Tuesday, November 09, 2010

PIPELINE: Joschka Fischer fordert Putin im Gaspoker heraus (zeit.de)

Ex-Außenminister Joschka Fischer kämpft für eine Gaspipeline nach Europa, doch Putin will sie unbedingt verhindern. Er plant eine konkurrierende Leitung.

Die zwei Männer kennen sich aus einer nicht allzu fernen Vergangenheit: Wladimir Putin, ehemals russischer Staatspräsident, und Joschka Fischer, damals Bundesaußenminister, haben oft an einem Strang gezogen. Zum Beispiel, als sie sich weigerten, ihre Länder am Irak-Krieg zu beteiligen. Heute sind Fischer und Putin erbitterte Gegner. Der eine, Putin, ist immer noch Staatsmann, der andere, Fischer, vertritt heute die Interessen der deutschen Energiewirtschaft.

Als politischer Berater versucht der Ex-Grünen-Chef Fischer, die Pipeline Nabucco voranzubringen. Sie soll Gas aus dem kaspischen Raum nach Westeuropa bringen und Europa unabhängiger von russischem Gas machen. Putin tut alles, um das Projekt zu verhindern. Unter dem Namen South Stream plant er eine konkurrierende Leitung, die aus sibirischen Gasfeldern befüllt werden soll.
Erstmals kommt es nun zum offenen Schlagabtausch: "Nabucco hat immer noch keine garantierten Lieferanten", ätzte Putin jetzt vor internationalen Russland-Experten in Sotschi am Schwarzen Meer. Und was er hinzufügte, klang in den Ohren seiner Zuhörer wie eine Drohung: "Falls Unternehmen dennoch Milliarden Dollar investieren wollen, dann wünsche ich ihnen Gottes Hilfe."


+++

Mehr zum Thema
Erdgasleitung Oettinger sieht Nabucco-Pipeline doch im Zeitplan
Karrieren Das vierte Leben des Joschka Fischer
Energieversorgung Skrupellosigkeit siegt beim Bau der Ostseepipeline

+++

Fischer kontert nun in einem Interview mit dem Handelsblatt: "Die russische Regierung sollte ihre wirtschaftlichen Interessen von politischen Ambitionen befreien." Er glaubt: Für Russland geht es nicht nur um Gas, sondern auch um den Machterhalt in der Region. Im Übrigen, so Fischer, komme Nabucco sehr gut voran.

Beide Seiten sind sichtlich nervös. Für Putin ist Nabucco ein Angriff auf die Hoheit der Russen über den Gasexport nach Westen. Etwa ein Viertel seines Gases bezieht Europa derzeit von dort, und diesen Anteil wollen Putin und der staatliche Branchenriese Gazprom eher noch ausbauen. Nabucco steht diesem Ziel im Weg. Die acht Milliarden Euro teure Pipeline, an der auch RWE beteiligt ist, soll neue Quellen erschließen, Gas etwa aus Aserbaidschan, Turkmenistan oder dem Irak über die Türkei, Bulgarien, Rumänien und Ungarn nach Österreich und Deutschland bringen.

Der ganze Text >>>

No comments: