(deutsche-digitale-bibliothek.de) Die Arbeit stellt die wissenschaftliche Aufbereitung von 6 Jahren
Beratungsarbeit im Rahmen des von der Gesellschaft für technische
Zusammenarbeit (GTZ) durchgeführten Projektes „Landmanagement Georgien“
zum Aufbau eines marktwirtschaftlichen Städtebau- und
Raumordnungssystems in Georgien dar. Dabei geht es um die grundsätzliche
Durchdringung eines komplexen Themenfeldes und den grundlegenden Aufbau
einer bislang von westlicher Seite fehlenden Wissenschaftsbasis. In
Georgien begannen die Privatisierungen im Jahr 1992: Wohnungen wurden
verschenkt, Betriebe (bislang rund 20 Tausend) und sonstige Grundstücke
werden verkauft bzw. versteigert. 1994 begann modellhaft für die
Hauptstadt Tbilisi die Erstellung von Grundbuch/Kataster, d.h. der
Aufbau eines öffentlichen Eigentumssicherungssystems für privaten
Grundbesitz. Daher gilt es insbesondere für die bauliche und sonstige
Nutzung von privaten Grundstücken verbindliche Spielregeln zu finden.
Die Ausführungen konzentrieren sich vom Zielansatz folglich auf das in
Georgien unbedingt erforderliche Spektrum von rechtsverbindlichen
Mindestvereinbarungen in Form von Gesetzen, Verfahren sowie weichen und
harten Instrumenten zur Steuerung der baulichen und
gestaltungsrelevanten Bodennutzung im Sinne eines geordneten Städtebaus.
Innerhalb dieser Schwerpunktsetzung, d.h. der Auseinandersetzung mit
vorhandenen und zu schaffenden städtebaulichen (Rechts)Grundlagen,
werden die Schnittstellen und Wechselwirkungen zur Raumordnung sowie zu
politischen und administrativen Strukturen aufgezeigt, aber nicht
vertieft. Eine Betrachtung des sowjetischen Planungssystems, bei dem es
letztendlich auf allen Ebenen nur um die Verwirklichung staatlicher
Großprojekte zur Steigerung der volkswirtschaftlichen Bilanz ging,
sollen einerseits das schwierige psychische und physiognomische Erbe im
Städtebau offen legen und andererseits die Dimension notwendiger
Veränderungen bei den Transformationsprozessen verdeutlichen. Anhand
einer zielorientierten Beschäftigung mit örtlichen
Planungssystemen/-instrumenten in den Ländern Deutschland, Frankreich,
Schweiz und Tschechien wird der Frage nachgegangen, welche zentralen
Regelungen in der Marktwirtschaft für einen geordneten Städtebau
unerlässlich sind. Damit werden generelle Maßstäbe und Leitlinien
definiert, die bei der Transformation auf das georgische System kritisch
hinterfragt und angepasst werden. Der räumliche Schwerpunkt bildet die
Hauptstadt Tbilisi als dominantes Zentrum baulicher Aktivitäten. Darüber
hinaus werden die Städte Kutaisi, Gori und Signaghi, jeweils
stellvertretend für bestimmte Siedlungstypen/-größen betrachtet. Die
Ergebnisse zeigen, dass sich der Städtebau in Georgien am Scheideweg
befindet. Gesetze sind trotz formaler und inhaltlicher Schwächen
vorhanden und leistungsfähig. Jetzt geht es um die Anwendung, eine
bedarfsorientierte Instrumentalisierung und vor allem die Beachtung.
Eine weitere, enorm wichtige Aufgabe stellt in diesem Zusammenhang die
Festigung von Strukturen bei der Wahrnehmung von Planungsabläufen dar.
Denn im Sozialismus gab es nur eindimensionale Entscheidungsstrukturen.
Heute bestehen vielschichtige Strukturen und Möglichkeiten bei der
Abwicklung von Planungsaufgaben. Aber trotz des vielfältigen
Handlungsbedarfs konnte im Vergleich zu den benachbarten
Kaukasusrepubliken Armenien und Aserbaidschan in Georgien viel erreicht
werden. Die Arbeit kann dazu beitragen, die städtebaulichen Prozesse in
Georgien scharfkantiger und zielgenauer zu führen. Anderen
postsowjetischen Ländern kann sie als Leitfaden bei der Transformation
der räumlichen Planungssysteme dienen. Darin liegt ein bedeutender
Mehrwert.
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Friday, January 15, 2016
ARCHITEKTUR: Städtebau in Georgien - vom Sozialismus zur Marktwirtschaft. Von Karl Ziegler (deutsche-digitale-bibliothek.de)
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