Wednesday, September 07, 2011

KUNSTPREIS: Der Preis der Nationalgalerie für junge Kunst - Kandidat 4: Andro Wekua (art-magazin.de)

Der Künstler Andro Wekua (Foto: Ketuta Alexi-Meskhishvili/Courtesy Gladstone Gallery, New York)

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Der Preis der Nationalgalerie für junge Kunst ist Deutschlands wichtigster Preis für junge Künstler – schon die Nominierten werden heiß diskutiert. art porträtiert die vier Kandidaten und lässt auch Sie abstimmen: Wählen Sie jetzt den Publikumspreis 2011, präsentiert von art und BMW, und gewinnen Sie ein exklusives Wochenende in Berlin und weitere wertvolle Preise.
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Am 28. September vergibt eine hochrangig besetzte Jury den diesjährigen Preis der Nationalgalerie. Cyprien Gaillard, Klara Lidén, Kitty Kraus und Andro Wekua heißen die vier Nominierten, deren Arbeiten vom 9. September bis 8. Januar in einer Ausstellung im Hamburger Bahnhof zu sehen sind. Der Publikumspreis wird erst am Ende der Ausstellung ermittelt. Bis dahin können Sie Ihren persönlichen Favoriten unter den vier Kandidaten

Kandidat 4: Andro Wekua: "Gott ist tot aber das Mädchen nicht" – so lautete der von Nietzsche inspirierte Titel einer Installation Andro Wekuas, die im letzten Jahr im Berliner Schinkel-Pavillon zu sehen war. Ausgestellt wurde eine große Glasvitrine, in der eine androgyne Kindergestalt in einem weiß gerippten Unterhemd und Sneakers auf einem Stuhl trotzig die Arme verschränkt. Seine Inszenierungen ähnelten Filmstills, sagt Wekua. "Der Ausstellungsraum wird als Bühne benutzt, und ein Moment von etwas, das eigentlich am Laufen ist, wird eingefroren und gezeigt." Nur: Was für eine Sorte von Film läuft da gerade?

So füttert der in Berlin und Zürich lebende Künstler seit Jahren die Fantasie seines Publikums: provozierende Titel, unfertig wirkende, oft gesichtslose Figuren in seltsamen Posen und Konstellationen, die in ihrer Zerstückelung und Ungeschütztheit an Schaufensterpuppen in einem Depot denken lassen. Viele Betrachter deuten die Traumata des Bürgerkriegs in das uvre hinein, denn der 1977 in der georgischen Schwarzmeerstadt Sochumi geborene Künstler war Mitte der neunziger Jahre aufgrund der gewaltsamen Auseinandersetzung gezwungen, seine Heimat zu verlassen. Doch den biografischen Zugang lässt Wekua, der von 1995 bis 1999 in Basel Kunst studierte, bevor er nach Zürich ging, nur bedingt gelten. Es stimme zwar, dass seine Biografie "eine starke Rolle" spiele, da er durch sein Leben "an manchen Themen einfach mehr Interesse" entwickelt habe. Andererseits: Für welchen Künstler gilt der biografische Faktor nicht? Und so darf sich das Publikum angesichts der frostigen Skulpturen und der brüchigen Materialästethik des Künstlers auch auf die eigenen Schrecknisse und Fantasien zurückgeworfen fühlen. In der Tradition der Surrealisten begreift Wekua den dargestellten Körper als Instrument zur Wahrheitssuche, die mit einiger Rücksichtslosigkeit betrieben wird. Gegen das einvernehmliche Augenzwinkern zwischen Kunst und Betrachter wehrt er sich erfolgreich, indem er die Augen und Münder seiner Figuren meist einfach übermalt oder versiegelt. Das macht seine Kunst so unheimlich.

Der Preis der Nationalgalerie für junge Kunst
www.preis2011.de
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