STIFTUNG FÜR DAS SORBISCHE VOLK
AUSSCHREIBUNG
Internationales Stipendiatenprogramm – „Auf den Spuren Heinrich Theodor Wehles im Kaukasus"
Ein Initiativprojekt der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt
In Kooperation mit der Stiftung für das sorbische Volk
Die Stiftung für das sorbische Volk vergibt im Rahmen der gemeinsamen Ausschreibung mit der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt ein Auslandsstipendium, das es einem Künstler aus dem Bereich Grafik, Malerei oder Fotografie für zwei Monate ermöglichen soll, in Armenien „auf den Spuren Heinrich Theodor Wehles im Kaukasus" zu wandeln.
Heinrich Theodor Wehle (1778–1805), der für die Dessauer Chalcografische Gesellschaft tätig war, brach 1802 mit einer geologisch-wissenschaftlichen Expedition, die die Erkundung von Bodenschätzen zum Ziel hatte, in den Kaukasus, nach Georgien und Nordarmenien auf. Er arbeitete dort als Topograph und Kartenverwalter und zeichnete mit Feder und Pinsel außerdem verschiedenste Landschaften und Bauwerke, die ihn tief beeindruckten.
Unter seinen Darstellungen sind solche, die das Gesehene exakt wiedergeben. Bei anderen hingegen geraten die Landschaften zu fast abstrakten Chiffren. Seine Reisezeichnungen, die wegen der Kürze des Verweilens an den einzelnen Stationen in knapper Zeit entstehen mussten, zeigen einen souveränen Zugriff auf die Motive, die in kleinem Format wiedergegeben wurden. Heinrich Theodor Wehle ist der erste Graphiker, der den Kaukasus als Gegend künstlerischer Darstellung erschloss und dabei ein ganz eigenes künstlerisches Formenvokabular entwickelte: Die Spontaneität als wesentliches Element der Zeichnung, als unmittelbarer Ausdruck des durch den Künstler Gesehenen und Empfundenen rührt aus der Einfachheit der Mittel, die es erlauben, ohne größere Vorbereitungen das Gewollte zu Papier zu bringen. Dort, wo Wehle in Eile seine Eindrücke hinwarf, entstanden die Besten seiner Zeichnungen – sie werden zur eindrücklichen Chiffre, zu einer knappen und prägnanten Verkürzung auf das Wesentliche. Von der Gefühlswelt des Sturm und Drang und der beginnenden Romantik beeinflusst, sind seine jeweiligen Stimmungen bei der Entstehung der Zeichnungen oft spürbar.
Mit der Umsetzung dieser Initiative soll herausgefunden werden, wie die von Wehle dargestellten Schauplätze – so sie noch aufzufinden sind – heute unter völlig anderen kulturellen Einflüssen auf Künstler wirken. In Zeiten, in denen den traditionellen Künsten wie Grafik und Malerei weniger Aufmerksamkeit geschenkt wird als den neuen Medien, sollen sie während einer zweimonatigen Exkursion ihre unmittelbaren Eindrücke vor Ort – von der Landschaft, von den kulturellen Reichtümern Armeniens – festhalten. Dabei geht es keinesfalls um eine pure Dokumentation der Reise, sondern um die Darstellung dessen, wie das dem Mitteleuropäer Fremde und zugleich Faszinierende auf ihn wirkt, was es in ihm auslöst. Selbst wenn sie nur wenige Flugstunden entfernt sind, gibt es in der globalisierten Welt noch immer Winkel, denen sich trotz eines überaus reichen kulturellen Erbes nur ganz wenige ausländische Künstler widmen. Armenien ist einer davon.
Partner der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt in Armenien ist das ACCEA - Armenian Centre for Contemporary Experimental Art, eine der wichtigsten Einrichtungen für zeitgenössische Kunst in Armenien, das seit 1995 alle zwei Jahre den Armenischen Pavillon auf der Biennale in Venedig kuratiert und dadurch großes internationales Ansehen genießt.
Der Stipendiat der Stiftung für das sorbische Volk wird gemeinsam mit dem Stipendiaten der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt ab Mitte September acht Wochen in Begleitung eines ortskundigen Führers der ACCEA durch Armenien zu den Stätten reisen, an denen Wehle zeichnete. Die Zeichnungen und gegebenenfalls ihre Umsetzung in Druckgrafik, Malerei und Fotografie sollen anschließend in Ausstellungen in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Armenien präsentiert und mit Arbeiten Wehles konfrontiert werden. Das Stipendium ist mit 2.000,00 € dotiert. Reise- und Unterbringungskosten werden von der Stiftung für das sorbische Volk übernommen. Die Ausschreibung des Stipendiums erfolgt anknüpfend an das Ausstellungs- und Buchprojekt „Im Reich der schönen, wilden Natur. Der Landschaftszeichner Heinrich Theodor Wehle (1778–1805)".
Das Projekt wurde anlässlich des 200. Todestages von Heinrich Theodor Wehle als Gemeinschaftsprojekt folgender Einrichtungen realisiert: Sorbisches Museum Bautzen, Stadtmuseum Bautzen, Stiftung für das sorbische Volk, Anhaltische Gemäldegalerie Dessau, Kulturhistorisches Museum Görlitz.
Verwirklicht wurde das Projekt mit finanzieller Unterstützung durch den Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien, die Vattenfall Europe und das Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt.
Das Buch „Im Reich der schönen, wilden Natur. Der Landschaftszeichner Heinrich Theodor Wehle (1778–1805)" kann bei der Stiftung für das sorbische Volk eingesehen oder käuflich erworben werden.
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