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The village of Lahic sits in the Girdmanchay valley between Ismaili and Shamakha. Originally founded by Persians, the local dialect still has a Persian twist to it.
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Lahic 27 de fevereiro de 2007 von David Fielke
Arkadisches Aserbaidschan
28.03.2008 18:38 JUTTA SOMMERBAUER (Die Presse)
LAHITSCH. Stille Tage in einem Gebirgsdorf, das nur auf den ersten Blick von der Außenwelt abgeschlossen ist.
Lahitsch könnte einfach nur ein Dorf in Aserbaidschan sein, abgelegen, im Gebirge, fern der Zivilisation. So einfach ist es aber nicht. Lahitsch ist ein Dorf von Welt, sagen seine Bewohner. Stolz sprechen sie seinen Namen aus. Lahitsch klingt auf Aserbaidschanisch würdevoll, unvergänglich, nach Stein und Metall.
Ein Dorf also an den grünen Südhängen des Kaukasus, jenem Gebirge, das Aserbaidschan von Russland trennt, von Dagestan eigentlich. Das Rückgrat von Lahitsch ist die Hauptstraße, gepflastert mit Kopfsteinpflaster, bucklig und schmal, gesäumt vom Mauerwerk der Häuser, deren massive Fassaden nur von den mit Holz verkleideten Werkstätten der Schmiede aufgelockert werden. Aus dem Inneren hört man metallisches Hämmern. In den Werkstätten stapeln sich die Exportgüter: Becher, Schalen, Tabletts mit kunstvollen Mustern, Samoware, langhalsige Wasserkannen, die Jujums heißen, metallene Kochtöpfe mit Spitzdeckel für Plov, ein Reisgericht. Die Schmiede bearbeiten seit Jahrhunderten Kupfer und Blei. Ihren Künsten ist es zu verdanken, dass man Lahitsch in Aserbaidschan kennt und vielleicht auch anderswo.
Es habe sich ja so viel verändert hier, sagen die beiden älteren Herren auf der Hauptstraße. Sie sind nicht sehr davon angetan, dass das Dorf vor äußeren Einflüssen nicht ganz gefeit ist. Die Handwerker zum Beispiel: Übrig sind vielleicht ein Dutzend, früher sollen es 200 gewesen sein. Die letzten Schmiede sind wie alle Lahitscher gütig und geduldig, lassen sich über die Schulter schauen, geben bereitwillig Auskunft. Die Samoware? Von russischen Märkten. Was damit passiert? Sie werden restauriert.
Es gibt Menschen, die kennt man nach ein paar Tagen in Lahitsch. Den Friseur in seinem winzigen Studio. Den Betreiber des Internetcafés (in Betrieb, wenn es Strom gibt). Die strenge Frau im Dorfmuseum, die den Namen eines jeden Besuchers in ihrem Buch notiert. Da sind die Wege: zum Hamam, zu den Moscheen, zur Schule und den paar Lebensmittelgeschäften. Man könnte auch in die Berge wandern gehen und den Babadag besteigen. Die Azeris allerdings sind keine begnadeten Kletterer. Man sollte mit ihnen im Dorf bleiben.
Lahitsch ist nicht perfekt, auch wenn es so wirkt. Es hat sogar einen Schandfleck: einen Hang, über den der Müll ins ausgetrocknete Flussbett des Girdimantschai hinabpurzelt. Den Lahitschern selbst wäre das nicht im Traum eingefallen, würden die beiden alten Männer vielleicht sagen: Die Verpackungen seien von außen gekommen! Die Regierung, die das Bergdorf als Touristenattraktion vermarkten will, hat hier noch nicht aufgeräumt. Vielleicht ist Lahitsch doch unzugänglicher, als man glaubt. Die gepflasterte Hauptstraße ist schmal, reisebustauglich dürfte sie nie werden. Zumindest das – ein Glück für Lahitsch.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.03.2008)
28.03.2008 18:38 JUTTA SOMMERBAUER (Die Presse)
LAHITSCH. Stille Tage in einem Gebirgsdorf, das nur auf den ersten Blick von der Außenwelt abgeschlossen ist.
Lahitsch könnte einfach nur ein Dorf in Aserbaidschan sein, abgelegen, im Gebirge, fern der Zivilisation. So einfach ist es aber nicht. Lahitsch ist ein Dorf von Welt, sagen seine Bewohner. Stolz sprechen sie seinen Namen aus. Lahitsch klingt auf Aserbaidschanisch würdevoll, unvergänglich, nach Stein und Metall.
Ein Dorf also an den grünen Südhängen des Kaukasus, jenem Gebirge, das Aserbaidschan von Russland trennt, von Dagestan eigentlich. Das Rückgrat von Lahitsch ist die Hauptstraße, gepflastert mit Kopfsteinpflaster, bucklig und schmal, gesäumt vom Mauerwerk der Häuser, deren massive Fassaden nur von den mit Holz verkleideten Werkstätten der Schmiede aufgelockert werden. Aus dem Inneren hört man metallisches Hämmern. In den Werkstätten stapeln sich die Exportgüter: Becher, Schalen, Tabletts mit kunstvollen Mustern, Samoware, langhalsige Wasserkannen, die Jujums heißen, metallene Kochtöpfe mit Spitzdeckel für Plov, ein Reisgericht. Die Schmiede bearbeiten seit Jahrhunderten Kupfer und Blei. Ihren Künsten ist es zu verdanken, dass man Lahitsch in Aserbaidschan kennt und vielleicht auch anderswo.
Es habe sich ja so viel verändert hier, sagen die beiden älteren Herren auf der Hauptstraße. Sie sind nicht sehr davon angetan, dass das Dorf vor äußeren Einflüssen nicht ganz gefeit ist. Die Handwerker zum Beispiel: Übrig sind vielleicht ein Dutzend, früher sollen es 200 gewesen sein. Die letzten Schmiede sind wie alle Lahitscher gütig und geduldig, lassen sich über die Schulter schauen, geben bereitwillig Auskunft. Die Samoware? Von russischen Märkten. Was damit passiert? Sie werden restauriert.
Es gibt Menschen, die kennt man nach ein paar Tagen in Lahitsch. Den Friseur in seinem winzigen Studio. Den Betreiber des Internetcafés (in Betrieb, wenn es Strom gibt). Die strenge Frau im Dorfmuseum, die den Namen eines jeden Besuchers in ihrem Buch notiert. Da sind die Wege: zum Hamam, zu den Moscheen, zur Schule und den paar Lebensmittelgeschäften. Man könnte auch in die Berge wandern gehen und den Babadag besteigen. Die Azeris allerdings sind keine begnadeten Kletterer. Man sollte mit ihnen im Dorf bleiben.
Lahitsch ist nicht perfekt, auch wenn es so wirkt. Es hat sogar einen Schandfleck: einen Hang, über den der Müll ins ausgetrocknete Flussbett des Girdimantschai hinabpurzelt. Den Lahitschern selbst wäre das nicht im Traum eingefallen, würden die beiden alten Männer vielleicht sagen: Die Verpackungen seien von außen gekommen! Die Regierung, die das Bergdorf als Touristenattraktion vermarkten will, hat hier noch nicht aufgeräumt. Vielleicht ist Lahitsch doch unzugänglicher, als man glaubt. Die gepflasterte Hauptstraße ist schmal, reisebustauglich dürfte sie nie werden. Zumindest das – ein Glück für Lahitsch.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.03.2008)
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