Von unserem Redakteur Winfried Simon
Ein Moselwinzer aus Lösnich ist in Georgien ein gefragter Mann. Ingo Simon ist dort Kellermeister im größten Weingut des Landes.
Lösnich. Ingo Simon ist ein Mann, der Veränderungen liebt, der bereit ist, ein Risiko einzugehen und stets aufgeschlossen für Neues ist. Er sprüht vor Ideen und ist immer auf der Suche nach Herausforderungen. Der 41-Jährige hat sich in Lösnich zusammen mit Ehefrau Kiki ein erfolgreiches, sechs Hektar großes Wein- und Sektgut aufgebaut.
Die deutsche Wein- und Gourmetpresse ist längst auf das Weingut "Gebrüder Simon" aufmerksam geworden. Erst kürzlich wurden zwei Riesling-Sekte von der renommierten Fachzeitschrift "Weinwelt" als beste deutsche Sekte mit der "Goldenen Perle" ausgezeichnet.
Eigentlich hätte er zu Hause an der Mosel genug zu tun. Doch Simon ist ein "Abenteurer". Und dafür ist ihm die Mosel offenbar zu klein.
Seit Juni 2008 ist er einer von drei verantwortlichen Kellermeistern im Weingut "Khareba" in Georgien. Ein befreundeter Berliner Weinhändler stellte den Kontakt her. Als Simon vor mehr als zwei Jahren zum ersten Mal in Georgien eintraf, stand er vor einem Berg von Problemen. Viele Weine hatten einen Essigstich, manche Fässer waren nicht voll, der Wein drohte zu verderben. Ein Wein war wegen eines viel zu hohen Schwefelgehalts nicht mehr verkehrsfähig.
Schnell machte sich Simon, der als junger Mann in der Pfalz Weine versektete und gleichzeitig mit seinem Vater in Lösnich das damals noch etwas kleinere Weingut führte, an die Arbeit, schulte die Kellerarbeiter und gab exakte Anweisungen, wie Most und Wein zu behandeln sind.
Die Weinberge, Kelterstationen und Keller sind in dem Land weit verteilt, das etwa so groß ist wie Bayern und vom Kaukasus-Gebirge und Schwarzen Meer begrenzt wird. Von einer Kelterstation zur nächsten fährt Simon fünf Stunden. 300 Menschen arbeiten in dem 500 Hektar großen Weingut, 25 ausschließlich im Keller.
Das Gut gehört einem reichen Geschäftsmann aus Tiflis, der den Weinanbau als Hobby betreibt. Simon stellt für die Kellerarbeiter Arbeitsblätter zusammen, stellt Cuvées (Weinverschnitte) zusammen und kümmert sich vor allem um die Premiumlinie des Weinguts. Der allergrößte Teil der Weine wird in kleine Tanks gefüllt. Diese stehen in Verkaufsshops.
Der Kunde kommt mit einem Kanister in den Laden und lässt sich ein paar Liter abzapfen. Die Premiumweine werden in Flaschen gefüllt. Etwa sechs Euro kostet eine, genauso viel wie ein Arbeiter am Tag verdient.
Und was reizt ihn an dieser Aufgabe? "Mit vier Millionen Liter Wein umzugehen, das ist schon eine Herausforderung. Ich organisiere gern und kann hier etwas bewegen und aufbauen", sagt er. Dabei nimmt er einige Widrigkeiten in Kauf. Alle drei Wochen fliegt er ab Frankfurt über Istanbul für acht bis zehn Tage nach Georgien. 13 Stunden ist er unterwegs, bis er an seinem Arbeitsort ist. Oft übernachtet er in Hotels.
Im Herbst, während der Weinlese, schlägt er auch schon mal ein Feldbett im Kelterhaus oder im Keller auf. Ehefrau Kiki, eine gebürtige Badenserin, nimmt's gelassen. "Unser Lebensrhythmus hat sich natürlich geändert, aber es geht schon." Während ihr Mann in Georgien das Weingut auf Vordermann bringt, kümmert sich die gelernte Winzerin mit Markus Mehrl, der bei Simon Winzer gelernt hat, und einem Lehrling um den heimischen Betrieb. Und dabei muss noch Zeit bleiben für die drei Kinder.
Und wie lange noch will Simon zwischen Mosel und Kaukasus hin und her pendeln? Er lächelt. "Unser Weingut in Lösnich läuft prima. Der 2009er ist bereits so gut wie ausverkauft. Solange das so ist, muss ich mir keine Gedanken machen." Extra Georgien: Der Weinbau in Georgien hat eine lange Tradition, die möglicherweise 5000 Jahre zurückreicht. Georgien ist damit eines der Ursprungsländer des Weinbaus und der kultivierten Weinrebe. Das Land verfügt über günstige klimatische Voraussetzungen. 2005 wurde die Rebfläche auf 60 000 Hektar geschätzt (zum Vergleich: Deutschland hat rund 100 000 Hektar, die Moselregion 8700 Hektar). Etwa zwei Drittel der Gesamtrebfläche Georgiens sind mit roten Rebsorten bestockt. Wein ist der zweitwichtigste Exportartikel des Landes. Größter Abnehmer ist Russland.
Tuesday, December 21, 2010
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