Saturday, November 26, 2011

FERNSEHEN: Armeniens letzter Drahtseiltänzer. Von Inna Sahakyan und Arman Yeritsyan (mdr.de)

MDR FERNSEHEN 27.11.2011 23:40 Uhr

In Armenien verband man den Drahtseiltanz mit etwas Göttlichem. Diese Kunstform entstand im heidnischen Zeitalter und wurde Teil des Christentums. Sogar während der Zeit der Sowjetunion blieb sie erhalten.

Vor 30 Jahren existierten in Armenien noch 20 Seiltanzgruppen. Heute sind es nur noch zwei. Zhora, 78 Jahre, und Knyaz, 77 Jahre alt haben die besten Zeiten des Drahtseiltanzes selbst miterlebt. Sie gehörten damals zu den bejubeltsten Seiltänzern Armeniens. Früher waren die beiden Rivalen, doch heute hoffen sie gemeinsam, dass die Kunst des Seiltanzens nicht ausstirbt.

Lehrmeister Zhora und Schüler Howsep
Zhora hat acht Kinder trainiert. Alle waren Waisen und er holte sie aus den Kinderheimen - aus Kischiniew, der Ukraine, Weißrussland, Aserbaidschan und aus Armenien. Bei Howsep war es nicht anders. Er fand ihn in einem armenischen Waisenhaus, seine Mutter sitzt im Frauengefängnis Abovyan. Howsep erwies sich als sehr talentiert, er konnte sofort auf dem Seil laufen.

+++

"Er kam zu uns und von allen Kindern dort war ich der Beste. Er gab mir den Stab und ich lief sofort auf dem Seil. Ich war so glücklich, weil ich alleine auf das Seil klettern konnte. Er ist der Letzte, der diese Kunst fortführen kann ..."

Howsep Beglaryan
im Film "Armeniens letzter Drahtseiltänzer"

+++

Zhora stammt aus einer traditionsreichen Familie. Das Drahtseiltanzen beherrschen sie seit 300 Jahren. Sein Vater war ein bekannter Clown, der seine Kunststücke sogar in Berlin aufführte. Zhora selbst balancierte früher auch mit dem Einrad, Fahrrad und Motorrad auf dem Drahtseil.

Bildergalerie: Armeniens letzte Drahtseiltänzer

Lehrmeister Knyas und Schüler Mamikon
Auch der alte Meister Knyas hat sein ganzes Leben dem Seiltanz gewidmet. Er erzählt, dass er hoch springen und seine Beine in die Luft werfen konnte. Damals muss er der einzige gewesen sein, der so agil auf einem Drahtseil tanzen konnte. Heute ist er - wie Zhoa auch - enttäuscht, dass die goldene Zeit des Drahtseiltanzes vorbei zu sein scheint. Er hat sein Wissen an seinen Schüler Mamikon weitergegeben.

+++

"Wenn ich noch einmal auf die Welt käme, würde ich mich trotzdem wieder für diesen Beruf entscheiden, auch wenn ich heute von vielen Dingen enttäuscht bin. Die besten Dinge in meinem Leben, sind verbunden mit den alten Zeiten ... Sogar jetzt träume ich nur von der guten, alten Zeit. Von heute träume ich nie."

Knyaz Mheryan
im Film "Armeniens letzter Drahtseiltänzer"

+++

Mamikon ist talentiert, hat jedoch mittlerweile anderes im Kopf als den Drahtseiltanz. Ähnlich wie bei Zohra und Howsep, hoffte Knyas darauf, dass Mamikon in seine Fußstapfen tritt und die Tradition des Drahtseiltanzes weiterlebt. Doch wollen und können die Jungen mit dieser Kunstform ihren Lebensunterhalt verdienen? Als Meister Zhora stirbt, Meister Knyas in den Ruhestand geht und Mamikon zur Armee einberufen wird, steht Howsep vor einer schweren Entscheidung ...

Friday, November 25, 2011

REISE: Georgien. Bei Uschba, dem Schrecklichen. Von Diana Laarz (zeit.de)

Swanetien im Norden Georgiens war über Jahrhunderte von der Umwelt abgeschieden. Jetzt gewöhnt sich ein altes Kriegervolk an ausländische Gäste.
Im nordgeorgischen Dorf Adischi leben noch vier Familien. Eine lebt direkt am Flussufer, die hält sich aus allem raus. Eine lebt etwas höher am Hang, die ist gerade verreist. Zwei leben am Dorfeingang, die sind miteinander verfeindet. Ab und zu geraten Touristen zwischen die Fronten.

Vor einer halben Stunde hat die granitgraue Doppelspitze des Berges Uschba die Sonne verschluckt. Für die Bewohner von Adischi ist die Zeit gekommen, langsam nervös zu werden. Wer jetzt noch ein Bett frei hat, geht heute Nacht vielleicht leer aus. Drei Wanderer, die letzten Ankömmlinge an diesem Tag, haben an der einzigen Kreuzung des Dorfes die Rucksäcke zu Boden fallen lassen. Sie biegen die Rücken, wischen sich den Schweiß von den Schläfen. Und schon ist der Kampf um ihre Gunst entbrannt.

Der Nachbar von rechts tobt brüllend über den Schotterweg, die Faust wild kreisend. Die Ehefrau, fest an sein Hemd geklammert, zieht er mühelos hinter sich her. Die Nachbarin von links greift sofort zum Knüppel. Die verwitterten Gemäuer der Häuser werfen ihr Kreischen zurück, so laut, dass die Hühner auseinanderstieben und sich die Schweine schnaufend davontrollen. Ein Mann aus Boston steht im Vorgarten. Er ist auf mehr als 2.000 Meter gestiegen, um die Ursprünglichkeit des Kaukasus und seiner Bewohner zu filmen – und vergisst vor Schreck, seine Videokamera draufzuhalten.

Als das Knäuel der Kämpfenden hinter einer Häuserecke verschwindet, machen sich die Wanderer auf und davon. Schnell Richtung Fluss. Die Gasse dorthin ist gesäumt von gemauerten Wehrtürmen. Manche stehen schon seit 900 Jahren, einige Wände sind geborsten, handbreite Risse teilen Feldsteine und Schieferplatten. Hier ist jedes Haus eine kleine Burg, gegen Angriffe gewappnet. Alle ortskundigen Historiker, angefangen mit dem antiken Griechen Strabo, haben die Swanen im kaukasischen Hochland als ein Volk der Krieger beschrieben. Man hätte ahnen können, dass ihr Temperament über die Jahrhunderte nicht vollständig abgekühlt ist.

Im Moment ringen die Swanen vor allem mit sich selbst. Eine Folge der neuen Zeit: Nach 2.000 Jahren weitgehender Isolation taucht Swanetien nun häufiger in Reisekatalogen auf.

Menschen, die im Auftrag der Unesco die Welt bereisen, sind bestimmt nicht leicht zu beeindrucken. Aber als Mitarbeiter des
Internationalen Rates für Denkmalpflege Mitte der neunziger Jahre das erste Mal nach Oberswanetien reisten, um die Aufnahme der Region ins Weltkulturerbe zu prüfen, waren sie kaum vorbereitet auf das, was sie vorfanden: Eine Landschaft wie gemalt, mit grün, grau und weiß gefalteten Bergen, mit hüftschiefen Steinhütten in den Tälern, mit Kirchen in Besenkammer-Größe, an deren Wänden verblichene Heiligenbilder aus dem frühen Mittelalter zu sehen waren – und überall diese Wehrtürme, bis zu 200 in einer Siedlung. Dem Bericht der Denkmalschützer ist, trotz steifer Behördensprache, ein tiefes Erstaunen anzumerken. Ähnlich abgeschiedene Dorfgemeinschaften, notierten sie, existierten nur noch in einigen Regionen des Himalaya. Oberswanetien wurde umgehend in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Ein paar Jahre später war es mit der Isolation vorbei.

Nino Ratiani steigt im Flur ihres Hauses über einen Campingkocher, hebt nebenbei zwei achtlos liegen gelassene Wanderstöcke auf und bringt dann fix mit zwei Handgriffen das Internet wieder zum Laufen. Von allen Seiten prasseln Fragen auf sie ein. Die Israelis brauchen einen Fahrer, spätestens um fünf Uhr morgens, eine Deutsche fragt nach ihrem Lunchpaket, aber bitte vegetarisch, und eine Irin mag keinen Tee ohne Zucker trinken. Ratiani bleibt kaum stehen: »Yes, of course«, »No problem«, »I will help«. Sie hat zwei Handys, die meiste Zeit telefoniert sie mit mindestens einem von beiden.

Ratiani ist eine drahtige Frau mit Dauerlächeln, die pechschwarzen Haare klemmt sie energisch hinter die Ohren. Sie ist 47 Jahre alt und die meiste Zeit ihres Lebens mit zwei Sprachen gut über die Runden gekommen: Swanetisch für die Nachbarn, Georgisch, falls sich mal jemand aus dem Flachland in die Höhe verirrte. Vor 15 Jahren fing sie an, Englisch zu lernen. Das war ungefähr zu der Zeit, als ihr Sohn zwischen zwei Bergen einen japanischen Wanderer auflas und sie ihm eine Übernachtung und ein paar Scheiben georgischen Bergkäse anbot. Der Gast drückte Ratiani am nächsten Morgen als Dankeschön fünf Lari in die Hand, umgerechnet etwa zwei Euro. Die Gastgeberin konnte ihr Glück kaum fassen, so karg waren die Jahre nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Heute kostet eine Übernachtung in
»Ninos Guesthouse« 18 Euro.

+++ Swanetien schüttet Naturschönheiten mit dem Füllhorn aus +++

Ratianis Heimatort, die Kleinstadt Mestia, ist das Verwaltungszentrum von Oberswanetien und zugleich erster Anlaufpunkt und Basislager für alle, die sich zu Fuß, zu Pferd oder mit Skiern auf den Weg machen wollen. Wer früher nach Mestia fuhr, bog von der Schnellstraße, die die georgische Hauptstadt Tbilissi mit dem Schwarzen Meer verbindet, rechts ab und quälte sich dann mindestens einen halben Tag lang Serpentinen hinauf, holperte mit dem Jeep über Geröll und versank häufig bis zu den Radachsen im Schlamm.

Die Swanen reiten ohne Sattel, in der Hand eine Flasche Grappa
Seit ein paar Jahren investiert Georgiens Regierung verstärkt in den Ausbau des Tourismus. Es hat ein bisschen gedauert, aber zu guter Letzt erinnerte sie sich auch an Oberswanetien. Seit Kurzem ist die Zufahrtsstraße nach Mestia durchgehend asphaltiert, zu Beginn des Jahres wurde außerdem der Flughafen Mestia eröffnet. Zugeschneite Straßen sind jetzt kein Problem mehr, Touristen können das ganze Jahr über kommen.

Wenn Nino Ratiani die Straße in Mestia entlanghastet – die Gehwege sind gerade aufgerissen – passiert sie mehr Gerüste als Fassaden. Es gibt ein modernes Polizeirevier mit voll verglaster Front. Im Boden eingelassene Scheinwerfer tauchen die Wehrtürme nachts in warmes Licht. Dank neuer Masten wird der Strom im kommenden Winter nicht mehr so schnell ausfallen. Ratianis raue, schleppende Stimme dringt nur schwer durch den allgegenwärtigen Baulärm. Ihre Worte könnten auch in einem georgischen Regierungsprogramm zur Unterstützung des Tourismus stehen. Sie spricht von »Entwicklung« und »Infrastruktur« und nebenbei ein bisschen von der Tradition. Gastfreundschaft, sagt Nino Ratiani, sei eine der ältesten swanetischen Tugenden. Das müssten nur auch die Bauern einsehen, die lieber ein neues Rind als ein neues Dach für die Ruine ihres Wehrturmes hätten.

Wer sehen wolle, wie ursprünglich die Swanen noch leben, brauche nur aus Mestia rausspazieren, sagt sie, und macht eine unbestimmte Handbewegung in alle Himmelsrichtungen. Über den nächsten Berg, ins nächste Tal – eine Straße dorthin werde im kommenden Jahr geteert. »Und dann kommen die nächsten Dörfer dran.« Ratiani hat vor Kurzem einen neuen Kredit aufgenommen. Im nächsten Jahr will sie in ihrem Garten ein neues Gästehaus bauen. Sie braucht eine große Küche und zusätzliche Bäder.

Nino Ratiani hat Recht. Touristen können bei der Routenwahl von Mestia aus keinen Fehler machen. Swanetien schüttet Naturschönheiten mit dem Füllhorn aus. Der Berg Uschba, der »Schreckliche«, 4.700 Meter hoch, sitzt den Wanderern wie ein streng blickender Zuschauer im Nacken. Lange bevor man die Gebirgsflüsse an seinem Fuße sieht, hört man ihr Reißen und Gurgeln. Im Spätsommer färben sich die Berghänge rot und gelb. Oft steht bis in die Nachmittagsstunden ein bleicher Mond am Himmel.

Am Ufer eines Flusses trifft eine Gruppe Touristen zwei Swanen hoch zu Pferde. An den Gästen scheint bis hin zum wasserabweisenden Stirnband alles aus einem Fachgeschäft für Wanderbedarf zu stammen. Die Swanen reiten ohne Sattel, halten in einer Hand die Zügel und in der anderen eine Plastikflasche mit selbst gebranntem Grappa, dem Tschatscha. Kurzentschlossen hieven sie die Fremden auf ihre Pferde und waten mit ihnen durchs gletscherkalte Wasser. Als die Gäste am anderen Ufer von den Pferden fallen und sich die Fellhaare von den Hosen klauben, lachen sie vor Glück laut auf. Im Gesicht der Reiter bewegt sich kein Muskel, ihre Antwort ist ein Achselzucken.

Bei den Awalianis bullert der Holzofen, es duftet nach Kerzenwachs

Zuletzt weisen sie den Besuchern den Weg zur nächsten Siedlung. In Iprali, einem weiteren Dorf aus altem Stein, wohnen die Schwestern Naili und Dschameki Awaliani. Nach der Schule sind die beiden auf der Suche nach Arbeit und Lohn ein paar Jahre durch Georgien und durch die restliche Welt getingelt. In diesem Sommer sind sie in ihr Elternhaus zurückgekehrt, weil Swanetien auf einmal gar nicht mehr so trostlos wirkte wie zuvor. Außerdem hatten sie gehört, man könne mit Tourismus nun gutes Geld verdienen. Die Schwestern besitzen die einzige Duschkabine mit fließend heißem Wasser im Dorf. Im nächsten Jahr wollen sie den zerfallenen Wehrturm an der Nordmauer ihres Hauses wieder herrichten lassen. Dann haben auch sie eine ansehnliche Bleibe anzubieten.

Die längste Zeit waren die Swanen angewiesen auf das, was ihnen Wiesen und Berge gaben. Noch heute brauchen sie nur selten einen Supermarkt, Milch und Käse bekommen die Schwestern Awaliani von den Nachbarn, Brot backen sie selbst und beschmieren es mit einer Sauce aus unreifen Pflaumen. So selbstverständlich sich die Swanen der Unwirtlichkeit der Natur im Hochgebirge gebeugt haben, begegnen sie auch den Besuchern.

Am Ende eines langen Tages bullert bei den Awalianis der Holzofen, es duftet nach Kerzenwachs. Gastgeber und Gäste rücken zusammen, weil in der Nacht die Hochgebirgskälte in die Häuser kriecht. Dschameki nimmt die Panduri von einem Haken an der Wand und singt von den Bergen und von einer unerfüllten Liebe, bis sie im schwindenden Tageslicht die Saiten nicht mehr erkennen kann. Naili erzählt mit warmem Singsang in der Stimme von den Seelen der verstorbenen Eltern und Großeltern, die manchmal nach Hause zurückkehrten und bewirtet würden, von Geistern der Vergangenheit und von der goldenen Zukunft Swanetiens. Das alte Kriegervolk schließt Frieden mit der neuen Zeit.

Georgiens Tourismusbüro steht im Netz unter
http://www.georgia.travel/.

Der Dresdner Veranstalter Schulz Aktiv Reisen (
http://www.schulz-aktiv-reisen.de/) bietet Wanderreisen nach Swanetien an.

Nino Ratianis Guesthouse in Mestia hat die Webadresse
http://www.svanetighouse.com/


Artikel Drucken Druckversion PDF

Bild© Vano Shlamov/AFP/Getty Images

+++Abenteuer Georgien
Bei den letzten Cowboys

Öliger Dosenfisch, selbst gebrannter Fusel und eine grandiose Landschaft – ein Almabtrieb im georgischen Tuschetien macht Männer zu ganzen Kerlen. Und Wölfe zu Hunden.
[weiter…]

Georgien
Ein Oligarch gegen die georgische Regierungsmacht

Tue Gutes und sprich nicht darüber: Der Milliardär Bidsina Iwanischwili handelt bisher im Verborgenen. Doch nun will er Präsident Georgiens werden – und wird schikaniert.
[weiter…] 9 Kommentare

Thursday, November 24, 2011

KULTUR: Information des Goethe-Instituts Georgien: November und Dezember 2011 (goethe.de)

Ausstellung: "man spricht Deutsch"
Das Goethe-Institut Georgien zeigt vom 30. November 2011 bis 13. Januar 2012 die Ausstellung "man spricht Deutsch". Rund 500 Objekte und interaktive Installationen zeigen, wie sich die deutsche Sprache entwickelt und verändert hat: der Einfluss des Englischen, die deutsche Jugendsprache und die Sprache der deutschen Politiker sind nur einige Beispiele. Wir bieten Führungen für Gruppen durch die Ausstellung, zu denen man sich auf unserer Webseite anmelden kann. Am 29. November um 16:00 Uhr wird die Ausstellung im Goethe-Institut Georgien feierlich eröffnet. Am Abend des 29. November laden wir dann um 18:00 Uhr zu einem Hip-Hop Konzert und einer Disco mit Roger Reckless aus München in den Crystal Sound Club (Rustaveli Prospekt 12) ein. Eintrittskarten gibt es im Goethe-Institut. Besuchen Sie unsere Facebook-Seite speziell zur Ausstellung für aktuelle Informationen, Fotos und mehr!
Facebook-Seite: "man spricht Deutsch"

Podiumsdiskussion: "Der Zerfall der Sowjetunion: 91-11"
Die Organisation "Soviet Past Research Laboratory" (SOVLAB), das Goethe-Institut Georgien und Netgazeti.ge laden zu einer Diskussion ein, die dem Zerfall der Sowjetunion gewidmet ist. Auf dem Podium diskutieren Marine Tabukaschwili, Direktorin der Stiftung TASO (Women's Fund and Memory Research Center), und Charles Fairbanks, Senior Fellow am Hudson Institut und Professor an der Ilia Universtität. Moderieren wird Giorgi Gwacharia, Journalist bei "Radio Liberty" und Filmwissenschaftler.Wann: 24. November 2011, 19:00 UhrWo: Goethe-Institut Georgien, großer Saal
Soviet Past Research Laboratory

Filmreihe: "Made in Germany"
In seinem bereits traditionellen Programmbeitrag zum Filmfestival Tbilissi „Made in Germany“ bietet das Goethe-Institut dem Publikum der Stadt mit 6 aktuellen Filmen eine Gelegenheit, die weite Spannbreite an Themen, Schauplätzen und Arbeitsformen zu besichtigen, die das neue deutsche Kino bearbeitet. Von Argentinien („Das Lied in mir“) über die baltendeutsche Vergangenheit Litauens („Poll“) geht die Reise nach Afrika („Schlafkrankheit“) und schließlich in die kasachische Steppe, die in „Baikonur“ einen denkbar ungewöhnlichen Schauplatz für eine interkulturelle romantische Komödie abgibt. „Unter dir die Stadt“ dagegen beleuchtet die Liebe in Zeiten der Hochfinanz und „Wer wenn nicht wir“ die Vorgeschichte des deutschen Terrorismus. Die Regisseure Veit Helmer (Baikonur) und Florian Cossen („Das Lied in mir“; angefragt) werden für Publikumsdiskussionen über ihre Filme zur Verfügung stehen.Wann: 5. bis 11. Dezember 2011Wo: Kinotheater "Amirani", Kostawa Str. 36
Tbilisi International Film Festival


Besuchen Sie unsere Internetseite:
http://www.goethe.de/ins/ge/tif/deindex.htm

Werden Sie unser Fan bei Facebook!
https://www.facebook.com/goetheinstitut.georgien

WEIN: Wein aus Georgien im Atelier Sachlink!


Weinverkostung und Weinverkauf
Im Rahmen des Projektes "Museum der Trinksprüche"

8.-10 Dez. 2011, Do+Fr 16-22 Uhr, Sa 11-22 Uhr

Atelier Sachlink
Yppenplatz 2
1160 Wien

Die angebotenen Weine kommen aus dem Gebiet Kachetien, der bedeutendsten Anbauregion Georgiens.

Unsere Weinsorten sind:
Saperawi (Kvevri, Bio)- rot, trocken
Rkaziteli (Kvevri, Bio) - weiss trocken
Mtsvane (Kvevri, Bio) - weiss, trocken
Tavkveri (Kvevri, Bio) - rot, trocken
Saperavi (Eichenfass, Bio) - rot, trocken
Tsinandali - weiss, trocken
Kinzmarauli - rot, halbtrocken
Chvantschkara - rot, halbtrocken
Brandys und Chacha (Tresterbrand)

Sie können unsere Weine auch weiterhin über das Atelier Sachlink beziehen.

Info:
0699 11513368
kulturschmiede@gmx.at

Unsere Weinproduzenten:
www.pheasantstears.com
www.jakeli-wines.ge
www.tmarani.ge
www.vaziani.ge

AUSSTELLUNG: Fotos des Europ. Freiwilligendienst (Georgien), Berlin 26.11.2011

Gamardshoba!

Nachdem wir zwei Monate in Likhauri (Georgien) im Rahmen unseresEuropäischen Freiwilligendienstes geschuftet und geackert, aber auchsehr intensiv das restliche Land kennen gelernt haben, möchten wirnun daran teilhaben lassen.

Dazu laden wir am 26.11. zu 18:30 Uhr ins Wiwi-Café der TU Berlin ein, mehr über den Europäischen Freiwilligendienst im Allgemeinen und über unseren im Speziellen zu erfahren und natürlich unsere Bilder zubestaunen.

Da es auch kleine georgische Snacks und Getränke geben wird, bittenwir um verbindliche Rückmeldung an wenkehenschel@gmx.de

Anmeldungen beantworten wir mit der Sendung unseres Einladungsflyers, der ausgedruckt als Eintrittskarte fungieren wird.

Saturday, November 19, 2011

POLITIK: Georgien - Der Oligarch Bidsina Iwanischwili gegen die georgische Regierungsmacht (zeit.de)

Von Irene Büschleb (zeit.de) - Tue Gutes und sprich nicht darüber: Der Milliardär Bidsina Iwanischwili handelt bisher im Verborgenen. Doch nun will er Präsident Georgiens werden – und wird schikaniert.

Würde James Bond in der georgischen Hauptstadt Tiflis die Residenz des nach der Weltmacht trachtenden Bösewichtes suchen, würde er seine Aufmerksamkeit wohl einem Gebäudekomplex hoch über der Altstadt widmen. Dort auf einem Felsen thront festungsgleich und ein wenig entrückt ein Palast aus Glas und Aluminium. Kommt man der Anlage zu nahe, weisen Männer mit Funkgeräten freundlich, aber bestimmt darauf hin, dass das Privatgelände nicht betreten werden dürfe.

Über den Besitzer kursieren seit Jahre hinweg Gerüchte und Legenden. Er sei ein reicher Oligarch, der sein Vermögen in den neunziger Jahren in Russland gemacht habe. Vor etwa zehn Jahren sei er nach Georgien zurückgekommen. Seitdem gebe er Millionen für wohltätige Zwecke aus. Er finanziere Kirchen, Museen und dergleichen. Intellektuelle und Künstler unterstütze er mit Stipendien. Für die Nachbarn in seinem Heimatdorf fernab der Hauptstadt lasse er Häuser bauen. Er bezahle Strom, Gas und Wasser für sie. Doch praktisch nie zeige er sich in der Öffentlichkeit. Lediglich sein Name blieb kein Geheimnis: Bidsina Iwanischwili.

Über den Besitzer kursieren seit Jahre hinweg Gerüchte und Legenden. Er sei ein reicher Oligarch, der sein Vermögen in den neunziger Jahren in Russland gemacht habe. Vor etwa zehn Jahren sei er nach Georgien zurückgekommen. Seitdem gebe er Millionen für wohltätige Zwecke aus. Er finanziere Kirchen, Museen und dergleichen. Intellektuelle und Künstler unterstütze er mit Stipendien. Für die Nachbarn in seinem Heimatdorf fernab der Hauptstadt lasse er Häuser bauen. Er bezahle Strom, Gas und Wasser für sie. Doch praktisch nie zeige er sich in der Öffentlichkeit. Lediglich sein Name blieb kein Geheimnis: Bidsina Iwanischwili.

Tatsächlich verzeichnet die Forbes-Liste der Milliardäre Iwanischwili auf Nummer 185, mit einem Vermögen von 5,5 Milliarden US-Dollar. Fährt man in sein Heimatdorf Djorvila im Kreis Satschchere, fallen schon von Weitem zahlreiche neue Hausdächer in Rot und Grün auf. Eine dunkelrote Gasleitung verläuft entlang der Straße. In Djorvila ist fast jedes Haus neu erbaut oder frisch verputzt. Das ist kein alltäglicher Anblick in einer Gegend, in der nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion weder Industrie geblieben, noch Tourismus oder Landwirtschaft in großem Stil aufgebaut wurden.

Wer Iwanischwili persönlich kennt, spricht gut vom Oligarchen, beim Aufzählen seiner Wohltaten finden die Leute kein Ende. Ob jemand etwas von ihm geschenkt bekomme, entscheide er nicht nach verwandtschaftlicher Nähe, sondern nach Bedürftigkeit. Solche Geschichten sorgten dafür, dass Iwanischwili in Georgien hohes Ansehen erlangte. Es galt als sicher, dass er Kontakte zur
Regierung um Präsident Michail Saakaschwili pflegt. Doch dass er je politisch aktiv werden könnte, hielt kaum einer für möglich – bis zum 5. Oktober.

Ihm wird die georgische Staatsbürgerschaft aberkannt

An jenem Tag sorgte Iwanischwili mit der Ankündigung, er werde eine Partei gründen und Saakaschwili herausfordern, für einen gewaltigen Paukenschlag. Denn praktisch jeder ging davon aus, dass Saakaschwilis Nationale Bewegung bei den nächsten Parlaments- und Präsidentschaftswahlen gewinnen würde. Unklar schien lediglich, ob Saakaschwili selbst weiter in der Regierung bleiben würde. Die Opposition galt als zu schwach. Teils hatte sie sich selbst diskreditiert. Teils liegt es daran, dass unabhängige Medien fehlen und die Opposition keine finanziellen Ressourcen hat.

Die Regierung stempelte Iwanischwili prompt als Gehilfen Russlands ab. Denn vor allem eine Aussage brachte sie in Rage: Saakaschwili habe den Krieg 2008 gegen Russland mit dem Angriff auf Südossetien ausgelöst. Was inzwischen viele Georgier offen aussprechen, ist für die Regierung noch immer ein Affront.

Es dauerte daher nicht lange, da wurde ein Geldtransporter von Iwanischwilis Kartu-Bank mit zwei Millionen Dollar und einer Million Euro beschlagnahmt. Der Vorwurf: Geldwäsche. Auch wurde Iwanischwili die georgische Staatsbürgerschaft aberkannt. Er hatte nach der russischen und der georgischen auch die französische Staatsbürgerschaft angenommen. Die Regierung argumentiert, ihm müsse deshalb laut Gesetz der georgische Pass entzogen werden.

Doch wer ist dieser publikumsscheue Mann? Warum begibt er sich ins Licht der Öffentlichkeit und setzt sich diesen Angriffen aus? Etwas Aufschluss gibt ein Interview in seiner Residenz hoch über Tiflis. Der Hausherr empfängt den Gast an seiner Bürotür. Schmal ist er, etwa 1,65, Mitte 50. Nichts an ihm wirkt extravagant oder überheblich. Iwanischwili tritt als freundlicher und besonnener Geschäftsmann auf. In einer großen Menge würde er nicht auffallen.

Doch wenn es um die Zukunft des Landes oder Saakaschwili geht, wird er emotional. Wie die meisten Georgier habe er auf Saakaschwili gesetzt, als dieser 2004 an die Macht kam. Doch der habe ihn enttäuscht. "Wir haben de facto ein Ein-Parteien-Parlament. Wir haben keine unabhängige Justiz und keine freien Medien. Den Wirtschaftsbereich steuert Saakaschwili zu 99 Prozent selbst", beklagt der Oligarch. "Die demokratischen Institutionen müssen gestärkt werden und die Wirtschaft unabhängig arbeiten können." Über seine Erfahrungen als Wohltäter sagt er: "Eine Auswahl unter den Bedürftigen zu treffen ist schwierig." Mit einem Team habe er Kriterien festgelegt. "Hilfe ist wichtig. Noch wichtiger ist es, den Menschen Jobs zu geben. Dann übernehmen sie Verantwortung."

Iwanischwili will die Beziehungen zu Russland verbessern, ohne das bisherige Ziel Georgiens einer Nato-Mitgliedschaft aufzugeben. Er gibt sich gewiss, dass beides zugleich möglich ist. Er betont, seine Geschäfte in Russland sauber abgewickelt zu haben. Begonnen habe er mit dem Verkauf von Tastentelefonen und Computern – in den neunziger Jahren heißbegehrte Waren in Russland. Später habe er eine Bank gegründet und sie heil durch die Krise 1998 gebracht. Doch wichtiger als alles andere seien ihm seine Frau und seine vier Kinder: "Meine Familie ist meine größte Errungenschaft." Leider lasse ihm die Politik nun nicht mehr viel Zeit, sagt er zum Abschied.

Ob sein Engagement erfolgreich sein wird, hängt auch von seinen Mitstreitern ab. Einer seiner Partner ist inzwischen Irakli Alasania, Ex-UN-Botschafter und im Ausland angesehener Oppositionspolitiker. "Iwanischwili ist ein ehrlicher Typ, geradeheraus", sagt Alasania. Wie Iwanischwili betont er, dass ein Regierungswechsel nur durch Wahlen zustande kommen dürfe. Die Regierung wolle provozieren, doch würden weder Iwanischwili noch er den Gesetzesrahmen verlassen wollen.

Die Stimmung im Land ist gemischt, von Euphorie und Hoffnung bis hin zu Skepsis und Fatalismus. Viele fürchten, die Regierung werde Iwanischwili jede Möglichkeit nehmen, politisch aktiv zu werden. Einen bedeutenden Fürsprecher hat er jedoch: Der hoch angesehene und einflussreiche Patriach der orthodoxen Kirche, Ilia II., forderte in seiner Sonntagspredikt, Iwanischwili die georgische Staatsbürgerschaft zurückzugeben. Schließlich sei er in Georgien geboren. Was der Katholikos nicht erwähnte, aber jeder weiß: Einen Teil der etwa 650 Millionen Euro an Spendengeldern gab Iwanischwili für Kirchenbauten aus, unter anderem für die Sameba-Kathedrale. Von seiner Residenz aus kann Iwanischwili sehen, wie sie allabendlich in hellem Licht auf einem Hügel gegenüber erstrahlt.

+++

Georgien: Im Land der Möchtegern-Präsidenten
Georgiens Präsident Saakaschwili versucht, den Wählern Angst vor der Opposition einzujagen. Unnötig! Denn die ist ohnehin viel zu schwach. Von Johannes Voswinkel, Moskau
[weiter ...]

Kaukasus-Konflikt: Georgien wirbt um Bürger in abtrünnigen Provinzen
Georgien will den Konflikt mit Abchasien und Südossetien durch direkte Kontakte zwischen den Bürgern entschärfen. Das geht aus einer neuen Strategie der Regierung hervor. Von Claudia von Salzen [weiter...]

ASERBAIDSCHAN: Amnesty International legt Bericht vor: Zum Schweigen verdammt im Land des ESC (tagesschau.de)

Viel Glanz soll auf Aserbaidschan fallen, wenn das Land im Mai den Eurovision Song Contest austrägt. Doch Amnesty International übt bereits jetzt scharfe Kritik. Es gebe keine Meinungsfreiheit. 17 Menschen seien zu Unrecht im Gefängnis. Die EU müsse handeln.

Von Silvia Stöber,
tagesschau.de

Die Regierung von Aserbaidschan scheut keine Mühe, um sich beim "Eurovision Song Contest" im kommenden Frühjahr von ihrer schillernsten Seite zu zeigen. In der vom Ölboom geprägten Hauptstadt Baku entsteht eine "Kristallhalle" mit 25.000 Plätzen. Zu den Auftragnehmern gehört die deutsche Alpine Bau GmbH und das Architekturbüro Gerkan, Marg und Partner. Genehmigungen und Anweisungen kommen direkt aus dem Umfeld von Präsident Ilham Alijew. Dessen Frau Mehriban Alijewa führt das Organisationskomitee.

Ende Mai, kurz nach dem das Gesangsduo El und Nikki den Musikwettbewerb gewonnen hatte, kamen Hoffnungen auf, dass die Regierung der Ex-Sowjetrepublik am Kaspischen Meer auch ihren autoritären Führungsstil lockern könnte: Alijew begnadigte den seit vier Jahren im Gefängnis sitzenden Journalisten Eynulla Fatullayew. Der Chefredakteur war 2007 nach regierungskritischen Artikeln zu mehr als acht Jahren Haft verurteilt worden.

Haus von Bürgerrechtlerin zerstört
Doch diese Hoffnungen wurden schnell enttäuscht. Ende Oktober wurde der Chefredakteur der Zeitung Khural, Awas Seynallow, wegen Erpressung und Bestechung festgenommen. Er hatte über Korruption in den obersten Reihen der Regierung berichtet. Im August wurde ohne Vorwarnung und entgegen eines Gerichtsbeschlusses das Haus der Menschenrechtlerin Leyla Junus zerstört. Nicht nur ihren persönlichen Gegenstände, auch ein Archiv und die Unterlagen von drei NGOs gingen verloren. Junus prangert seit Jahren die den Alltag beherrschende Korruption an. Wenige Tage vor der Zerstörung ihres Hauses hatte Junus in einem Interview mit der "New York Times" die "Verschönerung" Bakus auf Kosten der Einwohner kritisiert.

AI: Grundlegende Rechte und Freiheiten nicht gewährt
Diesen und zahlreiche weitere Fälle führt Amnesty International (AI) in einem heute veröffentlichten Report über Aserbaidschan auf. Die Menschenrechtsorganisation kritisiert, dass den Bürgern auch nach 20 Jahren Unabhängigkeit und trotz wirtschaftlichen Wohlstands grundlegende Rechte und Freiheiten vorenthalten werden. Die Meinungsfreiheit sei in den vergangenen zwei Jahren noch stärker als zuvor schon eingeschränkt worden.

Die Organisation dokumentiert das Schicksal von 17 Bürgern, die im Zusammenhang mit Protesten nach dem Vorbild der arabischen Revolte im Frühjahr in Baku festgenommen wurden. Diese säßen im Gefängnis, weil sie friedlich ihre Meinung geäußert hätten. AI fordert ihre sofortige Freilassung.

Die selektive Anwendung von Gesetzen und andere informellere Schikane-Instrumente hätten gezeigt, wie weit die Regierung gehe, um regierungsunabhängige Bewegungen und kritische Stimmen zum Schweigen zu bringen, schreibt AI. Betroffen seien vor allem Oppositionsangehörige, kritische Journalisten, NGOs, zunehmend aber auch Internetaktivisten.

Festnahme nach kritischen Facebook-Postings
So wurde der 19-jährige Student Jabbar Savalan festgenommen, kurz nachdem er regierungskritische Kommentare auf Facebook gepostet hatte. So wies der Jugendaktivist der oppositionellen Volksfront auf einen Artikel in einer türkischen Zeitung hin, in der Präsident Alijew als Spieler und als korrupt bezeichnet wurde.


Nachdem Savalan im Februar zu einem "Tag des Zorns" aufgerufen hatte, wurde er festgenommen. Die Polizei behauptete, Marihuana bei ihm gefunden zu haben. Trotz negativen Bluttests muss er wegen Drogenbesitzes bis Ende August 2013 eine Haftstrafe absitzen.

Verhaltener Druck auf Baku
Dass internationaler Druck in solchen Fällen helfen kann, zeigt die frühzeitige Freilassung der Blogger Emin Milli und Adnan Hajizadeh. Sie wurden nach Intervention zahlreicher Politiker - von der deutschen Abgeordneten Viola von Cramon bis hin zu US-Präsident Barack Obama - nach den Parlamentswahlen im Herbst 2010 freigelassen.

Da Aserbaidschan nicht nur Öl und Gas besitzt, sondern als Land zwischen Russland und Iran sowie zwischen Europa und Zentralasien strategisch von Bedeutung ist, fallen Reaktionen meist verhalten aus. Anders als Weißrusslands Präsident Alexander Lukaschenko wurde Ilham Alijew beispielsweise kürzlich zum EU-Treffen mit sechs osteuropäischen Ländern eingeladen. Dessen Gattin Mehriban Alijewa richtete Ende September im Deutschen Historischen Museum in Berlin einen Empfang zum Unabhängigkeitstag Aserbaidschans aus. Unter den Gästen waren Hans-Dietrich Genscher, Otto Schily und Bettina Wulff, die Frau des Bundespräsidenten. Alijewa überreichte einen Scheck in Höhe von 50.000 Euro zum Aufbau des Berliner Stadtschlosses.

In Aserbaidschan ist bekannt, dass Alijewas Familie in zahlreichen Wirtschaftsbranchen engagiert ist und mit einer Hand voll weiterer Familien die engen Kontakte zu Regierung und Behörden nutzt, um unliebsame Konkurrenten fern zu halten.

Amnesty International kritisiert denn auch in dem aktuellen Bericht, dass die Europäische Union und andere internationale Partner Aserbaidschans über die Menschenrechtsverletzungen im Land hinwegsehen. Die EU solle endlich ihre Passivität aufgeben und deutlich ein Ende der Unterdrückung friedlicher Proteste fordern, heißt es.

Aktivisten in Baku hoffen darauf, dass vor dem Eurovision Song Contest zumindest die Gefangenen freikommen, die wegen der Proteste im Frühjahr festgenommen wurden. Kaum jemand glaubt allerdings daran, dass sich etwas Grundlegendes ändern kann, wenn die europäischen Scheinwerfer für ein paar Tage auf Baku gerichtet sein werden.

Mehr Links:
Viele Streitpunkte beim Treffen der "Östlichen Partnerschaft" (30.09.2011).
Wie soll Europa mit despotischen Regimen umgehen? (13.02.2011).
Aserbaidschan: Bloggen gegen das System (28.12.2010).
Weltatlas: Aserbaidschan [FlashHTML] .

Wednesday, November 16, 2011

VIDEO: Aserbaidschan: Den Diktator bloggen - Timecode 14:00 - 37:05 (videos.arte.tv)

Von Vladimir Vasak, Sébastien Guisset und Florence Thouly – ARTE GEIE – Frankreich 2011

Das Land ist reich an Öl und tief korrupt – letzteres dank seiner Regierung: Der Diktator Ilham Äliyev ist seit 2003 Präsident von Aserbaidschan, als Nachfolger seines verstorbenen Vaters. Mit aller Macht will er verhindern, dass der arabische Frühling in seinem Land ausbricht. Seine Schergen kämpfen mit allen Mitteln gegen die aserbaidschanische Opposition im Internet – bis nach Europa hinein.

Elnur Majidli studiert in Frankreich und kämpft von hier aus gegen den Diktator seines Vaterlandes. In seinem Internet-Blog rief er von Paris aus zum Widerstand auf, zu Demonstrationen gegen das Regime in Aserbaidschan. Daraufhin verlangte der aserbaidschanische Innenminister ganz offiziell von Interpol, nach Majidli zu fahnden und ihn nach Aserbaidschan auszuliefern: wegen Aufrufs zum Umsturz...

Natürlich fahndete Interpol nicht nach dem Dissidenten in Paris. Aber der junge Mann bat inzwischen um politisches Asyl in Frankreich. Wenn er in sein Heimatland zurückkehrte, dann drohten ihm bis zu 12 Jahre Haft. Das „Maison des Journalistes“ in Paris gibt ihm Schutz und von hier aus führt er den Kampf gegen die Diktatur in seiner Heimat weiter über die sozialen Netzwerke im Internet.

Der ARTE-Reporter Vladimir Vasak besuchte den jungen Dissidenten in Paris und fuhr auch nach Aserbaidschan, in der Woche in der der französische Präsident Sarkozy dort war, um den Diktator Äliyev wieder einmal auf die Verletzung der Menschenrechte hinzuweisen. Dort traf unser Reporter auch die Familie des jungen Dissidenten im Exil und seine Freunde von der Opposition.





UMWELT: Schwerpunkt - Umweltforschung in Georgien (geb.uni-giessen.de)

Von Ina Keggenhoff, Tatjana Keller, Mariam Elizbarashvili, Ramin Gobejishvili und Lorenz King (in: Spiegel der Forschung · Nr. 2/2011)

Anzahl und Ausmaß von Hochwasserereignissen und Murgängen in der Region Kazbegi entlang der historisch wichtigen Heerstraße von der georgischen Hauptstadt Tiflis über den Großen Kaukasus nach Russland sind in der jüngsten Vergangenheit stark angestiegen. Zudem sind im Zuge des Baus der Pipeline Baku-Tiflis-Ceyhan (BTC -Pipeline) auch in der Region Bakuriani des Kleinen Kaukasus vermehrt Hanginstabilitäten durch großflächige Eingriffe in die Landschaft aufgetreten. Inwieweit der Klimawandel und Starkregenereignisse Auslöser von häufigeren Massenbewegungen und Hochwasserereignissen sind, das wird im Rahmen der Teilprojekte B1 "Klimawandel" und B2 "Massenbewegungen" des Forschungsprojektes amies untersucht.


Der ganze Artikel (pdf) >>>

KONTAKT
Prof. Dr. Lorenz King
Justus-Liebig-Universität
Institut für Geographie
Senckenbergstraße 1
35390 Gießen
Telefon: 0641 99-36205
Lorenz.King@geogr.uni-giessen.de

+++

Der neue „Spiegel der Forschung“ ist gerade erschienen – diesmal mit dem Schwerpunktthema „Umweltforschung in Georgien“. Außerdem enthält das Wissenschaftsmagazin der Justus-Liebig-Universität Gießen noch einen Bericht über Studien zu Sozialen Ängsten aus der Psychologie, einen Artikel aus der Evangelischen Theologie zum Thema „Luther und der Islam“ und eine ausführliche Beschreibung der jüngsten Lehr- und Forschungsgrabung der Klassischen Archäologie auf Zypern in Zusammenarbeit mit belgischen Archäologen von der „Vrije Universiteit Brussels“.

Das Heft 2-2011 des „Spiegels der Forschung“ liegt im Hauptgebäude der Universität (Ludwigstraße 23) aus und in den nächsten Tagen auch beim Informationsschalter der Universitätsbibliothek (Otto-Behaghel-Straße 8) und in der Bereichsbibliothek im Philosophikum II, oder es kann bei der Pressestelle der Universität kostenlos angefordert werden (pressestelle@uni-giessen.de). Auch im Netz ist diese Ausgabe bereits in der Elektronischen Bibliothek der Universität Gießen unter www.uni-giessen.de/spiegel-der-forschung zu finden.

Georgien ist seit der Erklärung seiner Unabhängigkeit im Jahr 1991 dramatischen Transformationsprozessen ausgesetzt. Diese Prozesse führten zu gesellschaftlichen Veränderungen, wie Verarmung gefolgt von Migration, und haben auch erhebliche Umweltprobleme und einen Rückgang der Biodiversität verursacht. Der Klimawandel hat die Umweltprobleme noch verstärkt. Interdisziplinäre Forschungen mit dem Ziel, die Lebensqualität der Bewohner und eine nachhaltige Landnutzung in diesem Teil der Erde zu fördern, sind daher dringend erforderlich. In dem dreijährigen Forschungsprojekt "amies" (analysing multiple interrelationships between environmental and societal processes in mountainous regions of Georgia) forschen in zwei Regionen des Großen und des Kleinen Kaukasus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Gießen gemeinsam mit Kollegen aus Georgien. Als Ergebnis sollen Empfehlungen für staatliche und nichtstaatliche Organisationen in Georgien erarbeitet werden.

Unter dem Titel „Gold schürfen – Gift ernten“ geht es in dem Artikel aus der Bodenkunde um die Belastung von Böden mit Schwermetallen und deren Auswirkungen auf die Nahrungskette im Mashavera-Tal im Südosten von Georgien. Die fruchtbaren Böden der Region sind mit den Schwermetallen Cadmium, Kupfer und Zink belastet. Diese stammen aus dem Abraum und Abwasser eines Gold- und Kupfertagebaus im Oberlauf des Mashavera.

Soziale Ängste gehen häufig einher mit Abhängigkeitserkrankungen, darunter vor allem Alkoholismus. In früheren Studien der Psychologen konnte bereits gezeigt werden, dass emotionale Gesichter unter Alkoholgabe als weniger bedrohlich wahrgenommen werden. Dies könnte ein Grund dafür sein, warum Personen mit Sozialer Phobie oft angeben, Alkohol zur Angstreduktion einzusetzen. In der aktuellen Studie mit Personen mit Sozialer Phobie wird die Wirkung von Alkohol auf die Informationsverarbeitung von sozialen Reizen untersucht.

Zwischen Christen und Muslimen hat es seit der Entstehung des Islam immer wieder Versuche gegeben, sich über Dialoge einander anzunähern. Auch in der Reformationszeit setzte man sich mit dem Islam, der immer stärker ins Abendland vordrang, in Gestalt „des Türken“ auseinander. Luthers Türkenschriften von 1529 und 1530 zeigen allerdings: Ihm ging es – im unmittelbaren Kontext der Bedrohung Wiens durch die Osmanen – keineswegs um einen Dialog oder gar um ein besseres Verständnis des Islam. Die Zielscheibe Luthers ist eindeutig der Papst und weniger „der Türke“.

Nach längerer Unterbrechung gibt es seit diesem Jahr wieder eine archäologische Forschungsgrabung an der Justus-Liebig-Universität Gießen, die auch das praxisbezogene Lehrangebot der Klassischen Archäologie erweitert. Im April 2011 wurde bei einer mehrwöchigen Kampagne in Zusammenarbeit mit belgischen Archäologen von der „Vrije Universiteit Brussels“ ein bedeutender Handelsplatz der späten Bronzezeit an der Südküste Zyperns untersucht: „Hala Sultan Tekke“. Die Ergebnisse dieser Untersuchung sind über den lokalen Befund hinaus von Bedeutung und bilden damit den Grundstein für künftige Forschungen.

Zu guter Letzt dann: „Lernen durch Lehren: Studis spielen den Prof“. Anfang November wurde die Hermann-Hoffmann-Akademie für junge Forscher an der Universität Gießen eingerichtet. Hier können einerseits Schülerinnen und Schüler unter Anleitung von Studierenden aktiv im Bereich Biologie forschen. Lernen durch Lehren heißt andererseits die Devise für Studierende der Lehramtsfächer, die hier didaktisch und methodisch innovative Konzepte der pädagogischen Arbeit erproben können.


Quelle: www.idw-online.de

Mehr zu Georgien:

Spiegel der Forschung 28 (2011) Nr. 2, S. 04-15
Waldhardt, Rainer ; Abdaladze, Otar ; Otte, Annette ; Simmering, Dietmar

Schwerpunkt - Umweltforschung in Georgien : Landschaftswandel im Kaukasus Georgiens. Interdisziplinäre Forschung für eine nachhaltigere Zukunft

Spiegel der Forschung 28 (2011) Nr. 2, S. 16-23
Keggenhoff, Ina ; Keller, Tatjana ; Elizbarashvili, Mariam ; Gobejishvili, Ramin ; King, Lorenz

Schwerpunkt - Umweltforschung in Georgien : Naturkatastrophen durch Klimawandel im Kaukasus? Hochwasser und Hanginstabilitäten in Georgien immer häufiger

Spiegel der Forschung 28 (2011) Nr. 2, S. 24-31
Otte, Annette ; Akhaltkatsi, Maia ; Nakhutsrishvili, George ; Simmering, Dietmar ; Waldhardt, Rainer

Schwerpunkt - Umweltforschung in Georgien : Phytodiversität in Georgien : Die Bedeutung von Standort und Landnutzung im Großen und Kleinen Kaukasus

Spiegel der Forschung 28 (2011) Nr. 2, S. 32-41
Volz, Jennifer ; Chkoidze, Nino ; Leonhäuser, Ingrid-Ute

Schwerpunkt - Umweltforschung in Georgien : Landwirtschaftliche Transformation in Georgien

Spiegel der Forschung 28 (2011) Nr. 2, S. 42-52
Felix-Henningsen, Peter ; Narimandize-King, Eliso ; Steffens, Diedrich ; Schnell, Sylvia ; Hanauer, Thomas ; Jung, Stephan ; Kaplan, Hülya

Schwerpunkt - Umweltforschung in Georgien : Gold Schürfen – Gift ernten. Bergbaubedingte Schwermetallbelastung von Böden im Südosten von Georgien

Friday, November 11, 2011

FERNSEHEN: Aserbaidschans fahrende Hochzeitmusikanten. Ein Film von Thorsten Niemann (arte.tv)

360° - Geo Reportage
Samstag 12. November 2011 um 19.30 Uhr
Wiederholung am Freitag 18. November um 08.00 Uhr und Samstag 19. November um 10.50 Uhr; (Deutschland, 2011, 43mn); ARTE

Auf den sattgrünen Hochebenen des Kleinen Kaukasus in Aserbaidschan ist die Moderne noch nicht angekommen. Hier liegt die Heimat des 40-jährigen Nemet Gasimli, der schon als kleiner Junge genau wusste, was er werden wollte. Nicht Bauer, Imker oder Landarbeiter, wie die meisten hier, sondern Sänger, Dichter, Musiker! Nemet ist ein Aschug – ein traditioneller Wanderbarde, der sein Land bereist und es in leidenschaftlichen Versen besingt. 360° - GEO Reportage hat sich dem Barden und seinem Lehrling Elvin an die Fersen geheftet und ein vielfältiges Land zwischen Orient und Okzident entdeckt.

Die Republik Aserbaidschan liegt zwischen Kaspischem Meer und Kaukasus. Sie ist etwa so groß wie Österreich und seit dem Kollaps der Sowjetunion 1991 ein souveräner Staat. Obwohl das Land so klein ist, durchqueren der Wanderbarde Nemet Gasimli und sein Lehrling Elvin auf ihrer Reise gleich mehrere Klimazonen. Unterwegs mit ihrem Kleinwagen besuchen sie das Grenzgebiet zu Armenien mit seinen imposanten Gebirgszügen, die Stadt Lenkoran direkt am Kaspischen Meer, und tief im Süden das Örtchen Süljäkaran, in dem die Menschen aus unerfindlichen Gründen uralt werden. Ihre Musik trägt sie zu Gesangsauftritten auf Hochzeiten, Lyrik-Vorträgen in der Provinz oder Musikseminaren in der Hauptstadt Baku. Die Kunst der Aschugs ist in Aserbaidschan ein uraltes und noch immer hoch angesehenes Gewerbe. Schon vor Jahrhunderten zogen Aschugs als Nachrichtenübermittler durch den Orient, sie unterhielten ihr Publikum aber auch als Dichter von Heldenepen und Liebesgeschichten. Ein guter Aschug versteht es heute noch, die Menschen mit seinen Versen tief im Innersten zu berühren.

Dazu braucht es viel Wissen und musikalisches Können. Jeder Aschug durchläuft eine mehrjährige Lehrzeit bei einem Meister. Er muss die wichtigsten Epen Aserbaidschans kennen und spannend nacherzählen können. Auch wenn das Reisen auf knochigen Eselrücken längst Vergangenheit ist, und die Nachrichtenübermittlung keinen reitenden Boten mehr braucht – ein Aschug zu werden ist für viele Kinder und Jugendliche noch heute ein Traumberuf. Auch der Profi Nemet Gasimli und sein Lehrling Elvin besinnen sich auf ihrer Reise durchs Land auf die Traditionen und genießen die Freiheiten ihres Künstlerdaseins. Ein Leben, das sie mehr zu lieben scheinen, als alles andere. Denn „Aschug“ heißt auch: Der Liebende.

Monday, October 31, 2011

AWARD: Black Sea NGO Award

Analytical Centre on Globalization and Regional Cooperation (ACGRC) and its partner from Turkey ARI Movement won the: “Black Sea NGO Award for Excellency in promoting regional cooperation in the Black Sea region”. The Black Sea NGO Award is addressed to NGOs registered in the Black Sea wider region: Armenia, Azerbaijan, Belarus, Bulgaria, Georgia, Greece, Republic of Moldova, Romania, Russian Federation, Turkey and Ukraine. The aim of the award is to enhance the profile of the Black Sea Synergy and its role in proposing a regional, cooperative approach in the region as well as the multilateral dimension of EU external policies. The initiators of the award are the Representation of the European Commission in Romania, the Black Sea Trust for Regional Cooperation and the Romanian Ministry of Foreign Affairs.

more: facebook.com/ACGRC

Saturday, October 29, 2011

PODCAST: Für "Mein sanfter Zwilling" erhielt Nino Haratischwili den Buchpreis der kleinen Verlage 2011 (br-online.de)

Für "Mein sanfter Zwilling" erhielt Nino Haratischwili den Buchpreis der kleinen Verlage 2011: Mit uns hat sie über den georgischen Bürgerkrieg gesprochen und erzählt, warum ihr Spiegelstriche lieber sind als Anführungszeichen.

Podcast >>>

Friday, October 28, 2011

VIDEO: Aserbaidschan: Bauboom in Baku - Ein Film von Katrin Molnár und Ralph Hälbig (mdr.de)

MDR +++ So., 30.10. +++ 16:05 Uhr
Wdh. Di., 01.11. +++ 10.53 Uhr

Windrose-Livestream

Stararchitekten und Investoren geben sich in Aserbaidschans Hauptstadt die Klinke in die Hand. Seit Jahren gibt es einen beispiellosen Bauboom, dank der Petrodollar. Doch dieser fordert seinen Tribut: Die Stadtverwaltung will mit allen Mitteln aus Baku eine Global City machen. Bakus Altstadt schwindet mehr und mehr. Die Bewohner werden verdrängt, umgesiedelt oder freigekauft. Und noch ein weiteres Problem dämpft den Aufschwung: die Tuberkulose. Eigentlich hatte die Krankheit längst ihren Schrecken verloren, doch jetzt ist sie wieder auf dem Vormarsch.

Tuesday, October 25, 2011

EXHIBITION: Oleg Timchenko’s Exhibition ~ Come Together ~ in New York (inartgallery.com)





October 25 - November 6, 2011
at Art Bazaar
175 7th Avenue, NY NY - corner of 20th street


more: inartgallery.com/artists/oleg-timchenko

TRAVEL: Schuchmann Wines Chateau offers tourists a top destination in Georgia (examiner.com)

By , Wine Travel Examiner

The Republic of Georgia is a somewhat off-the-beaten path travel destination, but for intrepid souls who venture forth to this mountainous land there is much to love. The country boasts a rich culture of folk music and dance and delicious, hearty cuisine.

And Georgia, nestled between the Black Sea to the west and the Caucasus Mountains to the north and east, is recognized as have the world’s oldest winemaking tradition.
Wine lovers who journey here can visit and stay at a new winery that provides a heady mix of softly rolling landscape, comfortable hotel rooms, elegant restaurant, and a beautiful winemaking facility to explore.

Schuchmann Wines Chateau has a welcoming, English-speaking staff and an espresso machine on premises. According to Burkhard Schuchmann, “It was the first thing I had installed.” After a demitasse of freshly made espresso, travelers can enjoy a winery tour.
A native of Germany, Mr. Schuchmann was a former railroad executive who dreamed of a very different kind of retirement – owning a winery in Georgia. When I met Mr. Schuchmann, he was as enthusiastic as a kid in a candy store as he bade me welcome to his place. And if you encounter him on your visit, you will recognize him by his bright blue eyes, wide smile, and exceptionally friendly greeting.

Schuchmann wines range in style from modern to ancient. The old-style wines are made in traditional Qvevri, which are clay amphorae that are filled with pressed grape juice as well as the whole bunches of skins and stems. The entire batch is covered for a number of months and ferments under ground. Then the solids (skins and stems) are removed. The final wine often include spicy notes such as clove and cinnamon as well as heavy tannins. You will also enjoy the winery’s modern style wines made from traditional Georgian grapes such as Saperavi and Rkatsitelli.

Slideshow:
Schuchmann Wines Chateau offers tourists a top destination in Georgia

Related TopicsSchuchmann Wines Chateau
Georgian Wine
Georgia tourism
Republic of Georgia

For information, visit the
Schuchmann Wines Chateau website

PHOTOGRAPHIE: Hamburg: Davide Monteleone in der FREELENS Galerie (fotoinfo.de)

Quelle: fotoinfo.de/freelens

04.11.-23.12.2011 Hamburg FREELENS Galerie
Davide Monteleone: Red Thistle
Eröffnung: Donnerstag, 03.11.2011, 19.00 Uhr

Davide Monteleone, Gewinner des European Publishers Award 2011 und des FreeLens-Award 2010, stellt erstmals seine Fotografien aus der Serie "Red Thistle – the Northern Caucasus Journey" in Deutschland aus.
Das Buch zur Ausstellung "Red Thistle – the Northern Caucasus Journey" erscheint Anfang 2012

Davide Monteleone: Red Thistle
”Red Thistle” – Die rote Distel ist das Symbol der kaukasischen Kämpfer und als solches auch ein Zeichen für Unabhängigkeit und Freiheit in einer Region, die schon seit Jahrhunderten umkämpft ist. Anfang 2008 hat Davide Monteleones lange Reise durch den Nordkaukasus begonnen. Sein Ziel war es, mit der Fotokamera zu erforschen, wie man an einem Ort leben kann, wo Explosionen, Entführungen und Extremsituationen alltäglich geworden sind. Gefunden hat er Menschen in einem Wartezustand, hoffend auf Veränderung, auf Demokratie, Modernität und vor allem Normalität. Monteleones Fotografien vermitteln dem Betrachter ein Gefühl des Innehaltens im Zentrum des Geschehens, das sich jeden Moment zum Guten oder zur Katastrophe wenden kann.

Von Davide Monteleones Farbaufnahmen geht eine poetische Kraft aus, eine Magie des Alltags, welche die grausame Wirklichkeit mancher Bilder fast vergessen macht. Rebellen tauchen aus dem dunklen Grün der Bilder auf – auch wenn sie außer dem Fotografen keiner zu sehen bekommt, sind sie doch allgegenwärtig. ”Trotz der atemberaubenden Schöhnheit des Landes, ist die gesamte Situation extrem klaustrophobisch”, beschreibt Davide Monteleone seinen Eindruck. Daher sei das Auge gezwungen, auf die Detals im Gegensatz zum Ganzen zu achten. Eben diese kleinen, beobachteten Details geben seine Fotografien wieder und erheben sie durch die Fotografie zu Symbolen des Widestands und (Vor-)Zeichen des Kommenden.

Davide Monteleone, geboren 1974, lebt in Italien und Russland. Nach Abschluss seines Fotografiestudiums zieht er 2001 nach Moskau, von wo aus er für zahlreiche, führende Magazine und Zeitungen weltweit berichtet, seit 2003 als Korrespondent der Agentur Contrasto. Heute wird er vertreten von VII Photo. Seine Arbeit wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet u.a. World Press Photo 2007 und 2009, The International Photo Award 2008.

Text: PM Freelens

Das Buch zur Ausstellung ”Red Thistle – the Northern Caucasus Journey” erscheint Anfang 2012:

Davide Monteleone:
Red Thistle: A Northern Caucasus Journey
Dewi Lewis Publishing, Februar 2012
gebunden, 144 Seiten, EUR 36,99
ISBN 978-1907893162

04.11.-23.12.2011 Hamburg FREELENS Galerie
Davide Monteleone: Red Thistle
FREELENS Galerie
Steinhöft 5
D-20459 Hamburg
www.freelens.com
www.facebook.com/freelens.germany
Öffnungszeiten: Montag – Freitag von 11.00 – 18.00 Uhr


AmazonShop: Books, Maps, Videos, Music & Gifts About The Caucasus

INTERVIEW: Texten im totalitären System. Giwi Margwelaschwili - Gespräch mit Dominik Irtenkauf (poetenladen.de)

Giwi Margwelaschwili (* 1927) veröffent­licht in regel­mäßiger Folge im Berliner Ver­brecher Verlag seine Romane und Essays. Viele der Manu­skripte stammen noch aus der Zeit der Schubladenproduktion, nachdem Margwelaschwili Mitte der 1940er Jahre nach Georgien verschleppt und sein Vater vom NKWD exekutiert wurde.
Dieses Frühjahr erschien sein auto­bio­graphi­scher Roman „Kapitän Wakusch“ in 2 Bänden neu. In diesem schildert er seine Zeit in zwei totali­tären Systemen (dem Dritten Reich und der Sowjet­republik Georgien). Der Roman fällt vor allem durch eine eigens entwickelte Termi­no­logie auf, mit der sich der Sohn georgischer Emi­granten metathe­matisch mit der eigenen Vita beschäftigt.
Margwela­schwili entwickelte aufgrund seiner eigenen verwickelten Lebens­geschichte eine philosophische Herme­neutik, die sich vor allem an der Text­lektüre kano­nisierter Werke versucht. Mit dem Ziel, Freiräume zu schaffen.
Auf diese Weise wird inner­halb von Systemen die Möglichkeit eröffnet, eine Gegenwelt zu entwerfen. Besonders in Hinblick auf ideo­logisierte Texte und Vorschriften, die Einfluß auf das Bewußt­sein der dort lebenden Menschen nehmen.
In einem Telefonat konturierte Margwelaschwili die Koordinaten seiner Onto­texto­logie.

Dominik Irtenkauf: Im zweiten Band Ihres Romans „Kapitän Wakusch“ gehen Sie darauf ein, wie man unfreiwilligerweise von einem Sprechzimmer ins andere verpflanzt wird. Wie sind denn Ihre eigenen Erfahrungen bezüglich dieses abrupten Über­gangs von einem ins andere Sprechzimmer und basiert Ihr eigenes Interesse an der Onto­texto­logie auf diesen Erfahrungen?

Giwi Margwelaschwili: Das kann man durchaus so sagen. Stellen Sie sich vor, ich war zu jener Zeit ein absolutes Sprachbaby. Erst mit 22 Jahren bekam ich 1949 meine Geburts­urkunde. Allein diese Tatsache ist ein Kuriosum. Ich war als Wa­kusch-Sprach­baby dort in Tbilissi bekannt, das seine ersten Schritte in Georgisch und Russisch machen mußte. Ich konnte ja nicht reden. Das ist natürlich ein großer Einschnitt gewesen. Dann wurde eine sowjetische Geburts­tags­party für das 22 Jahre alte Sprachbaby veranstaltet. Das wurde ausgiebig gefeiert. Diesen Geburtstag habe ich das Trauer­feier­freuden­fest genannt, in einem der Wakusch-Bände. Es war einerseits eine traurige Sache, auf die Art, wie ich in die Sowjetunion hinüber­gezogen wurde, verbunden mit dem Verlust meiner Familien­mit­glieder. Es wurde mir anderer­seits jedoch auch leicht gemacht, durch die famosen Leute, die ich in Georgien kennen­lernte und die meine Situation richtig einschätzten.

D. Irtenkauf: Sie hatten in den ersten Jahren Probleme in der Sowjetunion, aufgrund ihres Vaters Titus von Margwelaschwili, der vom Stalinismus in Georgien weggezogen ist und in der georgi­schen Diaspora in Berlin zu einer wichtigen Person der Exilanten wurde.

G. Margwelaschwili: Ich war sozusagen der Emigrantenhundesohn. Sie haben sich irgendwie die Hoffnung gemacht, daß ich diese ganze Ideologie annehmen würde. Aber das ist nicht erfolgt und dann zeigten sie sich gleich bürstig. Ich wurde überall zurückgestellt, zum Beispiel als die Rede von einer Promotion war. Bis zur Chruschtschow-Zeit hatte ich Probleme. Chruschtschow hatte nach innen Samt­hand­schuhe an. Es entstanden Leerräume für Anders­denkende. Das muss man ihm lassen. Wir sind da herumspaziert wie im Traum, denn wir konnten nicht glauben, daß es nun möglich war, etwas zu schreiben, etwas zu dichten, etwas zu sagen, das eben ein bißchen anders klang als das, was bekannt war.

D. Irtenkauf: Während der Sowjetzeit haben Sie aber keine literarischen Texte veröffentlicht?

G. Margwelaschwili: Nein, erst viel später ist da etwas gekommen: die „Zuschauerräume“. (Das inzwischen auch beim Verbrecher Verlag aus Berlin neuverlegt worden ist. – Anmerkung des Autors) Das war alles zu abstrakt und viel zu verdächtig. Das war kein sozialis­tischer Realismus. Was nicht so aussah wie Lenin, das wurde sofort mit großem Verdacht aufgenommen und das wurde gestoppt. Man sollte auch nicht riskieren, etwas herauszubringen und dann noch Schwierigkeiten zu bekommen. Das wollte man nicht. Da war ich auf Eis gelegt und habe immer für die Schublade schreiben müssen.

D. Irtenkauf: Besonders Ihre „Kapitän Wakusch“-Romane fallen durch eine eigene Terminologie für diese ganzen Erfahrungen mit einer totalitären Ideologie auf.

Giwi Margwelaschwili: Die ersten beiden Bände sind eigentlich nur das Vorspiel, nicht der eigentliche Roman. Den dritten Band gibt es bislang leider nur in Tbilissi, verlegt beim Kaukasischen Haus. Wenn man einen Text in meiner Situation schreibt, dann gibt es hierfür so klischeeartige Umschreibungen wie „sich die Sache von der Seele runterschreiben“. Das ist alles richtig, das fließt auch mit ein. Doch ist ein anderer Punkt noch wichtiger, und zwar wenn wir von Heidegger ausgehen, ist das Dasein ganz intrinsisch mit der Welt verbunden. Deleuze hat den Heidegger gut gelesen und sagt: ein Text ist weniger Spiegel und vielmehr die Verringerung von Welt. In einem Text spaziert man herum wie in einer Welt. Wenn es ein politischer Text ist, handelt es sich natürlich um ein Gegenspiegel. Dann sind Sie weltlich verspiegelt. Das Schreiben eines solchen Textes ist die intensivste Form des Spazierengehens. Die Welt entdeckt sich Ihnen beim Schreiben, sie ist ja schon vorhanden. Sie schlagen dann neue Streifen an, begehen dies und jenes. Das ist eine richtige Bestands­aufnahme. Das ist eine weltliche Befindlichkeit innerhalb des Textes. Man will eine Ersatzwelt zu der Welt, in der man nicht mehr leben, die man nicht mehr ausstehen kann. Man möchte in eine andere Welt ausweichen, und diese andere Welt ist dann eben dieser Text. In diesem Text geht man spazieren, atmet man, denkt man nach, spricht man mit seines Gleichen oder man kritisiert dasjenige in dem reellen Text, mit dem man sonst leben muß. Eine ganz andere mondane Realität findet man in einem solchen Text. Man geht in einer riesigen Biosphäre spazieren. Es ist nicht nur Leben, es ist ein weltlicher Aufenthalt, ein Gegenweltaufenthalt. Das gibt auch viel zu denken: Wie ist denn eine solche Welt bestellt? Was geht da vor sich? Das habe ich dann ausgiebig in meinen philo­sophischen Essays zu beleuchten versucht. Jedoch ist auch in meiner Literatur davon die Rede. Diese meta­thematische Literatur wird häufig von Lesern, die das Thematische gewöhnt sind, als Belehrung aufgefaßt. Dem muß ich aber widersprechen.

D. Irtenkauf: Gerade durch die Metathematik ergibt sich eine kritische Wahrnehmung dieser Modalität. Mittlerweile ist möglicherweise die (sowjetische) Ideologie durch Marktmechanismen abgelöst worden.

G. Margwelaschwili: Es gibt nichts Unangenehmeres für solche Vertreter thematischer Welten als zu wissen, daß da irgendeiner sitzt, der ihrer Monothematizität oder anders gesagt: ihrem eisernen Stil, nicht folgt. Deswegen waren die auch immer stark hinterher, von den Leuten diese Sache sofort auf dem Tisch zu beschlagnahmen, in Moskau besonders häufig, in Tbilissi weniger, aber das hat es dort meines Wissens auch gegeben. Das hat sich erst gelegt, als die Perestrojka anfing und Gorbatschow kam.

D. Irtenkauf: Im 3. Band des Wakuschs beschreiben Sie die Probleme, die es selbst im Freundeskreis gab, wenn man sich zu euphorisch zum westlichen Lebensstil oder zur Jazzmusik bekannt hat.

G. Margwelaschwili: Es ist ja bekannt, daß die Sowjets den Jazz (Margwelaschwili spricht das Wort deutsch aus. – Anmerkung des Autors) nur sehr zögerlich bei sich reingelassen haben. Es geht auch eine Mär um, daß sich Stalin den ersten Jazzmann in der Sowjet­union (Eddie Rosner) zu sich rufen ließ. Er ließ ihn vorspielen und hat ihn gleich im Anschluß verhaften lassen. Er kam ins Lager und musizierte dort weiter (Margwelasch­wili lacht.). In den 1970er Jahren ist er in Deutschland gestorben, er liegt hier in Berlin begraben. Diese marmorisierte Kultur hat man in seinen gegenweltlichen Texten auch ausgiebig kritisiert und war auch stolz, so zu schreiben.

D. Irtenkauf: Die Offenheit des Bewusstseins wurde in solcherart Systemen stets auf die Eindeutigkeit des Textes und der Überlieferung eingegrenzt. Das ist mitunter ein Thema Ihrer Onto­texto­logie, wie es von der Poly- zur Monophonie kommen kann.

G. Margwelaschwili: In der Sowjetunion machte man den großen Fehler, daß man seinem Gesinnungsgegner bei sich keinen Platz einräumte. Der Gesinnungsgegner war der Anti-Thematische, weil er anders dachte. Deshalb war es das Einfachste, ihn zu degradieren, wovon die Sowjets auch ausgiebig Gebrauch gemacht haben. Man kann ja auf seiner Meinung beharren, aber auch dem Anderen das Wort lassen. Dann wird die Mehrheit entscheiden, was besser ist. So hat es in allen normalen Verfassungen und Gesetzen immer funktioniert. Diese ideologische Einseitigkeit, wenn sie so knallhart durchgesetzt wird, das ist dann der Abgrund. Mit der Onto­texto­logie gesprochen: das Anti-Thema­tische sollte hetero-onto-thematisch geduldet werden. In einem normalen Text hat das auch eine Stimme. Man liest das bereits bei Michail Bachtin: der Text ist polyphonisch. Die thematische Polyphonie muß erhalten bleiben. Bitte such dir aus, welche Stimme dir am meisten gefällt. Das ist ein Grundgesetz jeder Demokratie. Aber im 20. Jahrhundert haben wir zweimal erlebt, wie dieses Prinzip über Bord geworfen wurde. Man vermeinte eben, durch diese thema­tologische Einseitigkeit direkt in den Himmel zu kommen. Fehlanzeige!

D. Irtenkauf: Interessant war sicher auch, dass Sie in zwei dieser Regimes aufgewachsen sind beziehungsweise gelebt haben. Sie wurden 1927 in Berlin geboren und erlebten das Dritte Reich mit. Im „Kapitän Wakusch“, Band 1 beschreiben Sie auch Spiel­räume während der dreißiger Jahre. Besonders, was Jazzmusik angeht.

G. Margwelaschwili: Also, wir wurden nur geduldet. In den Vorkriegsjahren gab es im Ver­gnügungs­viertel rund um die Gedächtniskirche ausreichend Klubs. Da wurden sogar Amerikaner eingeladen, die dort Konzerte gaben. Das klappte ganz gut, unter Hitler. Als der Krieg anfing (1941-42) wurde es noch irgendwie toleriert. Man hatte wohl anderes zu tun. Die Musik erhielt sich in den Bars, diesmal mehr in den Neben­straßen, sie tauchten ab vom Haupt­ver­gnügungs­viertel. Da wurde kräftig musiziert, zum Beispiel in der Roswitha-Bar, die ich im „Kapitän Wakusch“ beschreibe. Ich nenne sie Kakadu, weil der Kakadu ein Begriff ist, der literarisch etwas hergibt. Ich wollte die Metapher eines Vogels, der klettern kann, ausnutzen. In Wirklichkeit war es die Roswitha-Bar am Nürnberger Platz. Das ist von der Gedächtnis­kirche weit entfernt, das liegt im Bayerischen Viertel. So gab es immer andere Bars und andere Vergnü­gungs­stät­ten, die bis ins Jahr 1942 hinein funktioniert haben. In der Kriegszeit wurde das dann zunehmend nicht toleriert, weil es Musik aus Übersee war.

D. Irtenkauf: Auch in diesen stark ideologisierten Regimen ist also eine Gegenwelt des Bewusstseins möglich. Um nochmals auf die Onto­texto­logie zurückzukommen: sie untersucht eben diese Potentiale, die in den Texten schlummern.

G. Margwelaschwili: Natürlich. Die Aufgabe der Onto­texto­logie ist, zu erfahren, in welchen Bevöl­kerungs­schichten sich diese Texte bilden. Das ist ein weites Feld. Ich habe wahrgenommen, daß besonders die Jugend Probleme mit dieser Art Textverständnis hat. Das hängt meines Erachtens noch mit den Auswirkungen der 1968er zusammen, als die Univer­sitäten mit Leuten bevölkert wurden, die zwar wußten, daß sie etwas wollten, aber nicht was. Die jungen Leute wollten mit der Paternalisierung, der Vormundschaft, diesem autoritären Quatsch nichts mehr am Hut haben. Und riefen: Weg mit euch! Wir wollen nicht mehr! Das ist ein ganz reiner Protest, von dem sich übrigens alle ideologischen Revolutionen nähren. Sie versuchen, diese jungen Kräfte in ihre Richtung abzuhängen. Diese sprühende Fontäne wollte mit den Ismen nichts zu tun haben, sie wollten frei sein von allen Ein­schrän­kungen, besonders den geistigen. Das ist purer Idealismus, der immer wiederkommt. Dieser Protest setzt an der Achilles­ferse eines bürokratischen Systems an. Das kann aufrühren und zu Protesten führen, die das ganze Gebäude in Frage stellen. Das hält sich nicht lange, denn sie wollen etwas, wissen aber nicht, was genau, wie ich bereits sagte. Später werden sie von Ideo­logien, von den Bürokratien, von den Ismen aufgesogen, von denen auch die demokra­tischste Verfassung, die demokratischste Gesellschaft förmlich durchsetzt ist.

D. Irtenkauf: Die Rolle des Lesers ist bei einer onto­texto­logi­schen Lektüre stets von herausragender Bedeutung. Wird dadurch der Leser auf eine kritische Sichtweise eingeübt?

G. Margwelaschwili: Es geht schließlich darum, diese Flut in ihrer Reinheit zu beschreiben, was da emporkommt. Diese ganzen vorgegebenen Ismen und Bürokratien existieren, um gerade solche Flut zu drosseln und Platz zu machen. Die Onto­textologie möchte die absolute Vielfalt toleriert haben. Aus dieser Vielfalt möchte sie heraus­destil­lieren, was für das allgemeine Wohlsein, den Gemeinnutzen der Gesellschaft förderlich ist. Das steckt alles in den Kinderschuhen. Das ist alles noch ein breites Tätigkeits­feld für die Philosophen und vor allem Soziologen.

D. Irtenkauf: Manche Bücher können eine sehr einschränkende Wirkung ausüben, wenn sie stets nach denselben Leitlinien gelesen werden. In mehreren Ihrer Bücher, wie „Das böse Kapitel“ oder „Officer Pembry“, versuchen Sie, diese Einengung auf nur eine Plotline aufzusprengen.

G. Margwelaschwili: Das ist richtig. Ich habe mir die Aufgabe gesetzt gehabt, an die Texte, die die Höhen der europäischen Kultur ausmachen, die Lupe anzulegen, zu suchen, wo sie in ihrem Verlauf sinnig sind. Ich habe nach Stellen gesucht, wo sich die Texte Einschrän­kungen auferlegen, daß es wirklich verwunderlich ist. Dabei stieß ich auf Stellen in der Bibel und bei Homer zum Beispiel. Ich habe ein großes Textgebilde beschrieben, unter dem Titel: Die Mumifizierung. Da zeige ich dann, wie diese thematolo­gischen Einschränkungen variieren, wie sie auch bei Homer funktionieren. Habe erst kürzlich ein neues Manuskript fertiggeschrieben. Das nennt sich Parzival I und II. Es behandelt Wolfram von Eschenbachs Parzival. Auch dort wird gegen thematologisch überflüssige Barrieren angekämpft.

D. Irtenkauf: Diese wichtigen Texte der europäischen Literatur weisen eine lange Auslegungs- und Bearbeitungsgeschichte vor. Gerade deswegen wird das onto­texto­logische Verfahren interessant.

G. Margwelaschwili: Nehmen wir mal diesen Kindsmord zu Bethlehem. Dieser hat mit Christologie überhaupt nichts zu tun. Der Engel warnt nur Maria und Josef, die Anderen warnt er nicht. Woher das gekommen ist, weiß kein Mensch. Es gehört vollständig zur Tradition und es ist immer weiter­gelesen worden undsoweiter undsofort. Da habe ich mir gedacht: das kann nur eine Fälschung sein. Man muss davon ausgehen, daß Texte auch verfälscht, auch verändert werden. Da wird etwas reingeschmuggelt, was nicht da hineingehört. In diesen alten Texten muß man jeden Schritt, den man macht, vorsichtig machen, alles unter die Lupe nehmen. Auf der anderen Seite hilft es jedoch auch nicht, wenn man sich da bei weitem hingebungsvoll herumbewegt und vertrauenswürdig sein möchte. Hier ist der Cartesianische Zweifel sehr angebracht. Je älter der Text, desto würdiger der Text. Einen würdigeren Text als die Bibel gibt es ja gar nicht. Und dann findet man diesen komischen Textteil eines Inhalts, der erschreckt. Was ist da los? Wie kommt das her? Woher kommt das?

D. Irtenkauf: Das könnte auf eine Interessenslage deuten. Man möchte durch den Schmuggel die eigene Interessen durchsetzen.

G. Margwelaschwili: In den Texten möchte man nur das sehen, was einem paßt. Ein echter Text hat die Vielfalt. Versuche, dahinter zu kommen, was die Vielfalt eigentlich sei. Aber nein, wie schon gesagt, seit es Texte gibt, gibt es Verfälscher. Ich kann mir vorstellen, daß die Christo­logie viele Feinde hatte, von Anfang an, die da ver­suchten, alles mögliche reinzuschreiben und zu verändern. Das wußten bereits die ersten Häretiker des 1. Jahrhunderts. Marcion schreibt bereits darüber, daß die Bibel rein zusammen­geschrieben ist. Das ist alles Fälschung, in einem Maße, daß ich gezwungen bin, das richtige Evangelium heraus­zudestil­lieren. Dann legt er seine Version des richtigen Evangeliums vor. Wenn es schon so anfängt, was wird es dann nicht alles gegeben haben? Es gibt nichts Komplizierteres und Zweideutigeres als die textliche Tradition.

D. Irtenkauf: Dann muß man selbstverständlich auch damit rechnen, daß die eigene Interpretation von Anderen wieder anders gedeutet und gelesen wird.

G. Margwelaschwili: Prinzipiell liegt darin nichts Schlimmes. Wenn da eine andere Inter­pretation hervorgeht, spricht das ja für den Reichtum des eigenen Textes. Das weist darauf hin, daß er ein reiches Potential hat.

D. Irtenkauf: Die Selbstreflexion in Ihren Texten sieht ja nichtdestotrotz eine Behörde vor. Im „Officer Pembry“ zum Beispiel schaltet sich eine krimina­listi­sche Buch­welt­verwaltung ein. Diese Verwaltung ist dafür zuständig, die Unge­rech­tig­keiten in der Lektüre aus dem Weg zu räumen. Dies scheint ja dann doch eine Ordnungsmacht zu sein.

G. Margwelaschwili: Das ist dann eine Korrektur. Die Korrek­tionen müssen am Ende aller onto­texto­logi­schen Bemühungen stehen. Wenn wirklich ein solch grober Huscher stattgefunden hat, muß man das wieder einrenken. Das ver­suchen meine Helden, das sind eben Beamte der Lese­lebens­hilfe, die in den Texten auftreten. Sie bestreiten in der Hauptsache die Unterhaltsamkeit meiner Texte.

D. Irtenkauf: Es findet jedoch Widerstand in der Handlung selbst statt. Das könnte man als ein polyphones Moment bezeichnen, weil Widerstand gegen diese Verwaltungsakte geschieht.

G. Margwelaschwili: Es hat sich alles eingelaufen und anders laufen möchte man nicht gerne. Das ist mit großen Schwierig­keiten und Umgewöhnung verbunden. Buch­personen können ebenso träge sein wie Realpersonen. Das ist klar. Wenn sie auf der meta­thematischen Höhe wären, müssten sie erkennen, daß diese Verbes­serungs­vor­schläge nur Gutes und den Menschen, der in ihnen steckt, besser herauskehren wollen. Die Buchfiguren sollten dahinter kommen, daß diese mono­thematische Einseitigkeit zu nichts weiter führt: sondern immer zu demselben Kram. Wenn der Kram noch falsch ist, dann ist es ganz furchtbar. Da muß man schon energisch vorgehen.

D. Irtenkauf: Bei den Figuren der althergebrachten Texte untersucht die Onto­texto­logie ja auch, wie lebendig diese Figuren noch im Bewußtsein sind, ob sie von Menschen beachtet werden, indem die Texte gelesen werden, in denen diese Figuren vorkommen.

G. Margwelaschwili: Sie brauchen die Lese­lebens­energie. Wenn die ausgeht, sind die Buch­personen an Lese­schwindsucht gestorben und das sollte man vermeiden. Mit verschiedenen Mitteln sollte man das verhindern, mit Lese­sauer­stoff­flaschen zum Beispiel die Hauptperson erstmal über Wasser halten. Dann gibt es noch andere verschiedene Mittel, wie zum Beispiel die Selbstlektüre, wenn Buchpersonen sich selber lesen, dann können sie sich irgendwie über Wasser halten. Es ist nicht dasselbe, wie wenn ein realer Leser sie liest, denn es ist eine künstliche Sache. Nur ein realer Leser kann eine Buchperson richtig beleben. Doch irgendwie schafft es die Buchperson, sich am Leben zu halten, bis die Flut der Leser wieder anfängt und sich die Texte wieder von dieser Ebbe erholen. Dann hat diese Buch­person überleselebt. Dies ist ein Herzstück meiner Literatur.

D. Irtenkauf: In Ihrer theoretischen Schrift „Leben im Onto­text“ gehen Sie auf verschiedene Möglichkeiten ein und exemplifizieren das auch an Romanen von Heinrich Böll und Robert Musil. Ist Ihre Literatur dann immer auch eine Art von Literaturwissenschaft?

G. Margwelaschwili: Ich bin in den großen klassischen Urtexten auf der Suche nach philosophischen Widersprüchen, die ich aufdecken möchte. Das entwickelt sich bei mir zu einer Literatur. Wenn ein literarischer Text als eine literarische Biosphäre aufgefaßt wird, muß man das mehr tragisch als etwas Anderes nennen: die Personen leben mit jedem neuen Leser neu auf und reden denselben Quatsch daher. Das ist furchtbar, denn das verkommt zu einem Ritornell. Ganz gemein ist dabei, daß sie mit dieser neuen Frage eintreten, aber vergessen haben, was vorher war. Die Lektüre reaktualisiert stets den Text, er ist praktisch ständig neu. Die Buch­personen sind vollkommen blind gegen ihr eigenes Sein, gegen ihr Sein als ewige Wiederkehr des Gleichen, was ich hier ausspinne als die Furchtbarkeit selbst. Auf solche Kontradiktion lege ich großen Wert, und diese richtig heraus­zukehren, ihren ganzen biobibliologischen Gehalt auf die Waage zu legen – das ist ein Hauptanliegen meiner Literatur.

D. Irtenkauf: Vielen Dank für das Gespräch.

Quelle: www.poetenladen.de

+++

Dominik Irtenkauf, *1979, freischaffender Journalist für Legacy, Multimania, satt.org und textem.de; berichtet über und trägt zur Musik­forschung vor; mehrere Buch­ver­öffent­li­chungen, u.a. auch in der Belle­tristik; Schwer­punkt in der Forschung: Ästhetik, Mytho­logie, Hermetik, Avant­garde-Bewe­gungen, Subkultur, Medien und inter­kultu­reller Dialog, mit beson­derem Fokus auf Georgien und die Kaukasus­region. Derzeit in Arbeit: Essayband zum Extreme Metal, der mitt­ler­weile auch 25 Jahre alt gewor­den ist.