Tuesday, May 07, 2019

POLITIK: Offener Brief von Autor*innen und Verleger*innen zur Zusammenlegung des Buchzentrums und des Literaturhauses in Georgien

Am 3. Mai 2019 erklärte das Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Sport, dass es einige Institutionen aus seinem Zuständigkeitsbereich fusionieren wolle. Zu diesen Juristischen Personen des Öffentlichen Rechts gehören das Georgische Nationale Buchzentrum und das Schriftstellerhaus, die in einer "Nationalen Literaturstiftung" aufgehen sollen.

Das Georgische Nationale Buchzentrum und das Literaturhaus blicken auf eine relativ junge Geschichte zurück, sind jedoch erfolgreichste Kulturinstitutionen in Georgien. Beide Institutionen setzen die Steuerzahlergelder nicht nur äußerst effizient sondern mit einem großen Gewinn für den georgischen Staat ein.

Die große Kompetenz und das uneingeschränkte Engagement der Mitarbeiterinnen des Georgischen Nationalen Buchzentrums hat den historisch größten Auslandserfolg der georgischen Literatur und Kultur ermöglicht. Das Schriftstellerhaus ist mittlerweile zu einem unverzichtbaren Kulturzentrum Georgiens geworden, dass tausende Literaturfreunde heranzieht. Dieser Erfolg war, in vielen Fällen, nicht der Unterstützung der Mitarbeiter*innen des Kultusministeriums zu verdanken, sondern geht auf einen harten Kampf für die Transparenz und die öffentliche Kontrolle zurück.

Vor dem Hintergrund dieses großen, für georgische staatliche Behörden völlig ungewohnten Erfolges ruft die Initiative des Ministeriums, zwei unabhängige und erfolgreiche Institutionen zu fusionieren, unsere Zweifel, Sorge und Ärger hervor.

Die Begründung des Ministeriums, die Organisationen „zur Modernisierung und Verbesserung der Verwaltung, sowie gemäß den internationalen Standards und nationalen Prioritäten“ zu fusionieren erscheint uns unglaubwürdig und falsch.

Zur Unglaubwürdigkeit einer solchen Begründung trägt auch die Tatsache bei, dass diese Entscheidung des Ministerium ohne jeglicher Rücksprache mit den Leiterinnen und Mitarbeiterinnen des Buchzentrums und des Literaturhauses, ohne Konsultationen mit Schriftsteller*innen, Autor*innen, Übersetzer*innen und Verleger*innen, unter Ausschluss der Öffentlichkeit getroffen wurde.

Modernisierung und Verbesserung der Verwaltung impliziert, dass diese Institutionen nicht modern und schlecht verwaltet werden. Dies entspricht keineswegs den Tatsachen. Weder internationale Standards noch die nationalen Prioritäten setzen eine mechanische Zusammenlegung voraus. Wenn man den für Kultur zuständigen Staatssekretär Giorgadze glaubt, liegen der geplanten Fusionierung auch keinerlei Sparnotwendigkeit zugrunde.

Die beiden Institutionen haben ihre Spezifika und Arbeitsfelder. Organisationelle Optimierung kann ihr mechanisches Zusammenschließen keineswegs rechtfertigen. Die sogenannte Fusionierung, die in Wirklichkeit nur ein mechanischer Zusammenschluss ist, bedeutet werde eine Verbesserung noch eine Stärkung der georgischen Literatur.

Als die einzig mögliche Erklärung bietet sich folgendes an: Indem das Ministerium lukrative leitende Funktion für unbeschäftigt gebliebene Funktionäre schafft, möchte es die Kontrolle über zwei politisch und administrativ unabhängige und erfolgreiche Institutionen mit administrative Kommandomethoden gewinnen.

Schriftsteller*innen, Autor*innen, Übersetzer*innen und Verleger*innen setzen sich für die Unabhängigkeit des Georgischen Nationalen Buchzentrums und des Schriftstellerhauses ein und fordern das Ministerium auf, die beiden Institutionen an der Ausübung ihrer erfolgreichen Tätigkeit nicht zu hindern. Unsere ausländischen Freunde und Partner, die eine hervorragende Erfahrung der Zusammenarbeit mit dem Buchzentrum und dem Schriftstellerhaus haben, sind mit den beiden Institutionen ebenfalls solidarisch.

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