(kleinezeitung.at) Drei Mädchen in einer gottverlassenen Konfliktzone. Es geht ums Überleben, und dann auch noch ums Erwachsenwerden in diesem atemlosen Romandebüt: "Abzählen" von Tamta Melaschwili. In stakkatoartiger Sprache wird hier vom Leben im Krieg erzählt, von den Zurückgebliebenen, von Kindern, Alten, Krüppeln, die sich allerhand einfallen lassen müssen, um am Leben zu bleiben.
Die Kulturvermittlung Steiermark bewies hier einen guten Riecher: Derweil sie die georgische Schriftstellerin als Stipendiatin in Graz zu Gast hatte, erhielt diese auf der Frankfurter Buchmesse prompt den Preis für das beste Jugendbuch.
Ihre Heimat Georgien gilt hier nicht gerade als ein Wunderland der Literatur. Von wem wurden Sie als Stipendiatin geholt?
MELASCHWILI: Ich wurde von meinem Schweizer Verlag an das Cultural City Network CCN) in Graz empfohlen und nach dem üblichen Bewerbungsprozedere auch eingeladen. Und Sie haben recht, Georgien ist kein bekanntes Literaturland. Dafür gibt es mehrere Gründe, besonders wenn man an die Sowjet-Vergangenheit denkt. In dieser Zeit wurden Übersetzungen aus dem Georgischen nicht gerade angeregt. Man muss aber auch sagen, Georgien ist ein kleines Land in einem turbulenten politischen Kontext, dessen Sprache nur etwa 4,5 Millionen Menschen sprechen.
Ihr preisgekrönter Debüt-Roman "Abzählen" erschien im Original in Tiflis. Wie viel Beachtung fand das Buch in Georgien selbst?
MELASCHWILI: "Abzählen" habe ich im Sommer 2010 geschrieben, und 2011 bekam ich dafür den Literatur-Hauptpreis in Georgien. Ich hatte sehr gute Kritiken und auch die Resonanz bei den Lesern war gut. Die Übersetzung ins Deutsche war dann ausschlaggebend für den gesamten Erfolg des Buches.
"Abzählen" ist ein Kriegsroman aus der Sicht von Teenagern. Wie findet man diese Imaginationskraft?
MELASCHWILI: Ich werde nie bestreiten, dass ich während der Arbeit an diesem Buch vom Krieg zwischen Georgien und Russland im Jahr 2008 tief getroffen und beeinflusst war, aber weder Ort noch Zeit sind in meinem Text definiert. Ich wollte hervorheben, wie tragisch das Leben einfacher Menschen in einem Krieg ist, egal, wo er stattfindet.
Wie haben Sie selbst den Kaukasuskrieg erlebt?
MELASCHWILI: Ich war zu Hause, während die nahe Umgebung bombardiert wurde. Das war eine der schlimmsten Erfahrungen in meinem Leben. Danach fühlte ich mich völlig unsicher und von allem anderen eher abhängig als von mir selbst.
Wie war es, als Stipendiatin aus Georgien nach Graz zu kommen und diese Stadt mit einem Preis der Frankfurter Buchmesse wieder zu verlassen?
TAMTA MELASCHWILI: Ich genoss meinen Aufenthalt als "Writer in Residence" sehr und war dann auch sehr glücklich, mit dem Preis für das beste Jugendbuch geehrt zu werden. INTERVIEW: OTMAR KLAMMER
Saturday, December 28, 2013
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