Sunday, July 08, 2007

GEOPOLITIK:

Merkels Gas-Trauma
05. Juli 2007 von Spiegelfechter
von Jens Berger

Spiegelfechter geht sehr forsch und engagiert vor und bemüht sich um um eine scharfe Zunge, die zum Nachdenken anregt. Selten findet man solch einen umsichtigen Artikel, der um Zusammenhänge bemüht ist, der auch Unbequemes zur Sprache bringt, obwohl man ja kaum rechtmäßig oder gar gesetzesmäßig behaupten kann, wie es in Zukunft weitergeht; und das hat die Geschichte oft bewiesen.
Totz allem ist es ein lohnenswerten Artikel, der imperiale Machenschaften zum Thema hat, wobei das Gerangel um die Energie-Ressourcen recht anschaulich wird. Merkels Gas-Trauma beinhaltet, und das verrät schon die Überschrift, dass die Beschreibung geopolitischer Aktionen, einen individuellen, ja sogar psychologischen Nimbus von Akteuren erhalten hat, wenn man sich darüber einen Begriff machen will. Und das verrät, wie befindlich die ganze Situation geworden ist. Kaum gelingt eine gelassene Reflexion einer umfassenden Strukturproblematik, mit der man auch noch etwas anfangen kann:

"Innerhalb weniger Tage hat sich die Energiekarte Europas grundlegend geändert. Russland wird auf sehr lange Zeit Europas Gaslieferant Nummer Eins sein. Merkels Traum von einer unabhängigen Energieversorgung ist ausgeträumt."
Vor allem sind die Kommentare im Anschluss "wohltuend". Sie ergänzen den Artikel trefflichst. Doch immer wieder wird die Weltpolitik, die ja meistens von merkwürdigen Vertretern auf das Energieproblem samt Klimakatastrophe reduziert wird, nur noch mit Staatsmännern und -frauen in Verbindung gebracht. Ob das so gesehen, aufklärerischen Ansprüchen genügt, wage ich zu bezweifeln - denn das wäre doch ein bizarres Theater; und oftmals langweilig obendrein. Keineswegs ist zu entkräften, dass der Wohlstandwesten nur noch neurotisch darauf reagiert. Europäisch heißt, Angst haben vor der "Gewissheit", dass ihm bald das Licht aus geht. Doch jetzt fange ich ja auch schon an, das ganze psychologisch zu betrachten ... Bleibt uns diesbezüglich nichts anderes mehr übrig? Das Argument, das Wirtschaftprozesse manchmal unerwartete Veränderungen unterliegen wird anhand der Holländischen Krankheit angemerkt. Diese gelingt wohl jedoch mehr für freie Märkte mit ihrer entsprechenden Dynamik. Wie andere Staaten damit umgehen, ist im Einzelfall anzusehen:
"Europa bezahlt bereits den größten Teil der Energieimporte aus Russland in
Euro. Das ist für Russland aber nicht ungefährlich. Siehe:
Holländische Krankheit"

Interessant fand ich auch die Sicht auf den Iran. Hier wird ein Problem verdeutlicht, dass das nicht ausnehmend nur den Iran betrifft, sondern wohl auch den Umgang all der anderen Interessens-Verbände mit dem ressourcenreichen Erdteil:

"Besäße Merkel Cojones, könnte sie ihren Traum noch retten, indem sie auf Iran zuginge und für ein Einlenken im Atomstreit eine umfassende Energiepartnerschaft in Aussicht stellte. Über die Nabucco-Pipeline könnte iranisches Gas eine echte Alternative darstellen. Dies wäre eine echte Win-Win Situation. Die EU und Iran hätten beide massive Vorteile. Da Merkel aber lieber auf die Ratschläge jenseits des Atlantiks hörte, wird sich Putin auch Irans Gas über langfristige Kontrakte sichern und es nach Europa transportieren."


(Ralph Hälbig)

Der ganze Artikel: Merkels Gas-Trauma

Mehr: Great Game, Russland

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