Sunday, June 09, 2013

PODCAST: Pink Stalin in Georgien. Stalin-Sarkasmus aus der Sprühdose. Von Andi Hörmann (funkhauseuropa.de)

(funkhauseuropa.de) Seit unter Bidsina Iwanischwili die neue Regierungspartei "Georgischer Traum" an der Macht ist, kann man vor allem in georgischen Kleinstädten beobachten, dass alte Stalin-Statuen wieder aufgestellt werden. Eine Gruppe von Aktivisten, die mit der Stalin-Wiederbelebung nicht viel anfangen kann, bemalt diese Monumente in Nacht-und-Nebel-Aktionen mit rosa Farbe.



Ein Großteil der Bevölkerung Georgiens verehrt Stalin noch heute als Held. Der Mythos um seine Person pendelt immer noch in der Bevölkerung zwischen Kultfigur und Hitlervergleich. Viele sind nach wie vor stolz auf den berühmtesten Bürger des Landes, denn der sowjetische Diktator ist gebürtiger Georgier. Der Regierungswechsel im Oktober 2012 brachte auch eine schleichende Stalin-Renaissance mit sich: Bronze-Büsten und Stein-Statuen wurden in manchen Städten einfach wieder aufgestellt.

Doch seit diesem Frühjahr sieht man an den maroden Hausfassaden der Altstadt von Tiflis nun hunderte Pink-Stalin-Stencils, also mit Schablonen gesprühten Graffitis mit dem Konterfei des Diktators. Sozusagen: Stalin im Erdbeerlook - Haare und Schnauzbart in rosa Farbe. "Rosa gilt vielleicht als komische Farbe. Mit dieser komischen Farbe wollte man Stalin als Clown darstellen. Ein Mensch in Rosa bemalt sieht einfach komisch aus." Meint Levan Gambashidze, er ist Anfang 30, Doktorand an der philosophischen Fakultät der staatlichen Universität Iwane-Dschawachischwili und einer der Vordenker der Pink-Stalin-Aktivisten. Die Polit-Aktivisten um Levan Gambashidze rühren mit Pink Stalin im Farbtopf einer düsteren Vergangenheit, malen den Diktator als Witzfigur, und den aufgeklärten Georgiern bleibt das Lachen im Halse stecken.

Stalin-Sarkasmus aus der Sprühdose: Comichaft und grotesk. 

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Stalin-Sarkasmus aus der Sprühdose: Comichaft und grotesk. Denn Stalin war nun mal ein Volksverhetzer und Völkermörder - 60 Jahre nach seinem Tod spaltet er die georgische Bevölkerung nun aufs Neue: "Wenn unsere Kultur entscheidet, dass Stalin ein Diktator ist, dass es peinlich ist, ihn als guten Georgier zu bezeichnen, dann ist alles o.k. Aber bis dahin brauchen wir noch ein bisschen Arbeit."

Junge, aufgeklärte Georgier wie Levan Gambashidze sind skeptisch aber wachsam gegenüber der neuen Regierungspartei. Rechtlich ist das schon irgendwie eine Grauzone: Die Pink-Stalin-Graffitis sprühen sie ganz bewusst nur an marode Hauswände und Bauzäune. Die Pink-Stalin-Aktivisten sollten jedenfalls auf der Hut sein, denn das Bemalen von Stalin-Statuen ist jedenfalls in den Augen der Regierung kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat. Wer erwischt wird, dem drohen drei bis fünf Jahre Freiheitsstrafe. Doch Levan Gambashidze nimmt die Strafe in Kauf: "Wenn man in Georgien im 21. Jahrhundert ins Gefängnis geht, weil man Stalin-Statuen bemalt, dann bin ich dafür bereit!" (Andi Hörmann

More here: 
Georgia: Pink Stalin (theyounggeorgians.wordpress.com)
Stalin Statue Daubed With Pink Paint in Georgia (en.rian.ru) 
Stalin Statue painted in Pink in Zemo Alvani, Georgia (rustavi2.com) 
Pink Stailn against collaborationist government (ireport.cnn.com) 
facebook.com/PincStalin 
Pink Paint sprayed at Stalin (georgianews.ge)
Fifty Shades of Stalin (tol.org) 
Stalin statues paint bombed, damaged (dfwatch.net) 

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