(slawistik.uni-jena.de) (Dr. Christoph Giesel spricht zu uns im Rahmen unserer Ringvorlesung SAKRALITÄT UND MOBILITÄT IN SÜDOSTEUROPA UND IM KAUKASUS, und zwar bereits MORGEN (02. Juli, 18-20 Uhr) über die türkischen Bosniaken und Georgier.
Der Abend verspricht einen spannenden Vortrag mit anschließenden Diskussionen mit dem Referenten.
Ort der Veranstaltung: Accouchierhaus, Seminarraum 101, Jenergasse 8, Jena.
Ich hoffe auf ein gesundes Wiedersehen,
Ihr und Euer TDK
Die türkischen Bosniaken und Georgier als Verbindungslinie zwischen Balkan und Kaukasus – transnationale, historische, soziale und politische Aspekte im Vergleich
Christoph GIESEL
Nach der Eroberung weiter Teile des Balkans und des Kaukasus durch die Osmanen kam es dort langfristig zu Prozessen einer Islamisierung von christlichen Bevölkerungsteilen. Infolge des allmählichen osmanischen Verlustes dieser Gebiete setzten im 19. und 20. Jh. verschiedene Flucht- und Auswanderungsbewegungen unter zahlreichen Angehörigen dieser islamisierten Gruppen mit verschiedenen ethnischen Zugehörigkeiten in das verbliebene osmanische Kernland ein. Zu diesen Gruppen zählen unter anderem auch die Bosniaken aus Südosteuropa und die islamisierten Georgier aus dem Kaukasus, die insbesondere im nördlichen und westlichen Raum Anatoliens dauerhaft miteinander in Berührung kamen und oftmals zusammen (mit anderen ethnischen Gruppen) in gemeinsamen Siedlungen leben. Im Zuge der türkischen Unabhängigkeitsbewegung unter Mustafa Kemal Atatürk waren sie aufgrund ihrer islamischen Religionszugehörigkeit, ihrer pro-osmanischen Loyalität, ungefestigter bzw. hybrider Selbstverortungen und ihrem diffusen Verständnis vom Türkentum (welches mit dem Osmanentum häufig gleichgesetzt wurde) wichtige Adressaten der nationalideologischen, assimilatorischen Türkifizierungs- bzw. ethnischen Homogenisierungspolitik der Kemalisten. Die politischen, sozialen und rechtlichen Bedingungen in der Türkischen Republik führten im Laufe der Jahrzehnte bei beiden Gruppen zu einem Wechselspiel aus Verlust und Erhalt ethnospezifischer Merkmale und zur partiellen bis fast vollständigen türkischen Assimilierung von vielen Gruppenangehörigen. Das führte auch zu gegenseitigen partiellen Verschmelzungsprozessen bei den Nachfahren der bosniakischen und georgischen Auswanderer. Mit den ab den 1980er Jahren allmählich einsetzenden politisch-sozialen Liberalisierungsprozessen in der Türkei verbesserten sich auch schrittweise die Möglichkeiten einer offeneren öffentlichen ethnokulturellen Entfaltung und Organisation sowie einer wissenschaftlichen Erforschung dieser Gruppen. Das erwirkte eine stetige Zunahme von ethnic revival-Prozessen, die bis zum heutigen Zeitpunkt andauern.
Eigene, von 2007 bis 2012 durchgeführte Feldforschungen zu beiden Gruppen zeigten auf, dass es neben den Unterschieden (zumeist im ethnokulturellen und historisch-geographischem Bereich aber auch im Hinblick auf religiöse Attitüden) zahlreiche Gemeinsamkeiten zwischen Türkei-Bosniaken und Türkei-Georgiern gibt, wobei diese Gruppen andererseits jedoch auch jeweils gruppeninterne Ausdifferenzierungen aufweisen. Darauf Bezug nehmend, widmet sich die Präsentation einem strukturellen Vergleich zwischen diesen Gruppen unter politischen, historischen, religiösen, sozialen, sozialpsychologischen und transnationalen Gesichtspunkten. Diese Darlegungen werden durch Erfahrungsberichte aus den Feldforschungen und umfangreiche Bildmaterialien ergänzt.
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SAKRALITÄT UND MOBILITÄT IN SÜDOSTEUROPA UND IM KAUKASUS
RINGVORLESUNG, SS 2014, Mittwochs, 18-20 Uhr
PROGRAMM (pdf) >>>
Tuesday, July 01, 2014
VORTRAG: Die türkischen Bosniaken und Georgier als Verbindungslinie zwischen Balkan und Kaukasus. Von Dr. Christoph Giesel in Jena (slawistik.uni-jena.de)
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Location:
Jenergasse 8, 07743 Jena, Deutschland
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