Thursday, December 20, 2012

ARTIKEL: Samen aus dem Kaukasus. Von Michael Burkart (pnn.de)

(pnn.de) Die Nordmanntanne stammt aus den Bergen

Im Botanischen Garten der Uni Potsdam gibt es zahlreiche exotische und heimische Pflanzen. In den PNN stellt Kustos Michael Burkart jeden Monat eine von ihnen vor.

Der Ursprung des Brauches, zur Wintersonnenwende einen grünen Baum in die Stube zu stellen, verliert sich im Dunkel der Geschichte. Vermutlich spielt einerseits die schon in der Antike weit verbreitete Tradition des Festschmucks mit grünen Zweigen eine Rolle. Gerade im Winter verkörpern sie Lebenskraft und machen Hoffnung auf den kommenden Frühling. Andererseits wurden im Mittelalter in den Kirchen zu Weihnachten auch Paradiesspiele aufgeführt, quasi als Vorgeschichte zum Krippenspiel. Dazu wurde passenderweise auch ein Baum aufgestellt und mit „verbotenen“ Äpfeln behängt. Die ersten Berichte von „richtigen“ Christbäumen sind rund 500 Jahre alt.

Tannen werden es in Potsdam früher allerdings kaum gewesen sein. Die in Mitteleuropa heimische Weiß-Tanne (Abies alba) ist ein Baum der Bergwälder und hat keine natürlichen Vorkommen nordwestlich der Linie Schwarzwald-Thüringer Wald-Niederlausitz. Und die Nordmanntanne (Abies nordmanniana) ist hier überhaupt erst seit gut 150 Jahren bekannt. Ihren Namen hat sie von dem finnischen Naturforscher Alexander von Nordmann. 1803 bei Kotka am Finnischen Meerbusen geboren, studierte er zunächst in Turku bis zum Dr. phil. und promovierte 1832 nach fünf Jahren in Berlin ein zweites Mal zum Dr. med.

Danach ging Nordmann nach Odessa am Schwarzen Meer, wo er erst Lehrer für Zoologie und Botanik, dann Leiter einer Gartenbau-Hochschule wurde. Seine weitgespannten wissenschaftlichen Interessen verfolgte er auf zahlreichen Exkursionen. Dabei stieß er in den mittleren Höhenlagen des westlichen Kaukasus auch auf eine der Wissenschaft noch unbekannte Tannenart. Sie wurde nach ihm benannt und wenig später in die Gartenkultur eingeführt. Das Foto zeigt den zapfentragenden Wipfel eines Baumes im Kaukasus, wo die Tanne bis 50 Meter hoch werden kann. Gut ist darauf die für alle Tannen typische aufrechte Stellung der Zapfen zu erkennen.

Die jetzt als Weihnachtsbäume verkauften Nordmanntannen werden in der Regel aus im Kaukasus geernteten Samen gezogen. Die meisten Plantagen für den deutschen Markt liegen in Dänemark, Schleswig-Holstein und im Sauerland. Die Anbaufläche für Weihnachtsbäume in Deutschland beträgt über 500 Quadratkilometer. Rund ein Zehntel davon wird jedes Jahr kahlgeschlagen, da bis zur Ernte etwa zehn Jahre vergehen. Der Jahresumsatz der Branche lag in Deutschland 2009 bei etwa 700 Millionen Euro.

Die Beliebtheit der Nordmanntanne beruht auf ihrer dichten, langen, nicht stechenden und kaum abfallenden Benadelung. Einen gekauften Baum soll man neu anschneiden und in Wasser stellen. Von der guten Haltbarkeit der Nadeln kann man sich dann Anfang Januar überzeugen, wenn die Bäume am Straßenrand zur Abholung bereit liegen, immer noch voll benadelt, wenn auch schon ziemlich vertrocknet.

Alexander von Nordmann kehrte schließlich nach Finnland zurück, wo er bis zu seinem Tod 1866 noch 17 Jahre als Professor an der neuen Universität in Helsinki lehrte. Nordmanntannen finden sich zurzeit säuberlich verpackt auf den einschlägigen Märkten. Eine fest verwurzelte, etwa zwölf Meter hohe Tanne steht auch im Arboretum des Botanischen Gartens. Im Botanischen Garten findet am Sonntag, 16. Dezember, die Führung „Woher kommt der Weihnachtsbaum?“ für Kinder statt (14 Uhr). Michael Burkart

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