Der armenische Komponist Tigran Mansurian ist in Deutschland nicht so bekannt, wie er es verdient hätte. Er steht auf einer Stufe mit dem Esten Arvo Pärt oder der Russin Sofia Gubaidulina, deren Werke ja sehr populär hierzulande sind. Alle komponieren sie tonal, gehen dabei aber recht unterschiedliche Wege. Pärt hat seinen ganz persönlichen minimalistischen Stil kreiert, "Tintinabuli" nennt er das, übersetzbar mit "hingetupft", Sofia Gubaidulina orientiert sich dagegen eher am Barock, an kontrapunktischen Formen, sie verehrt Bach. Und für Tigran Mansurian ist die Volksmusik seiner armenischen Heimat die Inspirationsquelle, auch bei diesem Requiem sehr deutlich, dass hier nun in Weltersteinspielung vorliegt, mit Solisten, dem RIAS-Kammerchor und dem Münchner Kammerorchester unter Leitung von Alexander Liebreich.
Sehnsucht nach einer besseren Welt
Das Werk hat eine besondere Entstehungsgeschichte. Viele persönliche Emotionen des Komponisten stehen im Hintergrund. Wie fast alle Armenier hat auch Tigran Mansurian zahlreiche seiner Vorfahren beim Genozid der Türken an den Armeniern verloren. Und den Opfern dieses Völkermordes hat er sein Requiem gewidmet. Die Arbeit muss ihn sehr mitgenommen haben, denn er hat zweimal komplett neu begonnen, also das bis dahin Geschriebene zweimal verworfen. Die Lösung des Problems bestand schließlich für ihn darin, sein "chorsinfonisches Gebäude" ganz auf der Klangsprache der armenischen Volksmusik aufzubauen. In ihr gibt es Motive und Wendungen, die rund 2000 Jahre alt sind.
Die Grundstimmung der Musik ist absolut meditativ, auch wenn es natürlich, wie z.B. im "Dies Irae" auch expressivere Stellen gibt. Der ruhige Duktus eignet sich natürlich gut, um Klage auszudrücken und die Sehnsucht zu äußern nach einer besseren Welt. Um diese Stimmungen kreist das Werk.
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CD: ecmrecords.com
Alexander Liebreich dirigiert Tigran Mansurians Requiem - CD Tipp via SWR2
Altes und neues Requiem. RIAS Kammerchor mit Uraufführung von Mansurian. via Deutschlandfunk Kultur
Requiem – Tigran Mansurian erinnert an die Leiden des armenischen Volkes. via KlassikAkzente
Podcast: Tigran Mansurian: Instrumentalkonzerte. via Bayrischer Rundfunk
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