Wednesday, June 09, 2010

REISE: Tipps für die Motorradreise in Georgien (motorradonline.de)

Der seit 1991 unabhängige GUS-Staat Georgien gewinnt als Reiseland zunehmend Beachtung: Landschaften zwischen Schwarzem Meer und den Fünftausendern des Kaukasus, die im Norden die Grenzlinie zu Rußland markieren, eine jahrtausendealte Kultur und nicht zuletzt seine gastfreundlichen Bewohner machen es vor allem für Enduristen zu einem ganz besonderen Reiseziel. Allerdings zu keinem einfachen. Intensive Vorbereitung und in einigen Landesteilen auch die Inanspruchnahme von Führern ist aus Sicherheitsgründen unerläßlich. Hier die wichtigsten Tips.

Anreise/Fähre:

Auf dem Landweg: Wegen der problematischen Sicherheitslage und der zeitweise gesperrten Grenzübergänge zwischen Rußland und Georgien (Soci/Suhumi) sowie über die Georgische Heerstraße A 301 wird von der Nordumfahrung des Schwarzen Meers über Polen, die Ukraine und Südrußland dringend abgeraten (3000 Kilometer ab Leipzig). Auch wenn damit die Möglichkeit, den Nord-Kaukasus zu bereisen, entfällt. Sicherer ist die südliche Umrundung des Schwarzen Meeres über Ungarn, Rumänien, Bulgarien und die Türkei (Grenzübergänge Sarpi/Batumi oder Posof/Ahalciche). Die ab München rund 3300 Kilometer lange Anreise kann durch Fährpassagen um bis zu 1500 Kilometer verkürzt werden. Die folgenden Preise gelten jeweils für eine Person mit Motorrad, Deckspassage/Kabine, Hauptsaison, einfach Fahrt. Auf Rückfahrticktes werden bis zu 30% Rabatt gewährt. Die preisgünstigste Möglichkeit ist die rund 20stündige Überfahrt ab Venedig, Triest oder Ancona nach Igoumenitsa für 180/320 Mark. Nach der Weiterreise durch Nordgriechenland läßt sich die Fahrt ab Istanbul per 44stündiger Schwarzmeerfähre nach Trabzon/Türkei für 205 Mark (nur Kabine) nochmals um satte 1100 Küstenkilometer verkürzen. (Abfahrt jeweils montags.) Tickets gibt´s nur vor Ort, Reservierungen sind unter Telefon 0090-212/2499222, Fax 2519025 möglich. Eine Alternative dazu ist zweitägige Überfahrt von Burgas/Bulgarien nach Poti/Georgien (jeweils dienstags) für 400 Mark (nur Kabine). Informationen über Spedition Betz (siehe »Motorradtransport«) oder direkt in Burgas, Telefon 00359-564/5359, Fax 8115. Die bequemste, aber auch teuerste Möglichkeit ist die Überfahrt von Venedig direkt nach Izmir/Türkei mit der Turkish Maritime Lines. Im Preis von 475/655 Mark ist auf der 65-stündigen Adria-Ägäis-Kreuzfahrt in allen Kategorien Vollpension inklusive. Flug/MotorradtransportWer sich die Anreise erleichtern will, fliegt nach Tiflis und läßt sein Motorrad per Spedition schicken. Flüge werden von Air Georgia, Turkish Airlines, Austrian Airlines und Swissair für rund 1100 Mark angeboten. Graumarkt-Tickets gibt es bereits ab zirka 900 Mark, zum Beispiel bei Travel Overland, Telefon 089/272760.Motorradtransporte organisiert die Spedition Willi Betz, Max-Planck-Str. 68, 72766 Reutlingen, die seit kurzem Sammelguttransporte nach Georgien anbieten. Die Motorräder werden dafür undemontiert auf einer 2,50 x 1,20 - Palette festgezurrt. Kosten rund 1150 Mark, Infos unter Telefon 07121/141-230, Fax 392.

Dokumente:

Vorgeschrieben sind Internationaler Fahrzeugschein, Internationaler Führerschein sowie ein gültiger Reisepaß plus Visum. Letzteres erteilt die Botschaft der Republik Georgien, Am Kurpark 6, 53177 Bonn, Telefon 0228/957510.
Das Motorrad wird im Paß eingetragen, daher ist derzeit noch kein Carnet de Passages notwendig, aber in Planung (beim ADAC erkundigen). Die grüne Versicherungskarte ist in Georgien nicht gültig, doch viele Versicherer stellen eine Bescheinigung aus, daß der Versicherungsschutz auch in den GUS-Staaten sowie dem asiatischen Teil der Türkei gilt. Dennoch kann bei der Einreise über die Türkei am Grenzübergang Sarpi/Batumi unter Umständen eine Kurzhaftpflichtversicherung für zirka 40 Mark verlangt werden. Der ADAC-Auslandsschutzbrief ist in Georgien, der Ukraine, Rußland (bis zum Ural) und in der gesamten Türkei gültig.

Reisezeit:

Im westlichen Tiefland herrscht von April bis September subtropisches Klima, im Kaukasus Hochgebirgsklima. Im Osten bestimmen zunehmend kontinentale Einflüsse das Wetter, es ist trockener und die Tag-Nachttemperaturen differieren stärker. Beste Reisezeit: Mai bis Oktober.

Finanzen:

Landeswährung ist der georgische Lari (1 GEL = 1,35 DM), der weder ein- noch ausgeführt werden darf. US-Dollar in kleinen Scheinen bieten die beste Wechselbasis (Banken und Wechselstuben in Tiflis), Reiseschecks und Kreditkarten sind außerhalb der Hauptstadt unbrauchbar. Die Preise für Westprodukte bewegen sich auf deutschem Niveau, Unterkünfte sind für den gebotenen Standard teuer, Benzin und die lokalen Produkte auf den Märkten hingegen günstig.

Tanken:

Verbleites Benzin in guter bis ausreichender Qualität (0,45 - 0,70 GEL pro Liter) ist flächendeckend erhältlich, Bleifrei gibt es dagegen nicht. Bei Reisen in abgelegene Gebiete sollte eine Reichweite von 250 Kilometern gewährleistet sein. ÜbernachtenIn Tiflis gibt es neben dem Sheraton einige Unterkünfte der Mittelklasse, die aber mit 60 bis 120 US-$ fürs DZ recht teuer sind. Preisgünstiger ist das ehemalige Intourist-Hotel »Adjara« mit 50 GEL pro DZ; Telefon 0099532/365519; Fax 364476) sowie die über ERKA (siehe organisierte Touren) zu buchende Pension »Kartli«. Zentrumsnahe Privatzimmer vermittelt SAK-Tours für 30 bis 35 GEL pro Person. Außerhalb von Tiflis gibt es Hotels nur in den größeren Städten. Für die Anreise empfehlenswert ist das Hotel Casino Imperial Maltakwa, Zalatoi Ozero Str., im sogenannten Sportkomplex in Poti, Telefon 21426. Liegt am Ortsausgang Richtung Batumi und die ist die 25 GEL pro Person locker wert.
Auf dem Land sind Privatunterkünfte (über ERKA/SAK-TOURS zu buchen) für rund 40 GEL inklusive Halbpension eine hervorragende Möglichkeit, georgische Küche und Gastfreundschaft hautnah zu erleben. Wenn man in abgelegenen Gegenden kein Zimmer reserviert hat, kann man direkt in den Dörfern nach einer Unterkunft gegen Bezahlung fragen. Meist bricht dann rege Betriebsamkeit aus, und in einem Haus wird ein Gastzimmer hergerichtet. Unter Umständen wird man auch von Menschen, die man gerade erst kennengelernt hat, eingeladen und großzügig bewirtet. Bitte die Gastfreundschaft nicht ausnutzen, sondern beim Abschied ein Geschenk oder (dezent!) einige Lari zurücklassen.

Camping:

Speziell eingerichtete Zeltplätze gibt es nicht, und vom wilden Campen muß insbesondere in Swanetien und anderen entlegenen Bergregionen aus Sicherheitsgründen abgeraten werden. Besser auf Bauernhöfen fragen, ob man auf deren Grund zelten darf.

Essen und Trinken:

Die abwechslungsreiche Küche ist es wert, den eigenen Kocher kalt zu lassen.
Neben vielen Straßenständen, an denen gekochte Maiskolben und Chatschapuri (mit Käse gefüllte Teigtaschen) angeboten wird, gibt es unzählige kleine Restaurants, in denen man für wenige GEL landestypisch essen kann: Schaschlik-Spieße, Chinkali (gefüllte Teigtaschen), mit Walnußpaste gefüllte Auberginen (Badridschani) und Salat.

Straßenzustand/Enduro:

Georgiens Straßen sind schlecht. Mit Ausnahme der gut ausgebauten West-Ost-Verbindung Batumi-Tiflis bestehen sie mehr aus Löchern denn aus Asphalt. Gegenstände und Tiere auf der Fahrbahn, hochstehende Schienen, tieferliegende Kanaldeckel, langsame Fuhrwerke und der bei Nässe sehr rutschige Asphalt sorgen oft für heikle Situationen. Unbedingt defensiv Fahren und von Nachtfahrten absehen. Für die Interpretation der Straßenwegweiser sollte Kenntnis über das kyrillische Alphabet herrschen, da sie, wenn überhaupt, nur in Kyrillisch oder dem blumigen Georgisch vorhanden sind. Alle Nebenstraßen aber auch viele als Hauptstraßen ausgewiesene Strecken sind mehr oder weniger Naturpisten. Je nach Region staubig bis felsig, bei Feuchtigkeit sehr rutschig und oft von Lkw extrem zerpflügt, zehren die oft langen Etappen auch bei geübten Fahrern beladener Enduros ziemlich an der Kondition. Aber gleichzeitig bieten sie ein Enduro-Terrain von paradiesischen Ausmaßen. Bei technischen Problemen finden sich an der Ost-West-Magistrale M 27 viele Reifenläden und Reparaturwerkstätten mit viel Improvisationstalent. Ersatzteile sollten im Gepäck sein.SicherheitDas größte Risiko bei Motorradreisen in Länder außerhalb Mitteleuropas sind statistisch weniger Unruhen und Terroranschläge, sondern schlicht und einfach Verkehrsunfälle und die folgende mangelhafte medizinische Versorgung. So auch in Georgien, wo Verkehrsregeln eher ignoriert als beachtet werden, die Sicherheitslage in den meisten Regionen aber eher unbedenklich ist.Schwierig sind dagegen Abhaszien und Südossetien. In der seit 1992 abtrünnigen Republik Abhaszien im Nordwesten Georgiens herrscht zwar Waffenruhe, doch Minen, bewaffnete Banden und das Fehlen jeglicher staatlicher Ordnung verbieten jede Form von Tourismus. Südossetien sollte nur in Begleitung und nach vorheriger Kontaktaufnahme mit den lokalen Behörden bereist werden. Swanetien und Tuschetien wurde ebenfalls mit Guide bereist, jedoch hier mangels Ortskenntnis und fehlender Übernachtungsmöglichkeiten. Für den russischen Nordkaukasus liegt eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes vor. GesundheitImpfungen sind nicht zwingend vorgeschrieben, sollten jedoch für Polio, Tetanus und Diphterie bestehen und für Hepatitis A+B sowie Typhus in Absprache mit dem Arzt oder Gesundheitsamt erwogen werden. Das Centrum für Reisemedizin in Düsseldorf, Telefon 0221/90429-0, Fax -99) bietet für 15 Mark pro Land in einem »Reise-Gesundheitsbrief« individuelle Informationen zur Gesundheitsvorsorge. Der ADAC hat für Mitglieder unter Telefon 089/767677, Fax 76763677 einen medizinischen Info-Service eingerichtet.Bei Problemen im Land sind die schottischen Ärzte der Ölgesellschaft OMS (Odessa Str. 25, Tbilissi) hilfreich und kompetent. Telefon 941498, Fax 943516. Gut ausgebildete Mediziner sind in Tiflis in der Praxis Curatio, Telefon 968679, oder im Sheraton Hotel zu finden, Telefon 9464, Fax 957376.

Organisierte Motorradreisen:

ERKA-Reisen, Robert-Stolz-Str. 21, 76646 Bruchsal, Telefon 07257/93039-0, Fax -2, ist mit der Agentur SAK-Tours in Georgien präsent und bietet von Studien- bis Sportreisen ein breites Angebot im Land an. Ab Frühjahr 1999 sind Mietmotorräder und geführte Enduro-Touren geplant sowie Beratung, Quartierbuchung und Tourenausarbeitung für individuell reisende Motorradfahrer. Informationen· Differenzierte Reisehinweise für die Kaukasusländer gibt es im Auswärtigen Amt, Adenauerallee 99-103, 53113 Bonn, Telefon 0228/17-0, unter den Durchwahlnummern -1836, -2715 und -3210. Hilfreich ist auch die Deutsche Botschaft in Tiflis, Agmashenebeli Prospekt 166, 380012 Tbilissi, Telefon 00995/32953326, Fax 32950936.
Touristik-Informations-Programme, in München, Telefon 089/4166-1333, Fax -1301 bieten in »reiseTIP« aktuelle Reiseinformationen für das gewünschte Land für zehn Mark pro Land.
Besonders Interessierte können auch mit dem Autor unter Telefon und Fax 07031/385536 Kontakt aufnehmen.

Literatur:

Derzeit sind keine aktuellen Reiseführer über Georgien auf dem Markt. Allerdings sind ostdeutsche Flohmärkte und Antiquariate gute Fundgruben für ältere Kaukasus-Literatur. In Vorbereitung für 1999 sind ein Georgien-Reiseführer im ERKA-Verlag sowie ein englischsprachiger Lonely Planet-Band.

Zumindest weitergeholfen haben die Bücher:

R. Rosen: The Georgian Republic, Passport Books, NTC Publishing Group,Chicago,1975;
B. Löwe: Kulturschock Rußland, Reise-Know-How, 1997, 24,80 Mark;
Bakradse: Georgisch - Wort für Wort, Kauderwelsch, 14,80
Mark. Karten: Mairs, GUS, Großblatt 5 1:750.000; International Travel Map Georgia. 1:625.000; Freytag & Berndt, Georgien 1:800.000.
Sowjetische Generalstabskarten in 1:500.000, 1:200.000 und 1:100.000 gibt es beim Därr Expeditionsservice in München, Telefon 089/282033.

1 comment:

eduard said...

Die unvergleichliche Natur von Georgien ist ein Paradies für Motorradtouristen. Niemals vergessen werden Sie das Singen der Motoren, die faszinierenden Steigungen und Gefälle, die extremen
Landschaftsformationen, das Gefühl endloser Freiheit, die Sie immer wieder zu neuen Abenteuern ruft.