Eigentlich sind die 333 Autos reif für den Schrott. Doch auf sie wartet eine Härteprobe: die Allgäu-Orient-Rallye. In elf Tagen sollen sie ihre Teams nach Aserbaidschan bringen, auch "dBäsawäga" von der Alb.
Blaubeuren/Ulm Sein Ruhestand wäre nah gewesen. Bald hätte er nur noch in der Garage stehen und auf sein Ende auf dem Schrottplatz, warten müssen. Im 19-jährigen Leben von Reinhard Bucks schwarzem Golf III gab es unzählige Berg- und Talfahrten. Doch das, was ihn nun erwartet, stellt ihn vor seine bisher größte Herausforderung.
Der altgediente Gefährte wurde von sechs durchtriebenen Abenteurern aus Blaubeuren (Alb-Donau-Kreis) und Ulm dazu auserkoren, nochmal Gas zu geben. Denn Dirk Bayer, Reinhard Buck, Niclas Kopp, Bernhard Seidt, Christoph Buck und Michelle Linder haben sich in den Kopf gesetzt als Team "dBäsawäga" bei der Allgäu-Orient-Rallye Ende April zu starten. Der Volkswagen muss in elf Tagen 5555 Kilometer meistern - von Oberstaufen im Allgäu nach Baku in Aserbaidschan, wo im Sommer der Eurovision-Song-Contest stattfindet. Dazwischen liegen die Alpen, die ungarische Steppe, türkische Salzwüsten und der 5000 Meter hohe Kaukasus. Autobahnen sind für den Golf streng verboten. Fahrer Bernhard Seidt: "Wir hoffen, dass er uns nicht im Stich lässt."
Der Golf ist in guter Gesellschaft. Weil die Autos laut Veranstalter der Orient-Rallye höchstens noch 1111 Euro Wert sein dürfen, teilen sein Schicksal 330 weitere Rostlauben aus allen Ecken Deutschlands. Zwei weitere starten für die "Bäsawäga": ein Opel Omega Caravan und ein Vauxhall Omega, britischer Bruder eines Opel. Bernhard Seidt konnte den Vauxhall von seinem Vater ergattern, der ihn schweren Herzens her gab. Er hatte ihn vor Jahren in England erstanden. Der Sohn aber freut sich. "Das ist ein echter Rechtslenker, das wird spannend!"
In all den Ländern, durch die die Teams reisen, findet die Rallye mehr Beachtung als in Deutschland. "In der Türkei dürfen wir auf der Galatabrücke zelten", berichtet Dirk Bayer. Einige türkische Minister hätten die Schirmherrschaft für die Rallye übernommen. Seit 2006, als die Tour zum ersten Mal stattgefunden hat, organisiert die jordanische Prinzessin eine Willkommensparty in der Hauptstadt Amman. Denn bisher war Jordanien das Ziel. 2011 musste die Rallye dorthin aber abgebrochen werden, weil die Autos die Grenze nach Syrien nicht passieren durften, wegen der Revolution. Bernhard Seidt: "Deshalb gehts diesmal nach Baku. Die jordanische Prinzessin war wohl ziemlich sauer." Jetzt lässt sie die Rallyefahrer von ihrer Fluggesellschaft Royal Jordanian Airlines abholen und als Staatsgäste einfliegen.
Und die Autos? Die bleiben in Aserbaidschan und werden versteigert. Der Erlös kommt den Musikschulen in der Südtürkei, in Georgien und Aserbeidschan zugute. Der wohlverdiente Ruhestand rückt somit für den Golf erstmal in weite Ferne.
Infos www.dbaesawaega.de
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