Hier ein echter Drei-Tscherwonzen-Schein von 1937 |
Erich Liebermann wusste schon länger, dass russische Blüten im Umlauf waren. Der Chef der Berliner Falschgeldzentrale hatte in letzter Zeit immer mehr Hinweise bekommen, und dabei war regelmäßig ein Name gefallen: Leonhard Becker, Leiter eines Industrieunternehmens und fanatischer Nationalsozialist. Liebermann ließ Becker observieren - und erwischte ihn auf frischer Tat, als er Anfang August 1927 versuchte, in einer Berliner Bank das russische Falschgeld gegen Reichsmark einzutauschen.
Doch Becker spielte den Ahnungslosen. Ein Bekannter habe ihm die russischen Scheine (Tscherwonzen) überlassen: Basilius Sadathieraschwili, Mitglied der georgischen Freiheitsbewegung, die seit Jahren für die Unabhängigkeit Georgiens von Russland kämpfte. Die Spur führte Liebermann nach Frankfurt in die mit rechtsradikaler Literatur bestückte Buchhandlung von Karl Böhle, zu der auch eine Druckerei gehörte. Hier beschlagnahmte der Kommissar 120.000 falsche Tscherwonzennoten und Papier für weitere 1,2 Millionen Scheine.
Wenig später ging den Ermittlern Sadathieraschwili ins Netz, der schließlich den entscheidenden Hinweis auf den Kopf der Bande lieferte: Schalwa Karumidse, emigrierter georgischer Bankier, bekennender Antibolschewist und lautstarker Kämpfer für die Unabhängigkeit Georgiens.
Schnell war klar, was die Falschmünzer vorhatten: Sie wollten die UdSSR mit Milliarden von gefälschten Tscherwonzen überschwemmen, um das Land wirtschaftlich und politisch zu destabilisieren. Gerate der Koloss erst einmal ins Wanken, so das Kalkül, würde sich das Sowjetregime mit Leichtigkeit stürzen und Georgien aus seinen Krallen befreien lassen. Doch sie scheiterten grandios. Gerade einmal 12.000 Scheine kamen in Umlauf, bevor die Fälschertruppe aufflog.
Anfangs schien der Fall nicht mehr als einer der vielen irrwitzigen Komplottversuche rechtsradikaler Splittergruppen zu sein, die die ungefestigte Weimarer Republik regelmäßig erschütterten. Doch schon nach den ersten Verhören stellte sich heraus: Ganz so einfach war die Sache nicht.
Deutsch-englisch-georgische Allianz
Die beiden Georgier waren nämlich in Europa bestens vernetzt und hatten mit ihren antibolschewistischen Aktivitäten jahrelang Zuspruch aus höchsten Kreisen in England und Deutschland erfahren. Seit 1926 hatten sie sowohl mit dem Chef des britischen Ölgiganten Royal Dutch Shell, Henry Deterding, als auch mit dem deutschen General Max Hoffmann, der als Chef des Generalstabs an der Ostfront 1917 Initiator und Gastgeber der Friedenskonferenz von Brest-Litowsk war, über Pläne verhandelt, wie sich die Sowjetunion "von innen sprengen lasse" - wenn nötig mit militärischen Mitteln. War es möglich, dass hinter dem Komplott britische Ölinteressen und die deutsche Reichswehr standen? Zwei Jahre lang sollte diese Frage die Öffentlichkeit beschäftigen.
Hoffmann ging es dabei um seine politische Überzeugung, Deterding ums kaukasische Öl. Mehrfach hatte der Ölmagnat verlauten lassen, dass 60 Prozent der Quellen "rein juristisch betrachtet" ihm gehörten. Die Sowjets hätten sie ihm einfach geklaut. Nun wollte er in die Rückeroberung der Ölfelder investieren.
Nachweislich hatten sich Deterding, Hoffmann, Karumidse und Sadathieraschwili 1926 mehrfach getroffen: erst in Den Haag, dann in London - und später in Hoffmanns Wohnung in Berlin. Die Rollen der Verschwörer waren dabei klar verteilt. Deterding sollte die Finanzierung regeln, Hoffmann war der militärische Kopf. Er hatte einen detaillierten Aufmarschplan gegen Moskau erarbeitet und die Beteiligung der Reichswehr in Aussicht gestellt. Karumidse fungierte als Vertreter der künftigen georgischen Regierung, die Deterding den uneingeschränkten Zugriff auf das Öl zusichern würde.
Doch der letzte Beweis, dass das deutsch-englische Duo auch die Fälscheraktion unterstützt hatte, fehlte.
Berlin in Alarmbereitschaft
Trotzdem schafften es, kaum waren die Geldfälscher verhaftet, die ersten Gerüchte über die unheilvolle Allianz auf die Titelseiten der deutschen Zeitungen. "Internationaler Fälscher-Skandal" titelte beispielsweise die "Vossische Zeitung", die schließlich zu dem Schluss kam, hinter der Affäre stehe der "Kampf des internationalen Ölkapitals gegen das bolschewistische Regime". Es sei der wohl "eigenartigste Fälschungsversuch der Weltgeschichte".
Deterding dementierte die Vorwürfe sofort und polterte in der für ihn typischen ungestümen Art: "Falls jemand jemals mit dergleichen Plänen zur mir gekommen wäre, so würde ich ihn zur Tür hinausgeworfen haben", zitierte ihn die "Vossische Zeitung" am 23. November 1927. Hoffmann konnte sich zu den Vorwürfen nicht mehr äußern. Er war bereits am 8. Juli 1927 gestorben.
Die Gerüchte um eine groß angelegte antibolschewistische Verschwörung versetzten das politische Berlin in Alarmbereitschaft. Denn die Tscherwonzenaffäre hatte das Zeug, sich zum Politikum auszuweiten - und die ohnehin angespannten deutsch-sowjetischen Beziehungen ernsthaft zu belasten. Vollends aufklären oder unter den Teppich kehren? In Berlin war man sich nicht einig, wie sich der politische Schaden möglichst klein halten ließ. Und so kam es in den kommenden Monaten zu einem peinlichen Hickhack, das das gesamte Verfahren unnötig in die Länge zog und Zweifel an der Unabhängigkeit der deutschen Gerichte aufkommen ließ.
"Karumidse enthüllt"
Auf der einen Seite stand das Auswärtige Amt, das aus Rücksicht auf die deutsch-sowjetischen Beziehungen die Hintergründe aufdecken und damit die Vorwürfe entkräften wollte. Auf der anderen Seite war da das preußische Innenministerium, das die peinliche Affäre am liebsten im Sande verlaufen lassen hätte, um das Image der Reichswehr sauberzuhalten. "Es gäbe einige Ressorts, die ganz froh seien, den Prozess loszuwerden", ließ ein Ministerialdirektor am 19. Juli 1928 verlauten. Und im Auswärtigen Amt wurde geargwöhnt, dass "das preußische Innenministerium die Ermittlungen gestoppt" hätte.
Das zuständige Landgericht wollte den Fall ebenfalls möglichst schnell und ohne großes Aufsehen zu Ende bringen. Den Richtern kam dabei ein am 13. Juli 1928 neu erlassenes Gesetz sehr gelegen: die sogenannte Reichsamnestie. Sie sicherte politischen Straftätern Straffreiheit zu. Ende Juli 1928 stellte sie das Verfahren gegen die mutmaßliche Fälscherbande auf Basis des neuen Gesetzes ein. Sadathieraschwili wurde aus der Untersuchungshaft entlassen. Für ein paar Wochen schien es, als habe sich der Fall auf ganz elegante Weise erledigt. Aber zwei Monate später hob das Berliner Kammergericht die Entscheidung auf, nachdem die Proteste aus der Sowjetischen Botschaft zu laut geworden waren. Das Verfahren wurde wieder aufgenommen und Sadathieraschwili erneut verhaftet.
Nachdem sich die Ermittlungen monatelang dahingeschleppt hatten, kam nun endlich Bewegung in den Fall. "Karumidse enthüllt" titelte beispielsweise die liberale "Vossische Zeitung" im Sommer 1929. Nach einem ausgiebigen Interview mit Karumidse deckte die Zeitung Details über die Verbindungen zwischen General Hoffmann, Deterding und den georgischen Freiheitskämpfern auf. Nach dem letzten Treffen in London 1926 sei aber klar geworden, betonte Karumidse, dass Deterding sich an einer militärischen Aktion nicht weiter beteiligen wollte. Sie sei ihm zu teuer, das Risiko zu hoch gewesen - zum großen Bedauern von General Hoffmann, dessen militärischer Aufmarschplan nun wieder in der Schublade verschwand.
Deswegen habe er, Karumidse, sich im Alleingang für die Fälschungsaktion entschieden. Deterding und Hoffmann hätten nichts damit zu tun.
"Tiefstand der deutsch-sowjetischen Beziehungen"
Obwohl Deterding und Hoffmann nicht mehr als antibolschewistische Gedankenspiele nachzuweisen waren, hielt sich das Gerücht der groß angelegten Verschwörung, die in der Falschgeldaffäre ihren Anfang genommen habe, hartnäckig. Zum Auftakt des Prozesses, der am 6. Januar 1930 endlich begann, titelte die "Vossische Zeitung" zur Einstimmung auf die kommende Berichterstattung: "Der Kampf ums Oel. Sir Henry Deterdings Bündnis mit General Hoffmann". Täglich berichteten die Zeitungen von dem Prozess mit "weltpolitischer Bedeutung". Am 4. Februar 1930 veröffentlichte die "Vossische Zeitung" sogar Hoffmanns Aufmarschplan gegen Moskau.
Vier Wochen lang wurde der Fall vor dem Moabiter Schöffengericht verhandelt - und brachte doch keine neuen Informationen. Der Anklage war es nicht gelungen, den endgültigen Nachweis zu erbringen, dass Deterding und Hoffmann hinter der Falschgeldaffäre standen. Und so wurde zum zweiten Mal versucht, mit Hilfe der Reichsamnestie den Fall endgültig zu den Akten zu legen. Die Angeklagten wurden freigesprochen. Durch die sowjetischen Medien ging ein Aufschrei der Empörung. Die Zeitung "Iswestija" kritisierte, das Urteil mache nur allzu deutlich, dass jede Aktion gegen die Sowjetunion den innenpolitischen Interessen Deutschlands entspreche.
Der sowjetische Botschafter in Berlin, Nikolaj Krestinskij, beschwerte sich ausgiebig bei Carl von Schubert, Staatssekretär im Auswärtigen Amt, über das absurde Urteil. Im Auswärtigen Amt war die Rede von einem "Tiefstand der deutsch-sowjetischen Beziehungen". Wie schon zwei Jahre zuvor wurde der Fall doch wieder aufgenommen und ging im Juli 1930 in die Berufung. Dieses Mal wurden die beiden Georgier zu Haftstrafen von zwei Jahren (Karumidse) und zwei Jahren und zehn Monaten (Sadathieraschwili) verurteilt.
"Sehr viel klüger sind wir nicht geworden", resümierte die "Vossische Zeitung" am Ende des Prozesses. "Geld von Deterding? Es sind Behauptungen geblieben.
Quelle: einestages.spiegel.de
Wenig später ging den Ermittlern Sadathieraschwili ins Netz, der schließlich den entscheidenden Hinweis auf den Kopf der Bande lieferte: Schalwa Karumidse, emigrierter georgischer Bankier, bekennender Antibolschewist und lautstarker Kämpfer für die Unabhängigkeit Georgiens.
Schnell war klar, was die Falschmünzer vorhatten: Sie wollten die UdSSR mit Milliarden von gefälschten Tscherwonzen überschwemmen, um das Land wirtschaftlich und politisch zu destabilisieren. Gerate der Koloss erst einmal ins Wanken, so das Kalkül, würde sich das Sowjetregime mit Leichtigkeit stürzen und Georgien aus seinen Krallen befreien lassen. Doch sie scheiterten grandios. Gerade einmal 12.000 Scheine kamen in Umlauf, bevor die Fälschertruppe aufflog.
Anfangs schien der Fall nicht mehr als einer der vielen irrwitzigen Komplottversuche rechtsradikaler Splittergruppen zu sein, die die ungefestigte Weimarer Republik regelmäßig erschütterten. Doch schon nach den ersten Verhören stellte sich heraus: Ganz so einfach war die Sache nicht.
Deutsch-englisch-georgische Allianz
Die beiden Georgier waren nämlich in Europa bestens vernetzt und hatten mit ihren antibolschewistischen Aktivitäten jahrelang Zuspruch aus höchsten Kreisen in England und Deutschland erfahren. Seit 1926 hatten sie sowohl mit dem Chef des britischen Ölgiganten Royal Dutch Shell, Henry Deterding, als auch mit dem deutschen General Max Hoffmann, der als Chef des Generalstabs an der Ostfront 1917 Initiator und Gastgeber der Friedenskonferenz von Brest-Litowsk war, über Pläne verhandelt, wie sich die Sowjetunion "von innen sprengen lasse" - wenn nötig mit militärischen Mitteln. War es möglich, dass hinter dem Komplott britische Ölinteressen und die deutsche Reichswehr standen? Zwei Jahre lang sollte diese Frage die Öffentlichkeit beschäftigen.
Hoffmann ging es dabei um seine politische Überzeugung, Deterding ums kaukasische Öl. Mehrfach hatte der Ölmagnat verlauten lassen, dass 60 Prozent der Quellen "rein juristisch betrachtet" ihm gehörten. Die Sowjets hätten sie ihm einfach geklaut. Nun wollte er in die Rückeroberung der Ölfelder investieren.
Nachweislich hatten sich Deterding, Hoffmann, Karumidse und Sadathieraschwili 1926 mehrfach getroffen: erst in Den Haag, dann in London - und später in Hoffmanns Wohnung in Berlin. Die Rollen der Verschwörer waren dabei klar verteilt. Deterding sollte die Finanzierung regeln, Hoffmann war der militärische Kopf. Er hatte einen detaillierten Aufmarschplan gegen Moskau erarbeitet und die Beteiligung der Reichswehr in Aussicht gestellt. Karumidse fungierte als Vertreter der künftigen georgischen Regierung, die Deterding den uneingeschränkten Zugriff auf das Öl zusichern würde.
Doch der letzte Beweis, dass das deutsch-englische Duo auch die Fälscheraktion unterstützt hatte, fehlte.
Berlin in Alarmbereitschaft
Trotzdem schafften es, kaum waren die Geldfälscher verhaftet, die ersten Gerüchte über die unheilvolle Allianz auf die Titelseiten der deutschen Zeitungen. "Internationaler Fälscher-Skandal" titelte beispielsweise die "Vossische Zeitung", die schließlich zu dem Schluss kam, hinter der Affäre stehe der "Kampf des internationalen Ölkapitals gegen das bolschewistische Regime". Es sei der wohl "eigenartigste Fälschungsversuch der Weltgeschichte".
Deterding dementierte die Vorwürfe sofort und polterte in der für ihn typischen ungestümen Art: "Falls jemand jemals mit dergleichen Plänen zur mir gekommen wäre, so würde ich ihn zur Tür hinausgeworfen haben", zitierte ihn die "Vossische Zeitung" am 23. November 1927. Hoffmann konnte sich zu den Vorwürfen nicht mehr äußern. Er war bereits am 8. Juli 1927 gestorben.
Die Gerüchte um eine groß angelegte antibolschewistische Verschwörung versetzten das politische Berlin in Alarmbereitschaft. Denn die Tscherwonzenaffäre hatte das Zeug, sich zum Politikum auszuweiten - und die ohnehin angespannten deutsch-sowjetischen Beziehungen ernsthaft zu belasten. Vollends aufklären oder unter den Teppich kehren? In Berlin war man sich nicht einig, wie sich der politische Schaden möglichst klein halten ließ. Und so kam es in den kommenden Monaten zu einem peinlichen Hickhack, das das gesamte Verfahren unnötig in die Länge zog und Zweifel an der Unabhängigkeit der deutschen Gerichte aufkommen ließ.
"Karumidse enthüllt"
Auf der einen Seite stand das Auswärtige Amt, das aus Rücksicht auf die deutsch-sowjetischen Beziehungen die Hintergründe aufdecken und damit die Vorwürfe entkräften wollte. Auf der anderen Seite war da das preußische Innenministerium, das die peinliche Affäre am liebsten im Sande verlaufen lassen hätte, um das Image der Reichswehr sauberzuhalten. "Es gäbe einige Ressorts, die ganz froh seien, den Prozess loszuwerden", ließ ein Ministerialdirektor am 19. Juli 1928 verlauten. Und im Auswärtigen Amt wurde geargwöhnt, dass "das preußische Innenministerium die Ermittlungen gestoppt" hätte.
Das zuständige Landgericht wollte den Fall ebenfalls möglichst schnell und ohne großes Aufsehen zu Ende bringen. Den Richtern kam dabei ein am 13. Juli 1928 neu erlassenes Gesetz sehr gelegen: die sogenannte Reichsamnestie. Sie sicherte politischen Straftätern Straffreiheit zu. Ende Juli 1928 stellte sie das Verfahren gegen die mutmaßliche Fälscherbande auf Basis des neuen Gesetzes ein. Sadathieraschwili wurde aus der Untersuchungshaft entlassen. Für ein paar Wochen schien es, als habe sich der Fall auf ganz elegante Weise erledigt. Aber zwei Monate später hob das Berliner Kammergericht die Entscheidung auf, nachdem die Proteste aus der Sowjetischen Botschaft zu laut geworden waren. Das Verfahren wurde wieder aufgenommen und Sadathieraschwili erneut verhaftet.
Nachdem sich die Ermittlungen monatelang dahingeschleppt hatten, kam nun endlich Bewegung in den Fall. "Karumidse enthüllt" titelte beispielsweise die liberale "Vossische Zeitung" im Sommer 1929. Nach einem ausgiebigen Interview mit Karumidse deckte die Zeitung Details über die Verbindungen zwischen General Hoffmann, Deterding und den georgischen Freiheitskämpfern auf. Nach dem letzten Treffen in London 1926 sei aber klar geworden, betonte Karumidse, dass Deterding sich an einer militärischen Aktion nicht weiter beteiligen wollte. Sie sei ihm zu teuer, das Risiko zu hoch gewesen - zum großen Bedauern von General Hoffmann, dessen militärischer Aufmarschplan nun wieder in der Schublade verschwand.
Deswegen habe er, Karumidse, sich im Alleingang für die Fälschungsaktion entschieden. Deterding und Hoffmann hätten nichts damit zu tun.
"Tiefstand der deutsch-sowjetischen Beziehungen"
Obwohl Deterding und Hoffmann nicht mehr als antibolschewistische Gedankenspiele nachzuweisen waren, hielt sich das Gerücht der groß angelegten Verschwörung, die in der Falschgeldaffäre ihren Anfang genommen habe, hartnäckig. Zum Auftakt des Prozesses, der am 6. Januar 1930 endlich begann, titelte die "Vossische Zeitung" zur Einstimmung auf die kommende Berichterstattung: "Der Kampf ums Oel. Sir Henry Deterdings Bündnis mit General Hoffmann". Täglich berichteten die Zeitungen von dem Prozess mit "weltpolitischer Bedeutung". Am 4. Februar 1930 veröffentlichte die "Vossische Zeitung" sogar Hoffmanns Aufmarschplan gegen Moskau.
Vier Wochen lang wurde der Fall vor dem Moabiter Schöffengericht verhandelt - und brachte doch keine neuen Informationen. Der Anklage war es nicht gelungen, den endgültigen Nachweis zu erbringen, dass Deterding und Hoffmann hinter der Falschgeldaffäre standen. Und so wurde zum zweiten Mal versucht, mit Hilfe der Reichsamnestie den Fall endgültig zu den Akten zu legen. Die Angeklagten wurden freigesprochen. Durch die sowjetischen Medien ging ein Aufschrei der Empörung. Die Zeitung "Iswestija" kritisierte, das Urteil mache nur allzu deutlich, dass jede Aktion gegen die Sowjetunion den innenpolitischen Interessen Deutschlands entspreche.
Der sowjetische Botschafter in Berlin, Nikolaj Krestinskij, beschwerte sich ausgiebig bei Carl von Schubert, Staatssekretär im Auswärtigen Amt, über das absurde Urteil. Im Auswärtigen Amt war die Rede von einem "Tiefstand der deutsch-sowjetischen Beziehungen". Wie schon zwei Jahre zuvor wurde der Fall doch wieder aufgenommen und ging im Juli 1930 in die Berufung. Dieses Mal wurden die beiden Georgier zu Haftstrafen von zwei Jahren (Karumidse) und zwei Jahren und zehn Monaten (Sadathieraschwili) verurteilt.
"Sehr viel klüger sind wir nicht geworden", resümierte die "Vossische Zeitung" am Ende des Prozesses. "Geld von Deterding? Es sind Behauptungen geblieben.
Quelle: einestages.spiegel.de
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