Das Schicksal der Stadt wurde im Wesentlichen durch ihre geopolitische Lage prädestiniert. In unterschiedlichen historischen Epochen lockte die Seidenstraße, die Okzident und Orient verband, die Karawanenroute, die Landmagistrale zum näheren Osten, Eroberer, Kaufleute und Länderentdecker an …
Das Zusammenleben vom Osten und Westen, die Koexistenz unterschiedlichter Kulturen prägten die eigenartige multikulturelle Landschaft und besondere eigenständige Atmosphäre der Stadt. Im 19. Jahrhundert versuchten zahlreiche Wanderer, Schriftsteller und Künstler den Charakter der Stadt um zu begreifen, zu verstehen, zu erforschen und zu studieren. In den 1910er- und den 1920er-Jahren entsteht in Tbilissi ein eigenartiges Zentrum der Avantgardekunst. Die 1918 von russischen und georgischen Dichtern und Avantgardekünstlern gegründete Gruppe „41°“ betonte, dass Tbilissi an den gleichen geografischen Breiten liegt, wie Istanbul, Rom, Barcelona, Chicago … Die Kunst, die sich heute in Tbilissi entfaltet, beherbergt jahrhundertlange georgische Kulturtraditionen und gleichzeitig enthalten Anklänge an heutige Realität.
Die Entfaltung der zeitgenössischen georgischen Kultur wird durch Prozesse geprägt, die sich im Land in den letzten zwanzig Jahren entwickeln. Die Ereignisse seit 1989 – politische und soziale Krisen – werden natürlich durch Kunst reflektiert. Mehrere Künstler mussten das Land verlassen. Immerhin ist das Kulturleben in Tbilissi nicht abgeglüht. Die Öffnung der Grenzen förderte Informationsaustausch und neue Verbindungen. Die noch zu Sowjetzeiten eingerichteten Institutionen wurden den zeitgenössischen Herausforderungen nicht mehr gerecht. Oftmals wurden sie durch private Initiativen oder Nichtregierungsorganisationen abgelöst. Internationale Organisationen zur Förderung des interkulturellen Austauschs und von Kunstprojekten (Goethe-Institut Georgien, British Council, Centre Culturel Francais, SDC – Swiss Agency for Development and Cooperetion u. a. m.) nahmen in Georgien ihre Aktivitäten auf.
Es gab internationale Austauschprogramme wie zum Beispiel das Internationale Austausch- und Ateliersprogramm Region Basel (iaab), an dem von 1991 bis 2008 einige Dutzende schweizerische, georgische und deutsche Künstler teilnehmen konnten. Die entstandenen Kontakte wuchsen zu Freundschaften und Kooperationen, was eine Reihe internationale Projekte zum Leben gerufen hat („Apendix“ – internationale Ausstellung der zeitgenössischen Kunst 2003; „Research Without Bounderies: Curating and Cultural Exchange innthe Intercultural Age“ 2004 u. a.). Seit 2007 wird die georgische Kultur durch das Programm des Ministeriums für Kultur Georgiens „Georgische Saison“ (www.georgianseason.ge ) gefördert, dank dessen markante Projekte georgischer Künstler realisiert wurden (Pavillons Georgiens 52 und 53 an der Artbiennale Venedig; „Atmosphäre 41° City“, Siemens, Senat Gallery Istanbul 2007; „Vojage a Tbilissi“, Musée des Beau-Arts de Nantes 2008, „Born in Georgia“, Cobra Muzeum 2009 u. a.).
Heute entfalten sich in der Kunst Georgiens unterschiedliche Tendenzen. Künstler von heute greifen zu unterschiedlichen Medien und beteiligen sich an internationalen Kunstprojekten, obwohl mehrere Fragen immer noch offen bleiben. Um die Kunstszene von Tbilissi kennenzulernen, braucht man gewisse Zeit und Kontakt zur Szene. Zeitgenössische Kunst befindet sich vorwiegend in Künstler-Ateliers, nicht in Galerien oder Museen. Bis heute gibt es in Tbilissi leider kein Zentrum für zeitgenössische Kunst, einen Ort, wo Materialien gesammelt wären, die neuste Kunstgeschichte reflektieren würden, und wo Wechselausstellungen organisiert würden. Weder das staatliche System der Galerien, noch das private sind reif genug. Trotz allem gibt es in Tbilissi einige Standorte, wo zeitgenössische Kunstprojekte verwirklicht werden.
Der besonders wichtige Standort, der sich seit Jahren bei dem an die zeitgenössische Kunst interessierten Publikum bewährt hat, und regionale wie auch internationale Projekte aufnimmt, ist Karvasla (Karavan-Saray) – das Museum für Geschichte Tbilissi (ein Teil des Nationalmuseums Georgiens) im historischen Gebäude eines Karavan-Gasthauses. Im ersten Obergeschoß befinden sich um den Innenhof herum die Räume für Wechselausstellungen.
Die Nationalgalerie (Nationalmuseum Georgiens), die für Wechselexpositionen geeignet ist, ist wegen der Renovierung und Sanierung vorübergehend geschlossen. Sie wurde 1855–1888 als ein Museumsgebäude erbaut. Sein Architekt ist Albert Salzman, der in Tbilissi geborene Deutsche. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Nationalgalerie auf dem Prospekt Rustaveli zum unmittelbaren Akteur und Schauplatz aller bedeutenden künstlerischen Begebenheiten. Seit Jahren wartet die Öffentlichkeit in Tbilissi auf die Neueröffnung der Nationalgalerie.
Was das Museum für Künste anbetrifft (das Nationale Museum Georgiens) mit seinen zahlreichen unikalen Expositionsobjekten – wie die goldene Schatzkammer, christliche Kunst des Mittelalters, Orientale Kunst, zwei Porträtschulen: Kadsharskaja und die von Tbilissi, das Werk von Pirosmani und die Moderne georgischer Künstler, so nimmt es heute eine Picasso-Ausstellung auf.
In Tbilissi funktioniert eine Zahl kleinerer Galerien, die meistens zentral liegen („Arsi“, „Vernissage“, `Hobby~ u.a.) Einige Galerien, Ausstellungsräume und Artcafes, die sich einst durch ihre interessanten Projekte bemerkbar gemacht hatten, mussten wegen finanziellen Problemen und ungenügender Entwicklung des Kunstmarktes schließen. Die meisten bestehenden Galerien haben einen Saloncharakter und stellen hauptsächlich mit kommerziellen Zielen aus. In der historischen und lebhaften Chardin-Straße liegen zwei kleineren Galerien – „Galerie Baya“ – eine der ältesten, und „Akademie+“ (die Galerie der staatlichen Akademie der Künste Tbilissi) – seit letzten Monaten realisiert die Galerie das Projekt „Freier Raum“ und ermöglicht den Studenten der Akademie der Künste und jungen Künstlern, ihre Arbeiten mietefrei auszustellen.
Seit zwei Jahren wird in Tbilissi „Artisterium“ – International Exhibition of Contemporary Art, „Modus Operandi – In Quest of a Different Way“ (www.artisterium.org ) veranstaltet. Diese Ausstellung umfasste im letzten Jahr beinahe alle Ausstellungsstandorte der Stadt und bekam ein gutes Echo. Im letzten Jahr wurde in Tbilissi die Vereinigung junger Kunstforscher und Künstler „Archidrom“ gegründet – das Archiv der zeitgenössischen Kunst, das regelmäßige Präsentationen der Künstler von heute veranstaltet.
Es sei zu bekräftigen, dass das Fehlen eines Museums oder eines Zentrums für zeitgenössische Kunst sowie der Mangel an aktuell orientierten Ausstellungsstandorten die Präsentation der zeitgenössischen Weltkunst und ihre Bekanntmachung für das Publikum erschweren, was das Kommunizieren von und das Interesse an aktueller Kunst hindert. Offensichtlich ist auch der Mangel an Kulturmanager und -Kuratoren, die ausgebildet und den Herausforderungen von heute gewachsen sind. Man kann wohl sagen, dass die georgische Kunstszene immer noch nach ihrem Weg und Niederlassungsort im lokalen wie auch globalen Raum der zeitgenössischen Kunst sucht.
Das Zusammenleben vom Osten und Westen, die Koexistenz unterschiedlichter Kulturen prägten die eigenartige multikulturelle Landschaft und besondere eigenständige Atmosphäre der Stadt. Im 19. Jahrhundert versuchten zahlreiche Wanderer, Schriftsteller und Künstler den Charakter der Stadt um zu begreifen, zu verstehen, zu erforschen und zu studieren. In den 1910er- und den 1920er-Jahren entsteht in Tbilissi ein eigenartiges Zentrum der Avantgardekunst. Die 1918 von russischen und georgischen Dichtern und Avantgardekünstlern gegründete Gruppe „41°“ betonte, dass Tbilissi an den gleichen geografischen Breiten liegt, wie Istanbul, Rom, Barcelona, Chicago … Die Kunst, die sich heute in Tbilissi entfaltet, beherbergt jahrhundertlange georgische Kulturtraditionen und gleichzeitig enthalten Anklänge an heutige Realität.
Die Entfaltung der zeitgenössischen georgischen Kultur wird durch Prozesse geprägt, die sich im Land in den letzten zwanzig Jahren entwickeln. Die Ereignisse seit 1989 – politische und soziale Krisen – werden natürlich durch Kunst reflektiert. Mehrere Künstler mussten das Land verlassen. Immerhin ist das Kulturleben in Tbilissi nicht abgeglüht. Die Öffnung der Grenzen förderte Informationsaustausch und neue Verbindungen. Die noch zu Sowjetzeiten eingerichteten Institutionen wurden den zeitgenössischen Herausforderungen nicht mehr gerecht. Oftmals wurden sie durch private Initiativen oder Nichtregierungsorganisationen abgelöst. Internationale Organisationen zur Förderung des interkulturellen Austauschs und von Kunstprojekten (Goethe-Institut Georgien, British Council, Centre Culturel Francais, SDC – Swiss Agency for Development and Cooperetion u. a. m.) nahmen in Georgien ihre Aktivitäten auf.
Es gab internationale Austauschprogramme wie zum Beispiel das Internationale Austausch- und Ateliersprogramm Region Basel (iaab), an dem von 1991 bis 2008 einige Dutzende schweizerische, georgische und deutsche Künstler teilnehmen konnten. Die entstandenen Kontakte wuchsen zu Freundschaften und Kooperationen, was eine Reihe internationale Projekte zum Leben gerufen hat („Apendix“ – internationale Ausstellung der zeitgenössischen Kunst 2003; „Research Without Bounderies: Curating and Cultural Exchange innthe Intercultural Age“ 2004 u. a.). Seit 2007 wird die georgische Kultur durch das Programm des Ministeriums für Kultur Georgiens „Georgische Saison“ (www.georgianseason.ge ) gefördert, dank dessen markante Projekte georgischer Künstler realisiert wurden (Pavillons Georgiens 52 und 53 an der Artbiennale Venedig; „Atmosphäre 41° City“, Siemens, Senat Gallery Istanbul 2007; „Vojage a Tbilissi“, Musée des Beau-Arts de Nantes 2008, „Born in Georgia“, Cobra Muzeum 2009 u. a.).
Heute entfalten sich in der Kunst Georgiens unterschiedliche Tendenzen. Künstler von heute greifen zu unterschiedlichen Medien und beteiligen sich an internationalen Kunstprojekten, obwohl mehrere Fragen immer noch offen bleiben. Um die Kunstszene von Tbilissi kennenzulernen, braucht man gewisse Zeit und Kontakt zur Szene. Zeitgenössische Kunst befindet sich vorwiegend in Künstler-Ateliers, nicht in Galerien oder Museen. Bis heute gibt es in Tbilissi leider kein Zentrum für zeitgenössische Kunst, einen Ort, wo Materialien gesammelt wären, die neuste Kunstgeschichte reflektieren würden, und wo Wechselausstellungen organisiert würden. Weder das staatliche System der Galerien, noch das private sind reif genug. Trotz allem gibt es in Tbilissi einige Standorte, wo zeitgenössische Kunstprojekte verwirklicht werden.
Der besonders wichtige Standort, der sich seit Jahren bei dem an die zeitgenössische Kunst interessierten Publikum bewährt hat, und regionale wie auch internationale Projekte aufnimmt, ist Karvasla (Karavan-Saray) – das Museum für Geschichte Tbilissi (ein Teil des Nationalmuseums Georgiens) im historischen Gebäude eines Karavan-Gasthauses. Im ersten Obergeschoß befinden sich um den Innenhof herum die Räume für Wechselausstellungen.
Die Nationalgalerie (Nationalmuseum Georgiens), die für Wechselexpositionen geeignet ist, ist wegen der Renovierung und Sanierung vorübergehend geschlossen. Sie wurde 1855–1888 als ein Museumsgebäude erbaut. Sein Architekt ist Albert Salzman, der in Tbilissi geborene Deutsche. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Nationalgalerie auf dem Prospekt Rustaveli zum unmittelbaren Akteur und Schauplatz aller bedeutenden künstlerischen Begebenheiten. Seit Jahren wartet die Öffentlichkeit in Tbilissi auf die Neueröffnung der Nationalgalerie.
Was das Museum für Künste anbetrifft (das Nationale Museum Georgiens) mit seinen zahlreichen unikalen Expositionsobjekten – wie die goldene Schatzkammer, christliche Kunst des Mittelalters, Orientale Kunst, zwei Porträtschulen: Kadsharskaja und die von Tbilissi, das Werk von Pirosmani und die Moderne georgischer Künstler, so nimmt es heute eine Picasso-Ausstellung auf.
In Tbilissi funktioniert eine Zahl kleinerer Galerien, die meistens zentral liegen („Arsi“, „Vernissage“, `Hobby~ u.a.) Einige Galerien, Ausstellungsräume und Artcafes, die sich einst durch ihre interessanten Projekte bemerkbar gemacht hatten, mussten wegen finanziellen Problemen und ungenügender Entwicklung des Kunstmarktes schließen. Die meisten bestehenden Galerien haben einen Saloncharakter und stellen hauptsächlich mit kommerziellen Zielen aus. In der historischen und lebhaften Chardin-Straße liegen zwei kleineren Galerien – „Galerie Baya“ – eine der ältesten, und „Akademie+“ (die Galerie der staatlichen Akademie der Künste Tbilissi) – seit letzten Monaten realisiert die Galerie das Projekt „Freier Raum“ und ermöglicht den Studenten der Akademie der Künste und jungen Künstlern, ihre Arbeiten mietefrei auszustellen.
Seit zwei Jahren wird in Tbilissi „Artisterium“ – International Exhibition of Contemporary Art, „Modus Operandi – In Quest of a Different Way“ (www.artisterium.org ) veranstaltet. Diese Ausstellung umfasste im letzten Jahr beinahe alle Ausstellungsstandorte der Stadt und bekam ein gutes Echo. Im letzten Jahr wurde in Tbilissi die Vereinigung junger Kunstforscher und Künstler „Archidrom“ gegründet – das Archiv der zeitgenössischen Kunst, das regelmäßige Präsentationen der Künstler von heute veranstaltet.
Es sei zu bekräftigen, dass das Fehlen eines Museums oder eines Zentrums für zeitgenössische Kunst sowie der Mangel an aktuell orientierten Ausstellungsstandorten die Präsentation der zeitgenössischen Weltkunst und ihre Bekanntmachung für das Publikum erschweren, was das Kommunizieren von und das Interesse an aktueller Kunst hindert. Offensichtlich ist auch der Mangel an Kulturmanager und -Kuratoren, die ausgebildet und den Herausforderungen von heute gewachsen sind. Man kann wohl sagen, dass die georgische Kunstszene immer noch nach ihrem Weg und Niederlassungsort im lokalen wie auch globalen Raum der zeitgenössischen Kunst sucht.
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Source: www.goethe.de
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