Saturday, August 15, 2009

DOSSIER / MEETING: Liste ermordeter Menschenrechtsverteidiger. Von der gesellschaft für bedrohte Völker. (gfbv.de)

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde,

am Sonntag, 16. August, findet ein Meeting gegen die Ermordung von Journalisten und Menschenrechtsaktivisten in der Russischen Föderation statt. Anlass sind die jüngsten Morde in Tschetschenien.

Ort: Russische Botschaft, Unter den Linden 63 – 65, 10117 Berlin
Zeit: 15 – 18 Uhr

Verantwortlich: Ilya Vladimirskiy
bkmy43@gmail.com
030 34081149

Deutsch-Kaukasische Gesellschaft e. V.
Schönfließer Straße 21, 10439 Berlin
Tel 030 4457006 / mobil 0171 1773543
Spendenkonto HypoVereinsbank
BLZ 10020890 / Kto 5619661


In Absprache mit der Berliner Polizei wurde die Demo auf den Alexanderplatz, Weltzeituhr verlegt!

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde,
am Sonntag, 16. August, findet ein Meeting gegen die Ermordung von Journalisten und Menschenrechtsaktivisten in der Russischen Föderation statt. Anlass sind die jüngsten Morde in Tschetschenien.

Neuer Ort: Berlin, Alexanderplatz, Weltzeituhr
Zeit: 15 – 18 Uhr



Liste ermordeterMenschenrechtsverteidiger

Zarema Sadulajewa und Umar Sadulajew, ermordet 11. August 2009
Zarema Sadulajewa (geb. 1974) leitete seit 2005 die humanitäre Organisation „Retten wir eine Generation“ in Grosny. Sie half Kindern und Jugendlichen, die während der Kriege verletzt wurden. Sie kümmerte sich auch darum, dass Kriegsversehrte zu lebenswichtigen Operationen in russische und ausländische (auch deutsche) Krankenhäuser kommen konnten, und war Mitglied des von der
Gesellschaft für bedrohte Völker Schweiz gegründeten Zivilforums“. Sie wurde am 10. August gemeinsam mit ihrem Mann Umar aus ihrem Büro in Grosny entführt. Am 11. August wurden beide Leichen mit Schussverletzungen im Kofferraum ihres Wagens gefunden.

Andrej Kulagin, ermordet aufgefunden am 23. Juli 2009
In der Teilrepublik Karelien an der Grenze zu Finnland wurde der Leiter der örtlichen Organisation „Gerechtigkeit“, Andrej Kulagin, tot aufgefunden. Kollegen vermuten, dass Kulagin im Zusammenhang mit seinem Einsatz für einen humaneren Strafvollzug ermordet wurde. Kulagin war seit dem 14. Mai vermisst worden.

Natalja Estemirowa, ermordet 16. Juli 2009
Natalja Estemirowa (50) arbeitete für die renommierte Menschenrechtsorganisation Memorial. Sie war eine Freundin der 2006 ermordeten Journalistin Anna Politkowskaja sowie mit dem 2009 ebenfalls ermordeten Stanislaw Markelow bekannt. Sie half Familien bei der Suche nach verschollenen Angehörigen und informierte die Öffentlichkeit über Entführungen und über die Folterung von Zivilisten.
Der tschetschenische Präsident Ramsan Kadyrow hatte ihre Arbeit persönlich kritisiert. Seit Jahren wurde Estemirowa immer wieder persönlich bedroht. 2005 wurde der Menschenrechtlerin von der EVP-ED-Fraktion des Europäischen Parlaments die Robert-Schumann-Medaille verliehen. Für ihren
Menschenrechtseinsatz wurde sie 2007 zudem mit dem Politkowskaja-Preis ausgezeichnet.
Am Morgen des 15. Juli 2009 wurde Natalja Estemirowa vor ihrem Wohnhaus in der tschetschenischen Hauptstadt Grosny entführt und am Nachmittag desselben Tages in einem Waldstreifen nahe der Fernstraße M29 bei dem Dorf Gasi-Jurt im Rajon Nasran der Nachbarrepublik Inguschetien[6] mit mehreren Kopf- und Brustschüssen tot aufgefunden. Estemirowa war verwitwet. Sie hinterlässt eine Tochter im Schulalter.

Wjatscheslaw Jaroschenko, ermordet 29. Juni 2009
Der 63 Jahre alte Journalist Wjatscheslaw Jaroschenko war am 30. April überfallen und zusammengeschlagen worden. Er starb in Rostow-am-Don an schweren Kopfverletzungen. Jaroschenko arbeitete für eine Zeitung in Rostow-am-Don, die sich mit Korruption bei Justiz und anderen Behörden befasst.

Umar Israilow, ermordet 13. Januar 2009
Israilow hatte sich am bewaffneten Kampf der Tschetschenen beteiligt und war nach seiner Festnahme gezwungen worden, für die so genannten Kadyrowzy zu arbeiten. Er wurde einer der Leibwächter des tschetschenischen Präsidenten Ramzan Kadyrow. Israilow wurde auf offener Straße in Wien erschossen, wo er als Flüchtling lebte. Er hatte gemeinsam mit seinem Vater vor dem Europäischen Menschenrechtsgerichtshof Klage gegen Russland wegen Folterung durch Kadyrow
eingereicht. Ein US-Journalist hat dieses Material nach seinem Tod veröffentlicht. Menschenrechtler gehen davon aus, dass Israilow durch die Beweise, die er gesammelt hatte, zu einer Gefahr für Kadyrow wurde.

Magomed Jewlojew, ermordet 31. August 2008
Magomed Jewlojew war Jurist und Journalist und betrieb seit 2001 die Internetnachrichtenseite Ingushetiya.ru, die für ihre dezidiert kritische Haltung gegenüber der Führung der russischen Teilrepublik Inguschetien unter Präsident Murat Sjasikow sowie der Kaukasuspolitik der Moskauer Zentralregierung bekannt war. Die inguschetischen Behörden versuchten mehrmals, die Seite zu schließen. Im Sommer 2007 wurde Jewlojew bezichtigt, die kaukasischen Ethnien bewusst
gegeneinander aufzuhetzen. Ein entsprechendes Verfahren wurde eingeleitet, jedoch auf Weisung des Obersten Gerichtshofes der Russischen Föderation im Frühjahr 2008 eingestellt. Bereits im Herbst 2007 war ein zweites Verfahren initiiert worden. Jewlojew wurde diesmal beschuldigt, während seiner Tätigkeit bei der Justiz durch gefälschte Entlastungsdokumente die Freilassung von Verdächtigen
herbeigeführt zu haben. Auf Betreiben der inguschetischen Staatsanwaltschaft wurde 2008 schließlich ein Gerichtsbeschluss e rwirkt, der der Seite Ingushetiya.ru die Weiterführung ihrer Arbeit wegen Extremismus untersagt. Die Entscheidung wurde zuletzt am 12. August 2008 von einem Moskauer Gericht bestätigt. Wegen des zunehmenden Drucks von Seiten der Staatsorgane floh die Chefredakteurin der Website Anfang August nach Frankreich, wo sie um politisches Asyl bat. Die Inhalte von Ingushetiya.ru liegen auf einem Server in den USA, um sie vor dem Zugriff
russischer Staatsorgane zu schützen.
Am 31. August 2008 starb Magomed Jewlojew an den Folgen eines Kopfschusses, der ihm in Polizeigewahrsam zugefügt worden war. Jewlojew war auf dem Flughafen der inguschetischen Hauptstadt Magas festgenommen worden, nachdem er gemeinsam mit dem inguschetischen Präsidenten Murat Sjasikow angekommen war. Während des Fluges soll es zu einem heftigen Streit zwischen beiden gekommen sein.

Gadschi Adaschilow, ermordet 22. März 2008
In der russischen Teilrepublik Dagestan im Nordkaukasus wurde der Chef der staatlichen Rundfunk- und Fernsehanstalt, Gadschi Abaschilow, vor einem Geschäft in der Hauptstadt Machatschkala erschossen.

Iljas Scharpajew, ermordet 21. März 2008
Bekannt geworden ist Scharpajew als Reporter des staatlichen Fernsehsenders (Erster Kanal) mit Berichten über den Kaukasus und teils kritischen Darstellungen des Vorgehens der lokalen Behörden.
Am 21. März 2008 wurde Scharpajew in seiner Wohnung niedergestochen und mit einem Gürtel erdrosselt. Nur wenige Stunden vor seinem Tod hatte er in seinem Blog die Absetzung seiner Kolumne durch die dagestanischen Tageszeitung Nastojaschtscheje wremja („Heutige Zeit“) und Aufnahme in eine „Schwarze Liste“ bei der Zeitung unerwünschter Journalisten mit dem Satz kommentiert: „Jetzt bin ich Dissident!“.] Die Existenz derartiger schwarzer Listen wurde vom Chefredakteur der
Zeitung dementiert.

Anna Politkowskaja, ermordet 7. Oktober 2006
Die bekannte und durch etliche internationale Preise geehrte russische Journalistin Anna Politkowskaja hatte sich durch ihre Reportagen zum Krieg in Tschetschenien einen Namen gemacht. Schonungslos hatte sie Verbrechen aufgedeckt und war so ins Visier des Kremls geraten. Den heutigen Präsidenten Tschetscheniens, Ramzan Kadyrow, hatte sie scharf kritisiert und für Menschenrechtsverletzungen wie Folter persönlich verantwortlich gemacht. Sie half vielen Einzelpersonen, die in Tschetschenien Opfer der Gewalt geworden waren. Am 7. Oktober 2006 wurde sie in ihrem Moskauer Wohnhaus von Unbekannten erschossen.

Stanislav Markelow, ermordet 19. Januar 2009
Der Anwalt Markelow gründete die Nichtregierungsorganisation „Institut für die Vorherrschaft des Rechts“. Er vertrat seine Mandanten vor russischen Gerichten und auch vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg. Seinen politischen Strandort bezeichnete er als sozialdemokratisch. Er verteidigte Tschetschenen, die Opfer des russischen Militärs geworden wa ren, und war häufig in Grosny. Bekannt wurde er unter anderem als Rechtsbeistand der Journalistin Anna
Politkowskaja. Sie lobte Markelow als „ersten Anwalt, der in Tschetschenien arbeitet und dort die Rechte der Einwohner schützt“. Drohungen erhielt Markelow insbesondere für seine Tätigkeit im Fall des Armeeobersten Budanow. Dieser wurde im Jahr 2003 für die Ermordung der 18-jährigen Tschetschenin Cheda Kungajewa zu zehn Jahren Haft verurteilt. Er war der bisher ranghöchste Militär, der für Verbrechen im Tschetschenienkrieg zur Verantwortung gezogen wurde. Markelow wurde in
Moskau auf offener Straße erschossen. Die Journalistin Baburowa versuchte den Täter aufzuhalten und wurde kurz darauf gleichfalls erschossen.

Anastasija Baburowa, ermordet 19. Januar 2009
Die junge Journalistin arbeitete als Praktikantin für die regimekritische Nowaja Gaseta. Sie war in der Menschenrechts- und Antifaarbeit engagiert und gehörte der anarchistischen Organisation Awtonomnoje Deistwije an. Schwerpunkt ihrer Arbeit war die Berichterstattung über die neonazistische Szene Russlands. Sie hatte mehrere Artikel über Rassismus und Ultranationalismus in Russland veröffentlicht.Baburowa schrieb über Skinhead-Gruppen und arbeitete zusammen mit Kollegen der „Nowaja Gaseta“ an Recherchen, die bisher noch nicht veröffentlicht wurden. Sie
begleitete den Menschenrechtsanwalt Markelow nach dessen Pressekonferenz zur Freilassung des Armeeobersten Budanow. Nach den Schüssen auf Markelow versuchte sie, den Täter aufzuhalten. Selbst durch Schüsse verletzt wurde sie in ein Krankenhaus eingeliefert, wo sie verstarb. Dort verabschiedeten sich ihre Eltern, Freunde und Kollegen von der 25-Jährigen, die ihr Praktikum bei der "Nowaja Gaseta" erst vor vier Monaten begonnen hatte.

Murad Muradow, ermordet 2005
Murad Muradow war der Vorgänger von Sarema Sadulajewa bei der Organisation „Rettet eine Generation“, die sich um tschetschenische kriegsversehrte Kinder kümmert. Er wurde verschleppt und schließlich tot aufgefunden. Sein Leichnam wies starke Folterspuren auf.

Paul Klebnikow, ermordet 9. Juli 2004
Klebnikow war ein US-amerikanischer Journalist und Chefredakteur sowie Herausgeber der russischen Ausgabe des Forbes Magazine. In seinem Buch Godfather of the Kremlin: The Decline of Russia in the Age of Gangster Capitalism (dt. Der Pate des Kreml – Boris Beresowski und die Macht der Oligarchen), zeichnete Klebnikov die Aktivitäten verschiedener russischer Oligarchen, insbesondere von Boris Beresowskis, nach und informierte über deren dubiosen Aufstieg nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion.
Sein zweites und letztes Buch Gespräch mit einem Barbaren erschien 2003 und handelte von Interviews, die Klebnikow mit dem tschetschenischen Rebellen-Anführer und ehemaligen Moskauer Unterweltboss Chosch Achmed Nuchajew führte. Klebnikow wurde von zwei unbekannten Tätern vor dem Verlagsgebäude des russischen Forbes Magazine in Moskau erschossen.

Nikolaj Girenko, ermordet 19. Juni 2004
Der 64 Jahre alte Ethnologe und wissenschaftliche Mitarbeiter der St. Petersburger Akademie der Wissenschaften, Nikolaj Girenko, wurde in St. Petersburg von Unbekannten erschossen. Als Experte für Verbrechen mit rassistischem Hintergrund wurde er regelmäßig von der Staatsanwaltschaft St. Petersburg als Sachverständiger bei Prozessen gegen Neonazigruppen herangezogen. Nikolaj Girenko arbeitete auch für die Organisationen Memorial, Bürgerkontrolle und für das Netzwerk russischer NGOs gegen Rassismus, Xenophobie und Intoleranz.

Aslan Davletukaev, ermordet 10. Januar 2004
Der Mitarbeiter der Gesellschaft für Russisch-Tschetschenische Freundschaft, wurde von Angehörigen einer russischen Todesschwadron ermordet. Davletukaev sammelte und veröffentlichte regelmäßig Informationen über Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien. Sein Leichnam wurde gezeichnet von Folterspuren und Misshandlungen in der Nähe der Autobahn bei der Stadt Gudermes gefunden. Seine Arme und Beine waren gebrochen, sein Körper zeigte Wunden, die ihm durch ein scharfes Metallobjekt zugefügt worden waren. Der Menschenrechtler starb schließlich durch einen Schuss in den Hinterkopf. Am 17. Januar wurde er beerdigt.

Zura Bitieva, ermordet 21. Mai 2003
Zura Bitieva sammelte und veröffentlichte immer wieder Informationen über Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien. Sie betreute ausländische Journalisten und war im berüchtigten Tschernokosowo-Gefängnis inhaftiert, wurde ständig bedroht und schließlich mit mehreren ihrer Familienmitglieder ermordet.

Malika Umaschewa, ermordet 1. Dezember 2002
Die Menschenrechtlerin und ehemalige Bürgermeisterin der Stadt Alkan-Khala wurde von russischen Todesschwadronen hinterrücks erschossen.

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