Sunday, January 19, 2014

BUCH: Städtebau in Georgien vom Sozialismus zur Marktwirtschaft. Von Karl Ziegler (kluedo.ub.uni-kl.de)

(kluedo.ub.uni-kl.de) Vom Fachbereich Architektur, Raum- und Umweltplanung und Bauingenieurwesen der Technischen Universität Kaiserslautern zur Verleihung des akademischen Grades Doktor-Ingenieur (Dr.-Ing.) genehmigte Dissertation

Vorgelegt von Karl Ziegler, Dipl.-Ing. der Raum- und Umweltplanung

Mit dem Zerfall der Sowjetunion wurde ein enormer gesellschaftlicher und ökonomischer Wandel in den nach Eigenständigkeit strebenden ehemaligen Sowjetrepubliken ausgelöst. Kernpunkt dieser Veränderungen bildet die Privatisierung von Grund und Boden sowie von sonstigem Staatseigentum.

Folglich standen bzw. stehen auch im Bereich der räumlichen Planungssysteme die Transformationsländer vor großen und neuen Herausforderungen, die sich vor allem im Aufbau dezentraler Planungsstrukturen zur Regelung der baulichen und sonstigen Bodennutzung zeigen.

Die Arbeit skizziert für das Land Georgien die Entwicklungslinien auf dem Weg von einem sozialistischen zu einem marktwirtschaftlichen Städtebau.

Das Zusammentragen der dazu erforderlichen Unterlagen und Informationen sowie das spezifi sche Recherchieren gestaltete sich nicht immer einfach.

Dies lag einerseits an sprachlichen Hemmnissen und andererseits daran, dass in nicht wenigen Segmenten Neuland betreten werden musste. Hinzu kam die überkommene Haltung vieler ehemals staatlicher Institutionen Planungsunterlagen grundsätzlich für geheim einzustufen oder neuerdings nur gegen Bezahlung bereitzustellen.

Ohne die guten persönlichen Beziehungen, die ich im Laufe meiner Einsätze in Georgien mit vielen Personen aufbauen konnte, wäre das Thema in dieser Substanzhaltigkeit kaum zu bewältigen gewesen.

Daher gilt ein besonderer Dank allen Personen, die durch Interviews, die Bereitstellung von Daten und Plänen, sowie unzähliger Übersetzungsarbeit zur inhaltlichen Ausgestaltung beigetragen haben. Namentlich herausstellen möchte ich Herrn Paul Dzindzibadze und Herrn David Dzindzibadze, der vor allem unermüdlich übersetzt hat, sowie Herrn Zurab Nemsadze und Herrn Zurab Bakradze.

Ein inneres Bedürfnis als Ausdruck von Liebe und Vertrauen ist es mir, meiner Frau Kerstin, die viel Verständnis für zeitliche Entbehrungen hatte und dies gegenüber unseren beiden jungen Söhnen Philipp und Paul mehr als kompensiert hat, zu danken.

Großen Dank möchte ich Herrn Prof. Dennhardt aussprechen, der mich in angenehmer Art und Weise gedrängt hat, diese Arbeit anzufertigen und dabei stets unterstützte.

Herrn Prof. Kistenmacher möchte ich für seine spontane Bereitschaft danken, mein Thema anzunehmen sowie für die wenigen, aber dafür umso intensiveren und konstruktiven Gespräche.

Frau Silke Dreyer hat mich mit viel Geduld und Ausdauer in der redaktionellen Aufbereitung unterstützt - dafür herzlichen Dank.

Nicht zuletzt möchte ich Herrn Gerhard Laux und Herrn Jan Melchior, mit denen mich viele gemeinsame Arbeitseinsätze in Georgien verbinden, für ihre Unterstützung danken.

Ich bin davon überzeugt - obwohl die georgischen Unterlagen unter den Vorbehalt der vollständigen Richtigkeit, so z.B. bei der Übersetzung von Fachbegriffen, gestellt werden müssen - mit dieser Arbeit zu einer Erweiterung der Kommunikation und des Erfahrungsaustausches zwischen beiden Ländern im Bereich Städtebau beitragen zu können

Abschließend bleibt zu hoffen, dass die Arbeit natürlich Anregungen für weitere wissenschaftliche Beiträge innerhalb dieses Themenfeldes liefert, aber selbst nicht nur wissenschaftlichen Zwecken dient, sondern einen kleinen Beitrag zur Lösung der Aufgaben in der Praxis leistet.

Karl Ziegler

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Inhaltlicher Überblick – Kurzzusammenfassung

Die Arbeit stellt die wissenschaftliche Aufbereitung von 6 Jahren Beratungsarbeit im Rahmen des von der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) durchgeführten Projektes „Landmanagement Georgien“ zum Aufbau eines marktwirtschaftlichen Städtebau- und Raumordnungssystems in Georgien dar. Dabei geht es um die grundsätzliche Durchdringung eines komplexen Themenfeldes und den grundlegenden Aufbau einer bislang von westlicher Seite fehlenden Wissenschaftsbasis.

In Georgien begannen die Privatisierungen im Jahr 1992: Wohnungen wurden verschenkt, Betriebe (bislang rund 20 Tausend) und sonstige Grundstücke werden verkauft bzw. versteigert.

1994 begann modellhaft für die Hauptstadt Tbilisi die Erstellung von Grundbuch/Kataster, d.h. der Aufbau eines öffentlichen Eigentumssicherungssystems für privaten Grundbesitz.

Daher gilt es insbesondere für die bauliche und sonstige Nutzung von privaten Grundstücken verbindliche Spielregeln zu finden.

Die Ausführungen konzentrieren sich vom Zielansatz folglich auf das in Georgien unbedingt erforderliche Spektrum von rechtsverbindlichen Mindestvereinbarungen in Form von Gesetzen, Verfahren sowie weichen und harten Instrumenten zur Steuerung der baulichen und gestaltungsrelevanten Bodennutzung im Sinne eines geordneten Städtebaus. Innerhalb dieser Schwerpunktsetzung, d.h. der Auseinandersetzung mit vorhandenen und zu schaffenden städtebaulichen (Rechts)Grundlagen, werden die Schnittstellen und Wechselwirkungen zur Raumordnung sowie zu politischen und administrativen Strukturen aufgezeigt, aber nicht vertieft.

Eine Betrachtung des sowjetischen Planungssystems, bei dem es letztendlich auf allen Ebenen nur um die Verwirklichung staatlicher Großprojekte zur Steigerung der volkswirtschaftlichen Bilanz ging, sollen einerseits das schwierige psychische und physiognomische Erbe im Städtebau offen legen und andererseits die Dimension notwendiger Veränderungen bei den Transformationsprozessen verdeutlichen.

Anhand einer zielorientierten Beschäftigung mit örtlichen Planungssystemen/-instrumenten in den Ländern Deutschland, Frankreich, Schweiz und Tschechien wird der Frage nachgegangen, welche zentralen Regelungen in der Marktwirtschaft für einen geordneten Städtebau unerlässlich sind. Damit werden generelle Maßstäbe und Leitlinien defi niert, die bei der Transformation auf das georgische System kritisch hinterfragt und angepasst werden.

Der räumliche Schwerpunkt bildet die Hauptstadt Tbilisi als dominantes Zentrum baulicher Aktivitäten. Darüber hinaus werden die Städte Kutaisi, Gori und Signaghi, jeweils stellvertretend für bestimmte Siedlungstypen/-größen betrachtet.

Die Ergebnisse zeigen, dass sich der Städtebau in Georgien am Scheideweg befi ndet. Gesetze sind trotz formaler und inhaltlicher Schwächen vorhanden und leistungsfähig. Jetzt geht es um die Anwendung, eine bedarfsorientierte Instrumentalisierung und vor allem die Beachtung. Eine weitere, enorm wichtige Aufgabe stellt in diesem Zusammenhang die Festigung von Strukturen bei der Wahrnehmung von Planungsabläufen dar. Denn im Sozialismus gab es nur eindimensionale Entscheidungsstrukturen. Heute bestehen vielschichtige Strukturen und Möglichkeiten bei der Abwicklung von Planungsaufgaben.

Aber trotz des vielfältigen Handlungsbedarfs konnte im Vergleich zu den benachbarten Kaukasusrepubliken Armenien und Aserbaidschan in Georgien viel erreicht werden. Die Arbeit kann dazu beitragen, die städtebaulichen Prozesse in Georgien scharfkantiger und zielgenauer zu führen. Anderen postsowjetischen Ländern kann sie als Leitfaden bei der Transformation der räumlichen Planungssysteme dienen. Darin liegt ein bedeutender Mehrwert.

Das ganze Buch [pdf]

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