Der Dokumentarfilm diaspurk ist ein Portrait der armenischen Diaspora in Deutschland. Wir haben in mehrerer Hinsicht eine besondere Ausgangssituation für ein solches Portrait: Das christliche Armenien und Deutschland verbindet eine lange Freundschaft und einen, durch die gemeinsame christliche Prägung, regen kulturellen Austausch. Zudem sind die Berührungspunkte zu der großen türkischen Minderheit in Deutschland häufiger als in vielen anderen Ländern gegeben, was für viel Konfrontation und Konfliktpotential sorgt.
Auch die teilweise Verschmelzung beider Kulturen, der armenischen und der deutschen, ist bei diesem Fokus interessant. Da in jeder Generation der Diaspora Elemente der armenischen Kultur weitergetragen werden, bleibt die kulturelle Identität auch fernab des Ursprungslandes bestehen.
Identitätsstiftende Faktoren der armenischen Gemeinschaft sind unter anderem der traumatisch nachwirkende Genozid von 1915-1918 und das fortführen armenischen Lebens im Exil. Außerdem können Armenier auf eine lange Geschichte, die das frühe Christentum einschließt und von einer Hochkultur geprägt ist, zurückgreifen. Des Weiteren sind ein frühes Alphabet, eine eigene Schrift, besondere Musikinstrumente – wie der Duduk – und Musikgrößen, symbolgewordene Elemente wie der Granatapfel, wie auch mündlich überlieferte Erinnerungen und Erzählungen identitätsstiftend und vereinen die Armenier weltweit. Die Identität einer Diaspora begründet sich vorwiegend in grundlegenden Bereichen wie der Sprache, traditionellen Festen und religiöser Zugehörigkeit. Diese Elemente zu vergegenwärtigen und auszuleben macht das Leben der Diasporagemeinschaft aus, die sich in lokalen Gemeindezentren zusammen findet. Doch worin besteht die armenische Identität und das starke Bindungsgefühl, wenn die Sprache und die Bräuche der Heimat der Vorfahren unbekannt geblieben sind, wenn kein Kontakt zu etwaigen Gemeinden besteht? Woher kommt in der Fremde das Gefühl armenisch zu sein? Woher die Sehnsucht nach dem Ararat und des einstigen Armeniens?
Ein umfassendes Bild der armenischen Kultur wird mit den Mitteln des Interviews, sowie mit szenischen Darstellungen in diaspurk gezeichnet. Dabei verzichtet der Film auf das natürliche Umfeld der Protagonisten.
Der Fokus liegt in den Interviews ganz klar auf dem Sprachlichen, denn nur die Sprache belegt die armenische Geschichte, nur in Erzählungen stiftet sich Identität. Zusätzlich werden Episoden welche für die Armenier symbolstarken Charakter haben in Szene gesetzt. Armenische Kultur in Form von Musik, Tanz, Geschichte. Durch die hohe ästhetische Umsetzung der Szenen, sollen auch potentielle Interessenten, die sonst keinen Bezug zum Filmthema hätten, angesprochen werden. Dem Film ist an einer breiten Öffentlichkeit gelegen. In einem gewissen Maße steht das Projekt im Sinne der Aufklärung zum Thema selbst.
Die Idee zu einem Dokumentarfilm über die Armenier und ihre Geschichte entstand bereits 2010. Knapp 100 Jahre nach dem Genozid soll sich dieser Film mit der Frage auseinandersetzen, welche Auswirkungen eine so traumatische Erfahrung auf ein Volk der Überlebenden und deren Nachkommen haben kann. Vor allem wenn kaum über die Vorfälle in der Öffentlichkeit geredet wurde, werden kann und der Genozid selbst als historische Tatsache nicht anerkannt ist. Wie entfaltete sich die transgene rationelle Weitergabe von Traumata im armenischen Volk bis in unsere Zeit?
Mit diesen Fragen starteten Jessica Mirjam Angstenberger und Linda Meier – selbst armenischer Abstammung – das Dokumentarfilmprojekt diaspurk. Anfang 2011 wurde zunächst zu diesem Zwecke die Filmproduktionsfirma mittwochabend produktion gegründet. Nach dem Teaserdreh für diaspurk im September 2011 ist die mittwochabend produktion mittlerweile zu einem kleinen Team von engagierten Mitarbeitern herangewachsen.
Mehr hier: diaspurk.de
Wednesday, December 26, 2012
DOKUMENTATION: Diaspurk - Der Film über die armenische Diaspora in Deutschland
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