naxos.KINO IM THEATER - Dokumentarfilm & Gespräch
Wolf Lindner
Tel. (069) 614425
Tucholskystraße 57 in 60598 Frankfurt/Main
Vorschau: Armenien ist ein traumatisiertes Volk. Und ein hoch begabtes. Letzteres können Sie ab dem 6. Dezember im Museum der Weltkulturen besichtigen: in der Ausstellung "Bilder des Orients" von Vater und Sohn Sevrugian.
Über die zwei Jüngsten Traumata berichten unsere beiden Dokumentarfilme, die wir flankierend zur Ausstellung am 24. und 31. März jeweils um 20 Uhr in der NAXOSHALLE zeigen. Wir beginnen mit dem Film "Germany and the Secret Genocide". Im Jahr 1915 waren Millionen Armenier von den Türken im Zuge eines detailliert geplanten Völkermords umgebracht worden. Die offizielle Türkei bestreitet das bis heute. Der Film beleuchtet besonders die Rolle des damals mit der Türkei verbündeten Deutschen Reiches.
Das jüngste Trauma ist das gewaltige Erdbeben von 1988 mit Zehntausenden von Toten. Heute nach zwanzig Jahren sind die Spuren der Zerstörung noch immer nicht vernarbt - weder in den Dörfern und Städten noch in den Seelen. Der Film "Fresko" erzählt die Geschichte des 13jährigen Jungen Warusch, der kurz nach dem Erdbeben geboren wurde...
24 März
Begleitfilm zur Ausstellung Armenien - "Bilder des Orients" 20:00 Uhr Naxoshalle
"Germany and the Secret Genocide" (2003 - 60 Minuten)
Dokumentarfilm von J. Michael Hagopian
In vielerlei Hinsicht spielte Deutschland eine wichtige Rolle beim Genozid an den Armeniern. 1915 wussten alle zentralen Stellen des Deutschen Reiches vom Genozid. Warum blieb das politische Berlin stumm, warum machte man nicht seinen großen Einfluss auf das verbündete Osmanische Reich geltend?
Der Film beschreibt die engen Beziehungen zwischen den beiden Staaten und die geostrategischen Interessen des Deutschen Reiches. So sollten mit der Bagdad-Bahn Deutschlands koloniale Expansionsträume im Mittleren Osten Wirklichkeit werden. Der Bau war die größte überseeische Investition und wurde u.a. von der Deutschen Bank finanziert. Und die deutsche "Militärmission" reformierte offiziell die osmanischen Streitkräfte. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs sollte in jeder türkischen Kommandoeinheit ein deutscher Offizier anwesend sein. Insgesamt dienten damals über 12.000 deutsche Soldaten in der Armee des Bündnispartners.
Der Film zeigt, wie sich Rassenhass mit strategischem, ökonomischem und militärischem Kalkül verband. "Die Armenier sind neunmal schlimmer als die Juden", sagte der deutsche General Bronstein von Schellendorf, Chefberater der osmanischen Militärs. Der Dokumentarfilm macht auf erschreckende Parallelen zum Holocaust aufmerksam. So wurden einige der damaligen Soldaten später ranghohe Nationalsozialisten, etwa Rudolf Höss, der Kommandant von Auschwitz.
Der Film ist der zweite Teil der "Zeugen"-Trilogie des Regisseurs. Er hat drei Jahrzehnte lang Hunderte von Interviews mit armenischen Überlebenden des Genozids geführt. Ausschnitte aus dieser Interviewserie sind auch in diesen Film eingearbeitet. Es ist das Verdienst des Films, die wenig bekannte Verwicklung des Deutschen Reiches mit dem Genozid mit einzigartigen Archivaufnahmen und neuen historischen Erkenntnissen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht zu haben.
31. März
Begleitfilm zur Ausstellung Armenien - "Bilder des Orients" Naxoshalle 20:00 Uhr
"Fresko" (2002 / 96 Minuten)
Dokumentarfilm von Alexander Gutmann
Die Stadt Gumri in Armenien wurde im Jahr 1988 von einem schweren Erdbeben heimgesucht, bei dem Zehntausende Menschen starben. Die Folgen sind noch heute allgegenwärtig. In dieser Stadt wächst Warusch auf, ein dreizehnjähriger Junge.
Seine besten Freunde sind seine Tauben. Der Junge lebt bei seiner Großmutter. Warusch geht nicht zur Schule, er treibt sich auf dem Friedhof der Stadt herum. Die älteren Friedhofswärter, Steinmetze und der geistliche Vater Tatul bemühen sich redlich, dem Jungen den weg ins Leben zu weisen.
Einem Fresko gleich erzählt der Film vom Erwachsenwerden, vom Leben und Vergehen in einer fremden Welt.
Saturday, February 14, 2009
Subscribe to:
Post Comments (Atom)
No comments:
Post a Comment