Im EM-Interview widmen wir am Ende des ersten Krisenjahrs dem globalen Finanz-Unwesen. Prof. Dr. Max Otte, Experte für Unternehmen, Wirtschaft und Finanzmärkte, erläutert im Gespräch mit dem Eurasischen Magazin „Das Paradox des Hyperkapitalismus“. Bankangestellte seien austauschbar, weil sie nur noch in Kombination mit einer bestimmten Software und bestimmten Prozessen funktionierten. Kaufmännische Entscheidungen erfolgten nicht mehr auf nüchterner Kalkulation - Wirtschaft betreibe man nach Stimmungslage. Weltweit würden die Risiken vernachlässigt, und die Wirtschaftsleistung breche in der Folge simultan ein. So charakterisiert Otte das Verhalten vieler Banker und Manager. In dieser Synchronität sei das ein neues Phänomen.
Die „Russlanddebatte“ im Eurasischen Magazin geht weiter. Diesmal mit sechs namhaften Experten:
Dr. Dr. Andreas Umland fragt: „Ist Demokratie für Russland etwas ‚Künstliches’?“
Dr. Wladislaw Below erläutert: „Russland hat noch einen langen Weg vor sich“.
Alexander Rahr konstatiert: „Die russischen Eliten sind vom Westen tief enttäuscht“.
Kai Ehlers stellt will wissen: „Worüber lohnt es zu diskutieren“.
Rudolf Maresch schildert den Zustand: „Zwischen Ressentiment und Appeasement“.
Prof. Dr. Leonid Luks fragt nach der russischen Alternative: „Freiheit oder imperiale Größe?“.
Warum das geschenkte Wachstum in Bulgarien nicht nachhaltig ist, erläutert Michael Derrer.
Weshalb die Militärreform in Georgien eher potemkinsch daherkommt, schildert Johannes Wetzinger.
Woher in der lettischen Hauptstadt Riga die Wut auf britische Junggesellenabschiede rührt, berichtet Berthold Forssman.
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Für die kommende Ausgabe sind weitere Beiträge zur Russlanddebatte geplant und außerdem die Besprechung von „Experiment Kosovo“ des Autors Hannes Hofbauer, die dieses Mal leider verschoben werden musste.
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Termine - Januar 2009
„Die Rückkehr der Götter: Berlins verborgener Olymp“ · Studioausstellung „Sergej M. Eisenstein“ · „China´s ReVision – Focus Beijing“ · „Drachen, Lotos, Schneelöwen – Teppiche vom Dach der Welt“
Eurasien-Ticker - Januar 2009
Eurasia-Wolkenkratzer in Moskau · In der Krise pflücken Spanier wieder selbst Oliven · China lässt flüchtige Manager von Interpol suchen · Jeder dritte EU-Bürger nutzt bereits Internetbanking · Ostasiatische Wirtschaftsmächte gemeinsam gegen die Krise
EM-Interview
Finanzkrise: Das Paradox des Hyperkapitalismus
Bankangestellte sind austauschbar, weil sie nur noch in Kombination mit einer bestimmten Software und bestimmten Prozessen funktionieren. Kaufmännische Entscheidungen erfolgen nicht mehr auf nüchterner Kalkulation - Wirtschaft betreibt man nach Stimmungslage. Weltweit werden die Risiken vernachlässigt, und die Wirtschaftsleistung bricht in der Folge simultan ein. So charakterisiert Prof. Dr. Max Otte, Experte für Unternehmen, Wirtschaft und Finanzmärkte, im Gespräch mit dem Eurasischen Magazin, das Verhalten vieler Banker und Manager. In dieser Synchronität sei das ein neues Phänomen.
Russlanddebatte
Ist Demokratie für Russland etwas „Künstliches“?
Zwar werden wohl nur wenige Kollegen die Einschätzung, die ich in der letzten Ausgabe des Eurasischen Magazins vorgestellt habe, in ihrer Gesamtheit einschränkungslos teilen. Aber der Grundtenor dürfte sich bei vielen Mitgliedern der politologischen Fachverbände in Ost und West nicht prinzipiell von meiner Interpretation unterscheiden. Dies hängt u. a. damit zusammen, dass die Politologie als akademische Disziplin de facto eine Demokratiekunde und zudem eine ausdrücklich universalistisch orientierte Wissenschaft ist bzw. als solche zunächst in Großbritannien und den USA entstand.
Russlanddebatte
Russland hat noch einen langen Weg vor sich
Wer nur den augenblicklichen Stand der russischen Entwicklung sieht und daraus auf seine Demokratiefähigkeit schließt, macht es sich zu einfach, erklärt Wladislaw Below. Der russische Wirtschaftsfachmann sieht für sein Land eine Aufwärtsentwicklung voraus, die kaum vorhersehbar und mit der anderer Länder nicht vergleichbar ist. Denn, so Below: Russland ist in vielerlei Hinsicht ein einmaliges Land.
Russlanddebatte
„Die russischen Eliten sind vom Westen tief enttäuscht“
Dr. Umland sagt in seinem Beitrag „Ist Demokratie für Russland etwas Künstliches?“, der ebenfalls in dieser Ausgabe des EM erscheint, einen wichtigen Satz: Westliche Politologie ist gleich Demokratiewissenschaft. Eine Hinterfragung der Demokratisierungsnotwendigkeit - oder Fähigkeit eines Landes oder einer Gesellschaft wird demnach als amoralisch und politisch unkorrekt betrachtet.
Russlanddebatte
Worüber lohnt es zu diskutieren?
Selbstherrschaft plus Dienstadel und Kirche auf der einen Seite, auf der anderen die von dieser Bürokratie verwalteten, über weite Strecken der Geschichte geradezu versklavten Dörfer: Diese Grundstruktur der russischen Gesellschaft hat sich durch alle Modernisierungsschübe hindurch immer wieder auf neuer Ebene durchgesetzt. Die Frage erhebt sich, ob die aktuelle Modernisierung einen Schritt darüber hinaus schafft. Das ist Russlands Grundfrage. Die Frage nach der Demokratie und nach welcher Demokratie, wird in Russland nicht an erster Stelle diskutiert, wie Dr. Dr. Umland in seinem Beitrag meint, der auch in dieser Ausgabe veröffentlicht ist und den Titel trägt: Ist Demokratie für Russland etwas „Künstliches“?
Russlanddebatte
Zwischen Ressentiment und Appeasement
Das Russland-Bild des Westens wird nach wie vor von alten Vorurteilen, überkommenen Reflexen und Feindbildern beherrscht. Sie stammen weitgehend noch aus der Zeit des Kalten Krieges. Auch in dieser Debatte scheinen sie wieder auf. Die Frage, die ich angehen möchte, ist aber, ob man mit zweiwertigen Beobachtermustern, die die bipolare Feindordnung des vergangenen Jahrhunderts nur reproduzieren, der Entwicklung der Welt und der geopolitischen Lage des heutigen Russlands gerecht wird. Oder ob man mit idealtypisch konstruierten Messskalen, die das Fremde am jeweils Eigenen messen nur ein recht eingeschränktes und rudimentäres Bild von jenen weltpolitischen Realitäten erhält, mit denen Moskau, aber auch Washington, Peking und andere derzeit konfrontiert sind und in Zukunft konfrontiert sein werden.
Russlanddebatte
Freiheit oder imperiale Größe? - Anmerkungen zur politischen Kultur Russlands
Seit dem Dekabristenaufstand des Jahres 1825 wird Russland immer wieder von dieser Frage gebeutelt. Sie überdauerte das kommunistische Regime und ist auch jetzt in der Ära Putin wieder bestimmendes Element der russischen Politik. Derzeit votieren die politischen Eliten ziemlich eindeutig für neue Größe. Das gilt auch für die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung, wie Umfragen ergeben. Nur eine Minderheit kämpft für demokratische Spielregeln. Aber ein erneuter demokratischer Aufbruch ist immer noch denkbar.
Bulgarien
Geschenktes Wachstum ist nicht nachhaltig
Die Wirtschaft des EU-Neulings ortet jetzt auch Signale der beginnenden Krise. Die großen Erschütterungen stehen erst noch bevor.
Georgien
Potemkinsche Militärreform
„Weit verbreitetes Missmanagement, unqualifizierte Führung und Bedarf an weitreichender Reform“ – mit diesen drastischen Worten fasste die New York Times einen vertraulichen Bericht des Pentagon über den Zustand der georgischen Armee zusammen, welcher der renommierten Tageszeitung in Auszügen zugespielt wurde. Nachdem die Streitkräfte der Südkaukasusrepublik bereits im August 2008 durch einen „Fünf-Tage-Krieg“ gegen Russland in ihren Grundfesten erschüttert worden waren, kratzt dieser Bericht weiter am einstigen Prestigeprojekt der georgischen Führung. Trost spenden sollen nun allerdings fortgesetzte US-Militärhilfe und ein bilaterales Partnerschaftsabkommen mit den Vereinigten Staaten, dessen Unterzeichnung noch vor dem Amtsantritt Barack Obamas geplant ist.
Rechtsradikale Russen
Minderjährige russische Skinheads morden ohne Angst
Für 20 Morde wurden die Anführer einer Moskauer Skinhead-Bande mit zehn Jahren Arbeitslager bestraft. Bei der Urteilsverkündigung wurde getuschelt und gelacht.
Globalisierung
Viele Europäer sind Sprachmuffel
Aller Globalisierung und Internationalisierung zum Trotz: Nur etwa jeder zweiter EU-Europäer spricht eine Fremdsprache. Als Muttersprache hält Deutsch in der Europäischen Union den Spitzenplatz.
Islam
Das Denken und Wirken von Muhammad Schahrur
Muhammad Schahrurs Werk ist ein umfassender Versuch, die Religion des Islam mit moderner Philosophie ebenso in Einklang zu bringen wie mit dem rationalen Weltbild der Naturwissenschaften. Seiner Ansicht nach ist die Rechtssprechung im Namen Gottes eine Farce zugunsten politischer Machtkalküle. Loay Mudhoon stellt den streitbaren Reformdenker vor.
Lettland
Wut über britische Junggesellenabschiede
Billigflieger machen die lettische Hauptstadt Riga zum begehrten Reiseziel für Wochenendtouristen aus Westeuropa. In Großbritannien gilt Riga mittlerweile als Eldorado für Junggesellenabschiede. Zahlreiche Agenturen haben dafür sogar Pauschalangebote ins Internet gestellt. Lettische Gästeführerinnen begleiten die jungen Männer in einschlägige Nachtclubs und Kneipen. Immer häufiger arten diese Partys jedoch inzwischen in Saufgelage aus. Frauenorganisationen prangern diese Touren inzwischen sogar als verdeckten Sextourismus an.
Gelesen
„Putin nach Putin – das kapitalistische Russland am Beginn einer neuen Weltordnung“ von Alexander Rahr
Was ist von „Putin nach Putin“ zu erwarten? In EU-Europa, wo ständig die Angst vor den aggressiven Russen geschürt wird und davor, dass sie das Gas abdrehen könnten, wird übersehen, dass längst viel mehr im Gange ist: „Am fernen Horizont sind die Konturen einer neuen Weltordnung“ sichtbar, schreibt Alexander Rahr. Und er beschreibt auch wie diese aussehen kann. Dazu stützt er sich auf Informationen aus dem Kreml und solchen, die ihm beim fünften Treffen der Mitglieder des Waldai-Klubs im Kaukasus zuteil wurden.
Gelesen
„Manual für den Kampf der Kulturen: Warum der Islam eine Herausforderung ist“ von Stefan Weidner
Der Übersetzer, Orientalist und Zeitschriftherausgeber Stefan Weidner hat mit seinem kürzlich veröffentlichten Buch „Manual für den Kampf der Kulturen: warum der Islam eine Herausforderung ist“ den Islam zum historischen und gegenwärtigen permanenten Stifter von Konflikten erklärt, denen er den Terminus „Kulturkampf“ zuweist.
Gelesen
Bücher zum Interview: „Der Crash kommt – die neue Weltwirtschaftskrise und wie Sie sich darauf vorbereiten“ und „Investieren statt sparen – wie man mit Aktien ein Vermögen aufbaut“ von Max Otte.
Lesetip
„Wir schleichen uns nirgends ein“
PDF-Version EM 01-09 · www.eurasischesmagazin.de
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