Achim. Zwei Millionen Menschen wohnen in Aserbaidschans Hauptstadt Baku. Schon lange bevor feststand, dass der Eurovision Song Contest dieses Jahr in der Metropole ausgetragen wird, setzte Sebastian Burger hier eine Fotoserie um. Dabei zeigte er, wie die Stadt ihr Gesicht verändert. Alte Gebäude weichen modernen Wohntürmen, doch scheinbar trotzig bleiben an vielen Stellen Villen aus den 20er Jahren stehen. Mit der Bildserie gewann der Bremer vergangenes Jahr den Förderpreis des Achimer Kunstvereins. Dieser ermöglicht es dem 32-Jährigen nun, seine Bilder im Rahmen einer Einzelausstellung im städtischen Rathaus zu zeigen. Gestern wurde Vernissage gefeiert.
"Im Jahr 2007 habe ich gerade nach einem Diplomthema gesucht. Da hat es sich ergeben, dass mich ein Teilstipendium ins Ausland führte", erzählt Sebastian Burger. Ihn reizte der Iran, doch wegen der schwierigen politischen Verhältnisse zog er Aserbaidschan, den nördlichen Nachbarn des Irans, vor. "Historisch hat sich in Baku immer sehr viel geändert. Da ich den städtebaulichen Wandel festhalten wollte, war die Stadt für mich die eierlegende Wollmilchsau. Im Süden ist das Land vom Iran geprägt, im Norden von Russland. Außerdem sind die Bürger in Richtung Westen orientiert, und der Bauboom erinnert einen an Dubai", sagt Burger.
Im Rathaus zeigt er überwiegend Bilder von seinem ersten Aufenthalt, aber auch ein Dutzend neue Arbeiten, die im vergangenen Jahr entstanden sind. Seine großformatigen Aufnahmen zeigen, wie das europäische Erbe langsam aus der Stadt verdrängt wird. Nicht nur architektonische Fotografien sind zu sehen, sondern auch Aufnahmen aus Wohnungen der Einwohner. Die Bewohner, auf die der Künstler meistens spontan zukam, beschreibt Sebastian Burger als äußerst gastfreundlich. "Ich sehe eine Fassade meiner Begierde und weiß, dass ich gegenüber auf einem Balkon in der Mitte, zur Not auch vom Dach aus, ein Foto machen muss. Also klingelt man bei den Nachbarn, erzählt kurz 'ich bin der und der' und will von ihrem Haus aus eine Aufnahme machen. Durch dieses Eindringen in die Wohnungen haben sich tolle Kontakte ergeben. Die meisten Leute hatten kein Problem damit", berichtet der Künstler. Manchmal lief es auch anders herum. Beispielsweise in einem Haus, das einmal die Musikschule der Stadt
beherbergte. "Jemand rief 'Who are you? Come in'. Da hatte eine Bewohnerin Langeweile und suchte Kommunikation mit den Touristen", erzählt Sebastian Burger.
Die Ausstellung kann noch bis zum 29. März zu den gewohnten Öffnungszeiten im Rathaus angesehen werden.
Für Dienstag, 13. März, lädt Sebastian Burger zu einem Lichtbild-Vortrag in das Rathausfoyer ein. Dort berichtet er über seine künstlerische Arbeit in der Hauptstadt Aserbaidschans. Beginn ist um 19.30 Uhr. Der Eintrittspreis beträgt acht Euro.
Eine kostenlose Führung durch die Ausstellung bietet der Künstler für Sonntag, 18. März, zwischen 14 und 17 Uhr an.
Weitere Informationen zu dem Künstler gibt es im Internet auf www.sebastian-burger.de. Dort, aber auch in jedem Buchladen, können Bildbände erworben werden.
Quelle: www.weser-kurier.de
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