Monday, June 21, 2010

UNIVERSITÄT: Arbeitskreis Kaukasus am Institut für Ethnologie Tübingen (uni-tuebingen.de)

Da der Kaukasus neben Zentralasien und Indien ein regionaler Schwerpunkt des Instituts für Ethnologie in Tübingen ist, jedoch leider von keiner der Professuren vertreten wird, möchte der AK Kaukasus interessierten Studierenden und Wissenschaftlern eine Plattform der Information, des Austauschs und der Diskussion zum Thema Kaukasus bieten und darüber hinaus den interdisziplinären Austausch anregen. Alle Interessenten sind herzlich willkommen, sich an den Treffen und Aktivitäten des AKs zu beteiligen und können in den Email-Verteiler des AK aufgenommen werden. Der AK wird sich in regelmäßigen Abständen treffen, wobei Teilnehmer ihre eigenen Arbeiten, aktuelle Forschungsprobleme, Fragen, Publikationen etc. zur Diskussion stellen können. Außerdem stehen Absolventen und Studierende, die bereits im Kaukasus studiert, gearbeitet oder geforscht haben, gerne als Ansprechpartner für Fragen in Bezug auf Praktika und Studien im Kaukasus zur Verfügung. Da bereits eine Partnerschaft mit der Slawischen Universität in Baku besteht und Abkommen mit Universitäten in Georgien und Armenien in Planung sind, rechnen wir mit einem solchen Beratungsbedarf.

Weitere Ziele und Aufgaben des AK sind:
- Der Ausbau des Kaukasus-Schwerpunkts am Institut für Ethnologie Tübingen und die Erweiterung der Bibliotheksbestände des Instituts zum Thema Kaukasus
- Die Verbreitung aktueller Informationen in Bezug auf ethnologische Forschung und Projekte im Kaukasus
- Eine Vernetzung mit deutschen und internationalen Ethnologen mit einem regionalen Interessen - Schwerpunk im Kaukasus
- Eine Vernetzung mit Kaukasus-Experten aus anderen Fachbereichen
- Die Organisation von Informationsveranstaltungen, Workshops, Vortragsreihen und Symposien
- Die Unterst&uum;tzung von Projekten, Forschungen, Publikationen


Einleitung zur Kaukasus-Region

Das Ende der Sowjetunion im Jahr 1991 und die Unabhäägigkeit der ehemaligen Sowjetrepubliken Zentralasiens, des Kaukasus und des Baltikums eröffnete für westliche Wissenschaftler ein bis dahin weitgehend unbekanntes Feld. Die Kaukasus-Region ist hier von besonderer Bedeutung. Als geographische Schnittstelle zwischen Europa und Asien war das Gebiet zwischen dem Kaspischen und Schwarzen Meer bereits seit der Spätantike Gegenstand geopolitischer Interessen umliegender Großmächte. Diese dynamische Geschichte zeigt sich heute in der sprachlichen und religiösen Vielfalt sowie in einer ethnisch stark heterogenen Bevölkerung. Gleichzeitig verdeutlichen die aktuellen ethnisch-territorialen und politischen Konflikte die Willkür und den konstruierten Charakter ethnischer Zuschreibungen, territorialer Grenzen und nationaler Identitäten. Das jüngste Beispiel des Fünftagekriegs zwischen Georgien und Russland 2008 zeigt, dass internationale Mediendiskurse eine einseitige Wahrnehmung der Region als "Krisenherd" fördern und zur Reproduktion solcher Stereotypen beitragen. Dieser Rahmen verdeutlicht die Bedeutung einer intensiveren wissenschaftlichen Auseinandersetzung sowie den Beitrag ethnologischer Studien und Fragestellungen. Ein Verstehen gegenwärtiger Prozesse ist nur im Kontext vorherrschender Ideen- und Wertekonzepte möglich. In der Fokussierung lokaler Bedeutungswelten sowie der Aushandlung, Inszenierung und Repräsentation sozialer, nationaler und kultureller Identitäten, sieht der AK-Kaukasus einen wichtigen Beitrag für ein tieferes Verständnis aktueller Prozesse in der Kaukasus-Region.

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