Aruchlo, Transkaukasien
(S. Hansen, Eurasien-Abteilung)
Die Ausbreitung der bäuerlichen Wirtschafts- und Lebensweise aus dem Fruchtbaren Halbmond in die nördlich angrenzenden Gebiete des Kaukasus ist noch unzureichend erforscht. Zwar sind Siedlungen des frühen Neolithikums in diesem Großraum seit längerem bekannt und einige auch durch kleine Grabungen sondiert, doch fehlt es bislang an detaillierten Angaben zu Chronologie, Wirtschaftsweise, Hausbau, Siedlungsstruktur u. a. m. Um diese Kenntnislücke zu füllen, werden seit 2005 Ausgrabungen auf dem frühneolithischen Siedlungshügel Aruchlo I unweit von Tiblissi durchgeführt. Vordergründige Ziele des Projektes sind die Bereitstellung von Basisdaten zur Siedlungs- und Lebensweise sowie zu den Umweltverhältnissen, der Aufbau einer Chronologie der Siedlungshorizonte sowie die Klärung des Verhältnisses zu den benachbarten Tell-Siedlungen. Daneben wird die Rolle Aruchlos im Obsidianhandel eine wichtige Rolle spielen. An der komplexen Erforschung des Platzes und seines Umfeldes sind verschiedene archäologische und naturwissenschaftliche Disziplinen beteiligt. Das Projekt Aruchlo verspricht neue Erkenntnisse zum Prozeß der Neolithisierung in der Kaukasusregion. Langfristig sind weitere Ausgrabungen an frühneolithischen Siedlungen in benachbarten Regionen von Azerbajdjan, Iran und Turkmenistan geplant. Damit ergibt sich die Möglichkeit eines Vergleichs von Anpassungsstrategien früher Bauern an ganz unterschiedliche Umweltbedingungen.
Quelle: Deutsches Archäologisches Institut
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