Ausschnitte der Reportage sehen (realvideo - 2 Min.10)
Tiflis: Millionenstadt zwischen Europa und Asien, zwischen Postkommunismus und Westorientierung. Der musikalische Aufbruch findet in Nikas Zimmer statt. Seine Tracks mixt er am Computer. In Georgien, einem Land in dem immer wieder der Strom ausfällt, war Nika einer der ersten, die mit elektronischer Musik experimentiert haben. 1999 hatte er seinen ersten Erfolg im Ausland.
Nika: "Irgendjemand erzählte mir von einem Festival in Paris und bat mich, ihm CDs zu geben. Ich gab ihm welche und habe es dann aber vergessen. Nach drei oder vier Monaten bekam ich eine Email in der stand, dass ich den Grand Prize beim Electronic Music Festival in Paris gewonnen hatte. Ich konnte mich überhaupt nicht erinnern und wusste nicht, was für ein Preis das sein sollte – und dann ist es mir wieder eingefallen und dann war ich in Paris."
Zwei Jahre später nahm ihn das Berliner Label wmf records nach einem Live-Auftritt unter Vertrag. Alias Nikakoi. Der Track "City lights" war wochenlang auf Platz 1 der deutschen Chill-out-Charts. Melancholie aus Georgien. In Georgien war nach dem Zerfall der Sowjetunion auch die Kulturszene zusammen gebrochen. Nika ergriff gemeinsam mit Gio, seinem besten Freund und Mitbewohner, selbst die Initiative. Sie gründeten das Künstlerkollektiv goslab: Die Idee: verschiedene Kunstformen zu verbinden.
Gios aktuelles Projekt: er fotografiert die Parasitenhäuser von Tiflis. Die Bewohner haben an die Fassaden einfach noch ein paar Zimmer drangehängt. Gio möchte mit seinen Fotos eine Diskussion über Städtebau anregen. Mit dem Namen „goslab“ stellen die Künstler im Prinzip das ehemalige System bloß. „Gos“ kommt aus dem Russischen und war früher die Bezeichnung für alles Staatliche. Ein „staatliches Laboratorium“ hätte es natürlich niemals geben dürfen.
Zu goslab gehört auch Nino. Sie ist Modedesignerin. Kein einfacher Job in Georgien, wo die meisten Menschen kaum Geld verdienen und ihre Kleider auf dem basroba, dem Markt kaufen: Viel Billig-Ramsch aus der Türkei. Nino ist 35 und lebt noch zu Hause. Mit Mama, Oma, Onkel und Tante. In Georgien ist das ziemlich normal. Zu Hause entwirft Nino auch ihre Mode. Die Kleider sind wie Kunstwerke. Nino näht Hunderte von Falten in den Stoff, bestickt ihn mit Linien und Mustern. Jedes Stück ein aufwändiges Unikat und daher nicht leicht zu verkaufen. Einen eigenen Laden kann sich Nino nicht leisten, hin und wieder fertigt sie Kleider auf Bestellung. Doch Geld verdient sie damit kaum.
Auch wenn in Georgien die Situation für junge Künstler nicht einfach ist – die Leute von goslab jammern nicht. Sie tun einfach etwas und inspirieren sich gegenseitig. Für die Fashion-Shows von Nino mixt Nika die Musik, Gio macht die Video-Installationen. Aus der Kreativität der Einzelnen entsteht ein neues Produkt. Goslab spinnt seine Fäden nicht nur in Georgien. Die Künstler sind schon auf vielen Festivals im Ausland aufgetreten. Nika spielt regelmäßig in deutschen Clubs. Von Tiflis aus arbeitet er mit Künstlern und Produzenten aus Berlin oder Köln zusammen. In seinem eigenen Land interessieren sich jedoch so wenige für elektronische Musik, dass man von einer Szene eigentlich nicht sprechen kann. Nicht einmal seine CDs werden hier verkauft, weil sie für die Georgier zu teuer wären. Wenn er in Europa leben würde, könnte Nika jedes Wochenende auflegen und viel mehr Geld verdienen. Aber er will in Georgien bleiben, mit seinem Sohn und seiner Frau. Und hier sind seine Freunde. Weil es in Tiflis keine guten Clubs gibt, feiern sie zu Hause. Mit Bier und Wein aus Georgien.
Alle machen irgendwas mit Kunst und alle sind Teil des großen Kollektivs von goslab. Vorreiter in Sachen Ästhetik, (die durch ihren kreativen Output das künstlerische Interesse in ihrer Heimat wecken wollen).
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Links
>> Offizielle Website - http://www.goslab.de/
>> Eine Geschichte aus Georgien - http://www.intro.de/
>> Interview von Nikakoi - http://www.techno.de/
Kontakte
Nino Chubinishvili
mail: goswear@goslab.ge
Adresse: tbilisi. georgia. abakelia . st. 3 a . Chubinishvili Nina.
Nika Machaidze
mail: nikakoi@goslab.ge oder nikakoi@gmx.de
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TRACKS
Eine Reportage von Julia Nether
Donnerstag, den 18. November 2004 um 23.30 Uhr
Wiederhol. am Samstag, den 20. November um 17.45 Uhr
Redaktion: BR
Tiflis: Millionenstadt zwischen Europa und Asien, zwischen Postkommunismus und Westorientierung. Der musikalische Aufbruch findet in Nikas Zimmer statt. Seine Tracks mixt er am Computer. In Georgien, einem Land in dem immer wieder der Strom ausfällt, war Nika einer der ersten, die mit elektronischer Musik experimentiert haben. 1999 hatte er seinen ersten Erfolg im Ausland.
Nika: "Irgendjemand erzählte mir von einem Festival in Paris und bat mich, ihm CDs zu geben. Ich gab ihm welche und habe es dann aber vergessen. Nach drei oder vier Monaten bekam ich eine Email in der stand, dass ich den Grand Prize beim Electronic Music Festival in Paris gewonnen hatte. Ich konnte mich überhaupt nicht erinnern und wusste nicht, was für ein Preis das sein sollte – und dann ist es mir wieder eingefallen und dann war ich in Paris."
Zwei Jahre später nahm ihn das Berliner Label wmf records nach einem Live-Auftritt unter Vertrag. Alias Nikakoi. Der Track "City lights" war wochenlang auf Platz 1 der deutschen Chill-out-Charts. Melancholie aus Georgien. In Georgien war nach dem Zerfall der Sowjetunion auch die Kulturszene zusammen gebrochen. Nika ergriff gemeinsam mit Gio, seinem besten Freund und Mitbewohner, selbst die Initiative. Sie gründeten das Künstlerkollektiv goslab: Die Idee: verschiedene Kunstformen zu verbinden.
Gios aktuelles Projekt: er fotografiert die Parasitenhäuser von Tiflis. Die Bewohner haben an die Fassaden einfach noch ein paar Zimmer drangehängt. Gio möchte mit seinen Fotos eine Diskussion über Städtebau anregen. Mit dem Namen „goslab“ stellen die Künstler im Prinzip das ehemalige System bloß. „Gos“ kommt aus dem Russischen und war früher die Bezeichnung für alles Staatliche. Ein „staatliches Laboratorium“ hätte es natürlich niemals geben dürfen.
Zu goslab gehört auch Nino. Sie ist Modedesignerin. Kein einfacher Job in Georgien, wo die meisten Menschen kaum Geld verdienen und ihre Kleider auf dem basroba, dem Markt kaufen: Viel Billig-Ramsch aus der Türkei. Nino ist 35 und lebt noch zu Hause. Mit Mama, Oma, Onkel und Tante. In Georgien ist das ziemlich normal. Zu Hause entwirft Nino auch ihre Mode. Die Kleider sind wie Kunstwerke. Nino näht Hunderte von Falten in den Stoff, bestickt ihn mit Linien und Mustern. Jedes Stück ein aufwändiges Unikat und daher nicht leicht zu verkaufen. Einen eigenen Laden kann sich Nino nicht leisten, hin und wieder fertigt sie Kleider auf Bestellung. Doch Geld verdient sie damit kaum.
Auch wenn in Georgien die Situation für junge Künstler nicht einfach ist – die Leute von goslab jammern nicht. Sie tun einfach etwas und inspirieren sich gegenseitig. Für die Fashion-Shows von Nino mixt Nika die Musik, Gio macht die Video-Installationen. Aus der Kreativität der Einzelnen entsteht ein neues Produkt. Goslab spinnt seine Fäden nicht nur in Georgien. Die Künstler sind schon auf vielen Festivals im Ausland aufgetreten. Nika spielt regelmäßig in deutschen Clubs. Von Tiflis aus arbeitet er mit Künstlern und Produzenten aus Berlin oder Köln zusammen. In seinem eigenen Land interessieren sich jedoch so wenige für elektronische Musik, dass man von einer Szene eigentlich nicht sprechen kann. Nicht einmal seine CDs werden hier verkauft, weil sie für die Georgier zu teuer wären. Wenn er in Europa leben würde, könnte Nika jedes Wochenende auflegen und viel mehr Geld verdienen. Aber er will in Georgien bleiben, mit seinem Sohn und seiner Frau. Und hier sind seine Freunde. Weil es in Tiflis keine guten Clubs gibt, feiern sie zu Hause. Mit Bier und Wein aus Georgien.
Alle machen irgendwas mit Kunst und alle sind Teil des großen Kollektivs von goslab. Vorreiter in Sachen Ästhetik, (die durch ihren kreativen Output das künstlerische Interesse in ihrer Heimat wecken wollen).
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>> Offizielle Website - http://www.goslab.de/
>> Eine Geschichte aus Georgien - http://www.intro.de/
>> Interview von Nikakoi - http://www.techno.de/
Kontakte
Nino Chubinishvili
mail: goswear@goslab.ge
Adresse: tbilisi. georgia. abakelia . st. 3 a . Chubinishvili Nina.
Nika Machaidze
mail: nikakoi@goslab.ge oder nikakoi@gmx.de
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TRACKS
Eine Reportage von Julia Nether
Donnerstag, den 18. November 2004 um 23.30 Uhr
Wiederhol. am Samstag, den 20. November um 17.45 Uhr
Redaktion: BR
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