Sunday, January 16, 2011

PEOPLE: Das Theater des Lebens. Nino Kirtadzé: Porträt (arte.tv)

Zwei Jahre nach der russischen Intervention in Georgien wirft die aus der Kaukasusrepublik stammende Schauspielerin und Regisseurin Nino Kirtadze Europa in ihrem jüngsten Film vor, sich dem Recht des Stärkeren gebeugt zu haben. Porträt einer außergewöhnlichen Erzählerin, die aus der Emotion einen Schlüssel zum Verständnis der Welt macht.

"Ich wollte öffentlich herausschreien, was jeder weiß und niemand sagt: Um sich nicht mit Putins Russland zu überwerfen, hat Europa seine eigenen Prinzipien mit Füßen getreten."

In „
Georgien: Europa verzweifelt gesucht“ erzählt Nino Kirtadze von Ausbruch, Verlauf und Versanden eines schnell vergessenen Konfliktes. Ihre schmerzliche Chronik in Form einer politischen Fabel bezieht klar Stellung und vermittelt dem Zuschauer einen unmittelbaren Eindruck von der Wirklichkeit des Krieges. „Durch das Filmemachen kann ich meinen Schmerz und meine Frustration überwinden, um einen Weg zum Herz der Menschen zu finden. Die Emotion ermöglicht es, Dinge zu vermitteln, die sonst ohne jeden Sinn wären.“

Fellini im KaukasusDie begabte Erzählerin Nino Kirtadze wurde mit zahlreichen Preisen für ihre Dokumentarfilme („Sagt meinen Freunden, dass ich tot bin“, „Eine Pipeline durch den Kaukasus“ und „Durakovo- Das Dorf der Narren“, alles ARTE-Koproduktionen) ausgezeichnet. Sie zeigt darin den turbulenten und widersprüchlichen Lauf des Lebens: Bei ihr wird die Tragik durch Humor und Sinn für das Absurde aufgefangen; und die Konflikte – ob Kriege oder Nachbarschaftsstreitigkeiten – zeigt sie mit großer menschlicher Anteilnahme. Ihr Talent schöpft seine Kraft aus ihrer „fellinischen“ Heimat, „einem außerordentlichen Nährboden an komischen und traurigen Geschichten, in denen das Leben nur Theater, Überschwang und höchste Intensität ist. Die Leute treten bereitwillig vor meine Kamera, vielleicht weil ich so bin wie sie.“ Ihre Berufung fand Nino Kirtadze in Tschetschenien, wo sie – schon damals unter russischen Bomben – für AFP arbeitete. Vorher hatte sie in Tbilisi mittelalterliche Literatur unterrichtet, die jugendliche Heldin in den Filmen oder Stücken ihrer Freunde gespielt und sogar eine Zeit lang die Reden des ehemaligen sowjetischen Außenministers Schewardnadse geschrieben. „Die UdSSR brach zusammen, und ich hatte Lust, die Welt zu verstehen. Anfangs glaubte ich, meine Reportagen würden etwas verändern. Je weniger ich daran glaubte, desto weniger ertrug ich es, Menschen, die man hinmordete, dumme Fragen zu stellen. Diese Ohnmacht regte mich zu meinem ersten Film an.“ Beim Filmfestival von Cannes 1998 stellte sie mit ihrem Filmpartner Pierre Richard die Komödie „Tausend und ein Rezept eines verliebten Kochs“ vor. Zwei Jahre später produzierte Richard mit ARTE den Dokumentarfilm „Es war einmal Tschetschenien“, zu dem Nino Kirtadze Buch und Regie beisteuerte. Das Filmemachen war für sie ein „Learning by Doing“ und ist, wie sie sagt, der erste Beruf, bei dem sie den Eindruck hat, „zutiefst lebendig“ zu sein. Fern von Georgien arbeitet sie zurzeit an einem Fernsehfilmprojekt, das auf ihren dokumentarischen Arbeiten beruht: „Es geht davon aus, dass das Leben unglaublich ist und unsere Vorstellungen weit übertrifft.“Irène Berelowitch für ARTE Magazine

Georgien: Europa verzweifelt gesucht
1.9.2010 um 05.00 Uhr

Der Film schildert die Gründe für die Auseinandersetzungen und die Folgen des Krieges für die Georgier.
source: www.arte.tv

No comments: