FILM:
Donnerstag, 9. November 2006 / 21.00-21.30 Uhr / 3SAT
Fremde Kinder: Ramsan und seine Brüder
Dokumentarfilm, Deutschland, 2006, 29 min
Von Natia Arabuli
Nicht weit von der Grenze zu Tschetschenien, im georgischen Teil des Hohen Kaukasus liegt das Pankisi-Tal, dass einmal in den Medien Aufmerksamkeit erregte, als Russland es bombardierte und behauptete Osama bin Laden würde sich dort verstecken. Im Pankisi-Tal leben die Kisten. Diese kleine Minorität sind moslimischen Glaubens, die immer schon in diesem tal lebten. Seit dem die zwei Tschetschenienkriege toben, also seit Anfang der 90-iger Jahre, kamen viele tschetschenische Flüchtlinge dorthin. Einer von den Hals über Kopf Flüchtenden war der zwölfjährige Ramsan Magamaew mit seiner Mutter und seinen drei Brüdern.
Diese Familie aus dem kriegsüberzogenen Nordkaukasus lebt jetzt seit Jahren unbehelligt in dem Dorf Duissi in zwei Zimmern. Der Vater Ramsans ist nicht nur in Grozny zurück gebliebenen. Ramsan hat ihn auch nach dem Krieg nicht mehr gesehen.
Die vier Kinder sind tagsüber auf sich allein gestellt. Allein die Mutter besorgt den notdürftigen Lebensunterhalt der Familie durch ihre Arbeit bei einer Hilfsorganisation. Der Junge Ramsan muss die Verantwortung für seine Geschwister tragen. Er kocht, putzt, spielt mit ihnen. Dabei ist es ihm strengsten untersagt, sich vom Haus zu entfernen. Ramsans Leben ist daher ruhig und ohne größere Aufregungen. Es ist eine kleine und eingeengte Welt. Die Zeit scheint still zu stehen. Die kleine Familie sehnt sich immer noch danach, in ihre Heimat nach Tschetschenien zurückzukehren. Jedenfalls hoffen sie, den Vater wieder zu sehen.
Einigen Tschetschenen ist das Pankissi-Tal ist doch vertraut geworden. Die Landschaft ist, wie überall im Kaukasus, atemberaubend schön. Und der Junge Ramsan bringt es ernsthaft auf den Punkt: "Hier schießt niemand, und hier sind keine russischen Soldaten."
Der Dokumentarfilm von Frau Arabuli entstand unter schwierigsten Bedingungen. Nicht so sehr die Logistik, die Technik und die Organisation waren ausschlaggebend. Nicht weil die Bewohner des abgelegenen Pankisi-Tals Bergbewohner sind, und daher nicht leicht zugängig sind. Mittlerweile sind sie noch mehr skeptisch gegenüber den Medien. Sie haben Angst, ausspioniert zu werden. Doch gerade weil auch die Filmemacherin Natia Arabuli aus einer bekannten Familie aus den Bergen stammt, gelang es ihr das Vertrauen der Menschen zu gewinnen und Ramsan und seine Familie in ihrem Alltag zu begleiten. Ich selbst begegnete mal dem Arabuli-Clan nicht weit von der Georgischen Herrstraße am Ende eines beeindruckenden Seiten-Tals in einem wunderschönen Dorf mit Namen Dschuta (Foto).
Foto: Hans Heiner Buhr (www.kaukasus-reisen.de)
Natia Arabuli wurde 1967 in Dschuta (Foto) geboren. Nach abgeschlossenem Philologie-Studium und anschließender Lehrtätigkeit studierte sie von 1997 bis 2002 Fernsehregie an der Iwane-Dshawachischwili-Universität in Tbilissi. Sie drehte schon mehrere kurze Dokumentarfilme. Ihre Regieausbildung vervollständigte Natia Arabuli durch ein Aufbaustudium an der Bayerischen Akademie für Fernsehen in München. 2004 kehrte sie nach Tbilissi zurück und gründete eine eigene Produktionsfirma. Parallel dazu arbeitet sie als Dozentin an der Universität.
Link: http://khevsureti.blogspot.com/
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