Thursday, October 09, 2008

ARTIKEL: Putinismus forever. Von Anne Applebaum (cicero.de)

Russland hat einen neuen Präsidenten. Doch das System seines Vorgängers lebt fort – und ist sogar zu einem Exportschlager geworden

Früher ärgerte ich mich immer, wenn Journalisten, die über Russland berichteten, sich wie besessen mit der Persönlichkeit des russischen Regierungschefs auseinandersetzten: Sie stellten Mutmaßungen über seinen Geschmack in Kleidungsfragen und seine bevorzugten Whiskeysorten an, sie zerbrachen sich den Kopf darüber, ob er wohl mit seinem amerikanischen Amtskollegen auskommen würde, sie fragten sich, wie den Beiden ihr gemeinsamer Waldspaziergang für die Fotografen der Weltpresse gefallen würde. Trotz dieser Vorbehalte glaube ich, dass man, wenn man über den aus dem Amt scheidenden Präsidenten Wladimir Putin schreibt, bei seiner Persönlichkeit anfangen muss: Erstens, weil Putin in der Politik weiterhin eine Rolle spielen wird. Und zweitens, weil seine Ansichten über Russland, sein Geschichtsverständnis und seine Erfahrungen als KGB-Offizier ganz offensichtlich einen gewaltigen Einfluss auf das politische Leben in Russland hatten.

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