Interview mit Nana Djordjadse
Interview geführt von Dr. Diana Maglakelidse
Oktober 2001
Ausschnitte aus der Kaukasischen Post:
D.M.: Denken Sie, dass ihre Filmfiguren aus Ihrem Unterbewusstsein kommen ?
N.Dj.: Auf jeden Fall. Ich bin keine Analytikerin, eher würde ich mich als eine emotionale Person bezeichnen, deren Filmfiguren tatsächlich aus eigenen Unterbewusstsein kommen. Ich bin durch Bedürfnis, dem Zuschauer von diesen Menschen zu erzählen, geprägt gewesen. Ich wollte das Menschliche, Seelische in diesen Menschen ans Licht bringen, wollte unbedingt, dass auch der Zuschauer diese Menschen für sich entdeckt.
Seit Reise nach Sopot 1980 ist Irakli Kvirikadse1 der Drehbuchautor aller meiner Filme. Seine Filmfiguren sind eben diese Außenseiter, unglückliche Menschen, Menschen mit tragischen Schicksalen. Ich versuche in diesen Menschen, in ihren tragischen Geschichten etwas Optimistisches zu finden, versuche, die Geschichten von diesen Menschen mit Humor zu erzählen, weil ich der Ansicht bin, wer lachen kann, der vermag auch alles Bevorstehende, wie schwierig es auch sein mag, zu überwinden. Nach meiner Überzeugung, kann der Humor einen Menschen tatsächlich retten. Ich ironisiere mich selber auch, weil mir der Humor das Leben erleichtert.
[...]
D.M.: Ihre revolutionären Filmfiguren wirken trotzdem ziemlich raffiniert
N.Dj.: Aber klar, Revolutionäre waren doch gebildete Menschen, nach Macht strebende Intellektuelle. Vielleicht glaubten sie an die revolutionären Ideen, strebten nach dem neuen Leben, aber sie setzten ihre Ideale mit Blut und Gewalt durch.
Auch Ilja Tschawtschawadse glaubte an die Ideale der Freiheit und Unabhängigkeit. Für die Verwirklichung seiner Ideen zog er sich als Schriftsteller zurück, gründete eine Bank und beschäftigte sich mit Politik. Tschawtschawadse stellte sich die Zukunft Georgiens völlig anders vor als Revolutionäre, als Bolschewiki, genau deshalb wurde er 1907 von denen umgebracht. Wir Georgier sind ein merkwürdiges Volk, das die guten Ideen leicht vergisst, und sich an alles adaptiert. Ein Grund dafür kann auch unsere artistische, emotionale Natur sein. Wir sind doch eher emotional als analytisch.
[...]
D.M.: Der verliebte Koch in Ihrem Film "1001 Rezepte eines verliebten Kochs" sagt einen für mich sehr interessanten Satz. Auf die Bitte seiner Geliebten Cecilia hin, die vorschlägt, wegen der Bolschewiken aus Georgien wegzugehen, antwortet der Koch: Die Kommunisten werden gehen, aber die gute Küche wird immer bleiben. Offenbaren diese Worte Ihres Protagonisten ihre Wahrnehmung der politischen Kataklysmen?
N.Dj.: Es gibt die Werte, die über allen Kataklysmen, über allen politischen Veränderungen stehen.
Die Küche ist in meinem Film auch als eine ästhetische Welt dargestellt.
D.M.: Auch die Zeit von Pirosmani, seine Malerei wird in Ihrem Film visuell wiedererlebt
N. Dj.: Seine originelle ästhetische Welt hat mich immer tief inspiriert, außerdem spielt meine Geschichte historisch in der Zeit von Pirosmani.
Das komplette Interview: "Der Humor kann einen Menschen tatsächlich retten". Interview mit Nana Djordjadse
Sunday, October 30, 2005
Subscribe to:
Post Comments (Atom)
No comments:
Post a Comment