Von SEBASTIAN HERRMANN (sueddeutsche.de)
Die ersten bekannten Kellermeister der Geschichte lebten einst im heutigen Armenien. Vor etwa 6100 Jahren stellten die Menschen dort in einer Höhle Rotwein her. Das berichten Archäologen um Hans Barnard und Gregory Areshian von der Universität von Kalifornien in Los Angeles im Fachmagazin Journal of Archaeological Science (online). Die Wissenschaftler analysierten zahlreiche Fundstücke aus der Höhle, die zum Teil bereits 2007 gemacht wurden, und entdeckten Hinweise dafür, dass dort einst Rotwein gekeltert worden war.
In der Areni-1-Höhle finden Archäologen immer wieder zahlreiche gut erhaltene Artefakte, etwa den mit 5500 Jahren ältesten bekannten Lederschuh. Der Boden in der 1997 aufgespürten Grotte ist dicht mit getrocknetem Schafdung bedeckt, was die Fundstücke über die Jahrtausende gut konserviert hat. Darunter lagerten auch Fermentationsbottiche, eine Weinpresse, Krüge sowie ein Trinkhorn. Außerdem fanden die Forscher getrocknete Reste von Weintrauben, Samen, Stiele und Häute von Weinbeeren. Die Anordnung der Fundstücke zeige deutliche Ähnlichkeiten zu bekannten historischen Weinpressen. Chemische Analysen von Rückständen in den Gefäßen erhärteten die Vermutung, dass in der Höhle einst Rotwein hergestellt wurde. Nicht weit von der Weinkellerei fanden die Forscher Gräber. Womöglich sei das Getränk zu rituellen Feiern gereicht worden, spekulieren die Studienautoren.
Dass in der Gegend bereits früh in der Menschheitsgeschichte Wein getrunken wurde, ist seit längerem bekannt. Der Chemiker und Archäologe Patrick McGovern von der Universität Pennsylvania entdeckte im Nordwesten Irans noch ältere Spuren von Weinbau. In etwa 7400 Jahre alten Gefäßen konnte der Wissenschaftler und Experte für historische alkoholische Getränke vor längerem Reste des Getränks nachweisen. Doch eine derart aufwändige und alte Einrichtung zur Herstellung von Wein sei bislang nicht bekannt gewesen. Das deute daraufhin, dass die Tradition des Weinbaus schon eher zu einer frühen Blüte gekommen war, als dies bislang angenommen wurde, spekulierte McGovern in der New York Times.
Die Forscher um Barnard und Areshian wollen nun Samen der Weinbeeren aus der Höhle in Armenien zum Keimen bringen.
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6.100 Jahre alte Weinkellerei entdeckt
Quelle: www.gizmodo.de
Archäologen haben eine 6.100 Jahre alte Weinkellerei in der gleichen Höhle in Armenien entdeckt, in der sie auch einen 5.500 Jahre alten Schuh fanden. Was beweist das? Haben die Menschen schon Wein gemacht, bevor sie Schuhe hatten? Wohl kaum.
Professor Stefan K. Estreicher von der Texas Tech Universität und Autor des Buches “Wein – vom Neolithikum bis zum 21. Jahrhundert” sagte das die armenische Entdeckung zeigt, wie wichtig Wein den Menschen damals war. Die Bauern bauten mit großer Mühe die Anlage, die sie später nur einmal im Jahr verwendeten – immer dann, wenn Weinlese war.
Der Wein wurde vermutlich zu rituellen Zwecken genutzt – zumindest befinden sich einige Gräber in unmittelbarer Umgebung der Höhle. Ausgrabungsdirektor Dr. Gregory Areshian fand bislang 8 Grabstellen, darunter eines einer Frau, eines Kindes und eines älteren Mannes. Als Grabbeigaben fand man Keramikschalen und weitere Schädel (sogar mit etwas Gehirnmasse).
Die Weinkellerei ist die älteste, die man bislang fand. Neben einer Presse befanden sich dort auch Gefäße und eine Trinkschale aus Horn. Im Iran fand man Weinreste in Krügen, die mindestens 7.400 Jahre alt sind – die dazugehörige Weinkellerei gleichen Alters jedoch nicht.
Irgendwie cool oder? Vor einigen tausend Jahren stellten die Menschen Wein her – im Grunde genommen auf ziemlich ähnliche Weise, wie das heute noch gemacht wird. [Max Read / Andreas Donath]
[Via NYT, Bild: Shutterstock]
Wednesday, January 12, 2011
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