommertage Georgiens eingefangen. 


 
INHALT

Tiflis, Georgien 1992. Die Sowjetzeit ist vorüber, Georgien ist auf sich selbst gestellt. Der Abchasien Konflikt droht zu eskalieren und ein Bürgerkrieg beutelt das Land. Für die 14-jährigen Mädchen Natia und Eka geht die Kindheit zu Ende. Die besten Freundinnen sind ganz normale Teenager, die Spaß haben, gegen ihre Lehrer rebellieren, heimlich rauchen und unanständige Lieder singen. Doch ihr Alltag bringt auch Unsicherheit und Zukunftsängste mit sich. Ekas Vater ist im Gefängnis und Eka zieht sich mehr und mehr von ihrer Mutter und der älteren Schwester zurück. Auch in Natias Familie gibt es große Probleme: ihr Vater ist Alkoholiker und ihre Eltern streiten ununterbrochen miteinander.

Natia, die bereits Männersehnsüchte weckt, bekommt von ihrem sensiblen jungen Verehrer Lado eine Pistole geschenkt, zur eigenen Verteidigung in einer von Testosteron dominierten Umgebung. Natia gibt die Waffe wiederum Eka, die täglich auf ihrem Heimweg von Nachbarsjungen schikaniert wird. Aber als Eka Zeugin wird, wie einer ebendieser Jungen zusammengeschlagen wird, zieht sie die Pistole und verteidigt ihn. Auf diese Weise macht sie aus einem Feind einen potentiellen Verbündeten. 


Die Freundschaft erfährt eine harte Prüfung, als Natia von ihrem aggressiven Verehrer Kote entführt wird (Anm.: Brautentführungen waren eine Tradition, die im Georgien der 1990er Jahre noch existierte) und in die Heirat einwilligt. Auf der Hochzeit gibt Eka die Waffe zurück an Natia, da sie sie nun dringender zu brauchen scheint. Enttäuscht von der schwachen Entscheidung ihrer Freundin tritt Eka in die Mitte der Hochzeitsgesellschaft und präsentiert sich mit einem traditionell nur von Männern aufgeführten Tanz von betörender Kraft. Alle ihre Gefühle über die verhärtete Gesellschaft, ihr neu gewonnenes Bewusstsein weiblicher Macht und ihre Loyalität Natia gegenüber sind in diesem Tanz enthalten. (Gefilmt in einer einzigen atemberaubenden Einstellung von Kameramann Oleg Mutu: 4 Months 3 Weeks 2 Days; The Death of Mr. Lazarescu).

Im Verlauf des Films vermutet Eka, dass ihr Vater in den Mord am Vater ihres Klassenkameraden Kopla verwickelt ist und weigert sich, ihn im Gefängnis zu besuchen. Derweil wächst Natias Unzufriedenheit: das Zusammenleben mit dem herrischen Kote und dessen Eltern in einer winzigen Wohnung ist schwierig. Sie will ihren Mann nicht bedienen und streitet ununterbrochen mit ihren Schwiegereltern. An Natias Geburtstag gehen die Mädchen zurück in ihr altes Zuhause, wo Natias Großmutter liebevoll ein Festmahl zubereitet hat.

Während sie auf dem Balkon sitzen, ihr Essen und den guten Wein genießen, hören sie von unten Musik und rennen hinunter. Lado, Natias früherer Verehrer, ist mit einem alten Mann gekommen, der ein Liebeslied spielt. Natia und Lado sehen sich tief in die Augen, als plötzlich Kote mit seiner Gang auftaucht und Natia sofort nach Hause schickt. Wenig später verfolgt die Gang Lado durch die engen Straßen von Tiflis...

INTERVIEW & STATEMENT DER REGISSEURE

Zwei leidenschaftliche Filmemacher treffen sich in Deutschland – er Berliner, der an der HFF München studierte, sie Georgierin, die an der HFF Potsdam studierte. Sie hätten einfach in Berlin bleiben können. Stattdessen entschieden sie sich vor fünf Jahren, in Nanas Heimatstadt Tiflis zu ziehen. "Dort ist noch nicht alles im Überfluss vorhanden", sagt Simon Groß, "unbeackertes Terrain". Ein Vorteil für das Vorhaben der beiden, neben dem Filmemachen eine Eisdiele zu eröffnen. Der Plan ist mehr als aufgegangen: inzwischen sind sie stolze Besitzer eines kleinen Eisdielen-Imperiums mit vier Filialen und im Sommer 70 Mitarbeitern.

Die beiden Tätigkeiten sind für Simon Groß ebenso wenig Gegensätze wie Kunst und Kommerz. Das Wissen aus der Businesswelt kam den beiden bei der Selbstvermarktung ihres ersten großen, gemeinsamen Filmprojekts Die langen hellen Tage zugute. Sie treffen mit dem Film auf einen Nerv: hier sind junge Mädchen in der Lage, die oberflächliche Schicht überkommener Werte einer Gesellschaft zu überwinden.

Universelle Botschaft & aktueller Bezug

Eine Gesellschaft an der Schwelle zum Wandel, in Unruhe und Chaos, ist universell verständlich, weil solche Situationen auch heute noch unsere Welt erschüttern, gerade wird uns dies durch die Ukrainekrise schmerzlich bewusst – gesehen durch die Augen zweier liebenswerter und ungestümer junger Mädchen. Der Film ist zugleich eine Coming-of-Age-Geschichte und eine Metapher für positiven Wandel, für Widerstand und nicht zuletzt für die Macht der Frauen.

Nana Ekvtimishvili und Simon Groß über die Entstehung des Films und die Gedanken, die dahinterstecken

Die Geschichte ist von Nanas persönlichen Erinnerungen an ihre Jugend in den unruhigen frühen 90er Jahren in Georgien inspiriert. Wir dachten über den Bezug zwischen jungen Menschen nach und den kulturellen Kontext, in dem sie leben. Für uns war der Film eine Reise in die Vergangenheit und ein Blick in die Zukunft. Was kann als Teil einer Kultur akzeptiert werden und wo ist die Grenze, an der Kultur ein bestimmtes Verhalten nicht mehr rechtfertigen kann?

Ein Teenager ist ein Teenager, egal aus welchem Land er kommt. Alle Teenager haben eines gemeinsam: sie suchen. Unsere Charaktere suchen nach ihrer weiblichen Identität in einer Umgebung, die oft voller Gewalt und Rache ist. Sie hinterfragen, ob Liebe es rechtfertigen kann, jemanden zu töten. Die Antwort ist: natürlich nicht. Aber was, wenn du mit dieser Frage konfrontiert wirst und du hast nur vierzehn Jahre Lebenserfahrung, und du lebst in einem Land, das in Chaos, Anarchie und Selbstjustiz versinkt? Wo sind da deine Vorbilder und welche Werte können dir helfen zu überleben?

Der Krieg, die willkürlichen Ausbrüche der Gewalt, das war omnipräsent damals im georgischen Alltag. Wir wollten dies durch Radionachrichten, Bewaffnete auf der Straße und Aspekte in der Handlung, die im Hintergrund ablaufen, zeigen. Dass Natia eine Pistole geschenkt bekommt, überrascht den Zuschauer, Natia hingegen überhaupt nicht. Eka vermutet im Film, dass ihr hinter Gittern sitzender Vater etwas mit dem Tod des Vaters ihres Klassenkameraden Kopla zu tun hat. Lado wird, da er Rivale eines unzufriedenen Liebenden ist, angegriffen. Beides ist für uns heute undenkbar, damals war es aber recht alltäglich.

Die universellen menschlichen Eigenschaften dieser beiden Mädchen und die Leidenschaft und Tiefe der Charaktere und auch der Schauspielerinnen, die sie darstellen, das sind die Säulen, auf denen unser Film steht und die es ermöglichen, die Geschichte auf die Leinwand zu bringen.

...über die Zusammenarbeit mit dem Kameramann Oleg Mutu

Wir wollten helle, warme Bilder, ein Frühlingsgefühl und keine düstere, kalte Umgebung, die man normalerweise im Kopf hat, wenn man an diese Zeit in Georgien zurückdenkt. Und wir wollten nicht einfach die Geschichte erzählen. Wir wollten das Publikum den Charakteren folgen lassen. In Oleg Mutus früheren Arbeiten erkannten wir, dass er als Kameramann die Charaktere absolut fühlt und es ihm gelingt, ihnen auf eine authentische, sehr intuitive Art nahezukommen. Oleg kopiert sich in seiner Arbeit für verschiedene Regisseure nie. Er ist immer auf einer Wellenlänge mit dem Schauspiel, dem Raum, der Geschichte. In unserer Art den Film zu gestalten, sind die Szenen genau durchchoreographiert und nur geschnitten, wenn unbedingt nötig. Stattdessen haben wir Wert darauf gelegt, für jede Szene den richtigen, individuellen Blickwinkel zu finden. Improvisation am Set war deshalb ein großer Teil der Arbeit. Der Zuschauer merkt am Ende oft nicht, dass viele Szenen auf diese Weise wirklich in einer einzigen Einstellung gedreht sind, weil ihn das Handeln der Charaktere intensiv beschäftigt.

... über den Prozess des Castings

Es war ein langer Prozess. Wir haben hauptsächlich Laiendarsteller gesucht und das überall. Wir waren in 100 Schulen. Wir sehen im Film viele Schulkinder und Menschen, die z. B. in der Brotschlange stehen. Das Casting war das Anstrengendste in der ganzen Vorbereitungszeit. Lika (Eka) fanden wir in einer Schule in Tiflis und Mariam (Natia) sahen wir einfach auf der Straße. Die beiden Mädchen sind sehr verschieden und waren von Anfang an voneinander fasziniert. Sie mochten sich sofort sehr, das war das Wichtigste! Die Laiendarsteller hatten kein Skript, sondern wir sprangen von Szene zu Szene, in denen sie mit uns jeden Satz im Vorfeld intensiv probten.

...über die Resonanz auf ihren Film

Auf Festivals der ganzen Welt bekamen wir sehr viel Feedback. Der Film ist bereits in Frankreich, Belgien und den Niederlanden im Kino und gerade kommt er in England, USA und Australien heraus, und auch in Russland und Ungarn. In Georgien selbst war der Film ein großer Erfolg. Wir haben nur drei Kinos in Tiflis. In zweien von ihnen lief er und es kamen Menschen, die sonst nicht ins Kino gehen. Unvorstellbar, dass allein in diesen beiden Kinos mehr als 27.000 Menschen den Film gesehen haben! Sie sahen den Film und begannen über ihre eigenen Erlebnisse in dieser Zeit zu reden. Viele schrieben uns oder kamen zu uns, Menschen ganz verschiedenen Alters.

Die Kritiken in anderen Ländern waren sehr gut. Die Leute fingen an, über eine "New Wave" in Georgien zu reden, über das georgische Kino, die Geschichte, die Kultur. Viele Cineasten erinnerten sich an die früheren großen georgischen Filme, besonders die aus den 70ern. Eine Sache war trotz der Unterschiede von Geschichte und Mentalität der Länder allen Zuschauern gemeinsam: sie verliebten sich in unsere beiden Hauptfiguren Eka und Natia.

(Der Text beinhaltet Auszüge aus einem Interview mit Cinema without borders.)

PRESSESTIMMEN

"Ein überzeugendes und originelles Porträt einer Gesellschaft im Umbruch, eine Coming-of-Age-Geschichte mit einer exzellenten Kameraführung, hervorragenden Gestaltungsmitteln und einer erstaunlichen Besetzung."
(Jury des goEast – 13. Festival des mittel- und osteuropäischen Films)

"Vieles in diesem unaufdringlich feministischen Film beleuchtet das Zurückdrängen einer patriarchalischen Gesellschaft durch eine neue Generation von Mädchen."
(Betsy Sharkey, Los Angeles Times)

"Das Thema mag schwierig erscheinen, aber der Film hat eine außerordentliche Leichtigkeit, mit Momenten scharfsinnig beobachteter Komik, die Raum machen für kühne Tanzdarbietungen im Schatten eines sich aufbauenden Unheils."
(Mark Kermode, The Guardian)

"Dieser intelligente, delikat schmerzvolle Film punktet durch eine einnehmende Handlung mit starkem, berührendem Spiel seiner beiden Hauptdarstellerinnen. Er ist außerdem ein visuelles Vergnügen: keifend für Brot Anstehende sowie würdevoll blasse georgische Mädchen fängt das Auge des großartigen Kameramanns Oleg Mutu virtuos ein."
(Jenny McCartney, The Telegraph)

"...die prägende Tugend des Films ist seine Art, unsere Erwartungen gezielt zu untergraben: Ein 14-jähriges Mädchen wird im Alleingang das Drehbuch neu schreiben, das die Gesellschaft ihr übergab... Ohne manipulativ oder oberflächlich zu sein legt der Film uns nahe, dass ein trostloser Teufelskreis der Gewalt gebrochen werden kann und dass ein scharfsichtiges Mädchen die Hauptrolle dabei spielen wird."
(The Same Cinema Every Night)

"Der georgische Film Die langen hellen Tage hat genug in petto um als ein enorm ausgeprägtes und individuelles Werk hervorzustechen. (...) Er ist wunderbar besetzt, seine Hauptdarstellerinnen machen einen intensiven, aber ungezwungenen Eindruck auf der großen Leinwand, Babluani versprüht ihren intelligenten Trotz und hat eine atemberaubende Szene, in der sie einen traditionellen Tanz mit kaltblütigem Stil aufführt, der in einer einzigen, langen Kamerafahrt gefilmt ist (...). Die langen hellen Tage bleibt auf jeden Fall im Gedächtnis haften."
(Jonathan Romney, Screen Daily)

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