Tuesday, October 12, 2010

FERNSEHEN: Georgien. Not macht erfinderisch. Von Ralph Hälbig und Katrin Molnár. (mdr.de)

Manuskript des Beitrages vom 10.10.2010
Ralph Hälbig und Katrin Molnár, gesendet: MDR, 10.10.2010, 16.05 Uhr und 12.10.2010, 10.58 Uhr +++ eine längere Fassung wird es beim MDR am 30.10.2010, "Auf gute Nachbarschaft", 18.15 Uhr geben

Armut ist in Georgien allgegenwärtig. Doch Not macht ja bekanntlich erfinderisch. Rund um die Hauptstadt Tiflis werden täglich innovative Ideen zum Leben erweckt. Reicht das Geld nicht für einen neuen Traktor, wird aus Einzelteilen kurzerhand einer zusammengeschraubt. Hoch im Kurs steht derzeit die alternative Erzeugung von Strom.
Es ist kaum zu glauben, aber diese Rostkisten mit Sowjet-Charme sind georgische Neu-Fabrikate. Hergestellt von diesem Mann. Eigentlich ist Giorgi Mirianashvili aus Gavasi Weinbauer, aber im Innersten seines Herzens ist er Erfinder und genialer Mechaniker. Er schraubt und schweißt zusammen, wie es gebraucht wird. Seine Traktoren sind Unikate. Selbst designt und gesampelt aus Schrott.

Giorgi Mirianashvili, Weinbauer:

"Der Tacho ist von einem russischen Panzer aus den Siebzigern, das Gaspedal von einem Traktor. Und hier vorne, das alles, kommt von einem Sil-Lastwagen."

Am Ende ist trotzdem alles funktionstüchtig und sorgt für großes Staunen. In erster Linie baut Giorgi seine Maschinen aber, um die Arbeit im Weingarten zu erleichtern. Die Traktoren, die es zu kaufen gibt, sind alle zu groß und außerdem viel zu teuer. Giorgis Maschine dagegen kostet nichts und passt exakt zwischen seine Weinreben.

Giorgi Mirianashvili, Weinbauer:

"Unter den Kommunisten war das verboten. Meinen ersten Traktor musste ich immer im Weingarten verstecken. Heute darf ich sogar offiziell damit fahren."

Zwar hat sich in den letzten Jahren viel verbessert, aber die Zeiten extremen Mangels und permanenter Energieausfälle haben die Georgier erfinderisch gemacht. Auch in der Hauptstadt sind etliche Genies zu finden. Einer der klugen Köpfe ist Merab Tchirakadze, studierter Physiker und Ökonom. In diesem Labor der Universität von Tbilisi hat er das Modell für seine jüngste Erfindung entwickelt: eine Turbine mit flexiblen Flügeln, die die zirkuläre Hin- und Her-Bewegung von Wasserwellen in eine Drehrichtung übersetzt und so zur Stromerzeugung genutzt werden kann. Das Prinzip ist genial einfach und ein absolutes Novum der Wellenenergie-Nutzung. Dennoch findet Tchirakadze niemanden, der den Bau eines großen Prototypen finanzieren würde.

Merab Tchirakadze, Physiker und Ökonom:

"Hier in Tbilisi gibt es kein Geld, keine Förderung und leider auch kein Interesse. Dass es aber eine sehr gute Möglichkeit ist ökologisch Energie zu erzeugen, bestätigen die Emails, die ich von internationalen Firmen und Institutionen bekommen habe, die auch zu diesem Thema arbeiten."

Der georgische Erfindergeist lässt sich trotzdem nicht aufhalten. Mit Colaflaschen und Wäscheleine demonstriert Tchirakadze eine weitere Neuheit: seine schwimmende Turbine. Mit ihr kann die Strömung von Flüssen zur Stromerzeugung genutzt werden.

Geradezu eine Energierevolution könnte die Erfindung von Tariel Kapanadze bedeuten, wenn es stimmt, was er sagt. Kapanadze und seine Leute gehen davon aus, dass es eine alternative Energiequelle gibt, die sogenannte "freie Energie" um uns herum. Kapanadze behauptet, einen Weg gefunden zu haben, diese sonderbare Energiequelle nutzen zu können. Viele Physiker stellen das in Frage.

Tariel Kapanadze:

"Dieser Kasten hier ist das Wesentliche. In ihm steckt meine Schaltung. Von ihr ist abhängig, wie viel Strom wir bekommen. Jetzt ist es wenig, aber es kann unendlich vergrößert werden. Die Neun-Volt-Batterie braucht man nur zum Starten. Aber dann bekommt man soviel Energie, wie man will."

Strom wird quasi aus dem Nichts erzeugt. Der Beweis steht allerdings aus, denn Kapanadze gibt sein Geheimnis für den ewigen Motor nicht preis. Er vertraut niemandem, aus Angst über den Tisch gezogen zu werden. Abstrus oder wahr? Hat Kapanadze unser Energieproblem in seinem Hinterhof bereits gelöst? Eines ist klar – die Georgier zelebrieren ihre Schöpferkraft. Kein Wunder, schon vor 7.000 Jahren waren sie die ersten, die der Menschheit reinen Wein einschenkten. Und wer weiß, vielleicht schenken sie ihr bald die wohl verblüffendste Erfindung des Jahrtausends: unendliche Energie.

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