Katschagiani Hügel, in dem das 5000 Jahre alte Goldbergwek liegt (2007) |
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Was bisher geschah
Aufgrund der herausragenden Bedeutung verlieh die Georgische Regierung im Jahre 2006 den Status eines nationalen Kulturdenkmals. Im Juli 2013 wurde dieser umfassende Schutz dann von Seiten des Ministeriums für Kultur und Denkmalpflege sowie dem Präsidenten Georgiens aufgehoben und in den geringeren Status eines „normalen“ archäologischen Denkmals abgestuft. Im Oktober 2013 wurde durch den damaligen Ministerpräsidenten schließlich auch dieser Status aberkannt. Der Lizenzinhaber „Bergbaugesellschaft RMG Gold Ltd“ (RMG) erhielt seine seit 1994 bestehenden Rechte, Goldvorkommen in Georgien abbauen zu dürfen, zurück. RMG hat nun mit dem Betrieb eines Tagebaus im Bereich Sakdrissi begonnen.
Der Stand der Dinge
Deutsche und georgische Forscher, aber auch Zivilpersonen richteten daraufhin zahlreiche schriftliche Apelle an die georgische Regierung.
Zur Petition
Es finden regelmäßige Demonstrationen und Kundgebungen in der Hauptstadt Tiflis und in Sakdrissi statt. Aktivisten haben vor Ort Stellung bezogen und campieren in einiger Entfernung zu dem begonnenen Tagebau. Da weder Zugang noch Aufenthalt im näheren Umfeld des Gebiets um den Hügel geduldet werden, haben sie eine Plattform errichtet, von der aus sie die Arbeiten der RMG „überwachen“. Dabei stehen die Aktivisten unter reger medialer Begleitung. Versorgt und unterstützt werden sie zudem von der örtlichen Bevölkerung.
Hintergrund
Der Ursprung dieser ganzen Entwicklung liegt in dem Entzug des Kulturdenkmal Status begründet. Es wurde von Seiten der Regierung eine Kommission eingerichtet, welche die wissenschaftlichen Aussagen unserer 10-jährigen, international anerkannten Forschung, nicht berücksichtigt hat. Seitens der Bergbaufirma wurde „festgestellt“, dass es sich nicht um Goldbergbau handele. Auch erkannten sie vor Ort keinen alten Bergbau, sondern lediglich moderne Prospektionsstollen (aus dem Jahr 1987).
Diese modernen Stollen waren es, die es uns bereits im Jahre 2004 ermöglichten, in einer Tiefe von knapp 20 Metern unter der Erdoberfläche auf die Spuren „alten“ Bergbaus zu stoßen, den sogenannten „Alten Mann“. Wie alt dieser tatsächlich war, ergaben mehrere 14C Analysen von Holzkohleresten, die aus ungestörten Schichten der engen Abbaue entnommen wurden. Sie datierten bereits in die erste Hälfte des 3. Jahrtausends vor Christus. Zahlreiche weitere Untersuchungen bestätigen und ergänzen diesen Sachverhalt. Dazu wurden von uns in den vergangenen 10 Jahren regelmäßig Berichte abgeliefert und diverse Artikel publiziert. Diese wurden seinerzeit hoch gelobt. Plötzlich werden sie bei Entscheidungsprozessen nicht mehr berücksichtigt. Darüber sind das DBM und die georgischen Kollegen sehr enttäuscht und empört.
Zum Forschungsprojekt
Wie geht es weiter?
Auf nationalen und internationalen Druck hin, ist eine neue Kommission mit Sachverständigen aus verschiedenen Ländern einberufen worden. Herr Prof. Dr. Albrecht Jockenhövel (Leiter der Abteilung Ur- und Frühgeschichte des historischen Seminars an der Universität Münster i.R.) ist Mitglied dieser neuen Kommission, die zu Sakdrissi einberufen wurde. Ziel ist es, alle Aktivitäten, die Zerstörung des Bergwerks betreffend, zunächst zu stoppen, die wissenschaftlichen Ergebnisse anzuerkennen und in den Entscheidungsprozess um den Erhalt des Bergwerks von Sakdrissi einzubeziehen. Es muss eine faire Diskussion geführt werden.
Bericht der wissenschaftlichen Kommission
Offener Brief von Prof. Dr. Thomas Stöllner vom 07. Mai 2014
Derweil gehen die Aktivitäten und Proteste vor Ort (in der Hauptstadt Tiflis und Sakdrissi) weiter. Täglich berichten die großen georgischen Zeitungen (z.B. ttimes.ge) und TV Sender in ihren Hauptnachrichten über das älteste Goldbergwerk der Welt, die Firma RMG Gold und das Deutsche Bergbau-Museum Bochum mit seinen n Partnern.
Schweres Gerät wird nach Sakdrissi gebracht und der Abbau vorbereitet. |
Interview: Prof. Dr. Thomas Stöllner im Interview mit BBC News, Tiflis, Mittwoch, 28. Mai 2014: Das Dilemma um Georgiens Goldbergwerk
Weiterführende Links
Zur Facebook Gruppe
www.ai-ia.info
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(bergbaumuseum.de) Salz, Kupfer, Gold: Früher Bergbau im Kaukasus (vorher Gold in Georgien)
Der Kaukasus war eines der bedeutendsten „Erzgebirge“ der Alten Welt, speziell des Alten Orients. Als Land des „Goldenen Vlies“ umfasst den Westteil Georgiens, die Kolchis, ein Synonym für den Goldreichtum in der Antike.
Als erster „Metallurge“ wurde Prometheus, der Gigant, von den Göttern an die Felsen des Kaukasus geschmiedet und bis heute ist der Archäologe überwältigt vom Metallreichtum der prähistorischen Fundkomplexe in dieser Region. Zu den Besonderheiten der Region gehören neben den reichen polymetallischen Lagerstätten vor allem auch der Goldreichtum der Antike. Aber schon am Beginn der Frühbronzezeit besaß das Edelmetall große ökonomische und gesellschaftliche Bedeutung.
Die Entdeckung des Goldbergwerks von Sakdrissi (ca. 50 km südwestlich von Tiflis) führt genau an diese Fragen heran. Im Jahr 2004 konnte während eines Geländeaufenthaltes Holzkohle geborgen werden. Ihre Lage innerhalb der dort angetroffenen Schichtenfolge (Stratigrafie) datiert den Abbau in das frühe 3. Jahrtausend v. Chr. Weitere angefertigte Analysen bestätigen das Alter um 3000 v. Chr., eine Probe verweist sogar in die zweite Hälfte des 4. Jahrtausends – die Zeit der sogenannten Kura-Araxes-Kultur. Damit zählt Sakdrissi zu den ältesten bekannten Goldbergwerken der Menschheit.
In mehreren weiteren Grabungskampagnen (2005, 2007-2011) konnte nun dieses Goldbergwerk weiter untersucht werden. Eingeschlossen waren auch umfangreiche Surveyarbeiten im Umfeld des Goldbergwerkes, galt es doch die Frage nach einer zugehörigen Siedlungslandschaft näher zu untersuchen. Im Jahr 2007 entdeckten wir in Balitschi-Dzedzwebi eine der größten frühbronzezeitlichen Siedlungen im Kaukasus; Funde von Werkarealen belegen die Verarbeitung von Goldsand und weitere metallurgische Tätigkeiten. Die Forschungen wurden seit 2004 großzügig durch die Volkswagenstifung unterstützt, und werden nun in einer zweiten Projektphase bis 2011 gefördert.
Schwerpunkte des Projektes werden so neben den archäologischen und geowissenschaftlichen Geländearbeiten vor allem auch geochemische Laboruntersuchungen zur Herkunft des kaukasischen Goldes sein: Wir wollen herausfinden, welche ökonomische Bedeutung die Lagerstätte von Sakdrissi im 4. und 3. Jahrtausend v. Chr. gehabt hat.In dem Projekt arbeiten deutsche und georgische Archäologen, Geowissenschaftler und Botaniker zusammen: Mit eingebunden ist ein Wissenschaftleraustausch, der vor allem georgische Nachwuchswissenschaftler nach Deutschland führt. An der Ruhr-Universität werden diese Kollegen einen Master-Abschluss in prähistorischer Archäologie (Rohstoff- und Wirtschaftsarchäologie) und Archäometrie anstreben. Frau Dr. Gambaschidze wird eine Habilitationsschrift über die älteren südkaukasischen Metallzeiten verfassen.
Mehr Informationen & Fotos: bergbaumuseum.de
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