Monday, March 12, 2012

FOTOGRAPHIE: Baku - die Stadt der schlagenden Winde. Von Maria Wokurka (weser-kurier.de)

Andere fahren erst noch nach Baku, Sebastian Burger war schon da. Am Mittwoch hält er in der DKV-Residenz an der Contrescarpe in Bremen einen Vortrag über die Hauptstadt Aserbaidschans .
 
Bahnhofsvorstadt. Ende Mai tritt Roman Lob beim Eurovision Song Contest (ESC) in Baku für Deutschland an. Sebastian Burger macht einen vielversprechenden Anfang, um die Geografie- und Kulturkenntnisse der ESC-Fans aufzufrischen. Am Mittwoch, 14. März, um 15.30 Uhr hält er in der DKV-Residenz an der Contrescarpe einen Lichtbildervortrag über die "Stadt der schlagenden Winde".

Woher diese Bezeichnung stammt? Das habe mehrere Ursachen, sagt Sebastian Burger. Die einfache Erklärung ist die, dass Baku schon immer eine sehr böige Stadt gewesen sei. Im übertragenen Sinne werden damit die vielen Regimewechsel der vergangenen Jahre und die kulturellen Umschwünge angedeutet. Es scheint so, als werde die Kultur in vielen Ecken einfach ausradiert. Das einzigartige, architektonische Erbe müsse modernen Bauten weichen. Die Bautätigkeit der vergangenen Jahre habe mit Architektur oftmals nur wenig zu tun, berichtet der Künstler. "Die Ästhetik ist aber trotzdem sehr interessant und reizvoll." In Baku gelten Häuser, Hotels und Gebäude gerne mal als Statussymbol, so wie ein Handy oder ein Auto. Diejenigen, die über ausreichend finanzielle Mittel verfügen, zeigen gerne, worin sie investiert haben, beziehungsweise, was damit gebaut wurde.

Viel Geld fließt in Infrastruktur
Zusätzlich pumpt der Staat Geld in die nötige Infrastruktur. Das Verhältnis sei allerdings etwas unausgewogen. Dahinter steckten auch politische Gründe. Aserbaidschan gehöre zu den 50 korruptesten Ländern der Welt.

Dennoch: "Baku ist ein sehr attraktiver Fleck." Ähnlich wie in Finnland gebe es eigentlich nur eine große Stadt. Die Hauptstadt Aserbaidschans hebe sich durch eine wahnsinnig heterogene Mischung ab vom Rest des Landes. Das mache sich beispielsweise an den unterschiedlichen Architekturstilen bemerkbar. "An manchen Orten sieht es aus wie in Paris, an anderen wie in Budapest und am nächsten Fleck wieder komplett anders." Hinzu komme, dass Baku für ganz verschiedene Werte stehe. "Kommunistische Strömungen treffen auf islamische. Es funktioniert gut", sagt Sebastian Burger.

Aserbaidschans Wirtschaft erlebt seit Jahren immer wieder kräftige Aufschwünge. Verantwortlich dafür sind die reichhaltigen Bodenschätze. Die Nachfrage nach Kohle und Gas aus dem Ausland ist dermaßen groß, dass Aserbaidschan mit dem Export hohe Gewinne einfahren kann. Das Land hat aber auch weniger schöne Orte zu bieten. Die Armut verteilt sich eher auf die ländlichen Teile. In Baku selber fragten sich Besucher zunächst, wo hier die Armut sei, berichtet Burger. Bei näherer Betrachtung gebe es aber auch in der Stadt bestimmte Viertel, die beinahe als Slums bezeichnet werden könnten, allerdings nicht mit den Vororten indischer Städte zu vergleichen seien.

Sebastian Burger schaut mit seiner Ausstellung hinter die Fassade. Der leidenschaftliche Radfahrer wird über die Landschaft sprechen und von interessanten Begegnungen erzählen. "Die Menschen in Baku habe ich als sehr offen, neugierig, spontan und gastfreundlich erlebt." Bei seinen Foto-Streifzügen habe er oftmals viel einfacher improvisieren können als es beispielsweise in Deutschland möglich gewesen wäre. Dieses unkomplizierte Arbeiten habe viel Spaß gemacht und tolle Ergebnisse hervorgebracht, die am Mittwoch begutachtet werden können.

Nach Baku wird Bremens Experte für den Eurovision Song Contest, Eggert Peters, nicht reisen. Wie Sebastian Burger bewertet er Baku als besonderen Ort mit exotischem Touch. Wie die Chancen des deutschen Beitrags von Roman Lob aussehen, darauf möchte sich Peters noch nicht festlegen. Roman Lob könne aber sicher mit seinem natürlichen und sympathischen Auftreten punkten. "An einen Roman-Hype so wie bei Lena glaube ich allerdings nicht", sagt er.

Eggert Peters geht davon aus, dass viele Deutsche kaum wissen, wo genau Aserbaidschan überhaupt liegt. Wer neugierig geworden ist, kann sich in der Ausstellung und beim Vortrag von Sebastian Burger informieren.

Der Lichtbildervortrag über die "Stadt der schlagenden Winde" ist am Mittwoch, 14. März, um 15.30 Uhr in der DKV-Residenz an der Contrescarpe zu sehen und hören. Eintritt: fünf Euro.

Quelle: http://www.weser-kurier.de/
 

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