Sunday, December 13, 2009

BEITRAG: Zur Aufpolierung von Image-Problemen von Regierungen mittels PR-Agenturen. (dradio.de)

oder: Der Kunde der Öffentlichkeitsarbeiter wünscht keine Öffentlichkeit
Podcast: Consultants statt Konsulate

Die hervorragende Journalistin Gesine Dornblüth hat eine interessanten Radio Beitrag über die Beschäftigung international aufgestellter PR-Agenturen zur Image-Pflege von Nationalstaaten - vor allem in der westlichen Welt - geschrieben. Auch Georgien und Aserbaidschan werden erwähnt. Sogenannte Kommunikationsprofis werden beschäftigt. Die Fragwürdigkeit solcher Vorgänge wird angesprochen. Andererseits könnnte man den Medien auch den Vorwurf machen, sich kaum darum zu kümmern, da sie ja auch den selben Bewertungsmaßstäben unterliegen, wie das PR-Geschäft und die Lobby-Arbeit. Es gibt keine Kodizes und/oder Standards für die Vorgehensweise. Aber wozu soetwas wieder neu erfinden zu wollen?? Meines Erachtens war das immer der Job von gut ausgebildeten Journalisten, Reportern, Korrespondenten und Freidenkern.

James Hunt hat knapp eineinhalb Jahre lang Imagepflege für Georgien betrieben, bis zum vergangenen Sommer. Er gehört zu den Besten der Branche. Seinerzeit hat Hunt die Krisenkommunikation für Shell im Fall der Ölplattform "Brent Spar" gemacht.

Georgien möchte Mitglied der EU und der NATO werden. Hunts Job war es, dem Land zu helfen, sich im Westen in einer Art und Weise darzustellen, die den Weg Georgiens in diese Institutionen ebnet. Vor einem halben Jahr lief der Vertrag zwischen der Regierung Georgiens und Aspect Consulting aus. Deshalb redet Hunt nun offen über die Arbeit.

"Wir haben die Idee - in Anführungsstrichen - 'verkauft', dass Georgien ein guter und stabiler Partner ist und dass Georgiens Regierung der Demokratie verpflichtet ist.

Die Agentur Aspect Consulting hatte, während sie für die georgische Regierung arbeitete, ständig zwei Mitarbeiter in der Hauptstadt Tiflis. Die gingen in den Ministerien ein und aus.

Wir haben Geschichten mit Nachrichtenwert ausgegraben, die zeigen, wie das Land versucht voranzukommen, und die zeigen, dass Georgien europäisch ist. Die Georgier trinken Wein, sie spielen Rugby und sie haben eine sehr westeuropäische Kultur. Man fühlt sich da nicht fremd. Und das war unsere wichtigste Botschaft, zu kommunizieren: 'Wir sind wie ihr.'"

Einmal schenkte der Präsident Georgiens, Micheil Saakaschwili, gar auf den Brüsseler Behördenfluren Wein aus seinem Heimatland aus. Ein von Journalisten eher belächeltes Ereignis, aber Hunt glaubt, dass es funktioniert hat.

Hunts Agentur Aspect Consulting macht etwa 90 Prozent ihres Gewinns mit PR für Unternehmen. Regierungen sind nur ein kleiner Teil des Kundenstamms. Gegenwärtig hat die Firma nur noch Botswana unter Vertrag."

Ein Unternehmen ist ein Tanker, der lange zum Wenden braucht. Regierungen sind auch große Schiffe, aber sie wenden manchmal sehr schnell. Und das macht uns das Leben viel schwerer - wenn auch interessant. Regierungen ändern ihre Politik über Nacht, wenn sie spüren, dass die Menschen oder die wichtigen Meinungsführer in ihrem Land eine bestimmte Richtung nicht mehr unterstützen."

Aber die Arbeit für Regierungen kann nicht nur interessanter sein, sondern auch moralisch bedenklich. Besonders, wenn die Länder nicht demokratisch sind und permanent Menschenrechte verletzen.

Der Karabach-Abend des Deutsch-Aserbaidschanischen Forums in Berlin ist fortgeschritten. Künstler aus Aserbaidschan musizieren. Kritische Worte bleiben an dem Abend aus. Kein Wort zum Beispiel über die Verurteilung des Bürgerrechtlers Emin Milli in Aserbaidschans Hauptstadt Baku wenige Tage zuvor. Botschafter Parviz Shahbazov ist zufrieden."

Der Abend verläuft sehr gut. Er verläuft konstruktiv und transparent. Das wird einen wichtigen Beitrag leisten zur Information der europäischen Öffentlichkeit."
Die Agentur Edelman, die den Abend organisiert hat, möchte sich zu diesem Thema nicht äußern. Olivier Hoedeman von der lobbykritischen Organisation Corporate Europe Observatory findet, dass die Agenturen es sich zu leicht machen.

"Es gibt keine ethischen Standards oder Kodizes für dieses Tätigkeitsfeld. Im schlimmsten Fall können reiche Regierungen die Wahrnehmung ihrer selbst mithilfe internationaler PR-Agenturen manipulieren. Und dann steht die Qualität demokratischer entscheidungsprozesse auf dem Spiel."

Der ganze Beitrag auf Deutschlandfunk >>>

No comments: