Auf dem Weg in den Grossen Kaukasus: Denkmal der georgisch-russischen Freundschaft, Architektur: Giorgi Chakhava, Bild: P. Sägesser |
Ikone der Sowjetarchitektur, Ministerium für Strassenbau, Architektur.: Giorgi Chakhava, Z. Dzhalaganiya, T. Tkhilava, W. Kimberg (1974). Bild: P. Sägesser |
Tiflis wuchs vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg stark, und es entstanden neben neuen Wohngebieten einige herausragende Beispiele sowjetischer Architektur. Bekannt ist vor allem das Ministerium für Strassenbau. Der Bau aus sich überlagernden Balken erinnert an El Lissitzkys Wolkenbügelprojekt von 1924 für Moskau. Der Minister für Strassenbau, George Chakhava, war zugleich Bauherr und Architekt. Sein Ziel war es, eine Raumstruktur zu schaffen, die so wenig wie möglich den Boden berührt und in alle Richtungen beliebig erweitert werden kann.
Etwas weiter stadtauswärts liegt der ab 1971 erbaute Universitätscampus. Ursprünglich sollte rund um einen künstlichen See ein neues Quartier entstehen, von dem aber nur ein Teil verwirklicht wurde. Eine Seilbahn, welche die Hochschulbauten mit den Studentenwohnungen verbindet, steht seit Jahren still. Eine Gondel hängt mitten über dem Fluss in der Luft. Sehenswert ist vor allem die Universitätsbibliothek des Architekten Leri Medzmariashvili.
Teil des nie fertiggestellten Universitätscampus: Bibliothek von Leri Medzmariashvili (1971). Bild: P. Sägesser |
WDNCH-Messegelände, Zentraler Pavillon, Architektur: L. Mamaladze (1961). Bild: P. Sägesser |
Fussgängerbrücken verbinden die Wohnbauten in der Nutsubidze-Strasse, Architektur: O. Kalandarishvili, G. Potskhishvil (1974 bis1976). Bild: P. Sägesser |
Im Palast der Rituale wurden Hochzeiten gefeiert, Architektur: V. Dzhorbenadze, V. Orbeladze (1985). Bild: P. Sägesser |
Typische Holzkonstruktionen in der Altstadt von Tiflis. Bild: P. Sägesser |
Kinosaal über einer archäologischen Ausgrabungsstätte in Mzcheta. Bild: P. Sägesser |
Von der Hauptstadt in einem Tagesausflug erreichbar sind die Städte Gori und Rustavi, die ein Name verbindet: Stalin. Im Zentrum von Gori liegt an der Stalin-Allee ein grosser Park mit dem wiederaufgebauten Geburtshaus Stalins. Ein Museum huldigt dem Diktator seit 1951 unverändert. Auf dem Weg nach Gori sollte man unbedingt im Mzcheta Halt machen. Neben der eindrücklichen Svetizchoveli-Kathedrale, die zum UNESCO-Welterbe gehört, gibt es im Ort ein wunderschönes Kinotheater aus den 1960er-Jahren. Leider ist es nicht mehr in Betrieb und der Bau in einem desolaten Zustand. Man kann sich nur vorstellen, was für ein Erlebnis ein Kinobesuch hier gewesen sein muss: Über archäologischen Ausgrabungen schwebt der Zuschauersaal. Eine Promenade Architecturale führt vom Kassenraum mit Blick auf die Ausgrabungen hinauf ins Foyer und von da in den Saal. Nach der Vorstellung verliessen die Besucher den Saal über zwei seitlichen Stege.
1947 ordnete Stalin im Rahmen der Industrialisierung der Sowjetunion die Neugründung der Stadt Rustavi an. Es entstand das grösste Stahlwerk des Kaukasus und eine Stadt im Stile des Sozialistischen Realismus. Mit dem Tod Stalins 1953 und der Machtübernahme durch Chruschtschow forcierte man das industrielle Bauen. In Rustavi entstanden Wohngebiete mit Plattenbauten. So sind hier in Reinform zwei komplett unterschiedliche Vorstellungen von Städtebau verwirklicht worden. Während die stalinistische Stadt abgesehen vom Hauptsitz des Stahlwerkes einen menschlichen Massstab hat und fast mediterranen Charme ausstrahlt, mangelt es den Plattenbauquartieren an einer städtischen Identität.
Typischer Wohnungsbau in Rustavi im Stile des Sozialistischen Realismus. Bild: P. Sägesser |
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Der Architekt Peter Sägesser arbeitete in Budapest als der Eiserne Vorhang 1989 fiel. Auf Reisen in Ungarn und anderen ehemaligen kommunistischen Ländern entdeckte er bemerkenswerte Architektur, die im Westen gänzlich unbekannt war. Seither dokumentiert er diese vom Zerfall bedrohten Werke. Seit 2006 auf der Website www.ostarchitektur.com.
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