Friday, May 30, 2014

FERNSEHEN: Tbilissi - Georgiens multikulturelle Hauptstadt findet zu sich selbst - Sonntag, 01. Juni um 16:50 Uhr (arte.tv/metropolis)

(arte.tv/metropolis) Tbilissi - Georgiens multikulturelle Hauptstadt findet zu sich selbst. Sie ist kreativ, geistreich und schön: die sich entlang der Kura in Terrassen an die weinbelaubten Hänge schmiegende 1,4-Millionen-Metropole.



Sie ist kreativ, geistreich, schön: die sich entlang der Kura in Terrassen an die weinbelaubten Hänge schmiegende 1,4 Millionen-Metropole Tbilissi, gegründet 485 durch König Wachtang I. Gorgassali. Die heutige Hauptstadt des Kaukasusstaates Georgien, der sich gerne als „Balkon Europas“ versteht und dessen Regierung derzeit die Annäherung an Europa betreibt, hat eine bewegte Geschichte. Einst an der Kreuzung der Karawanenstraßen vom Schwarzen Meer nach Persien, Indien und China gelegen, wurde Tbilissi oft von fremden Herrschern regiert, war oströmische Provinz, wurde im 7.Jht.arabisch, dann persisch, byzantinisch, seldschukisch und türkisch. 1801 annektierte der russische Zar die Stadt und machte sie zur Verwaltungszentrale für den Kaukasus, 1918 wurde Georgien Teil der Sowjetunion. Nach der Unabhängigkeit 1991 und dem Militärputsch gegen Swiad Gamsachurdia geriet das Land an den Rand des Bürgerkriegs, versank in Korruption, Kriminalität und Hoffnungslosigkeit, bis 2003 die Rosenrevolution eine reformerische Wende in Georgien brachte.

Tbilissi ist eine charmante Stadt, mit ihrer kopfsteinbepflasterten Altstadt, durch die einst die Seidenstraße führte, mit den geschnitzten Holzbalkonen und Vestibülen, ihrem 700 Jahre alten Bäderviertel, der mittelalterlichen Burgfestung, den Prachtbauten des 19.Jhts. mit dem Rustaveli- Boulevard als Flaniermeile sowie einer Vielzahl alter Gotteshäuser. Die meisten Intellektuellen und Künstler verließen in den 1990-er Jahren ihre Heimatstadt Tbilissi, wie die Eltern der heute international renommierten Geigenvirtuosin Lisa Batiashvili. Regelmäßig besucht sie ihre Familie und engagiert sich in der Musikförderung. Vor einigen Jahren zurückgekehrt nach Tbilissi ist die Filmemacherin und Drehbuchautorin Nana Ekvtimishvili, die mit ihrem deutschen Mann Simon Groß nicht nur den 0scar-nominierten Film „Die langen hellen Tage“ über die Entführung und Zwangsverheiratung eines Mädchens im Georgien der 1990-er Jahre gedreht hat, sondern auch gemeinsam mit ihm die erste Eisdiele in Tbilissi betreibt.

Tbilissi, was übersetzt „warme Quelle“ heißt, ist eine Stadt des Wandels, deren rasante Veränderung sich nicht nur im Straßenbild, sondern auch in einer quirligen Kulturszene manifestiert, in der sowohl traditionelle Folklore und die Wiederentdeckung des Jahrhunderte alten Liedguts (UNESCO-Weltkulturerbe) angesagt ist, wie hippe Experimente, moderne Kunst und zeitgenössisches Design. Da gibt es etwa das „Open Window-Projekt“ zur Förderung der neuen visuellen Kultur, das die Galeristin Irena Popiashvili leitet und Künstlern in Fenstern von leerstehenden Gebäuden Ausstellungsflächen bietet. Dokumentiert hat den Wandel auch der Fotograf Guram Tsibakhashvili. Sein besonderes Interesse gilt den Friedhöfen der Stadt, die Zeugnis ablegen von ihrer Geschichte, den unterschiedlichen Ethnien und den Gewohnheiten der Tbilisser im Wandel der Zeit.

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