Tuesday, December 28, 2010

FILM: Stalins Gigantomanie: Die Bohrinsel von Aserbaidschan (einsfestival.de)

Di 28.12. um 14.15 Uhr
Di 28.12. um 04.00 Uhr
Mi 29.12. um 09.00 Uhr
Sa 01.01. um 10.10 Uhr


Ein Film von Marc Wolfensberger

Die älteste Bohrinsel der Welt steht mitten im Kaspischen Meer. 1949 auf Anordnung von Stalin errichtet, gehört sie heute Aserbaidschan und ist noch immer in Betrieb. Erstmals durfte ein westliches Filmteam den Alltag in dieser 'Stadt auf dem Meer' begleiten. Immerhin ist das krakenförmige Gebilde strategische Militärzone mit strengstem Zutrittsverbot. Darüber hinaus haben ihr die 60 Jahre auf offener See zugesetzt und inzwischen hält sie eher schlecht als recht zusammen.

Der Film spürt der Geschichte des sozialistischen Vorzeigeprojektes nach, lässt Zeitzeugen zu Wort kommen, die sowohl dessen Blütezeit als auch Katastrophen miterlebt haben. Er begleitet Männer und Frauen durch ihren Alltag, die sich für ein Leben in der 'Stadt im Meer' entschieden haben. Manche von ihnen verbinden bereits Jahrzehnte mit der Bohrinsel. In 20 Jahren werden die Vorkommen dort erschöpft sein. Was wird dann aus dem Riesenkraken mitten im Kaspischen Meer? 1949 erfüllte sich Stalin mit dem Bau der Bohrinsel seine Vision eines Universums auf dem Wasser, einer Megalopolis des schwarzen Goldes, die Symbol für die Vormachtstellung des Sowjetblocks gegenüber dem Westen sein sollte: 300 Kilometer Brücken, 2.000 wackelige Plattformen, aber auch eine Bibliothek, eine Moschee, eine Limonadenfabrik, ein Festsaal mit 500 Sitzplätzen sowie ein öffentlicher Park. Die gesamte Anlage bietet Platz für bis zu 5.000 Arbeiter - Frauen und Männer - und das in einer Entfernung von über 6 Schiffsstunden von der Küste.

Obwohl diese Stadt auf dem Meer nur für eine Nutzungsdauer von 25 Jahren gebaut wurde, sucht sie noch heute ihresgleichen. Die Plattform ist zur strategischen Militärzone mit strengstem Zutrittsverbot erklärt worden - zu Recht: 60 Jahre nachdem sie erbaut wurde, hält diese gigantische Krake aus Beton und Metall mehr schlecht als recht: Brücken stürzen ein, zahlreiche Plattformen sind verwahrlost. Außerdem sinkt die Rentabilität permanent: die Produktionskosten pro Barrel betragen hier inzwischen 35 Dollar - im Gegensatz zu 5 Dollar in den Golfstaaten. Was wird geschehen mit den Erdölfelsen? Soll man sie für Millionen von Dollar abreißen? Soll man sie aufgeben und eine Umweltkatastrophe ungeahnten Ausmaßes riskieren? Einen Hotelkomplex daraus machen? Eines ist sicher: die Behörden werden schon bald entscheiden müssen.

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La cité du pétrole
Fern der Küste Aserbaidschans, liegt inmitten des erdölreichen Kaspischen Meers die Förderstation „Oil Rocks“. Gebaut im Jahre 1949 unter sowjetischer Herrschaft, ist sie heute mit ihren 264 Bohrplattformen und mehr als 180 Kilometern Verbindungsbrücken die älteste und grösste ihrer Art weltweit. Die Plattform, eine Pionierleistung der „offshore“ Erdölgewinnung, ist ein imposantes Netzwerk aus mehreren künstlichen Inseln, auf denen rund um die Uhr Öl gefördert wird. Sie bietet aber auch einen Lebensraum für die über tausend beschäftigten Arbeiter. Viele von ihnen verbringen den grössten Teil ihres Lebens hier. Ihr Alltag wird bestimmt vom Arbeitsrhythmus, der für andere Beschäftigungen nur wenig Platz lässt. In den riesigen heruntergekommenen Wohnblöcken aus der Sowjetzeit teilen sich bis zu vier Menschen dieWohnungen mit kleinsten Schlaf- und Aufenthaltsräumen.

Der Film LA CITE DU PETROLE erzählt die Geschichte dieser Menschen, die weit weg von ihrer Heimat und abgeschnitten vom Rest der Welt an einem unwirklichen, kargen Ort arbeiten und leben. Mit eindrucksvollenTotalen der scheinbar unendlich ins Meer herausragenden, wie Tentakel ausgreifenden Verbindungsstrassen sowie mit faszinierenden Momentaufnahmen aus dem Inneren der „Oil Rocks“ bringt uns der Regisseur Marc Wolfensberger diese Welt aus Öl und salziger Luft näher. Einzigartige Archivaufnahmen aus der Gründungszeit der Station komplettieren dieses erstaunliche Porträt.

Visions du Réel Nyon 2009

Internet
SWISS FILMS: LA CITé DU PéTROLE
Sélection Visions du Réel Nyon




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