Thursday, February 19, 2009

MUSIK: Kaukasus statt Korsika

VON LEON SCHERFIG, MÜNSER

Münster - Geografisch liegt Frankreich zwar nicht am Schwarzen Meer, musikalisch schien das aber belanglos, so vertraut schöpften die drei Französinnen von "Voix Polyphoniques" beim Konzert im Pumpenhaus aus dem traditionellen Liedergut aus Georgien.

Bei dem aus Marseilles stammenden Trio, das sich im Jahr 1991 zusammenschloss, steht eigentlich die Musiktradition der französischen Mittelmeerinsel Korsika im Mittelpunkt: die „Pulifunia“, der zumeist dreistimmige, traditionelle A-Cappella-Gesang.

An diesem Abend, der Teil der Reihe „Klangkosmos Weltmusik“ war, ging es aber ausschließlich um das Land am Kaukasus. Inspiriert wurden die Drei von einer Reise durch Georgien. Ihre Erlebnisse und Erfahrungen vertonten sie nun in einem bunt gemischten, musikalischen Reisetagebuch, das von dem fremden Land und seinen jahrhundertealten Traditionen erzählte.Kein Ton fiel indes über die eigene kulturelle Herkunft, über Korsika. Was zunächst verwunderte, da sich das Trio seinerzeit gegründet hatte, um dem in Vergessenheit geratenen korsischen Kulturgut neues Leben einzuhauchen. Ein Vorhaben, das auch durchaus politisch brisant war, zumal die französische Regierung die korsische Sprache - und damit auch die Musik - bekanntermaßen lange Zeit streng reglementierte. Keine Politik also von „Voix Polyphoniques“: „Uns geht es bei dieser Aufführung nur um die Musik, die wir einfach lieben“, sagt die Sängerin Helen Chadwick. Musikalisch haben Korsika und Georgien vieles gemein, hier wie dort ist die Polyphonie wichtiger Bestandteil der Musiktradition. Dass das Trio in seinem Element war, hörte man mit dem ersten Ton.Reduziert ist der Auftritt; Brigitte Cirla, Helen Chadwick und Marianne Sunner benötigen nur ein Mikrofon, ihre Stimmgabeln und ein Glas Wasser, um die beanspruchte Kehle zu erfrischen. Und doch schaffen sie es, die Gäste auf eine beeindruckende Reise mitzunehmen. Von der Hauptstadt Tiflis bis in abgelegene Bergdörfer im kleinen Kaukasus führt der Weg, sie erzählen von Sitten und Bräuchen der Einheimischen, von Hochzeiten und Festen. Zwischen den Liedern entführen kleine Anekdoten das Publikum in die Fremde. Und für einen Moment scheint das Schwarze Meer ganz nah. (quelle: ivz-online.de)

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