Tuesday, April 24, 2007

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Länder - Menschen - Abenteuer
Türkei - Die Wächter des Ararat (WH von SO)

Ein Film von Martin Thoma

Er ist der höchste Berg der Türkei: 5165 Meter. Und der einzige freistehende Fünftausender der Welt: der Ararat. Der Ort, an dem der Legende nach die Arche Noah gestrandet ist. Jahrzehntelang pilgerten Abenteurer zu seinem Gipfel in der Hoffnung, das biblische Wrack zu finden. Aber der Ararat liegt in Kurdengebiet, mitten in einer militärischen Sperrzone. Deshalb trauen sich heute kaum noch Touristen her. Darunter leiden vor allem die Ararat-Nomaden, die sich früher an Bergsteiger als Träger verdingten. Der Film erzählt aus der Perspektive des Nomadenjungen Erhan, der davon träumt, später einmal sein Geld als Fremdenführer zu verdienen.
Der Zwölfjährige gehört zum Stamm der Jelali. Seit Jahrhunderten ziehen die kurdischstämmigen Wanderhirten mit ihren Schafen über die Hänge des Ararat entlang den Grenzen zu Armenien und dem Iran. Die Türken nennen sie "Wächter des Ararat". Auf ihre Ortskenntnis und Bergerfahrung konnten sich Expeditions- und Reiseveranstalter stets verlassen. Bis zum Ausbruch des Bürgerkrieges, als der Ararat zum Rückzugsgebiet für PKK-Guerilla-Kämpfer wurde, brachte der Bergtourismus den Jelali dringend benötigte Zusatzeinkünfte. Ihre Camps dienten als Basislager, sie errichteten Teestuben und verkauften Decken und Teppiche als Souvenirs. Im abgelegenen Ostanatolien hatten die archaisch lebenden Nomaden Kontakte mit Besuchern aus der ganzen Welt. Aber vor allem der Lohn, den die Männer als Bergführer bekamen, sicherte das Überleben ganzer Großfamilien.
Schon mit zehn, zwölf Jahren stiegen deshalb viele Jelali-Jungen zum ersten Mal auf den eisigen Gipfel. So früh wie möglich wollten sie sich als Helfer und Träger bewähren, später als verantwortlicher Führer. So auch Erhans Vater Mehmet, sein Onkel Halil und sein älterer Bruder Davut, der in Erhans Familie der Einzige ist, der Geld verdient. Ihm vor allem will der Zwölfjährige nacheifern. Denn auf der Spitze des Fünftausenders zu stehen, ist bei den Jelali noch heute die Mutprobe, die es zu bestehen gilt, um in die Welt der "richtigen" Männer aufgenommen zu werden. Und vielleicht werden eines Tages doch wieder Besucher aus dem Ausland kommen, um neben dem Bergsport auch Schatzsuche zu betreiben und im Gletschereis doch noch auf eine Planke der biblischen Arche zu stoßen.
Ein Team von Länder-Menschen-Abenteuer besuchte Erhans Familie auf ihrer Sommerweide und begleitet den Nomadenjungen, als er zusammen mit seinem älteren Bruder und seinem Onkel endlich das erste Mal zum Gipfel des Ararat aufbrechen darf.

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