Thursday, August 12, 2010

THEATER: Georgiens Drama. Die Jungautorin Nino Haratischwili präsentiert neue Stücke (welt.de)

Junge Dramatikerin macht Uraufführungswelle
Zwei neue Stücke von Nino Haratischwili

von Debra Skerra
15 Theaterstücke hat Nino Haratischwili in den vergangenen Jahren geschrieben. Dabei hat es eine Weile gedauert, bis die junge Autorin das Schreiben zum Beruf machen konnte, denn studiert hat sie das Regie-Handwerk, für Film und für Theater. Das versetzt sie nun in die Lage, ihre eigenen Stücke inszenieren zu können - oder sie kompetenten Kollegen anzuvertrauen.

Im Lichthof Theater soll am 19. November soll "Das Jahr von meinem schlimmsten Glück" im Lichthof Theater uraufgeführt werden. Haratischwili schrieb das Stück im vergangenen Jahr und überlässt Regisseurin und Freundin Nina Pichler die Inszenierung. Kurz zuvor, am 5. November, erlebt ihr jüngstes Werk im Monsun Theater seine Uraufführung, und dort leitet die Autorin das Spiel selbst. Einen endgültigen Titel hat das werdende Drama noch nicht, es entsteht in diesen Wochen in Tiflis.

In ihre georgische Heimatstadt hat sich Nino Haratischwili auch in diesem Sommer zurückgezogen - um Energie zu tanken, wie sie sagt. "Meine Familie und Freunde zu sehen, lockt mich immer wieder nach Tiflis, hier fühle ich mich sehr aufgehoben." Eine ambivalente Haltung zu Georgien hat sie dennoch, vieles dort macht sie wütend, zum Beispiel die geringe Bereitschaft, gegen den Strom zu schwimmen. Ihre Sicht auf die Heimat hat sie im Stück "Agonie" verarbeitet, das autobiografische Züge trägt und inzwischen in Georgia umbenannt wurde.

1983 in Tiflis geboren, folgte Nino ihrer Mutter im Alter von zwölf Jahren in ein nordrhein-westfälisches Dorf. Zwei Jahre später trieb das Heimweh sie zurück, doch fühlte sie sich bereits zu "westlich" beeinflusst, um unkritisch bleiben zu können; nach dem Abitur zog es sie erneut nach Deutschland, studierte Filmregie und danach Schauspieltheaterregie an der Theaterakademie Hamburg. Seit 2003 lebt sie in Hamburg, spricht, schreibt und denkt deutsch - ob sie auch in Deutsch träumt, weiß sie nicht.

"Sprache ist für mich etwas sehr Gegenwärtiges, ich muss mich an ihr reiben, an ihr wachsen, scheitern - das ist orts- und zeitbezogen", sagt Haratischwili. Im März 2010 kam ihr erster Roman "Juja" auf den Markt. "Ich habe anfangs nur Prosa geschrieben. Irgendwann kam ich zur Dramatik. Damit konnte ich Menschen direkter erreichen. Daraufhin bekam ich Zuspruch, aber mir war klar, dass ich Prosa nicht aufgeben will."

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Offizieller Zuspruch kam 2008 durch den Rolf-Mares-Preis für "Agonie", den Hauptpreis vom Heidelberger Stückemarkt im selben Jahr für "Liv Stein" und den Adalbert-von-Chamisso-Förderpreis 2010 für das Buch mit den beiden Dramen "Georgia" / "Liv Stein". Das beflügelt, aber Nino Haratischwili hat nicht das Gefühl, seither anders an das Schreiben heranzugehen. "Ich lebe auch nicht anders. Ich möchte noch sehr viel ausprobieren, also ist es noch zu früh, mir auf die Schulter zu klopfen." dsk

Quelle: www.welt.de

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