Saturday, December 10, 2016
#GEORGIANWINE: 212. Folge Wein am Limit - Was ist eine Quevri? (hendrikthoma.de)
(hendrikthoma.de) Heute ist Ronny Schreiber zu Gast bei Wein am Limit. Er fängt gerade im *** Michelin Restaurant von Christian Bau an der Mosel als Jung-Sommelier an zu arbeiten. In seinem Gepäck hat er zwei feine Weine, die er bei einem Ausflug am Prenzlauer Berg in Berlin bei einem Spezialitätenhändler gekauft hat.
Diese beiden Weine stammen aus Georgien und sind in der Amphore, der Quevri, gereift. Die im Schnitt 800-3500 Liter fassenden Tonamphoren sind dort seit Jahrtausenden in Gebrauch. Der Hype, der in einigen Weinkreisen um diese Reifungsgefäße in den letzten Jahren entstanden ist, dürfte auf die Georgier befremdlich wirken. Sie kennen nichts anderes und schwören auf diese Ausbaumethode, weil sie in dieser Region fest in der Tradition verankert ist. Die atmungsaktiven Amphoren werden ganz in der Erde eingegraben, um den Most zu kühlen. Dann vergären die Weine mit Stielen und Stengeln darin, um danach ein paar Monate weiter mit der Maische zu reifen. Somit könnte man diese Weine faktisch „Orange Weine“ (ein weiterer Trend) nennen. Auch hier wird sich meiner Einschätzung nach, die georgische Winzerschaft wenig Gedanken machen.
Der erste Wein ist ein Rkatsiteli Quevri von der Kooperative Kindzmarauli aus der Region Kachetien, dem Zentrum des georgischen Weinbaus. Diese aromatische und meistangebaute Weißweintraube wird in Georgien für ihr fruchtiges Bukett sehr geschätzt. Allerdings wird sie durch den Ausbau zu einem wesentlich komplexeren und gehaltvollen Stoff. Ein frischer Duft begleitet von Aromen von Kräutern, Mandel und Honig weht im Glas. Im Geschmack ist der Stoff trocken, intensiv und mit einer feinen Säure, die ihm zu einem lang anhaltenden Geschmack verhilft, ausgestattet. Der reinste Nektar und ein Augen öffnendes Weinerlebnis.
Der Rotwein aus der Sorte Saperavi ist schlichtweg ein Hammer. Selten habe ich einen so geradling-würzigen Roten getrunken, der so ungeschminkt und pur daherkam. In diesem Preisgefüge kenne ich nur wenig, was soviel Qualität ins Glas bringt. Diese alte Sorte ist bekannt für dunkelfarbende, kraftvolle Rotweine, mit einem großartigen Lagerpotential. Dieser hier bringt es auf den Punkt mit seinem satten Geschmack und der schnörkellos konsequent trockenen Art. Groß!!
Beide Weine sind nach acht Monaten Reifezeit in der Amphore für ungefähr dieselbe Zeit im Holzfass weitergereift. Allerdings ist dies beiden Weinen nicht anzumerken. Sie strotzen nur so vor Vitalität und Leben.
Ich finde es großartig, dass die georgischen Winzer weiterhin diese Ausbauart am Leben erhalten. Wir sollten nicht vergessen was unsere Wurzeln sind und woher wir kommen. Die Quevri sind ein wichtiger Baustein in der DNA des Weinbaus und in Zeiten von geschmacklicher Gleichschaltung wichtiger denn je.
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