Tuesday, March 25, 2008

FILM: Absurdistan - Der Film - Von Veit Helmer

Gedreht wurde in einem kaukasischen Bergdorf: Lahic in Aserbaidschan

Ein abgeschiedenes Dorf, irgendwo zwischen Europa und Asien, in einer Zeit zwischen gestern und heute. Seit ihrer Kindheit gelten Aya (Kristýna Malér(ová ) und Temelko (Maximilian Mauff) als füreinander bestimmt. Nun fiebern sie endlich der ersten Liebesnacht entgegen. Die wird nach alter Tradition mit Hilfe der Sterne festgelegt und mit einem gemeinsamen Bad begonnen. Doch kurz vor dem ersehnten Termin versiegt der Brunnen! Als die Männer des Dorfes keinerlei Anstalten machen, den Schaden zu beheben, greifen die Frauen zu einem drastischen Mittel: Sie werfen die Männer aus den Ehebetten, ziehen einen Zaun quer durchs Dorf, der Männer und Frauen trennt, und treten in einen Streik: ohne Wasser kein Sex! Auch Aya schlägt sich auf die Seite der Frauen.
Um seine Liebe zu retten und die glücksverheißende Sternenkonstellation für die erste gemeinsame Nacht nicht zu verpassen, setzt Temelko alles daran, den Brunnen wieder zum Sprudeln zu bringen. Dabei muss er zu ungewöhnlichen Mitteln greifen ...

Wasser, du hast weder Geschmack noch Aroma. Man kann dich nicht beschreiben. Man schmeckt dich, ohne dich zu kennen. Es ist so, dass man dich zum Leben braucht: Du selbst bist das Leben“. Antoine de Saint-Exupéry




Besetzung:
Temelko - Maximilian Mauff
Aya - Kristýna Malér(ová
Großmutter - Nino Chkheidze
Schießbudenbesitzer - Ivane Ivantbelidze
seine Tochter - Ani Amiridze
Temelkos Vater - Ilko Stefanovski
seine Frau - Assun Planas
Wirt - Hendrik Arnst
seine Frau - Olga Nefjodova
Polizist - Adalet Zyadhanov
seine Frau - Matanat Atakishiyeva
Bäcker - Azelarab Kaghat
seine Frau - Michaela Bandi
Schuster - Blagoja Spirkovski
seine Frau - Dace Bonate
Busfahrer - Elhan Guliyev
seine Frau - Julietta Koleva
Doktor - Helder Costa
seine Frau - Mónica Calle
Schäfer - Kazim Abdullayev
seine Frau - Firangiz Babyeva
Postbote - Laszlo Nemeth
seine Frau - Sarah Bensoussan
Uhrmacher - Mubariz Alixanli
seine Frau - Khatuna Ioseliani
Imker - Nurradin Guliyev
seine Frau - Elena Spitsina
Metzger - Radomil Uhlir
seine Frau - Suzanna Petricevic
Tischler - Rafiq Azimov
seine Frau - Nelli Cozaru
Veteran - Vlasta Velisavljevic

Stab:
Regie, Drehbuch und Produktion - Veit Helmer
Drehbuch - Gordan Mihic, Zaza Buadze, Ahmet Golbol
Produzentin - Linda Kornemann
Kamera - George Beridze
Schnitt - Vincent Assmann
Musik - Shigeru Umebayashi, Lars Löhn
Montage - Vincent Assmann
Casting - Suse Marquardt (Deutschland) Jessica Horváthová (Tschechien), u.a.
Tongestaltung - Martin Frühmorgen, Immo Trümpelmann
Mischung - Robert Jäger
Szenenbild - Erwin Prib, Vaja Djalaghania, Sergej Bulavin
Kostüme - Mehriban Efendiyeva, Serap Bahadir, Teo Kavelashvili
Maskenbild - Madona Chanturia
Line - Producer Elnura Jivazade

Redaktion:
Stefanie Gross, SWR
Bettina Ricklefs, BR
Andreas Schreitmüller, ARTE

Interview
„Spontane Einfälle sind der Pfeffer, der eine Szene scharf macht“
Ein Interview mit „Absurdistan“-Regisseur Veit Helmer

In einem Drehbericht über „Absurdistan“ wird der Film als „Stummfilm auf Esperanto“ bezeichnet. Welchem Genre ordnen Sie Ihren dritten Film zu?
Der Reiz am Kino ist für mich das filmische Erzählen, Bilder zu finden, die Gefühle erzählen, statt den Schauspielern Worte in den Mund zu legen. Damit wird der Film zu einer universellen Kunstform. Ich breche gerne Genres, mische sie, je nach dem was einer Szene gut tut.
Wie ist die Idee entstanden? Gab es eine Initialzündung?
2001 habe ich im Tagesspiegel einen Artikel gelesen, dass die Frauen im Dorf Sirt in der Türkei einen Streik initiiert haben. Solange die Männer das Wasserrohr nicht reparieren, verweigern sie ihnen den Sex. Mir war sofort klar, dass ich einen Film über ein Liebespaar machen wollte, das von einem derartigen Streik kalt erwischt wird.
Was war die größte Herausforderung bei der Produktion?
Aserbaidschan hat seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion keine Filminfrastruktur mehr. Ein Jahr vor Drehbeginn habe ich Workshops gemacht, um Aserbaidschanischen Filmstudenten die Praxis am Drehort beizubringen. Ich habe alles von Null aufbauen müssen. Unterkunft und Verpflegung für 90 Leute in Bergdörfern, die am Tag nur stundenweise Strom bekommen und bei schlechtem Wetter nur per Pferd zu erreichen sind. Kamera und Licht kam per LKW aus dem Iran. Der Cateringtruck, beladen mit 30000 Meter Film war eine Woche aus Deutschland unterwegs. Das Team kam aus der Ukraine, Georgien, Türkei, Iran, Frankreich, Deutschland. Ich habe Köche geholt, die sonst auf der Ölplattform im Kaspischen Meer arbeiten. Es herrschte ein babylonisches Sprachgewirr am Set.
Wie sah Ihr ästhetisches Konzept aus?
Der Film sollte eine zeitlose Anmutung haben. Zwar sind Autos zu sehen, aber Zeit und Ort sollten nicht zu definieren sein. Statt Schriften im Bild haben wir viel mit Piktogrammen gearbeitet oder uns Phantasieprodukte einfallen lassen. Ein ganzes Land musste neu erfunden werden... Ich wollte unbedingt auf 35mm drehen. Dank der Unterstützung von Kodak war dies möglich.
Wie sind Sie bei der Besetzung vorgegangen?
Wenn man so gut wie keinen Dialog hat, ist man frei, weltweit zu casten. Da hat man natürlich mehr Chancen tolle Schauspieler zu finden. Ich habe es bei „Absurdistan“ auf die Spitze getrieben und in 28 Ländern Casting Directors angestellt, die insgesamt 2400 Schauspieler haben vorsprechen lassen – in ganz Europa (außer Skandinavien), Zentralasien, USA, Kuba und Iran. Mit den besten 400 Darstellern habe ich in einer zweiten Runde intensiv Improvisationen gemacht. Die Wahl war vergleichsweise einfach, weil die Favoriten einfach aus der Masse hervorstachen. Zu den Dreharbeiten kamen Darsteller aus 16 verschiedenen Ländern. Erstmals habe ich für einen Spielfilm einen Hauptdarsteller aus Deutschland gewählt.
Sie haben alle Ihre Filme im Ausland gedreht und zwar ganz weit weg. Was treibt Sie in die Ferne?
„Tor zum Himmel“ spielt zwar auf dem Frankfurter Flughafen, aber nach Deutschem Recht handelt es sich um ein Niemandsland. So gesehen, wurden alle meine Filme im Ausland gedreht. Für mich hat Filmen mit Reisen zu tun. Um nach Absurdistan zu reisen, muss man allerdings ins Kino gehen!
Warum betreiben Sie den Aufwand in 28 Ländern zu casten, gibt es in Deutschland nicht auch eine Auswahl an qualifizierten Darstellern?
Ich glaube in jedem Land gibt es zwei, drei Schauspieler, deren Vorfahren aus Absurdistan stammen, diese musste ich finden!
Wie stellt man sich als Regisseur darauf ein, sowohl mit ganz jungen Darstellern als auch mit erfahrenen Profis zu arbeiten?
Jeder Schauspieler ist unterschiedlich. Ich bemühe mich schnell herauszukriegen, für welche Art von Regieanweisung ein Darsteller ansprechbar ist. Manche möchten die Psychologie eines Charakters erläutert bekommen, manche möchten die Vorgeschichte kennen lernen, andere finden es am einfachsten, wenn ich kurz einen Vorgang vorspiele.
Inwiefern haben sich die Schauspieler aktiv in den kreativen Prozess einschalten können?
Wenn ein Schauspieler in seiner Rolle aufgeht, kennt er die Figur besser als der Regisseur oder Autor. Vorschläge oder spontane Einfälle sind der Pfeffer, der eine Szene scharf macht. Ich bin jedoch der Anwalt des narrativen Erzählbogens und muss die wilden Pferde manchmal zähmen und in die Koppel zurückscheuchen. Sonst kann es bei besonders spielfreudigen Darstellern passieren, dass eine unwichtige Szene ausufert und den Erzählrhythmus bremst.
Wie passt „Absurdistan“ in Ihr bisheriges Oeuvre?
Ich entscheide mich stets intuitiv, welches Projekt ich mache. Ich muss eine Idee so sehr lieben, dass ich über Jahre von ihr besessen bin. Ansonsten findet man nicht die Kraft, die vielen Steine, die einem während der Finanzierung und Produktion in den Weg gelegt werden, zur Seite zu räumen. Rückblickend gesehen ist „Absurdistan“ ein Film, der wieder ganz meine eigene Handschrift trägt. Bei „Tor zum Himmel“ und „Behind the Couch“ habe ich eher in fremden Gewässern gefischt.
Sie gelten als Grenzgänger des Kinos, ihre Filme oszillieren zwischen magischem Realismus und modernem Märchen. Man hat Sie einmal als den „Georges Méliès unter den deutschen Regisseuren“ bezeichnet. Wie sehen Sie selbst ihre Position im aktuellen deutschen Kino?
Ich bin mit vielen Kollegen in Deutschland befreundet, aber meine künstlerischen Verwandten kommen eher aus Ländern wie dem Iran, Tadschikistan oder Georgien. Am ehesten fühle ich mich ein bisschen wie der Außenminister, da ich in meiner Arbeit die internationale Vernetzung suche. Das gilt für die Stoffentwicklung, für den Dreh, aber auch für die Vermarktung meiner Filme. Grenzen, reale und gedankliche, sind dafür da, überwunden zu werden.
Sie sind bei diesem Film Regisseur, Autor und Produzent. Welche Rolle ist Ihnen am liebsten? Welche würden Sie gerne loswerden?
Radikale Visionen kann ich nur dann durchsetzen, wenn ich das Entscheidungsrecht bei Drehbuch, Besetzung, Teamzusammenstellung und Schnitt habe. Bei „Absurdistan“ hatte ich jedoch begnadete Mitarbeiter, die den Film stark mit geprägt haben. Die Erstellung von Abrechnungen und Kostenständen ist sicher der grausamste Part beim Produzieren. Aber das ist der Preis dafür, das ich es mir erlauben kann, ewig Motive zu suchen, 28 Casting-Directors anzustellen und mich während dem Dreh nicht für partielle Budgetüberschreitungen rechtfertigen zu müssen. So extrem viele Drehtage ich mir einräume, so akkurat halte ich die mir auferlegten Pensen ein.
Vervollständigen Sie doch bitten den Satz: „Absurdistan“ ist... eine Reise in ein unbekanntes Land, mit sonderbaren Männern und Frauen und einem jungen Paar, welches sehnsüchtig die erste Nacht erwartet.

Links:
www.myspace.com/absurdistanderfilm
"Absurdistan" soll der neue Film von Veit Helmer heißen. Gedreht wird die romantische Komödie in einem abgelegenen Dorf in Aserbeidschan - und es geht um einen Sex-Streik.
www.film.de/Absurdistan
Kinotipp der Woche: "Absurdistan" Film Kultur BR
Veit Helmer: Absurdistan
ABSURDISTAN ist das dritte Langfilmprojekt von Veit Helmer. ... Die Idee für den Film basiert auf einem kleinen Zeitungsartikel
Sprachlos in "Absurdistan" - DIE WELT - WELT ONLINE
Sprachlos in "Absurdistan". Veit Helmers neuer Film ist ein versponnenes Balkan-Märchen.
Der lange Weg nach Absurdistan - Dokumentarfilm Film im ...
Der lange Weg nach Absurdistan: Zum Kinostart von "Absurdistan", Veit Helmers neuestem Film, zeigt das Bayerische Fernsehen ein "Making of.

1 comment:

Dv0rsky said...

Attention, please!

Organizers of BarCamp Caucasus 2008 are happy to invite bloggers, journalists, IT-experts and all who are interested in the subject to the first official meeting on First Bloggers Non-Conference in the Caucasus!

Внимание-внимание!

Организаторы BarCamp Caucasus 2008 приглашают блоггеров, журналистов, IT-специалистов и всех заинтересованных лиц на первую официальную встречу, посвященную первой не-конференции блоггеров в Кавказском регионе.

Venue: conference-hall of Atlanta Hotel (Rcheulishvili str. 13).

Beginning: 8:00 p.m.

Participants: organizers of BarCamp Caucasus, organizers of BarCamp Baltics and BlogCamp CIS (Kyiv), journalists, bloggers and participants of BarCamp Caucasus.

Topics to discuss:

* What is BarCamp?
* Principles of BarCamp
* How to organize a BarCamp?

BarCamp - commonly referred as unconference - is a brand new form of an event session originated in the Silicon Valley in 2005 and widespread all over the world already. Unconference is the unofficial, informal part of the conference supporting open discussions and exchange of ideas and opinions.

Basic topics are:

* New media sources
* Journalism
* Web development
* Social networks
* Open Source, etc

Questions?

Please contact: http://www.barcamp-kavkaz.org